Ich fühl' mich, wie auf Wolken schwebend: Der Bergpfarrer 165 – Heimatroman
Von Toni Waidacher
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Über dieses E-Book
Diese Serie enthält alles, was die Leserinnen und Leser von Heimatromanen interessiert.
Marion Trenker begrüßte die junge Frau mit einem freundlichen Lächeln.
»Grüß Gott. Sie sind gewiß die Frau Angermeier aus München, nicht wahr? Herzlich willkommen in der Pension ›Edelweiß‹. Ich hoffe, Sie hatten eine gute Fahrt?«
»Ja, vielen Dank. Es ging schneller, als ich gedacht hatte. Es war net viel los auf der Autobahn.«
Die angeheiratete Cousine des Bergpfarrers nahm den Zimmerschlüssel vom Brett.
»Laß nur, ich bring' die Frau Angermeier zu ihrem Zimmer«, meldete sich Andreas aus dem kleinen Büro und kam schon im nächsten Moment um die Ecke. »Grüß Gott und noch mal herzlich willkommen.«
Er nahm den Koffer der jungen Frau und ging voran. Die Einzelzimmer lagen im Erdgeschoß der Pension. Die Nummer vier war geräumig, mit einem großen Fenster zum Garten hinaus. Die kleine Terrasse lud mit ihren gemütlichen Gartenmöbeln zum Sonnenbaden ein, das Zimmer selbst war anheimelnd eingerichtet.
»Sehr schön«, sagte Katrin. »Hier werd' ich mich bestimmt wohl fühlen.«
Andreas Trenker hatte den Koffer abgestellt. Er erklärte, zu welchen Zeiten es Frühstück gab und wünschte einen angenehmen Aufenthalt, bevor er hinausging.
Mit einem Seufzer setzte sich die junge Frau in einen Sessel am Fenster und schaute gedankenverloren hinaus.
Dabei hatte sie einen wehen Ausdruck in den Augen und mußte mehrmals schlucken, um den dicken Kloß hinunterzubringen, der in ihrem Hals steckte.
Da bist' nun, dachte sie, vierzehn Tag' hast' jetzt Zeit, Abstand zu gewinnen und zu vergessen, dachte sie.
Aber Katrin war klar, daß ihr das nicht so leicht gelingen würde. Dazu war alles noch viel zu frisch, die Trennung von Norbert gerade erst vollzogen.
Während sie daranging,
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Der Bergpfarrer (ab 375)
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Buchvorschau
Ich fühl' mich, wie auf Wolken schwebend - Toni Waidacher
Der Bergpfarrer
– 165 –
Ich fühl' mich, wie auf Wolken schwebend
… wenn du nur in meiner Nähe bist!
Toni Waidacher
Marion Trenker begrüßte die junge Frau mit einem freundlichen Lächeln.
»Grüß Gott. Sie sind gewiß die Frau Angermeier aus München, nicht wahr? Herzlich willkommen in der Pension ›Edelweiß‹. Ich hoffe, Sie hatten eine gute Fahrt?«
»Ja, vielen Dank. Es ging schneller, als ich gedacht hatte. Es war net viel los auf der Autobahn.«
Die angeheiratete Cousine des Bergpfarrers nahm den Zimmerschlüssel vom Brett.
»Laß nur, ich bring’ die Frau Angermeier zu ihrem Zimmer«, meldete sich Andreas aus dem kleinen Büro und kam schon im nächsten Moment um die Ecke. »Grüß Gott und noch mal herzlich willkommen.«
Er nahm den Koffer der jungen Frau und ging voran. Die Einzelzimmer lagen im Erdgeschoß der Pension. Die Nummer vier war geräumig, mit einem großen Fenster zum Garten hinaus. Die kleine Terrasse lud mit ihren gemütlichen Gartenmöbeln zum Sonnenbaden ein, das Zimmer selbst war anheimelnd eingerichtet.
»Sehr schön«, sagte Katrin. »Hier werd’ ich mich bestimmt wohl fühlen.«
Andreas Trenker hatte den Koffer abgestellt. Er erklärte, zu welchen Zeiten es Frühstück gab und wünschte einen angenehmen Aufenthalt, bevor er hinausging.
Mit einem Seufzer setzte sich die junge Frau in einen Sessel am Fenster und schaute gedankenverloren hinaus.
Dabei hatte sie einen wehen Ausdruck in den Augen und mußte mehrmals schlucken, um den dicken Kloß hinunterzubringen, der in ihrem Hals steckte.
Da bist’ nun, dachte sie, vierzehn Tag’ hast’ jetzt Zeit, Abstand zu gewinnen und zu vergessen, dachte sie.
Aber Katrin war klar, daß ihr das nicht so leicht gelingen würde. Dazu war alles noch viel zu frisch, die Trennung von Norbert gerade erst vollzogen.
Während sie daranging, den Koffer auszupacken, überlegte sie wieder mal, wieso es gerade sie hatte treffen müssen. Wie oft hatte sie schon Geschichten gehört, die von betrogenen Frauen handelten, betrogen von der besten Freundin – und nun war es ihr selbst passiert. Dabei hatte sie es nie für möglich gehalten. Nicht bei Nicole, die sie seit dem Kindergarten kannte.
Tränen stiegen wieder in ihre Augen, die sie mühsam zu unterdrücken versuchte. Katrin wollte nicht mehr weinen, das hatte sie in den vergangenen Wochen zu oft getan.
»Schluß jetzt!« sagte sie energisch und wischte sich über das Gesicht. »Die Sache ist zu Ende, und jetzt gibt’s einen Neuanfang.«
Und der sollte mit diesem Urlaub beginnen. Katrin, die in einer Münchner Firma für Computersoftware als Sekretärin arbeitete, war mit dem festen Entschluß von zu Hause weggefahren, die Enttäuschung zu überwinden. Und nichts würde sie davon abhalten können. Hier, in den Bergen, wollte sie sich erholen. Und wenn sie in vierzehn Tagen wieder nach München zurückfuhr, wollte sie wieder der glückliche Mensch sein, der sie war, bevor sie den Betrug bemerkte.
Nachdem die Sachen im Schrank verstaut waren, ging die junge Frau in das Badezimmer und erfrischte sich.
Sorgfältig bürstete sie die langen, dunklen Haare durch, die leicht auf die runden Schultern fielen.
Dreiundzwanzig Jahre war sie jetzt alt. Katrin hatte ein hübsches, ovales Gesicht, ihre braunen Augen schauten sanft, und wenn sie lachte, zeigten sich zwei Grübchen auf ihren Wangen. Ihre schlanke Gestalt zog die Blicke der Männer auf sich, dessen war sie sich bewußt.
Sie warf einen Blick auf die Uhr. Am Morgen war sie aus München losgefahren. Katrin bewohnte eine kleine Zweizimmerwohnung im Stadtteil Schwabing, in dem auch die Firma ansässig war, für die sie arbeitete. Iris, ihre Nachbarin, hatte sie verabschiedet und versprochen, nach Blumen und Post zu schauen. Jetzt war es Mittag, und Katrin verspürte ein leichtes Hungergefühl. Sie nahm ihre Handtasche mit dem langen Lederriemen und hängte sie um. Draußen war es so warm, daß sie auf eine Jacke verzichten konnte. Beschwingt verließ sie die Pension, die am Rande von St. Johann lag, und spazierte in das Dorf hinein.
Schon bei der Ankunft waren ihr die Häuser mit den typischen Lüftlmalereien aufgefallen. Nicht wenige Leute gingen in Tracht durch den Ort. Es hatte etwas Uriges, und überhaupt schien hier die Zeit stehengelieben zu sein. Abgesehen von einem kleinen Einkaufszentrum gab es kaum Neubauten.
In der Mitte des Dorfes stand ein Hotel. Eine Tafel wies auf den Bier- und Kaffeegarten hin, der geöffnet war.
Katrin ging hinein und staunte über die vielen Touristen, die hier saßen. St. Johann schien tatsächlich so ein beliebtes Urlaubsziel zu sein, wie ihr die Frau im Reisebüro erzählt hatte.
Sie schaute sich suchend um und entdeckte einen Tisch, an dem ein einzelner Mann saß. Berührungsängste hatte die hübsche Sekretärin nicht und ging hinüber.
»Hätten S’ was dagegen, wenn ich mich zu Ihnen setz’?« fragte sie freundlich.
Der Mann lächelte und schüttelte den Kopf.
»Nein, überhaupt net«, antwortete er mit einer angenehmen Stimme. »Es ist ja noch Platz genug.«
Verstohlen betrachtete sie ihn. Er mochte Anfang Dreißig sein und hatte ein markantes Gesicht mit einem gebräunten Teint. Die hellen Haare waren kurzgeschnitten. Er trug ein legeres Hemd und Jeans. Vor ihm lag eine Zeitschrift, in der er geblättert hatte.
»Es gibt eine leckere Leberknödelsuppe«, meinte er. »Die kann ich Ihnen nur empfehlen.«
Dann beugte er sich vor.
»Hoffmann«, stellte er sich vor. »Karsten Hoffmann aus München.«
»Angenehm. Katrin Angermeier, ebenfalls aus München.«
Sie lachten beide.
»Sie machen hier also auch Urlaub«, stellte der Mann fest.
»Ja, grad angekommen«, nickte sie.
»Ich wohn’ in der Pension Edelweiß. Ein sehr hübsches Haus.«
»Ich weiß – da wohn’ ich nämlich auch…«
Wieder lachten sie, und jeder stellte für sich fest, daß der andere sehr sympathisch zu sein schien.
»Ich bin seit Samstag da«, erzählte Karsten Hoffmann. »Wenn ich Ihnen einen Rat geben darf, dann schauen S’ sich unbedingt die Kirche an. Ich weiß ja net, wie Ihre Pläne sind, aber das Gotteshaus müssen S’ unbedingt gesehen haben!«
Der schlanke Turm mit der zwiebelförmigen Kuppel war ihr schon aufgefallen, als sie mit dem Auto daran vorbeigefahren war.
»Das werd’ ich ganz bestimmt machen«, nickte sie.
Eine junge Frau kam an den Tisch und fragte nach ihren Wünschen. Katrin folgte dem Rat ihres Nachbarn und bestellte die Suppe. Dazu eine Apfelschorle.
»Wie lange bleiben Sie, wenn ich fragen darf?« erkundigte sich Karsten.
»Vierzehn Tag’. Mehr wollt’ mein Chef mir net genehmigen.«
»Ja, ja, diese Chefs«, sagte er. »Haben überhaupt kein Verständnis für die Wünsche ihrer Angestellten. Meiner ist allerdings ein bissel humaner, er hat mir drei Wochen bewilligt.«
Er zwinkerte ihr zu.
»Das war allerdings auch ganz leicht, mein Chef ist nämlich genauso faul wie ich.«
Katrin sah ihn stirnrunzelnd an.
»Was arbeiten Sie denn?«
»Ich bin Rechtsanwalt…«, schmunzelte Karsten Hoffmann.
»Na dann«, lachte sie.
»Ich hoff’, Sie nehmen mir den kleinen Scherz net übel«, sagte er.
Katrin schüttelte den Kopf.
Übelnehmen? Ihm?
Dazu war er viel zu nett!
*
Die Suppe war wirklich ein Genuß, da hatte Karsten Hoffmann sie gut beraten. Nachdem sie gegessen hatte, lehnte Katrin sich zurück. Es war herrlich, einfach nur dazusitzen, sich angenehm zu unterhalten dabei alle Sorgen vergessen zu können.
»Daß man hier viel unternehmen kann, hat man Ihnen wahrscheinlich im Reisebüro gesagt«, bemerkte der Rechtsanwalt. »Haben S’ denn schon Pläne geschmiedet?«
Darüber hatte Katrin noch gar nicht richtig nachgedacht.
»Eigentlich net so recht«, antwortete sie. »Vielleicht ein bissel wandern, und dann soll’s hier in der Nähe einen Bergsee geben, in dem man schwimmen kann.«
»Der