Eine Prinzessin entdeckt die Liebe
Von Lilian Darcy
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Über dieses E-Book
Als Misha ihren Verlobten in eindeutiger Situation mit einer schönen Fremden überrascht, flüchtet sie nach Australien. Doch auf der idyllischen Schaffarm empfängt sie nicht, wie erwartet, ihre Freundin Nuala, sondern deren Bruder Branton - ein toller Mann, der Misha auf Anhieb so sehr fasziniert, dass sie ihm nicht widerstehen kann. Aber nur wenige traumhafte Tage und Nächte des Glücks sind ihnen vergönnt. Denn Nuala kehrt zurück und macht ihrem Bruder klar, dass es für ihn und Misha keine gemeinsame Zukunft geben kann: Misha ist eine Prinzessin ...
Lilian Darcy
Die Australierin Lilian Darcy hat einen abwechslungsreichen Weg hinter sich. Sie studierte Russisch, Französisch und Sprachwissenschaften und ging nach ihrem Abschluss als Kindermädchen in die französischen Alpen. Es folgten diverse Engagements am Theater, sowohl auf der Bühne als auch als Drehbuchautorin. Später hat Lilian Darcy als Lehrerin für Französisch und Englisch gearbeitet, um dann einen ganz anderen Weg einzuschlagen und in die Computerbranche einzusteigen. Sie schrieb Computerprogramme, bis Sie Ihren Mann, einen New Yorker Schriftsteller, heiratete. Heute leben die Autorin und ihr Mann mit ihrer Tochter und ihren drei Söhnen in New South Wales, Australien. Lilian Darcys erster Roman wurde 1981 veröffentlicht. Seitdem hat sie mehr als 70 Liebesromane geschrieben. Sie wurde für ihre Romane „Der Prinz von Aragovia“ und „Schicksalhaftes Wiedersehen“ für den RITA-Award nominiert, den wichtigsten Preis für Liebesromane in den USA.
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Buchvorschau
Eine Prinzessin entdeckt die Liebe - Lilian Darcy
IMPRESSUM
BIANCA erscheint 14-täglich im CORA Verlag GmbH & Co. KG, 20354 Hamburg, Valentinskamp 24
Es gilt die aktuelle Anzeigenpreisliste.
© 2006 by Lilian Darcy
Originaltitel: „Princess in Disguise"
erschienen bei: Silhouette, Toronto
in der Reihe: SPECIAL EDITION
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe: BIANCA
Band 1584 (17/1) 2007 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg
Übersetzung: Tatjána Lénárt-Seidnitzer
Fotos: RJB Photo Library
Veröffentlicht als eBook in 07/2011 - die elektronische Version stimmt mit der Printversion überein.
ISBN: 978-3-86295-903-7
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
eBook-Herstellung und Auslieferung:
readbox publishing, Dortmund
www.readbox.net
Der Verkaufspreis dieses Bandes versteht sich einschließlich der gesetzlichen Mehrwertsteuer.
Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:
JULIA, BACCARA, ROMANA, MYSTERY, MYLADY, HISTORICAL
www.cora.de
1. KAPITEL
Sox war eine hervorragende Hütehündin. Sie achtete auf Ausreißer unter den Schafen und trieb selbstständig die Herden von den Weiden in die Pferche. Nur selten musste sie durch Zurufe oder Pfiffe angeleitet werden, denn sie verfügte über einen ausgeprägten Instinkt.
Brant konnte sich immer auf sie verlassen. Momentan war sie außerdem das einzige Wesen, das ihm zuhörte. Zusammen fuhren sie auf dem Quad, einem Motorrad mit vier Rädern, über seine hügelige Farm. Es war ein sonniger, warmer Nachmittag. Für den australischen Herbstmonat Mai war das ungewöhnlich. Schäfchenwolken segelten über den tiefblauen Himmel, und Vögel zwitscherten in den Bäumen. In der Ferne konnte Brant ein leuchtend rotes Auto erkennen, das über die Straße raste und schließlich hinter einer Baumgruppe verschwand.
„Hoffentlich sind die drei lahmenden Schafe nicht ernsthaft krank", meinte er zu Sox, die hinter ihm auf dem Rücksitz kauerte.
Obwohl sie sich an seinen Rücken drängte, als wolle sie ihn trösten, blieb Brant beunruhigt.
„Hoffentlich ist es nicht Moderhinke! Das hätte mir gerade noch gefehlt. Er hatte die Klauen gründlich gereinigt, beschnitten und untersucht. Anzeichen von Entzündungen erregten den Verdacht, dass es sich durchaus um diese gefürchtete Seuche handeln konnte. „Aber ich will das Veterinäramt noch nicht einschalten.
Auf eine lange Dürreperiode war ein warmer regenreicher Herbst gefolgt – das günstigste Klima für die Ausbreitung von Bakterien. Wenn auch nur eines der viertausend trächtigen Muttertiere, die er kürzlich zu einem Höchstpreis erworben hatte, infiziert eingetroffen war, dann waren womöglich sämtliche seiner Weiden verseucht worden und mindestens ein halbes Jahr lang nicht zu gebrauchen.
Während Brant über das grüne hügelige Land zum Haus fuhr, dachte er an die furchtbaren Verluste, die eine Seuche bedeuten würde.
Er wurde von seinen Gedanken abgelenkt, als er das leuchtend rote Auto erneut sah. Es war ein kleiner, auf Hochglanz polierter Sportwagen, der offensichtlich gut in Schuss war.
Es war nicht das Fahrzeug eines Farmers.
Brants Stimmung sank noch tiefer. Er ahnte, um welche Art von Besuch es sich handelte. Eine Frau. Eine Fremde. Eine Großstädterin.
In den letzten Monaten hatte er mehr solcher Frauen kennengelernt, als ihm lieb war. Für gewöhnlich suchten sie ihn unangemeldet und zu den unmöglichsten Zeiten auf. Wie jetzt, wenn er gerade festgestellt hatte, dass mindestens drei seiner neuen Schafe lahmten.
Nachdem Brant mit Sox zu Hause angekommen war, stellte er das Quad in die Garage und zog sich auf dem Weg ins Haus die Stiefel in der Waschküche aus. Auf dem Küchentisch fand er eine Nachricht von seiner Schwester Nuala.
Vergiss Misha nicht, las er.
Nualas Freundin aus Europa. Das rote Auto.
Er hatte sie total vergessen.
Sie kommt gegen vier hier an. Falls ich bis dahin nicht zurück bin, sei nett zu ihr.
Er sollte nett sein zu der fremden Frau in dem flotten roten Auto?
Großartig. Das hatte ihm gerade noch gefehlt!
Um sich als selbst eingeladener Gast auf der australischen Schaffarm ihrer Freundin Nuala und deren Bruder Brant als nützlich zu erweisen, hatte Misha an der Zufahrtsstraße bei dem Briefkasten von Inverlochie angehalten und die Post mitgebracht.
Es war ein ganzer Packen, der von einem Gummiband zusammengehalten wurde. Auf dem obersten Umschlag stand in verschnörkelter lila Schrift: Branton Smith, Inverlochie, Hill Road, NSW 2644.
Misha hatte das Bündel auf den Beifahrersitz gelegt, zu dem Blumenstrauß für Nuala und der Kiste Wein für Brant, dem sie bisher noch nie begegnet war.
„Sie müssen Misha sein", sagte er durch das offene Seitenfenster, als sie vor dem niedrigen großflächigen Farmhaus anhielt. Es war nicht zu übersehen, dass er von ihrem Besuch alles andere als begeistert war. Seine breiten Schultern wirkten verspannt, seine grauen Augen blickten kalt und seine Miene konnte nur als finster bezeichnet werden.
„Da könnten Sie recht haben, erwiderte sie in spöttisch resigniertem Ton, „auch wenn es mir nicht gefällt.
Sie erwartete ein Lächeln, aber sein Gesichtsausdruck war verschlossen. „Und ich habe Ihre Post mitgebracht", fügte sie in der Hoffnung hinzu, ihn dadurch ein wenig aufzumuntern.
Das sollte sich als Irrtum herausstellen.
Er blickte auf das Bündel Briefe und stöhnte. „Nuala ist nicht hier. Sie sind früher gekommen, als wir dachten."
„Wahrscheinlich bin ich zu schnell gefahren."
„Das sollten Sie in dieser Gegend nicht tun. Wir haben hier nicht so breite Autobahnen wie Sie in Europa."
„Die haben wir in Langemark auch nicht. Ich bin an Landstraßen gewöhnt", erwiderte sie, während sie sich eingestehen musste, dass er beeindruckend aussah. Er hatte dunkle Haare, ausgeprägte Wangenknochen, ein markantes Kinn und verführerisch lange Wimpern. Unter den aufgerollten Ärmeln eines graugrünen schmutzigen Sweatshirts lugten sehr muskulöse Arme hervor, und er strahlte auch sonst eine Aura animalischer Männlichkeit aus.
Huldvoll neigte Misha den Kopf und lächelte ihn mit gesenkten Lidern an, als er ihr die Autotür öffnete. Mit geschlossenen Knien und in damenhafter Haltung stieg sie aus. Dabei entging ihr nicht, dass er die Augen verdrehte, seufzte, zur Uhr blickte und die Stirn runzelte.
Er mochte gut aussehen, aber charmant und galant war er ganz und gar nicht.
„Vielen Dank, dass ich kommen durfte, Brant, sagte sie in ihrem einstudierten höflichen Tonfall. „Das ist sehr nett von Ihnen, und es ist wundervoll, Sie endlich persönlich kennenzulernen.
Sie reichte ihm die Hand.
„Lieber nicht", wehrte er ab und zeigte ihr seine schmutzige Handfläche.
„Ich kann mich doch hinterher waschen."
Sie hielt ihre Hand weiterhin ausgestreckt, und schließlich gab er nach. Sein Händedruck war flüchtig und zugleich sehr fest, als wolle er ihr zeigen, dass er beschäftigter als sie und auch stärker war.
„Der Wein ist für Sie. Als kleines Zeichen meiner Anerkennung, dass Sie mich hier aufnehmen."
„Kein Problem."
Er bewegte kaum die Lippen, die wohlgeformt und weder zu voll noch zu dünn waren.
„Und die Blumen sind natürlich für Nuala. Wird sie bald kommen?", fragte Misha hoffnungsvoll, denn sie war von der langen Reise müde und erschöpft.
Um der Presse zu entgehen, war sie anonym in der Touristenklasse von Europa nach Melbourne geflogen. Dort hatte sie mehrere Stunden auf den Anschlussflug nach Albury warten und zu guter Letzt eine knappe Stunde in dem Leihwagen nach Inverlochie fahren müssen – aus ihrer Sicht mit dem Lenkrad auf der falschen Seite und auf der falschen Straßenseite.
Ihr schickes Kostüm in den Farben Zimt und Sand, das Langemarks Topdesignerin Mette Janssen entworfen hatte, war zerknittert, und ihre Füße waren in den Pumps von Furlanetto angeschwollen. Sie hätte die Sache mit dem Inkognito konsequenter durchziehen und sich legerer anziehen sollen.
Es war drei Uhr nachmittags in Inverlochie und somit sechs Uhr morgens in Langemark. Der Himmel mochte wissen, in welcher Zeitzone sich Gian-Marco gerade aufhielt. War er noch in Spanien, wo der letzte Grand Prix stattgefunden hatte?
Erneut blickte Brant auf seine Uhr. „Meine Schwester kommt vielleicht in einer halben Stunde."
Sie seufzte. Momentan erschien ihr eine halbe Stunde neunundzwanzig Minuten zu lang und jeder Gedanke an Gian-Marco Ponti bereitete ihr Qualen.
Um die plötzlichen Tränen in den Augen zu verbergen, beugte Misha sich in das Auto und betätigte den Öffner für den Kofferraum.
Brant erreichte vor ihr das Heck, öffnete die Klappe und musterte die Koffer und Reisetaschen von Van Limbeck. Erneut hielt er seine schmutzigen Handflächen hoch.
„Schon begriffen. Ich trage sie selbst hinein." Mit gespielter Fröhlichkeit hievte Misha den ersten Koffer heraus.
„Entschuldigung. Ich meinte damit, dass ich mir zuerst die Hände waschen werde und mich dann um Ihr Gepäck kümmere."
„Sie können mir ja mein Zimmer zeigen, sich dann die Hände waschen und trotzdem vor mir wieder hier draußen sein. Ich überlasse es sehr gern Ihnen, das restliche Gepäck zu tragen." Erleichtert atmete Brant auf, als er nach dem Händewaschen zu dem roten Auto zurückkehrte und feststellte, dass er Misha tatsächlich zuvorgekommen war. Keine Spur war zu sehen von seidigen blonden Haaren, kühlen blauen Augen, Scheinwerferlächeln, sanft gebräuntem Teint oder dem gertenschlanken Körper in Designermode.
Zuerst trug er den Wein und die Blumen ins Haus. Dann holte er ihre restlichen Sachen. Die Reisetasche und der Koffer waren sehr schwer. Was mochte diese Misha alles eingepackt haben? Zwanzig Paar Schuhe? Was erwartete sie? Warum war sie gekommen?
Nuala hatte sich zugeknöpft gegeben und lediglich erklärt: „Persönliche Probleme. Sie braucht einfach etwas Freiraum und Anonymität."
In letzter Zeit war Nuala nicht sie selbst. Offensichtlich war ihr die Hochzeit mit Chris, dem Farmer von nebenan, zu Kopf gestiegen. Sie sollte am ersten Wochenende im September stattfinden. Stundenlang telefonierte sie mit Mum in Sydney und wollte sie demnächst besuchen, weil es angeblich höchste Zeit wurde, das perfekte Kleid auszusuchen.
Höchste Zeit?
Bis September waren es noch über drei Monate!
Aber Brant war froh darüber, dass Mum und Nuala sich durch die Hochzeitsvorbereitungen wieder nähergekommen waren.
Lange Zeit hatten die beiden kaum Kontakt gehabt. Im Herzen war Nuala ein Landei. Mum dagegen war niemals wirklich glücklich auf der Farm gewesen. Kaum ein Jahr nach Dads Tod vor sechs Jahren hatte sie einen gemeinsamen Freund aus Rennkreisen geehelicht – Frank McLaren, einen wohlhabenden Geschäftsmann aus Sydney. Sie hatte ihren Kindern die Farm überschrieben und führte nun ein reges gesellschaftliches Leben.
Brant und Nuala hatten eingesehen, dass Mum in der Großstadt weitaus glücklicher war, aber dadurch ergaben sich kaum noch Berührungspunkte. Zudem war Nuala zweieinhalb Jahre durch die Welt gereist und hatte sich dabei mit verschiedensten Jobs über Wasser gehalten, die Mum als niedere Dienste ansah. Nun erst, durch die Hochzeitsplanung, ergaben sich wieder Gemeinsamkeiten zwischen den beiden. Und obwohl Brant das ewige Hin und Her wegen Gästeliste, Veranstaltungsort und Farbgestaltung auf die Nerven ging, versuchte er nicht, sie zu bremsen.
„Ich darf ihr Vertrauen nicht missbrauchen, hatte Nuala in Bezug auf Mishas Besuch auf der Farm gesagt. „Aber du musst wissen, dass sie es im Moment sehr schwer hat und absolute Diskretion und Unterstützung braucht.
Nun kündeten das sündhaft teure Kofferset und die Designerkleidung davon, wie schwer sie es haben musste. Beim besten Willen gelang es Brant nicht, Mitleid aufzubringen.
Außerdem war er derzeit des weiblichen Geschlechts überdrüssig. Er war in diesem Jahr mit mindestens einem Dutzend Frauen ausgegangen, deren biologische Uhren tickten, die zu viel Make-up trugen, hohlköpfige Fragen stellten, gewisse Erwartungen an ihn stellten und allzu eindeutige Verführungsversuche starteten.
Und dabei hatte er genug andere Sorgen. Die Preise für seine feine Wolle waren in letzter Zeit um ein Drittel gesunken, und die Kreuzung seiner Merinoschafe mit Border Leicesters, durch die er in den Markt der mittelfeinen Crossbredwolle einzusteigen gedachte, war derzeit noch