Eine neue Liebe ist wie ein neues Leben
Von Brenda Harlen
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Über dieses E-Book
Nach einer zerbrochenen Ehe hat Zoe in dem Städtchen Pinehurst eine reizvolle Aufgabe gefunden. Ihr Traum ist es, eine wunderschöne, aber heruntergekommene Villa in eine gemütliche Pension zu verwandeln. Dabei hilft ihr Mason Sullivan, der attraktive Architekt von nebenan, nicht nur mit praktischen Ratschlägen. Es ist seine wachsende Zuneigung, die Zoe aufblühen lässt. In Masons Armen kann sie endlich glauben, dass auch sie eine zweite Chance erhält - für ein neues Leben und eine neue Liebe. Allerdings hat Zoe ihm bis jetzt ihr größtes Geheimnis verschwiegen …
Brenda Harlen
Brenda ist eine ehemalige Rechtsanwältin, die einst das Privileg hatte vor dem obersten Gerichtshof von Kanada vorzusprechen. Vor fünf Jahren gab sie ihre Anwaltskanzlei auf um sich um ihre Kinder zu kümmern und insgeheim ihren Traum von einem selbst geschriebenen Buch zu verwirklichen. Sie schrieb sich in einem Liebesroman Schreibkurs auf einem kommunalen Gemeinde College ein und vollendete ihr erstes Buch bevor der Kurs vorbei war. Drei Jahre, fünf Manuskripte und ein weiteres Baby später, entschied sich Brenda dazu beim Romance Writers of America's Golden Heart contest teilzunehmen, welcher damit endete, dass sie ihr Manuskript an einen der Finalrunden Preisrichter von Silhouette verkaufte. Sie liebt es Teil der großen Harlequin/Silhouette Familie zu sein. Trotz der unablässigen Störungen und Unterbrechungen durch ihren Ehemann und Helden im echten Leben, durch ihre zwei kleinen Helden und durch zwei neurotische Hunde, blickt sie in eine lange Zukunft des Liebesromanschreibens, „glücklich bis an ihr Lebensende“.
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Buchvorschau
Eine neue Liebe ist wie ein neues Leben - Brenda Harlen
Brenda Harlen
Eine neue Liebe ist wie ein neues Leben
IMPRESSUM
BIANCA erscheint im CORA Verlag GmbH & Co. KG,
20350 Hamburg, Axel-Springer-Platz 1
© 2007 by Brenda Harlen
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V., Amsterdam
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe BIANCA
Band 1662 2009 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg
Übersetzung: Ines Schubert
Fotos: mauritius images
Veröffentlicht im ePub Format im 12/2010 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
eBook-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 978-3-86295-341-7
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Führung in Lesezirkeln nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Verlages. Für unaufgefordert eingesandte Manuskripte übernimmt der Verlag keine Haftung. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
1. KAPITEL
Als das Vogelgezwitscher an ihr Ohr drang, schlug Zoe Kozlowski lächelnd die Augen auf. Es war früh am Morgen, und die ungewohnten Klänge machten ihr endgültig klar, dass sie sich nicht mehr in Manhattan befand.
Jahrelang hatte sie mitten in New York gelebt und sich irgendwann an eine Geräuschkulisse aus Reifenquietschen, Gehupe und heulenden Sirenen gewöhnt. Einen sechs Stockwerke unter ihrem offenen Fenster ratternden Presslufthammer hätte sie wohl ignoriert, aber bei dem sanften Zwitschern der Spatzen war sie sofort hellwach.
Als sie mit einer Tasse grünem Tee auf die hölzerne Veranda hinaustrat, hörte sie auch das sanfte Rauschen der Blätter und in der Ferne das Bellen eines Hundes.
Sie stieg über ein morsches Brett hinweg und kauerte sich auf die oberste Treppenstufe, um ihre Umgebung zu bewundern. Die morgendlichen Farben waren so klar und leuchtend, dass die Helligkeit fast in den Augen wehtat. Nur ein paar weiße Schäfchenwolken bevölkerten den strahlend blauen Himmel.
Unwillkürlich stellte sie sich vor, wie sich die Baumkronen im Herbst golden, orange, braun und rot färbten. Aber jetzt, in den ersten Frühsommertagen, war alles grün und blühend und auf eine ganz andere Weise wunderschön.
Ihr war klar, dass sie in das Grundstück noch genauso viel Arbeit stecken musste wie in die alte Villa, in der sie gerade ihre erste Nacht verbracht hatte.
Aber der Blick in die Runde erfüllte Zoe mit einem tiefen Gefühl des Friedens und der herrlichen Gewissheit, dass das alles ihr gehörte.
Spontan beschloss sie, eine Hollywoodschaukel für die Veranda zu kaufen. Hier wollte sie jeden Morgen sitzen und ihre erste Tasse Tee genießen. Hier wollte sie Wurzeln schlagen und diesen wunderbaren Ort zu ihrem Zuhause machen.
Seltsam, fast zehn Jahre lang hatte sie in New York gelebt und niemals das Bedürfnis nach einem Leben auf dem Land verspürt. Sie hatte Manhattan geliebt – es war einfach die Traumstadt für eine junge Fotografin! Gleich nach ihrer Hochzeit war sie damals mit Scott in die aufregende Metropole gezogen.
Nie wäre sie auf die Idee gekommen, von dort wieder wegzugehen. Bis eine vermeintliche Routine-Untersuchung bei ihrer Frauenärztin alles verändert hatte.
In den zwei Jahren, die seitdem vergangen waren, hatte ihr Leben etliche unerwartete Wendungen genommen. Die letzte hatte sie hierher, in die Kleinstadt Pinehurst, gebracht, wo sie ihre Freundin Claire besuchen wollte und …
Ufffff!
Mitten in ihren Gedanken wurde sie plötzlich von einem aus dem Nichts aufgetauchten, zottigen Untier angesprungen. Unter der Wucht des Ansturms landete sie auf dem Rücken, der Becher flog ihr aus der Hand, und sie rang nach Luft.
Als sie schreien wollte, fuhr ihr eine riesige, nasse Zunge übers Gesicht. Sie war sich nicht sicher, ob das haarige Ungeheuer sie aus harmloser Freundlichkeit ableckte oder erst den Geschmack testen wollte, bevor es zubiss. Sie spuckte und versuchte, das Tier von sich wegzuschieben.
In der Ferne ertönte ein schriller Pfiff, und der große Hund hob kurz den Kopf. Gleich darauf kam die nasse Zunge aber wieder auf ihr Gesicht zu.
„Rosie!"
Das zottelige Wesen zog sich nur so weit zurück, dass es mit seinem beachtlichen Gewicht auf ihren Schenkeln ruhte und sie weiter gefangen hielt.
Zoe musterte den Hund argwöhnisch, während sie sich auf den Ellbogen abstützte und sich auf die nächste Attacke gefasst machte. In diesem Moment tauchte hinter den Bäumen eine hochgewachsene, breitschultrige Gestalt auf und eilte mit langen Schritten auf Zoe zu.
„Würden Sie mich bitte von diesem Untier befreien?", brachte sie zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, als der Fremde vor ihr stand.
„Bitte entschuldigen Sie." Der Mann streckte den Arm aus und packte den Hund am Halsband. Als Zoe ihren Retter genauer betrachtete, verflog ihr Ärger fast von allein.
Sein kurzes Haar war dunkel, fast schwarz, und umrahmte ein wie von Michelangelo gemeißeltes Gesicht mit kantigen Wangenknochen und edel geschwungener Nase. Er trug ein verblichenes T-Shirt mit Jeans, die sich eng an seine muskulösen, langen Beine schmiegten, dazu ein Paar abgetragene Turnschuhe.
„Alles in Ordnung?, fragte er, und seine Stimme klang so warm und samtig wie alter Whiskey. „Ja, danke, wenn Sie das Untier jetzt noch wegschaffen könnten
, gab Zoe zurück.
„Rosie, Platz!", sagte der Fremde in scharfem Ton zu Zoes Angreifer und zog gleichzeitig entschieden am Halsband. Sofort ließ sich das Tier zu Boden und sah mit aus dem Maul hängender Zunge hingebungsvoll zu seinem Herrchen auf.
Vermutlich war es ein Weibchen. Und wahrscheinlich war der Mann solche Reaktionen von weiblicher Seite gewöhnt, egal ob Mensch oder Tier. Auch Zoe hätte ihn nur bewundernd angestarrt, wäre sie nicht in sechs Berufsjahren als Modefotografin gegen die Wirkung schöner Gesichter so gut wie immun geworden. Aber der Mann hatte trotzdem irgendetwas an sich, das sie sofort anzog.
Endlich stand sie aus ihrer peinlichen Lage auf.
„Was zum Teufel ist das?", fragte sie und wies mit dem Finger auf das Ungeheuer. Dabei trat sie einen Schritt von Mann und Tier zurück.
„Das ist ein Hund, antwortete der Mann mit der wunderbaren Whiskey-Stimme. „Manchmal bekundet er seine Zuneigung etwas zu stürmisch, aber eigentlich stürzt er sich sonst nicht auf Fremde.
„Dass es ein Hund ist, dachte ich mir, konterte sie. „Aber was für eine Rasse ist das? Ich habe noch nie einen so …
hässlichen Hund gesehen, wollte sie sagen, doch um den Mann und seinen besten Freund nicht zu kränken, schloss sie mit: „… großen Hund gesehen."
Der Unbekannte lächelte. „Er ist ein Mischling, viel Bobtail und etwas Schäferhund."
Wieder sah Zoe den gut aussehenden Fremden an und merkte, dass er sie ebenfalls betrachtete. Im selben Moment wurde ihr bewusst, dass sie an diesem Morgen bisher weder Zähne geputzt noch ihr Haar gebürstet hatte. Und ihre sehr knapp abgeschnittenen, ausgefransten Jeans-Shorts ließen mehr frei, als sie verbargen.
Dann sah ihr der Fremde direkt ins Gesicht, und beinahe hätte sie darüber alles andere vergessen. Seine Augen waren so tiefblau wie der unendliche Himmel über ihnen.
„Haben Sie schon einmal überlegt, mit Ihrem Riesenvieh eine Hundeschule zu besuchen?, fragte sie stirnrunzelnd. „Am besten, bevor er jemanden umbringt.
„Rosie war Klassenbester. Er kann bei Fuß gehen, sitzen, liegen, sich rollen und sprechen. Der Mann zuckte die Achseln und lächelte wieder. „Er hat nur nicht gelernt, seine Begeisterung zu zügeln.
„Er? Er heißt Rosie?", fragte Zoe verwirrt.
„Das ist die Abkürzung für Rosenkranz."
„Rosenkranz", wiederholte sie fassungslos.
„Von Rosenkranz und Güldenstern, erklärte er ihr. „Aus Hamlet.
Der attraktive Fremde las Shakespeare! Aber im selben Moment kam ihr noch ein ganz anderer Gedanke.
„Wo ist Güldenstern?", fragte sie argwöhnisch.
„Bei meinem Bruder, antwortete der Mann. „Jemand hatte die beiden ausgesetzt, mein Geschäftspartner hat sie gefunden. Er und seine Frau wollten sie behalten, aber sie haben schon eine Katze und erwarten ein Baby. Also habe ich den einen genommen und mein Bruder den anderen.
Zoe bemerkte, dass er von der Frau seines Partners sprach, jedoch keine eigene Frau erwähnte. Natürlich konnte ihr das ganz egal sein. Sie war ganz sicher nicht auf der Suche nach einer Romanze. Nichts konnte sie weniger gebrauchen, schließlich begann die Wunde ihrer gescheiterten Ehe erst ganz allmählich zu heilen.
„Sie sollten dieses Untier an der Leine halten", stellte sie fest.
Im selben Moment plumpste der riesige Vierbeiner platt auf den Bauch und winselte klagend.
„Was hat er?", fragte Zoe und schaute verunsichert auf den Hund.
„Sie haben das L-Wort gesagt", erklärte der Unbekannte.
Verständnislos sah sie ihn an.
„L-E-I-N-E", buchstabierte er.
„Sie machen Witze!"
Er schüttelte den Kopf. „Rosie hasst die … Sie wissen schon."
„Nun, er wird sich wohl daran gewöhnen müssen. Denn ich möchte nicht gern noch einmal in meinem eigenen Garten von Ihrem Haustier angefallen werden."
„Ihr Garten? Er schien von ihrer Erklärung überrascht. „Sie haben dieses Haus gekauft?
Sie nickte.
„Sind Sie reich und gelangweilt? Oder einfach nur verrückt?", entfuhr es ihm, und er schüttelte lachend den Kopf.
Zoe straffte die Schultern.
„Sie sind nicht der Erste, der meinen Verstand anzweifelt, gab sie zu. „Aber der Erste, der mir das auf meiner eigenen Veranda so direkt ins Gesicht sagt.
„Tut mir leid, sagte er. „Entschuldigen Sie. Ich war nur überrascht. Das Haus steht schon so lange leer, und ich hatte nichts von einem möglichen Käufer gehört.
„Gestern habe ich die Papiere unterschrieben. Dies ist mein Haus, mein Grundstück, mein neues Heim", erklärte sie. Es klang fast feierlich.
„Dann heißt das …, er machte eine Pause und lächelte, und bei diesem Lächeln schlug ihr Herz plötzlich schneller, „… wir sind Nachbarn.
Mason sah, wie ihre hellen Wangen sich röteten. Ihr langes, blondes Haar hing ihr wirr ums Gesicht, ihre Brauen – über unglaublich anziehenden, schokoladenbraunen Augen – waren ärgerlich zusammengezogen und das knappe T-Shirt schmutzbefleckt. Aber er bemerkte, dass sich das Shirt um Kurven schmiegte, die weich und rund genau an den richtigen Stellen saßen, und plötzlich spürte er eine leichte Erregung.
Er gab sich innerlich einen Ruck.
Ganz offensichtlich war er zu lange nicht mehr mit einer Frau zusammen gewesen, wenn der Anblick dieses feuerspeienden Drachens ihn anmachte. Aber auch wenn die neue Nachbarin nicht unbedingt sein Typ war, hatte sie etwas an sich, das ihn interessierte.
„Sagen Sie mir eines …", begann er.
„Was?", unterbrach sie ihn misstrauisch.
„Was treibt eine Großstädterin wie Sie dazu, so eine verlassene alte Villa auf dem Land zu kaufen?"
„Wieso glauben Sie, ich komme aus der Großstadt?"
Er ließ seinen Blick noch einmal langsam und bewundernd über ihren Körper wandern. „Als Erstes wegen Ihres Outfits und der schicken Designer-Armbanduhr. Aber vor allem ist es Ihr Tempo, Ihr Selbstvertrauen und Ihre Energie. Das alles passt genauso zu Ihnen wie diese süßen kleinen Shorts."
Sie hob entschlossen ihr Kinn. „Eine ziemlich gewagte Analyse nach einer Unterhaltung von fünf Minuten."
Er lächelte. „Ich beobachte gern Leute. Besonders Frauen."
„Das bezweifle ich nicht", erwiderte sie trocken.
Mason ließ sich von ihrem Kommentar und dem bissigen Ton nicht abschrecken. „Sie haben meine Frage noch nicht beantwortet. Warum haben Sie dieses Haus gekauft?"
„Weil es ein schönes Haus ist", erklärte sie.
„Na ja, das war es vielleicht vor zehn Jahren, meine Liebe, bemerkte er. „Bevor Mrs. Hadfield zu alt wurde und zu knapp bei Kasse war, um es weiter instand zu halten.
Zoe musterte ihn scharf und richtete sich zu ihrer vollen Höhe auf – womit sie immer noch einen guten Kopf kleiner war als er.
„Ich bin nicht Ihre Liebe", verbat sie sich.
Er hob in gespielter Unterwerfung die Hände. „Ich wollte Sie nicht beleidigen."
„Ich heiße Zoe, sagte sie endlich. „Zoe Kozlowski.
Ein ungewöhnlicher, aber hübscher Name, und irgendwie passt er zu ihr, ging es ihm durch den Kopf. Er streckte ihr die Hand hin und stellte sich lächelnd vor: „Mason Sullivan."
Sie ergriff seine ausgestreckte Hand und schüttelte sie kurz. Rosie bellte auf.
„Wenn Sie ihm jetzt noch beibringen könnten, anderer Leute Grundstücksgrenzen zu respektieren …", bemerkte Zoe.
„Das kann eine Weile dauern, warnte Mason. „Er hat sich in den letzten Monaten daran gewöhnt, durch das Wäldchen zwischen unseren Häusern zu streifen.
„Sie könnten ihn anleinen."
Rosie winselte, als würde er die Drohung verstehen.