Bin ich bei dir endlich zuhaus?: Der Bergpfarrer 408 – Heimatroman
Von Toni Waidacher
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Über dieses E-Book
Diese Serie enthält alles, was die Leserinnen und Leser von Heimatromanen interessiert.
Andrea Mahlbach ließ sich erschöpft in einen Sessel sinken und lehnte ihren Kopf in den Arm. Karsten Heuer, der Aufnahmeleiter, kam in die Garderobe. Sein skeptischer Blick zeigte deutlich, daß er mit der gerade beendeten Sendung nicht sehr zufrieden war. Trotzdem lächelte er jetzt zuversichtlich. »Kopf hoch«, sagte er. »Das wird schon wieder. Und so schlecht war's auch wieder net.« Die junge Fernsehmoderatorin sah ihn zweifelnd an. Sie griff nach einer Mineralwasserflasche und schenkte sich ein Glas ein. Andrea trank es in einem Zug leer. »Vielen Dank, Karsten, daß du mich trösten willst«, erwiderte sie. »Aber ich weiß selbst, daß ich eine miserable Arbeit abgeliefert hab'. Da ändern auch deine netten Worte nix daran.« Sie fuhr sich über das Gesicht und mußte an sich halten, nicht in Tränen auszubrechen. Der fünfzigjährige Heuer strich ihr behutsam über den Kopf. »Fahr' erstmal nach Hause«, schlug er vor. »Morgen, in der Redaktionskonferenz, besprechen wir, wie's weitergehen soll.«
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Buchvorschau
Bin ich bei dir endlich zuhaus? - Toni Waidacher
Der Bergpfarrer
– 408 –
Bin ich bei dir endlich zuhaus?
Toni Waidacher
Andrea Mahlbach ließ sich erschöpft in einen Sessel sinken und lehnte ihren Kopf in den Arm. Karsten Heuer, der Aufnahmeleiter, kam in die Garderobe. Sein skeptischer Blick zeigte deutlich, daß er mit der gerade beendeten Sendung nicht sehr zufrieden war. Trotzdem lächelte er jetzt zuversichtlich.
»Kopf hoch«, sagte er. »Das wird schon wieder. Und so schlecht war’s auch wieder net.«
Die junge Fernsehmoderatorin sah ihn zweifelnd an. Sie griff nach einer Mineralwasserflasche und schenkte sich ein Glas ein. Andrea trank es in einem Zug leer.
»Vielen Dank, Karsten, daß du mich trösten willst«, erwiderte sie. »Aber ich weiß selbst, daß ich eine miserable Arbeit abgeliefert hab’. Da ändern auch deine netten Worte nix daran.«
Sie fuhr sich über das Gesicht und mußte an sich halten, nicht in Tränen auszubrechen. Der fünfzigjährige Heuer strich ihr behutsam über den Kopf.
»Fahr’ erstmal nach Hause«, schlug er vor. »Morgen, in der Redaktionskonferenz, besprechen wir, wie’s weitergehen soll.«
Aufmunternd legte er seine Hand auf ihre Schulter. Andrea erhob sich.
»Vielleicht hast du recht«, meinte sie. »Ich sollte wirklich erst einmal schlafen. Ich fühl’ mich überhaupt net gut.«
»Na, dann los«, sagte Karsten Heuer. »Fahr’ schon nach unten, ich laß dir ein Taxi rufen.«
Andrea zog ihre Jacke über und ging mit ihm hinaus. Während der Aufnahmeleiter in seinem Büro verschwand, ging die Moderatorin zu den Aufzügen. Ihr Finger lag bereits auf dem Knopf, als sie es sich anders überlegte und die Treppe nahm. Vierundzwanzig Stockwerke hatte das Gebäude des privaten Fernsehsenders, für den sie arbeitete. Andreas Büro und Garderobe lagen im vorletzten. Nachdenklich ging sie die Stufen hinunter. Ihre Gedanken wirbelten wild durcheinander, doch trotz des ganzen Chaos in ihrem Kopf, wurde ihr eines klar – so konnte es nicht weitergehen! Sie mußte unbedingt etwas ändern, wenn sie sich aus der Lebenskrise, in der sie sich momentan befand, wieder befreien wollte.
Das Taxi wartete schon vor dem Gebäude, als Andrea nach draußen kam. Tief atmete sie die warme Nachtluft ein. Eigentlich war es viel zu schön, um schon schlafen zu gehen. Die Einladung zu einer Party kam ihr in den Sinn. Doch anstatt dorthin zu fahren, nannte sie dem Fahrer die Adresse ihrer Wohnung und setzte sich in den Fond des Taxis.
Wenn sie der Einladung folgte, traf sie möglicherweise auf jemanden, den sie unter keinen Umständen sehen wollte – zumindest jetzt nicht. Es war sehr wahrscheinlich, daß Wolfgang Mitterer ebenfalls Gast auf der Party war, doch die Wunden der Trennung waren noch nicht genug verheilt, als daß Andrea ihm jetzt schon hätte unbefangen gegenüber stehen können.
Während sie darüber nachdachte, bemerkte sie nicht, daß der Fahrer sie ab und zu im Rückspiegel beobachtete. Als sie an einer roten Ampel halten mußten, wagte er es, sie anzusprechen.
»Entschuldigen S’, aber sind S’ net die Andrea Mahlbach, die ›München um Mitternacht‹ moderiert?«
Es war nicht ungewöhnlich, daß ihr diese Frage gestellt wurde. Als bekannte Fernsehjournalistin und -moderatorin kam es immer wieder vor, daß sie angesprochen und um ein Autogramm gebeten wurde. Sie bejahte die Frage des Taxichauffeurs.
»Wissen S’, meine Frau ist ganz narrisch auf Ihre Sendung. Hätten S’ net eine Autogrammkarte für sie dabei?«
Die Ampel war umgesprungen, und sie fuhren weiter.
»Doch«, sagte Andrea und kramte in ihrer Handtasche. Für solche Fälle führte sie immer ein paar Karten mit. Sie zog eine hervor.
»Wie heißt denn Ihre Frau?«
»Walburga, aber ich sag’ immer nur Burgl zu ihr. Wenn S’ ihr da was Nettes schreiben täten. Sie wird sich bestimmt riesig freuen.«
Im Schein der hinteren Beleuchtung schrieb Andrea einen kleinen Text auf die Rückseite und setzte ihren Namenszug darunter. Inzwischen waren sie in der Straße angekommen, in der die Moderatorin wohnte. Sie bezahlte die Fahrt und reichte dem Mann die Karte.
»Dank’ schön, gnädige Frau«, sagte er überschwenglich. »Ich wart’ auch, bis Sie sicher im Haus sind.«
Hoffentlich ist seine Frau morgen noch genauso begeistert, dachte Andrea, während sie die Haustür hinter sich schloß. Wenn erst einmal die Einschaltquoten heraus waren, dann würde sich zeigen, ob sie in der Gunst der Fernsehzuschauer immer noch weit genug oben lag, um ihren Job zu behalten.
*
Sie schloß die Wohnungstür auf und trat ein. Auf dem Anrufbeantworter waren ein paar belanglose Nachrichten. Andrea schenkte sich ein Glas Rotwein ein und setzte sich dann mit angewinkelten Knien auf das Sofa. In einer Viertelstunde würde ihre Sendung, die sie heute abend aufgezeichnet hatten, über den Bildschirm flimmern. Aber sie fürchtete sich davor, das Gerät einzuschalten. Statt dessen schweifte ihr Blick durch das Wohnzimmer und blieb auf einem gerahmten Foto ruhen, das an der gegenüberliegenden Wand hing. Es zeigte eine weiße Kirche und davor ein paar Buben und Madeln, die sich zu diesem Gruppenfoto nach ihrer Firmung zusammengestellt hatten.
Du lieber Himmel, wann war denn das? Andrea überlegte – zehn Jahre bestimmt. Ein bißchen Wehmut kam auf, als sie an das kleine Dorf im Wachnertal dachte, ihre Heimat. Es war schon eine Ewigkeit her, daß sie in St. Johann gewesen war. Zuletzt auf der Beerdigung der Mutter, die dem Vater nach drei Jahren ins Grab folgte.
Plötzlich fiel Andrea etwas ein, das sie in der Hektik des Tages vergessen hatte – in dem Stapel mit Post, den sie am Morgen aus dem Briefkasten geholt hatte, war auch ein Brief aus St. Johann, von Oma Herborn, der Mieterin, die jetzt in Andreas Elternhaus wohnte. Die junge Frau hatte noch gar keine Zeit gehabt, ihre Post durchzusehen. Das holte sie jetzt nach. Etliche Reklameschreiben warf sie gleich in den Papierkorb, ohne sie zu öffnen. Ein Brief enthielt eine Rechnung für die Reparatur ihres Autos, der andere war von ihrer Mieterin. Erstaunt las Andrea, daß die alte Frau die Wohnung kündigen und in ein Altenheim ziehen wollte. Na ja, sie war auch schon dreiundneunzig Jahre alt und nicht mehr ganz gesund. Im Heim war sie umsorgter. Dennoch erfüllte der Gedanke die junge Frau mit Trauer. Oma Herborn war früher so etwas wie ihre eigene Großmutter gewesen, die sie leider nie kennengelernt hatte.
Unwillkürlich schweiften die Gedanken zurück in die Heimat, und erschreckt stellte Andrea fest, daß sie sich schon lange nicht mehr bei Barbara gemeldet hatte. Die frühere Klassenkameradin war die andere Person aus der Heimat, zu der sie noch Kontakt hatte. Dabei kam ihr eine Idee – warum sollte sie sich nicht eine Auszeit gönnen, und für ein paar Tage nach St. Johann fahren? Bestimmt tat es ihrer Seele gut, wenn sie ein wenig ausspannte. Danach würde sie mit neuen Kräften und neuem Schwung an die Arbeit gehen.
Der Idee konnte sie immer mehr abgewinnen. Blieb nur