Ein Liebesliebe für Jenny
Von Brenda Harlen
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Über dieses E-Book
Jenny genießt den prickelnden Flirt mit dem faszinierenden Anwalt Richard Warren. Obwohl ihr Verstand sie warnt, noch einmal auf einen so blendend aussehenden Mann "hereinzufallen". Doch beim romantischen Sightseeing in Tokio kommen sie sich gefährlich nah - und dann singt er bei einem Karaokeparty nur für sie ein Liebeslied: Jenny wird schwach. Süße Stunden der Leidenschaft erlebt sie in seinen Armen. Als Richard ihr jedoch am nächsten Tag gesteht, dass er sich nie wieder fest binden kann, trifft Jenny eine überstürzte Entscheidung ...
Brenda Harlen
Brenda ist eine ehemalige Rechtsanwältin, die einst das Privileg hatte vor dem obersten Gerichtshof von Kanada vorzusprechen. Vor fünf Jahren gab sie ihre Anwaltskanzlei auf um sich um ihre Kinder zu kümmern und insgeheim ihren Traum von einem selbst geschriebenen Buch zu verwirklichen. Sie schrieb sich in einem Liebesroman Schreibkurs auf einem kommunalen Gemeinde College ein und vollendete ihr erstes Buch bevor der Kurs vorbei war. Drei Jahre, fünf Manuskripte und ein weiteres Baby später, entschied sich Brenda dazu beim Romance Writers of America's Golden Heart contest teilzunehmen, welcher damit endete, dass sie ihr Manuskript an einen der Finalrunden Preisrichter von Silhouette verkaufte. Sie liebt es Teil der großen Harlequin/Silhouette Familie zu sein. Trotz der unablässigen Störungen und Unterbrechungen durch ihren Ehemann und Helden im echten Leben, durch ihre zwei kleinen Helden und durch zwei neurotische Hunde, blickt sie in eine lange Zukunft des Liebesromanschreibens, „glücklich bis an ihr Lebensende“.
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Buchvorschau
Ein Liebesliebe für Jenny - Brenda Harlen
IMPRESSUM
BIANCA erscheint 14-täglich im CORA Verlag GmbH & Co. KG, 20354 Hamburg, Valentinskamp 24
© 2006 by Harlequin Books S.A.
Originaltitel: „Her Best-Kept Secret"
erschienen bei: Silhouette Books, Toronto
in der Reihe: SPECIAL EDITION
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe: BIANCA
Band 1601 (25/2) 2007 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg
Übersetzung: Stefanie Rudolph
Fotos: Bokelberg.com
Veröffentlicht als eBook in 07/2011 - die elektronische Version stimmt mit der Printversion überein.
ISBN: 978-3-86295-916-7
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
eBook-Herstellung und Auslieferung:
readbox publishing, Dortmund
www.readbox.net
Der Verkaufspreis dieses Bandes versteht sich einschließlich der gesetzlichen Mehrwertsteuer.
Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:
JULIA, ROMANA, BACCARA, MYSTERY, MYLADY, HISTORICAL
www.cora.de
1. KAPITEL
Richard Warren hielt sich am Rand der Gruppe, die im TAKA-Hochhaus vor dem Sitzungssaal auf den Beginn des Aktionärstreffens wartete. Als Anwalt der Hanson Media Gruppe war er im Auftrag seiner Chefin Helen Hanson in Japan, um den Zusammenschluss von Hanson Media mit dem Branchenriesen TAKA auf den Weg zu bringen.
Auf Einladung von Thomas Taka, dem japanischen Vorstandsvorsitzenden, sollte er heute dabei sein, wenn die TAKA-Aktionäre über den Zusammenschluss der beiden Firmen abstimmten. Wenn alles nach Plan lief, konnten danach die Verträge ausgearbeitet werden, und in ein paar Wochen würde er wieder in Chicago sein.
Hoffentlich waren die Schwierigkeiten nach seiner Ankunft am Flughafen Tokios kein schlechtes Omen. Helen Hanson hatte hart dafür gearbeitet, die Firma ihres verstorbenen Mannes George vor dem Konkurs zu bewahren – und dabei ihren drei erwachsenen Stiefsöhnen wieder das Gefühl zu geben, für ein gemeinsames Ziel zu kämpfen. Doch ohne die Hilfe von TAKA ließ sich die Hanson Media Gruppe nicht retten.
Richard Warren war sich seiner verantwortungsvollen Aufgabe dabei durchaus bewusst – doch als sein Blick auf die Frau fiel, die gerade an ihm vorbeiging, vergaß er alles andere.
Er musterte sie unauffällig und genoss im Stillen ihren Anblick. Sie war eine Klassefrau, von den hochhackigen Riemchenschuhen über die langen Beine, den kurzen Rock und die taillierte Seidenbluse bis zu dem eleganten Nackenknoten, zu dem sie ihr rotes Haar geschlungen hatte. Als sie sich umdrehte, sah er, dass ihr Gesicht hielt, was die Figur versprach – hohe Wangenknochen, volle, dezent geschminkte Lippen, große, tiefgrüne Augen.
Eine Traumfrau, ohne Frage. Außerdem kam sie ihm seltsam bekannt vor, obwohl er ziemlich sicher war, sie noch nie gesehen zu haben.
Sie goss sich an der für die Aktionäre aufgestellten Erfrischungstheke einen Kaffee ein und setzte die Tasse an die Lippen. Für einen Sekundenbruchteil trafen sich ihre Blicke, doch bevor Richard reagieren konnte, war der Moment vorüber.
Völlig unverhofft spürte er heftiges Verlangen. Wie lange war es her, dass eine Frau ihn fasziniert hatte? Diese hier weckte eindeutig sein Interesse.
Er wollte gerade auf sie zugehen, als jemand ihn ansprach.
„Mr. Warren?"
Verärgert über die Unterbrechung, zwang sich Richard dennoch zu einem Lächeln und drehte sich um. „Ja, das bin ich."
„Mein Name ist Yasushi Nishikawa", stellte sich der junge Japaner vor, verbeugte sich und überreichte Richard mit beiden Händen eine Visitenkarte.
Richard las sie sorgfältig, bevor er sie in seine Jacketttasche steckte. Noch ein hilfsbereiter TAKA-Angestellter, dessen Namen er sich nun merken musste. Er zog seine eigene Karte hervor und überreichte sie ebenso zeremoniell.
„Ich habe die Ehre, bei dieser Versammlung für Sie zu dolmetschen", erklärte Yasushi.
Richard nickte. „Arigato." Danke.
Der Dolmetscher lächelte. „Sie lernen unsere Sprache."
„Leider kann ich nur ein paar Worte", gab Richard zu. Beim Frühstück hatte er sich aus seinem Sprachführer außerdem Guten Morgen, Entschuldigung und Ich verstehe Sie nicht eingeprägt, wobei er Letzteres in den nächsten Wochen vermutlich am häufigsten brauchen würde.
„Aber es ist ein guter Anfang, meinte Yasushi. „Was die Fusion angeht, muss ich Ihnen leider mitteilen, dass der Verhandlungsbeginn sich verzögern wird.
Es würde also nicht alles nach Plan laufen.
„Mr. Tetsugoro musste wegen eines Todesfalls in der Familie überraschend die Stadt verlassen, erklärte Yasushi. „Er lässt sich vielmals entschuldigen und wird spätestens am Montag zurück sein.
Natürlich konnte man ihm deshalb keinen Vorwurf machen, doch Richard wusste, dass Helen über diese Neuigkeit nicht erfreut sein würde. Für sie stand immerhin die Zukunft der Hanson Media Gruppe auf dem Spiel. Am liebsten hätte Richard sie sofort angerufen, um sie von der Verzögerung zu unterrichten, doch es blieb keine Zeit mehr, weil die Versammlung begann. Zusammen mit den anderen Aktionären betrat auch die rothaarige Schönheit den Sitzungssaal. Richard nahm seine Aktentasche und folgte Yasushi hinein.
Drinnen waren lange Tischreihen aufgestellt, und wie der Zufall es wollte, wählte sein Dolmetscher die beiden Stühle gegenüber dem Platz der Traumfrau.
„Jenny Anderson", flüsterte Yasushi ihm zu. „Sie ist vor einem halben Jahr von New York hierhergezogen und arbeitet als Gesellschaftsreporterin für die Tokio Tribune, TAKAs englischsprachige örtliche Tageszeitung."
„Sind bei den Aktionärsversammlungen denn immer Journalisten dabei?", fragte Richard.
„Nein, erwiderte Yasushi. „Aber ihre Eltern sind TAKA-Aktionäre. Manchmal vertritt sie sie, wenn sie auf Auslandsreisen sind.
Eine schöne junge Journalistin, deren Eltern öfter verreisten. Die spärlichen Informationen warfen mehr Fragen auf, als sie beantworteten. Richard beobachtete, wie Jenny einen Stapel Papiere durchblätterte, und ihm fiel auf, dass sie keine Ringe trug. Das musste natürlich nichts bedeuten, und außerdem ging es ihn überhaupt nichts an, ob sie verheiratet war oder nicht.
Von seinem Auftrag hier hing viel zu viel ab, als dass er sich hätte ablenken lassen dürfen – schon gar nicht von einer faszinierenden Frau.
Trotzdem fragte er Yasushi: „Ist sie verheiratet?"
Der Dolmetscher lächelte. „Nein, aber sie geht grundsätzlich nicht mit Männern aus. Glauben Sie mir, die meisten Junggesellen in diesem Raum haben es schon versucht, und sie hat allen einen Korb gegeben."
Jenny hasste diese endlosen Versammlungen, aber sie hatte ihren Eltern nun mal versprochen, sie zu vertreten. Als sie nach drei Stunden Tagesordnung endlich ihre Stimme abgegeben hatte und die Versammlung geschlossen wurde, beeilte sie sich, den Sitzungssaal zu verlassen.
Leider war sie nicht schnell genug, um Kogetsu aus dem Weg zu gehen. Er holte sie kurz vor der Tür ein und bekniete sie wie immer, etwas über die neue Künstlergalerie seiner Schwester zu schreiben. Im Grunde hatte Jenny nichts dagegen, mit ihren Artikeln für eine Jungunternehmerin Werbung zu machen, aber in den letzten vier Wochen hatte sie bereits zweimal etwas über die Galerie gebracht.
Als sie sich endlich von dem jungen Mann losgeeist hatte, setzte sie sich seufzend wieder in Bewegung – und wurde erneut aufgehalten. Diesmal von ihm.
Er, das war der Mann, den sie noch nie vorher gesehen hatte, der sie aber schon den ganzen Morgen anstarrte, als wäre sie eine Erscheinung.
Dass er Amerikaner war, hatte sie sofort erkannt – nicht nur an seiner Größe und Kleidung, sondern auch an der Aura von Erfolg und Selbstvertrauen, die ihn umgab. Sie kannte diesen Typ Mann: maßgeschneiderte Anzüge, breite Schultern, charmant und erfolgreich – in so einen war sie schon einmal verliebt gewesen, und er hatte ihr das Herz gebrochen. Dieser hier passte genau ins Schema. Wahrscheinlich kam er aus New York, vielleicht auch aus Boston oder Philadelphia – jedenfalls würde sie nicht auf ihn hereinfallen.
Sie sprach ihn auf Japanisch an, weil sie wusste, dass er sie dann nicht verstand. Mit ein bisschen Glück würde er begreifen, dass sie nicht mit ihm reden wollte, und sie vorbeilassen.
Stattdessen lächelte er. Er konnte ja nicht wissen, dass sein Charme an sie völlig verschwendet war.
„Ich weiß nicht, was Sie gerade gesagt haben, aber es klang ganz zauberhaft", sagte der Fremde auf Englisch.
„Sie sagte verzeihen Sie bitte", übersetzte Yasushi.
Angesichts dieser sehr freien Übersetzung beschloss Jenny, nun doch lieber Englisch zu reden. „Eigentlich sagte ich gehen Sie mir aus dem Weg", korrigierte sie.
„Auf Japanisch klang es viel hübscher", erwiderte der Amerikaner ungerührt und noch immer lächelnd.
„Die Sprache ändert nichts daran, bemerkte sie kühl. „Sie blockieren die Tür.
„Ich bin Richard Warren." Er streckte ihr die Hand hin.
Nach kurzem Zögern nahm sie sie. Das unwillkommene Kribbeln, das die Berührung auslöste, verstärkte ihre Abneigung noch. „Jenny Anderson."
„Ich freue mich sehr, Sie kennenzulernen. Danach senkte er die Stimme. „Darf ich annehmen, dass wir die nächsten Minuten ohne Dolmetscher auskommen?
„Ich habe keine Zeit." Hastig entzog sie ihm ihre Hand.
„Nur zwei Minuten." Er nickte Yasushi zu, der sich diskret zurückzog.
Ungeduldig blickte Jenny auf die Uhr. Auf keinen Fall würde sie sich länger mit einem Mann unterhalten, dessen Händedruck allein sie schon so durcheinanderbrachte. Diese Lektion hatte sie nun wirklich gelernt. „Zwei Minuten", sagte sie widerwillig.
Wieder lächelte er. Offenbar war er es gewohnt, immer seinen Willen zu bekommen. „Sind wir uns schon einmal begegnet?", fragte er.
„Nein", erwiderte sie kurz.
„Sind Sie sicher? Sie kommen mir wirklich sehr bekannt vor."
„Ich bin ganz sicher, und wenn das jetzt alles wäre …"
„Nein, ist es nicht."
Ungeduldig hob sie die Augenbrauen.
„Es hat sich gerade herausgestellt, dass ich die nächsten Tage freihabe, fuhr er fort. „Hätten Sie vielleicht Lust, einem Landsmann die Stadt zu zeigen?
„Freut mich für Sie, Mr. Warren, dass Sie freie Tage haben –ich leider nicht."
„Und was ist mit den Nächten?"
„Wie bitte?" Ungläubig schüttelte sie den Kopf. Sie musste sich verhört haben.
„Das war kein unmoralisches Angebot, erklärte er lächelnd. „Ich meinte, dass Sie mir die Sehenswürdigkeiten ja vielleicht nach Feierabend zeigen könnten.
„Ich habe wirklich keine …" Zeit und Lust, hatte sie sagen wollen, doch sie wurde von Shiguro Taka unterbrochen, der sich zu ihnen gesellte. Jenny begann sich zu fragen, ob sie es heute noch schaffen würde, zurück an ihren Schreibtisch zu kommen.
„Miss Anderson. Shiguro Taka verbeugte sich leicht vor ihr und dann tiefer vor dem Amerikaner. „Mr. Warren, ich möchte mich persönlich dafür entschuldigen, dass Sie gestern nicht pünktlich vom Flughafen abgeholt wurden. Es war eine bedauerliche Verwechslung.
„Kein Problem", erwiderte Richard.
„Kein gutes Beispiel für die berühmte japanische Gastlichkeit, sagte Shiguro. „Sie müssen uns erlauben, Sie für die entstandenen Unannehmlichkeiten zu entschädigen.
Jenny schaffte einen weiteren Schritt in Richtung Tür, bevor Richard sich ihr mit einer kleinen Seitwärtsbewegung wieder in den Weg stellte.
„Das ist wirklich nicht nötig", wehrte er Shiguros Angebot ab.
„O doch, beharrte der. „Vielleicht Eintrittskarten für das Kabuki-Theater oder für einen Sumo-Wettkampf?
„Nun ja, ich bin auf der Suche nach jemandem, der mir die Stadt zeigen könnte."
Shiguro nickte. „Jeder unserer Mitarbeiter wäre geehrt, Sie auf einer Rundfahrt zu den Sehenswürdigkeiten zu begleiten."
„Ehrlich gesagt hatte ich gehofft, dass Miss Anderson vielleicht Lust dazu hätte."
„Natürlich, sagte Shiguro ohne Zögern. „Ich kann verstehen, dass Sie die Gesellschaft eines Landsmanns vorziehen. Vor allem, wenn es sich um einen so schönen Landsmann handelt.
Er lächelte ihr zu, und Jenny ahnte, was ihr bevorstand.
„Es tut mir leid, Sir, ich würde gerne helfen … Das war eine glatte Lüge, aber in diesem Fall nun einmal notwendig. „Aber ich habe in den nächsten Tagen wirklich keine Zeit. Ich arbeite an einem Artikel für Lincoln Kelly und …
„Mr. Kelly wird jemand anderen für den Artikel finden", sagte Shiguro lässig und zog bereits sein Handy aus der Tasche.
Jenny unterdrückte ein lautes Aufstöhnen. Zwar war Shiguro nicht ihr direkter Chef, aber immerhin eine der Führungskräfte des TAKA-Konzerns – dem nun mal auch die Zeitung gehörte, für die sie arbeitete.
Ärger und Enttäuschung machten sich in ihr breit. Sie hatte wochenlang für diesen Artikel recherchiert, Zeugen interviewt und Fakten zusammengetragen. Mit dieser Geschichte konnte sie zeigen, dass sie eine fähige Journalistin war, und sich mehr Aufträge dieser Art sichern. Wenn man ihr den Artikel jetzt wegnahm, konnte es Monate dauern, bis