Mami, geh nie wieder fort
Von Susan Mallery
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Über dieses E-Book
Dreizehn Jahre lang hat Anne ihre Tochter nicht gesehen - seit sie sie zur Adoption freigeben musste. Als sie Laurel jetzt in die Arme nimmt, spürt sie überwältigendes Glück. Doch nicht nur die Liebe zu ihrer Tochter verändert ihr Leben. Auch Jake Masters, Laurels ungeahnt attraktiver Ziehvater, fasziniert sie wie kein Mann zuvor …
Susan Mallery
#1 NYT bestselling author Susan Mallery writes heartwarming, humorous novels about the relationships that define our lives—family, friendship, romance. She's known for putting nuanced characters in emotional situations that surprise readers to laughter. Beloved by millions, her books have been translated into 28 languages.Susan lives in Washington with her husband, two cats, and a small poodle with delusions of grandeur. Visit her at SusanMallery.com.
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Buchvorschau
Mami, geh nie wieder fort - Susan Mallery
IMPRESSUM
Mami, geh nie wieder fort erscheint in der HarperCollins Germany GmbH
© by Susan W. Macias
Originaltitel: „Cowboy Daddy"
erschienen bei: Silhouette Books, Toronto
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe BIANCA
Band 984 - 1996 by CORA Verlag GmbH, Hamburg
Übersetzung: Michaela Rabe
Umschlagsmotive: shutterstock / Uber Images
Veröffentlicht im ePub Format in 12/2017 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783733735050
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
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BACCARA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, MYSTERY, TIFFANY
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1. KAPITEL
„Ihr Zwei-Uhr-Termin ist Klasse!"
Anne Baker schaute ihre Sekretärin verwundert an. „Klasse?"
„Ja. Heather lehnte sich gegen den Türrahmen. „Hoch gewachsen, dunkle Haare, braune Augen, in denen man versinkt, ehe man sich’s versieht …
, sagte sie träumerisch. Doch dann richtete sie sich auf. „Sie scheinen nicht besonders begeistert zu sein."
„Es ist unwichtig für mich, wie er aussieht. Wichtig ist, dass er hier ist. Was soll ich nur mit ihm machen?", fügte Anne müde hinzu.
„Was halten Sie von einem Gespräch? Heather grinste. „Sie haben Angst vor ihm, nicht wahr?
Anne seufzte. „Schreckliche Angst."
„Soll ich ihn wieder fortschicken?"
Anne wünschte, es wäre möglich. Nein, das stimmte nicht. Sie wollte ihn nicht fortschicken. Im Gegenteil, sie musste unbedingt mit Jake Masters sprechen. Dieser Mann hatte mit einem Telefonanruf und ein paar sorgfältig gewählten Worten ihr Leben auf den Kopf gestellt. Die letzten zwei Tage hatte sie nur über diesen Anruf nachgedacht. Und nun war Jake Masters hier und wartete darauf, sie zu sehen. Obwohl sie seit Langem gehofft hatte, dass sie zu den Masters einmal Kontakt würde aufnehmen können, um in irgendeiner Weise die Vergangenheit ungeschehen zu machen, ging es ihr nun viel zu schnell.
Sie warf einen Blick auf ihre goldene Armbanduhr. Sie hatte sie sich letzten Monat zum Geschenk gemacht. Zum einen, weil sie den wichtigen Vertrag mit dem Elektronikkonzern unter Dach und Fach gebracht, und zum anderen, weil sie Geburtstag gehabt hatte. Ihren einunddreißigsten. An jenem Tag hatte sie an vieles denken müssen, vor allem jedoch an ihren achtzehnten Geburtstag. Komisch, dass Jake Masters sich jetzt gemeldet hatte. Hatte sie eine Art Vorahnung gehabt? Sicher nicht. Sie dachte bei jedem Geburtstag daran.
Sie zwang sich zu einem Lächeln. „Ist er wirklich so beeindruckend?"
„Mehr als das. Groß, schlank und zum Anbeißen!"
„Sie sind eine lasterhafte Frau, Heather!"
„Das ist eine meiner besten Eigenschaften … Heather zwinkerte ihr zu. „Er marschiert auf und ab wie ein Löwe im Käfig. Soll ich ihn hereinschicken?
Anne verspürte eine leichte Übelkeit. „Warten macht alles nur noch schlimmer. Sie holte tief Luft. „Also, dann! Bitten Sie Mr. Masters herein.
Heather nickte und verließ den Raum. Anne setzte sich aufrecht hin und legte die Hände auf den Schreibtisch, um sich kurz zu sammeln. Als es an der Tür klopfte, erhob sie sich aus ihrem Sessel und zog sich die Kostümjacke zurecht.
„Kommen Sie herein, bitte."
Heather stieß die Tür auf. „Mr. Masters, Miss Baker."
Das Herz schlug Anne bereits heftig in der Brust, aber beim Anblick des breitschultrigen, dunkelhaarigen Mannes, der nun ihr Büro betrat, machte es förmlich einen Satz.
Die Aufregung, die in ihr aufschoss, hatte weniger mit dem Anlass seines Besuches zu tun, als vielmehr mit seiner Aufmachung: Lederstiefel, Jeans, ein weißes Hemd mit hochgerollten Ärmeln, schwarzer Stetson – den er allerdings abgenommen hatte, als er den Raum betrat. Jake Masters war ein Cowboy. Anne mied Cowboys unter allen Umständen – keine leichte Sache in Houston, Texas.
Eigentlich sollte es keine Rolle spielen, was er trägt, oder womit er sein Geld verdient, ermahnte sie sich dann. Aber musste er ausgerechnet ein Cowboy sein …?
„Darf ich Ihnen vielleicht einen Kaffee bringen, Mr. Masters?", fragte Heather.
„Nicht für mich, danke." Seine Stimme klang dunkel und beherrscht und verriet nur durch einen leichten Akzent die texanische Herkunft ihres Besitzers.
Als Heather sie fragend anblickte, schüttelte Anne den Kopf, und gleich darauf schloss sich die schwere Eichentür hinter der Sekretärin.
Anne wandte ihre Aufmerksamkeit wieder ihrem Besucher zu. Er betrachtete sie. Seine braunen Augen verrieten nichts. Kein Lächeln um den festen Mund. Breite Schultern, schmale Hüften. Jünger, als sie erwartet hatte. Mitte dreißig. Gut aussehend? Es spielte keine Rolle. Ihr Blick schweifte zu seinem Gesicht zurück, und sie sah, dass er sie ebenfalls musterte. Was sah er? Sie widerstand dem Bedürfnis, sich die Haare glatt zu streichen.
„Mr. Masters?", fragte sie.
Er nickte. „Es freut mich, dass Sie Zeit für mich erübrigen konnten, Miss Baker. Erneut dieser kühle Blick. „Ich habe immer noch das Foto, das Sie uns gaben. Sie sehen jetzt anders aus.
Anne errötete und wusste, ihre Wangen würden ihre Verlegenheit verraten. So senkte sie rasch den Kopf und deutete auf den Ledersessel vor ihrem Schreibtisch. „Es ist schon lange her."
„Dreizehn Jahre." Er setzte sich und legte seinen Hut auf die Schreibtischkante. Sein Haar war kurz geschnitten, berührte kaum den Kragen seines Hemdes.
Anne setzte sich ebenfalls wieder. „Ich weiß, wie viel Zeit vergangen ist, sagte sie dann. „Es handelt sich nicht um eine Angelegenheit, die ich vergessen könnte.
Er kniff die Augen halb zusammen, und sein Mund wurde noch schmaler. „Ihr Wort muss mir genügen."
Sie beugte sich vor. „Sie wissen nichts über mich oder die damaligen Umstände, Mr. Masters. Sie haben kein Recht, mich zu verurteilen. Wenn Sie deswegen gekommen sind …"
„Nein. Er fuhr mit Daumen und Zeigefinger über seinen Nasenrücken. „Wissen Sie, es war ein höllischer Sommer. Zuerst der Umzug und dann die ganze Sache mit Laurel.
„Laurel?" Ihre Stimme bebte, als sie den Namen aussprach.
„Ja, meine Tochter." Er ließ seine Hände auf die Armlehnen sinken.
Laurel. Anne hatte sich oft gefragt, wie sie ihr Kind wohl nennen würden. Nun wusste sie es. Laurel. Sie sah ein flachsblondes Baby in einem pinkfarbenen Strampler vor sich. Nein, das Bild stimmte nicht mehr. Dreizehn Jahre waren vergangen. „Es ist ein wunderschöner Name."
„Meine Frau hat ihn ausgewählt."
„Ist sie mit Ihnen gekommen?"
„Meine Frau ist vor zwei Jahren gestorben."
„Das tut mir leid. Aber ich meinte eigentlich … Ihre Tochter."
Er bemerkte ihr kurzes Zögern. „Ich dachte, wir sollten zuerst einmal allein miteinander sprechen."
Anne hatte bis zu diesem Augenblick nicht gewusst, wie sehr sie gehofft hatte, ihr Kind kennenzulernen. Die Chance war ihr nun genommen, und sie hätte vor Enttäuschung am liebsten geweint. Sie erhob sich, stellte sich ans Fenster und schaute hinaus. Houston breitete sich vor ihr aus. Die Doppelfenster hielten die Augusthitze fern, die über den Straßen waberte.
„Sie haben in dieser Sache den Vorteil auf Ihrer Seite, Mr. Masters."
„Weshalb?"
„Ich weiß nicht, warum Sie hier sind oder was Sie von mir wollen. Als Sie anriefen, erklärte ich mich einverstanden, weil … Sie machte eine Pause. Das schmerzliche Gefühl verstärkte sich, und sie holte tief Luft. Sie musste diese Sache durchstehen. „Weil ich nicht Nein sagen konnte. Ich habe mich dreizehn Jahre lang gefragt, was wohl aus ihr geworden ist. Sie hätten jederzeit Kontakt mit mir aufnehmen können. Warum ausgerechnet jetzt?
„Sie wollte, dass ich mich mit Ihnen treffe."
Der Schmerz schlug in Freude um. Ein Glücksgefühl überkam Anne, verjagte die Dunkelheit und die Furcht. Bis jetzt zurückgehaltene Tränen stiegen ihr in die Augen. Sie stieß einen unterdrückten Laut aus und bedeckte den Mund mit der Hand. Vor ihren Augen verschwamm die Stadt, als sie sich an jenen Tag vor dreizehn Jahren erinnerte.
Es war auch Sommer gewesen, aber Juli statt August. Paradise war zu klein für ein eigenes Krankenhaus, also hatte ihre Mutter sie in das nächste, sechzig Kilometer entfernte Krankenhaus gefahren. An ihrem achtzehnten Geburtstag, umgeben von wildfremden Menschen, während die Mutter ihre Hand hielt, hatte sie ihre Tochter zur Welt gebracht. Sie erinnerte sich nur noch schwach an den Schmerz, obgleich der Geruch des Krankenhauses ihr für immer gegenwärtig sein würde – ebenso wie die kalten Blicke der Krankenschwester, die dem Arzt das Baby abnahm und nach draußen trug. Als sie dann später wiederkam, waren ihre Arme leer. Anne hatte weinend darum gebeten, ihre Tochter noch einmal zu sehen. Aber man hatte es ihr verweigert. „Wenn Sie es fortgeben, dürfen Sie es nicht sehen. Es ist gegen die Vorschriften."
Sie hatte stundenlang gebettelt. Vergebens. Von der mitleidigeren Nachtschwester hatte sie dann erfahren, dass ihr Kind, ihre Tochter, bereits abgeholt worden war. Von den Adoptiveltern.
Anne wischte sich die Tränen ab. „Sie will mich sehen …", flüsterte sie und vermochte ihr Glück kaum zu fassen.
„Ich halte das für einen Fehler."
Sie fuhr herum. Während sie mit ihren Gedanken in der Vergangenheit gewesen war, musste er sich erhoben haben und zu ihr herübergekommen sein. Nun stand er dicht vor ihr. Kälte ging von ihm aus. Und Ärger.
„Warum?", fragte sie und zwang sich, nicht zurückzuweichen.
„Laurel hat im Moment ein paar Probleme und …"
„Was ist es? Ist sie krank? Sagen Sie mir, was ich tun kann."
„Es geht Sie nichts an."
„Aber natürlich tut es das. Ich bin ihre …"
Er packte sie bei den Schultern. „Wagen Sie nicht, es auszusprechen. Sie sind nicht ihre Mutter!"
Sie wollte widersprechen, wusste aber, er hatte recht. Sie hatte den Anspruch auf diese Bezeichnung verwirkt, als sie ihr Kind fortgegeben hatte. Eine weitere Träne lief ihr übers Gesicht.
Sein Griff wurde kurz noch fester, dann gab er sie frei und fluchte leise. „Miss Baker …"
Sie wandte sich ab und tastete nach der Schachtel mit den Papiertüchern in der Schreibtischschublade. Dann sah sie ihn an.
Jake Masters sah ebenso verwirrt und durcheinander aus wie sie sich fühlte. „Ich brauche einen Drink."
Anne wischte sich die Tränen ab. „Ich auch. Sie deutete auf den kleinen, im Bücherregal eingebauten Schrank. „Schenken Sie mir bitte auch ein Glas ein. Ich bin gleich zurück.
Sie floh in das angrenzende Bad. Dort stützte sie sich am Waschbecken auf und atmete mehrmals tief durch. Ihr Körper schmerzte, als hätte man sie windelweich geprügelt. Ihre Augen brannten und ihre Hände zitterten. Und sie hatte geglaubt, auf dieses Treffen vorbereitet zu sein.
„Wie gut, dass er Laurel nicht mitgebracht hat, murmelte sie, als sie die geröteten Augen, die verwischte Wimperntusche und die Spuren des Lippenstifts auf ihren Lippen sah. „Wenn sie mich so gesehen hätte, wäre sie vor Schrecken sehr wahrscheinlich wieder zurück nach …
Sie brach mitten im Satz ab. Wohin? Sie wusste nicht, wo ihre Tochter wohnte. Wusste nicht, wo sie aufgewachsen war, wie sie aussah.
Sie schloss die Augen. Sie zu sehen, sie zu halten, nur ein einziges Mal. Ihr ins Gesicht zu sehen. Zu wissen, dass alles in Ordnung war …
Anne schluckte und drängte die erneut aufsteigenden Tränen zurück. Mit bebenden Händen machte sie sich daran, ihr Make-up auszubessern.
Jake starrte auf seinen Brandy, fluchte leise und stürzte ihn dann in einem Schluck herunter. Er brannte in der Kehle. Dann füllte er sich noch einmal ein, stellte das Glas aber auf den Couchtisch neben das, das er für Anne Baker gefüllt hatte. Er sah sich im Raum um. Die Einrichtung sprach deutlich von einer erfolgreichen Karriere.
Sie hatte einen langen Weg von dem winzigen Nest bis hierher zurückgelegt. Sehr wahrscheinlich hatte sie längst ihr kleines Missgeschick auf der Highschool vergessen. Sein Anruf musste sie durcheinandergebracht haben, deswegen eben diese tränenreiche Szene. Er schüttelte den Kopf. Wenn es nach ihm ginge, würde er auf der Stelle verschwinden und niemals wiederkommen. Sie verdiente es nicht, seine Tochter kennenzulernen. Aber Laurel ließ ihm keine Wahl.
Warum nur beharrt sie so eisern darauf, ihre leibliche Mutter kennenzulernen? fragte er