Heiße Winternächte in Paris
Von Melanie Milburne
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Über dieses E-Book
Ein schottischer Landsitz im Schnee und knisterndes Kaminfeuer. Für die Sängerin Aiesha der ideale Ort, um sich zu erholen – bis James Challender auftaucht! Unnahbar und kühl, hat der begehrte Junggeselle sie schon immer abgelehnt. Doch jetzt will er plötzlich mit ihr nach Paris …
Melanie Milburne
Eigentlich hätte Melanie Milburne ja für ein High-School-Examen lernen müssen, doch dann fiel ihr ihr erster Liebesroman in die Hände. Damals – sie war siebzehn – stand für sie fest: Sie würde weiterhin romantische Romane lesen – und einen Mann heiraten, der ebenso attraktiv war wie die Helden der Romances. Und tatsächlich: Sie liest nicht nur Liebesromane, sie schreibt sogar selbst welche. Und ihr ganz persönlicher Held? In den verliebte sie sich schon nach der zweiten Verabredung, und bereits sechs Wochen später war sie heimlich mit ihm verlobt. Damit ihr Mann sein Medizinstudium beenden konnte, zogen sie nach Schottland. Nach der Geburt ihres zweiten Sohnes wählten sie Tasmanien, diese wunderschöne Insel vor der Küste Australiens, als ihren Wohnsitz. Als ihre beiden Jungs eingeschult wurden, setzte sie ihr Pädagogik-Studium fort und machte ihren Universitätsabschluss. Zu einer ihrer letzten Prüfungen gehörte ein Vortrag über literarische Theorien mit Schwerpunkt auf dem Bereich Liebesromane. Gerade las sie in dem Klassenzimmer, das sie mit Herzen und Rosen dekoriert hatte, einen Absatz aus einem romantischen Roman vor, da flog die Tür auf, und sie traute ihren Augen nicht: Vor ihr stand ihr Mann, von dem ich annahm, dass er zu dieser Stunde im Arztkittel im OP stehen würde, im Smoking. Ihre Blicke trafen sich, dann kam er zu ihr, riss sie in seine Arme, küsste sie leidenschaftlich und verließ wortlos den Raum. Ihr Professor gab ihr eine gute Note, und ihre Mitstudentinnen sahen sie eifersüchtig an. Nun versteht jeder, dass es ihr Schicksal ist, Liebesromane zu schreiben. Doch sie hat noch eine zweite Leidenschaft: Sport. Und zwar sowohl Langstreckenlauf als auch Schwimmen. In dieser Disziplin hält sie sogar einige Rekorde, und das, obwohl sie erst als Erwachsene schwimmen gelernt hat. Ein Tipp von Melanie: Sie sehen also, ein Versuch lohnt sich. Auch wenn Sie glauben, etwas nicht zu können, versuchen Sie es einfach! Sagen Sie niemals: Das kann ich nicht. Sagen Sie: Ich kann es versuchen. Und nun wünsche ich Ihnen, dass Sie ebenso viel Spaß beim Lesen meiner Romane haben wie ich, wenn ich sie schreibe.
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Buchvorschau
Heiße Winternächte in Paris - Melanie Milburne
IMPRESSUM
Heiße Winternächte in Paris erscheint in der Verlagsgruppe HarperCollins Deutschland GmbH, Hamburg
© 2014 by Melanie Milburne
Originaltitel: „At No Man’s Command"
erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe JULIA EXTRA, Band 405
Übersetzung: Emma Luxx
Umschlagsmotive: Merlas, olrat, opico / GettyImages
Veröffentlicht im ePub Format in 02/2022
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783751513784
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
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1. KAPITEL
Aiesha war jetzt schon eine Woche auf Lochbannon, ohne dass sich im Blätterwald das leiseste Rascheln erhoben hätte. Aber wer käme auch schon auf die Idee, sie ausgerechnet im Haus jener Frau zu suchen, deren Ehe sie vor zehn Jahren so gründlich zerstört hatte?
Es war das perfekte Versteck. Hinzu kam, dass Louise Challender ins Ausland gereist war, um eine kranke Freundin zu besuchen. Was bedeutete, dass Aiesha das Haus in den Highlands seit zwei Tagen für sich allein hatte.
Herrlich.
Sie legte den Kopf in den Nacken, schloss die Augen und sog die eisige Luft tief in die Lungen. Es hatte wieder angefangen zu schneien. Jede einzelne Schneeflocke auf ihrer Haut fühlte sich wie eine Liebkosung an. Nach der Hektik von Las Vegas wirkte die frische Luft der Highlands auf ihre überreizten Nerven wie ein Lebenselixier.
Hier oben in den Bergen konnte sie das Kostüm des Vegas-Showgirls abstreifen, das von ihr abfiel wie eine schwere Last. Es wurde auch höchste Zeit. Jetzt hatte sie endlich Gelegenheit, sich zu entspannen. Neu zu sortieren. Die heilende Kraft der Natur zu genießen.
Zu ihren Träumen zurückzukehren.
Nur der Hund störte.
Mit Katzen kam Aiesha bestens zurecht, Katzen waren unproblematisch. Man brauchte ihnen nur regelmäßig Futter hinzustellen und das Katzenklo sauber zu machen, falls sie nicht sowieso alles draußen erledigten. Katzen waren selbstständig und zurückhaltend. Sie hielten meist Abstand, was Aiesha nur recht war.
Hunde waren da anders. Sie suchten die Nähe zum Menschen, wollten spielen, gestreichelt und genauso rückhaltlos geliebt werden, wie sie selbst liebten.
Als sie dem Golden Retriever, der geduldig wartend zu ihren Füßen im Schnee saß, in die feuchten braunen Augen blickte, verspürte sie einen heftigen Stich. Weil ihr zwei andere vertrauensvolle braune Augen in den Sinn kamen, Augen, die sie nach so langer Zeit immer noch verfolgten. Sie schob den Ärmel ihres warmen Wintermantels zurück und betrachtete das blaurote Tattoo auf der Unterseite ihres Handgelenks. Es war eine ständige Mahnung daran, dass sie es nicht geschafft hatte, ihren einzigen Freund zu beschützen.
Aiesha schluckte schwer und schaute stirnrunzelnd auf den Hund. „Warum kannst du eigentlich nicht allein rausgehen? Dabei kennst du den Weg doch viel besser als ich, oder? Sie versuchte, ihn mit der Hand wegzuscheuchen. „Jetzt mach schon, zisch ab. Jag ein Kaninchen oder ein Hermelin oder sonst was.
Doch der Hund schaute sie unablässig an und winselte leise. Aiesha kapitulierte und begann seufzend durch den tiefen Schnee in Richtung Wald zu stapfen. „Na, dann komm, du dumme Töle. Aber nur bis zum Fluss, hörst du? Es sieht nämlich ganz so aus, dass wir heute Nacht einschneien."
Es dunkelte bereits, als James Challender durch das mit vereistem Schnee bedeckte schmiedeeiserne Tor von Lochbannon fuhr. Das einsam gelegene, im gotischen Stil erbaute Landgut mit seinen spitzen Türmen und Giebeln war zu jeder Jahreszeit spektakulär, im Winter jedoch wirkte es wie aus einem Märchen. Das Wasser im Springbrunnen vor dem Haus war gefroren, sodass es an eine Eisskulptur aus der Renaissance erinnerte. Der dichte Wald war ebenso mit einer dicken, jungfräulich weißen Schneedecke überzogen wie die Felder. Die klare Luft war beißend kalt.
Im Haus brannte Licht. Ein Hinweis darauf, dass Mrs McBain, die Haushälterin, ihren Jahresurlaub verschoben hatte, um während der Abwesenheit seiner Mutter Bonnie zu versorgen. James hatte seine Hilfe angeboten, aber seine Mutter hatte ihm kurz vor ihrem Abflug versichert, dass alles bestens geregelt sei.
James liebte es, hin und wieder eine Woche in den Highlands, fernab vom Londoner Großstadtgetöse, zu verbringen. Er konnte nirgends so gut arbeiten wie auf Lochbannon, das er seiner Mutter nach der Scheidung von seinem Vater gekauft hatte. Hier schaffte er in einer Woche so viel wie in seinem Londoner Architekturbüro in einem ganzen Monat. Hier fand er Muße, die Gedanken schweifen zu lassen. Pläne zu schmieden, wie sich das einst so angesehene Architekturbüro, das sein Vater mit seinen Eskapaden fast komplett ruiniert hatte, wieder auf Vordermann bringen ließ.
Lochbannon war auch einer der wenigen Orte, wo er dem Medienrummel entkommen konnte. Der Boulevard hielt ständig Ausschau nach einem Skandal, um die Gültigkeit des Sprichworts, dass der Apfel nicht weit vom Stamm fällt, zu beweisen.
Noch bevor er den Motor ausstellte, hörte er Bonnies freudiges Bellen. Lächelnd ging er zum Vordereingang. Es war nett, beim Heimkommen von einem Hund begrüßt zu werden.
Noch bevor er seinen Schlüssel ins Schloss geschoben hatte, wurde die Tür von innen geöffnet. Zwei große graue Augen starrten ihn schockiert an. „Was zum Teufel willst du denn hier?"
James’ Hand mit dem Schlüssel sank nach unten. Er erstarrte. Aiesha Adams. Die berühmt-berüchtigte, atemberaubend aufregende, abscheulich wilde Aiesha Adams. „Das frage ich dich", sagte er, nachdem er seine Sprache wiedergefunden hatte.
Auf den ersten Blick hatte sie nichts Außergewöhnliches an sich. In dem weiten Pullover, der Yogahose und ungeschminkt wirkte sie wie das Mädchen von nebenan. Ihr mittellanges kastanienbraunes Haar war weder glatt noch lockig, sondern irgendetwas dazwischen. Ihre Haut war makellos, bis auf zwei winzige Narben – vielleicht von den Windpocken – links über der Stirn und unterhalb des rechten Wangenknochens. Sie war mittelgroß und sehr schlank, was sie allerdings wohl eher der Freundlichkeit der Natur zu verdanken hatte als eigenen Anstrengungen.
Einen kurzen Moment sah sie wieder wie fünfzehn aus.
Bei genauerem Hinsehen schlug einen die ungewöhnliche Farbe ihrer Augen in Bann. Atemberaubend. Wie ein Strudel aus Sturmwolken, Schatten und Rauch, der einen in die Tiefe zog.
Ihr Mund hatte das Zeug dazu, einen Mann sprachlos zu machen. Er war schlicht sündhaft in seiner Üppigkeit und jugendlichen Frische. Und so schön gezeichnet, dass man ihn kaum ansehen konnte, ohne ihn zu berühren.
Was machte sie hier? Hatte sie das Haustürschloss geknackt?
Was, wenn herauskam, dass sie sich hier aufhielt … mit ihm? Sein Herz machte einen erschrockenen Satz. Was, wenn die Presse Wind bekam? Was, wenn Phoebe davon erfuhr?
Aiesha reckte das Kinn auf diese typische Leg-dich-bloß-nicht-mit-mir-an-Art, die James noch so gut von früher kannte. Innerhalb eines Sekundenbruchteils verwandelte sich das Schulmädchen in ein trotziges Flittchen. „Deine Mutter hat mich eingeladen."
Seine Mutter? James runzelte die Stirn. Was ging hier vor? In ihrer eiligen SMS hatte seine Mutter Aiesha nicht erwähnt. Mit keinem Wort. Warum sollte sie auch das Mädchen einladen, das so viel Schmerz und Unglück über sie und ihre Familie gebracht hatte? Es ergab keinen Sinn.
„Ziemlich großzügig unter den gegebenen Umständen, stimmt’s?, sagte er. „Ich hoffe, sie hat ihren Schmuck und das Tafelsilber weggeschlossen.
Ihre Augen schleuderten stahlgraue Blitze. „Bist du allein?"
„Willst du das Fragen nicht lieber mir überlassen?" James betrat das Haus, schloss die Tür. Die plötzliche Stille bekam etwas viel zu Intimes.
Das Wort „intim" in Verbindung mit Aiesha Adams war gefährlich. Er durfte es nicht einmal denken. Ihr strömte Sex-Appeal aus jeder Pore. Sie war darin eingehüllt wie in einen aufreizenden Mantel, den sie, je nach Lust und Laune, an- oder auszog. Jede Bewegung die pure Verführung. Wie viele Männer mochten diesem geschmeidigen Körper, diesem Lolita-Mund schon verfallen sein? Sogar jetzt, mit diesem finsteren Blick und dem trotzig gereckten Kinn schaffte sie es, raubtierhaft sexy auszusehen. Er spürte das dumpfe Pochen des Blutes in seinen Adern, den plötzlichen Rausch sexueller Bewusstheit, der für ihn ebenso schockierend wie unerwünscht war.
Um sich abzulenken, beugte er sich nach unten und kraulte Bonnie die Ohren. Die Hündin bedankte sich, indem sie leise winselte und ihm hingebungsvoll die Hand leckte. Zumindest sie freute sich, ihn zu sehen.
„Ist dir jemand gefolgt?, fragte Aiesha. „Die Presse? Journalisten? Irgendwer?
James richtete sich auf und bedachte sie mit einem sardonischen Blick. „Nehmen wir wieder einmal vor einem Skandal Reißaus, ja?"
Sie presste die Lippen zusammen, ihre Augen brannten vor Abscheu. „Tu nicht so, du weißt genau, was los ist. Es steht in jeder Zeitung und überall im Netz."
Gab es irgendwen, der es nicht wusste? Die Nachricht von ihrer Affäre mit einem verheirateten Politiker in den USA hatte sich wie ein Lauffeuer verbreitet. James hatte sie bewusst ignoriert oder es zumindest versucht. Doch dann hatte ein ganz besonders findiger Reporter die Geschichte mit seinem Vater ausgegraben, die Rolle, die Aiesha bei der Trennung seiner Eltern gespielt hatte. Da war bei ihm wieder alles präsent gewesen. Vor allem die Scham.
Aber was hatte er erwartet? Aiesha war schon immer ein wildes Mädchen gewesen, das die Skandale anzog, eine jugendliche Ausreißerin, die seine Mutter von der Straße geholt hatte. Sie entfachte nur zum Zeitvertreib Dramen, ohne sich darum zu scheren, dass sie damit sogar Menschen ins Unglück stürzte, die ihr wohlgesinnt waren. So wie seine Mutter. Deshalb war er jetzt mehr als erstaunt, dass Louise Aiesha in ihr Haus eingeladen hatte. Und das auch noch in ihrer Abwesenheit. Wie naiv konnte man sein?
James zog den Mantel aus, hängte ihn in den Garderobenschrank im Flur. „Verheiratete Männer sind deine Spezialität, was?"
Er spürte, wie sich ihm ihr Blick zwischen die Schulterblätter bohrte. Sein Puls beschleunigte sich. Dennoch war es ein Triumph zu sehen, dass er sie aus dem Konzept gebracht hatte. Sie war wie ein Chamäleon, das je nach Bedarf die Farbe wechselte. Und es machte ihr auch noch einen Heidenspaß.
Aber er war immun gegen sie. Er hatte sie von Anfang an durchschaut. Auch wenn sie inzwischen ihren East-End-Akzent und die billigen Klamotten abgelegt hatte, war sie dieselbe geblieben. Ein durchtriebenes Stück, nur darauf bedacht, sich nach oben zu schlafen. Ihr letztes Opfer war