Kein Mann für immer?
Von Judy Duarte
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Über dieses E-Book
Liebe für immer und ewig? Daran glaubt Rico Garcia schon lange nicht mehr - zu oft hat er als Privatdetektiv Untreue und Verrat aufgedeckt. Doch dann bittet Molly Townsend ihn, ihr zu helfen. Warum übt diese hoffnungslos romantische Hochzeitsberaterin nur eine solche Anziehungskraft auf ihn aus? Rico hat schon viele Frauen gekonnt auf Abstand gehalten, aber nichts hat sein Junggesellendasein so gefährdet wie die leidenschaftlichen Momente mit Molly. Denn sie ist keine Frau für eine Affäre. Und er kein Mann für immer. Oder?
Judy Duarte
Judy liebte es schon immer Liebesromane zu lesen, dachte aber nie daran selbst welche zu verfassen. „Englisch war das Fach in der Schule, was ich am wenigsten mochte, eine Geschichtenerzählerin war ich trotzdem immer gewesen,“ gesteht sie. Als alleinerziehende Mutter mit vier Kindern, wagte Judy den Schritt zurück auf die Schulbank und machte einen Abschluss an der Universität von Kalifornien in Irvine in Sozialökonomie. Die neue Richtung in ihrem Leben, ließ ihre Zuversicht anwachsen. Diese würde noch größer werden, wenn „der Richtige“ in ihr Leben treten würde. Zielstrebig darauf bedacht ihrer Liebe dem Schreiben nachzugehen, wurde Judy teil der Romance Writers of America und lernte ihre beiden Mitstreiter kennen. Das Trio arbeitet seitdem eng zusammen und spornt sich immer wider aufs Neue gegenseitig an. Judy greift gerne gewöhnliche Figuren auf und konfrontiert sie mit überwältigenden emotionalen Situationen, um deren Charakter wachsen zu lassen. „Es ist spannend, eigensinnige und verletzliche Charaktere mit der Zeit begreifen zu lassen, dass es immer einen Ausweg gibt,“ Judy weiter, „wenn sie dann ihre Möglichkeiten erkennen sind sie nicht mehr aufzuhalten.“ Ihr erstes Buch Cowboy Courage, wurde an die Silhouette Special Edition line verkauft. Es scheint, dass sie ihre Nische dort gefunden hat. „Ich verdanke den Großteil meines Erfolgs meinen ärgsten Kritikern und Unterstützern Crystal Green und Sheri WhiteFeather, die ebenfalls für Silhouette schreiben“, sagt sie. An den Tagen, an denen ein dickköpfiger Held und eine eigensinnige Heldin ihre ungeteilte Aufmerksamkeit einfordern, sind sie und ihre Familie dankbar für Fast Food, Pizzaservice, und Videospiele. Ansonsten genießt sie es zu reisen, romantische Abende mit ihrem geliebten Helden zu verbringen und mit ihren Kindern Brettspiele zu spielen.
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Kein Mann für immer? - Judy Duarte
Judy Duarte
Kein Mann für immer?
IMPRESSUM
BIANCA erscheint im CORA Verlag GmbH & Co. KG,
20350 Hamburg, Axel-Springer-Platz 1
© 2006 by Judy Duarte
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V., Amsterdam
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe BIANCA
Band 1611 (4/2) - 2008 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg
Übersetzung: Tatjána Lénárt-Seidnitzer
Fotos: Corbis
Veröffentlicht im ePub Format im 03/2011 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
eBook-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 978-3-86349-368-4
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Führung in Lesezirkeln nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Verlages. Für unaufgefordert eingesandte Manuskripte übernimmt der Verlag keine Haftung. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
1. KAPITEL
„Hi, Baby, ich bin’s. Wo hast du in letzter Zeit gesteckt? Bleibt es bei diesem Wochenende?"
Während Rico Garcia seinen Anrufbeantworter abhörte, lehnte er sich auf dem ledernen Schreibtischstuhl zurück und seufzte.
Verdammt. Er hatte total vergessen, dass er am Samstag mit Suzette verabredet war. Vermutlich war es ein Schutzmechanismus seines Unterbewusstseins, das ihn dazu bringen wollte, mehr auf Distanz zu gehen.
Nicht, dass er sie hingehalten hatte. Von Anfang an hatte er klargestellt, dass er keine Bindung eingehen wollte, und sie war bereitwillig auf seine Bedingung eingegangen. Nun, zwei Monate später, hatte sie es sich offensichtlich anders überlegt.
Genau wie er. Im Gegensatz zu ihr wollte er die Beziehung allerdings nicht vertiefen, sondern beenden.
Er öffnete eine Schublade auf der rechten Seite, die stets mit Süßigkeiten gefüllt war, und griff in eine angebrochene Tüte Reese’s Pieces. Auch im Handschuhfach seines Autos lag immer etwas Süßes parat.
Als kleines Kind hatte er fast sein ganzes Taschengeld für Naschwaren ausgegeben. Dann, nachdem sein Stiefvater erschossen worden und der Erlös der Lebensversicherung dahingeschwunden war, hatten sämtliche Einkünfte für die Miete und sonstige Lebenshaltungskosten herhalten müssen.
Rico warf sich eine Handvoll herbstbunte Linsen in den Mund und genoss den Geschmack nach Erdnussbutter. Zum ersten Mal hatte er sie Anfang der achtziger Jahre probiert, nachdem er E. T. – Der Außerirdische im Kino gesehen hatte. Und seitdem waren sie seine Lieblingsbonbons.
Als er die restlichen Nachrichten abgehört und einige Rückrufe getätigt hatte, zog er die Adressenkartei zu sich. Er musste die Sache mit Suzette so schnell wie möglich zu einem schmerzlosen Ende bringen. Aber das wollte er nicht ausgerechnet an einem Abend tun, an dem sie mit einem gemeinsamen Dinner und anschließender Übernachtung rechnete. Besser war es, das Date abzusagen, sie Anfang der nächsten Woche aufzusuchen und ihr dann schonend beizubringen, dass sie sich jemanden suchen sollte, der dieselben Ziele im Leben verfolgte wie sie.
Er schlug den Buchstaben V in der Kartei auf und blätterte die Einträge durch. Wie hieß doch gleich die Firma, bei der Suzette arbeitete?
Auf beruflicher Ebene entfielen ihm derartige Details niemals. Aber manchmal, bei Privatangelegenheiten und vor allem, wenn es um Beziehungen zu Frauen ging, funktionierte sein Verstand einfach nicht. Dieses selektive Gedächtnis störte ihn ein wenig, denn er war stolz darauf, dass er sich alle noch so trivialen Dinge über einen Fall merken konnte.
Oft sammelten sich Unmengen von Informationen an, bis eine Ermittlung erfolgreich abgeschlossen werden konnte – was ihm meistens gelang.
Meistens. Aber nicht immer.
Er blickte auf das einzige Bild, das auf seinem Schreibtisch stand – ein Metallrahmen mit einem Foto von Frank Stafford neben seiner schwarzen 63er Corvette Sting Ray mit geteilter Heckscheibe.
Das Foto war gleich nachdem Frank den Oldtimer gekauft hatte, aufgenommen worden, ein Jahr vor seinem Tod bei einem „Jagdunfall". Diesen Fall hatte Rico bisher nicht lösen können, aber er war fest entschlossen, ihn nicht zu den Akten zu legen.
Er schaute aus dem Fenster auf das Empire State Building. Der Himmel war bewölkt. Es sah nach Regen aus. Rico hoffte, dass er es bis nach Hause schaffte, bevor der Sturm einsetzte. Aber das war eher unwahrscheinlich. Er hatte noch zu arbeiten.
Er besaß und leitete eine höchst erfolgreiche Detektei, Garcia and Associates, die sein Lebensinhalt war und immer bleiben würde. In der diskreten Eliteagentur beschäftigte er nur erstklassige Büroangestellte und höchst professionelle Detektive, sodass er es sich durchaus hätte leisten können, ein wenig kürzer zu treten. Aber er liebte die Herausforderung, die ihm die Arbeit bot.
Die Gegensprechanlage blinkte und summte. „Mr. Garcia?"
„Ja, Margie."
„Ihre Mutter ist auf Leitung drei."
„Danke. Er hatte seit Wochen nicht mit seiner Mom gesprochen und hoffte, dass alles in Ordnung war. Manchmal sorgte er sich um sie. Er nahm das Gespräch an. „Hi, Fremde. Was gibt’s?
„Ach, Rico, du wirst nicht glauben, was passiert ist."
Ihre Stimme klang noch fröhlicher als üblich. „Ich habe eine wundervolle Neuigkeit."
„Was ist passiert? Hast du in der Lotterie gewonnen?"
„Nein. Es ist viel besser."
Besser als Geld? Das gefiel ihm gar nicht. Die ersten zwanzig Jahre seines Lebens hatte er zusammen mit seiner liebenswerten, weichherzigen und leichtgläubigen Mutter verbracht – und in Sorge um sie. Ihre „guten Neuigkeiten" riefen immer Skepsis bei ihm hervor.
Beim letzten Mal hatte er beträchtlichen Druck ausüben müssen, bis ihr Auserwählter ihr das erschlichene Geld zurückgezahlt hatte. Danach hatte er den Heiratsschwindler, der auf Geschiedene und Witwen spezialisiert gewesen war, der Polizei ausgeliefert.
„Ich habe in ein paar Minuten den nächsten Termin, Mom. Erzähl mir doch einfach deine gute Neuigkeit", forderte er sie auf.
„Ich habe den wundervollsten Mann auf der ganzen Welt kennengelernt. Und ich habe mich verliebt."
Herrje! Schon wieder?
„Rico? Hast du mich gehört?"
„Ja, Mom, ich habe es gehört."
„Bist du gar nicht begeistert?"
Nein, das war er überhaupt nicht. Denn sie war schon zu oft enttäuscht worden. Deshalb wünschte er sich einfach, sie würde nicht länger davon träumen, dass ein Märchenprinz käme und sie auf sein Schloss entführte.
Aber das durfte er ihr nicht so deutlich sagen. Sie hätte vermutlich zu weinen angefangen, und mit ihren Tränen konnte er nicht umgehen.
Das Leder ächzte, als er sich auf dem Stuhl zurücklehnte. „Du weißt, dass ich dich glücklich sehen möchte. Aber wer ist dieser Typ?"
„Er heißt Daniel Osterhout. Er ist Zahnarzt, und er ist mein Seelenverwandter."
Seelenverwandter? Den Ausdruck hatte er noch nie von ihr gehört. Konnte sie nicht einfach mit dem Mann schlafen? Warum musste sie gleich jeden heiraten, der ihr gefiel? „Wie lange kennst du ihn schon?"
„Fast einen Monat."
„Das ist nicht sehr lange."
„Mir kommt es vor, als würde ich ihn schon ewig kennen."
Rico seufzte und schwieg.
„Ach, komm schon, Honey, ich verstehe ja, dass du skeptisch bist. Aber Daniel ist anders. Du wirst schon sehen. Und eines Tages wirst auch du eine besondere Frau finden." Den letzten Satz sagte sie nicht zum ersten Mal.
Er blickte gen Himmel. Er hatte seine Mom sehr lieb, aber er wünschte, sie wäre nicht so vertrauensvoll. Ganz gewiss hatte sie die Enttäuschungen nicht verdient, denen sie sich ständig aussetzte. Konnte sie nicht ein bisschen realistischer in Herzensdingen sein?
„Daniel und ich haben beschlossen, im Juni zu heiraten, erklärte sie enthusiastisch. „Was sagst du dazu?
Er hielt ein Freudenfest für unangebracht. Immerhin handelte es sich bereits um ihre fünfte Hochzeit. „Du meinst damit eine kleine Zeremonie im Standesamt vor einem Friedensrichter und mit zwei Trauzeugen, oder?"
„Na ja, eigentlich hätten wir gern eine kirchliche Trauung mit einem Organisten und einigen engen Freunden und Angehörigen. So in der Art."
Das klang ihm viel zu engagiert. „Es sprich wohl nichts gegen Juni, solange du dir sicher bist."
„Ich war mir noch nie so sicher."
Sie schien davon überzeugt zu sein, dass ihn diese Mitteilung erleichterte, aber das war nicht der Fall.
„Allerdings muss ich mir vielleicht etwas Geld von dir borgen. Die Braut muss die Hochzeit ausrichten, und da könnte es knapp werden", gestand sie.
Sie wussten beide, dass sie kein Geld zu „borgen" brauchte, sondern dass er für alles aufkommen würde. Das tat er immer. Er konnte ihr einfach nichts abschlagen.
Seit sein Vater gestorben war, gab es nur sie beide – nun, abgesehen von den Stiefvätern, die in relativ rascher Abfolge gekommen und wieder gegangen waren. Jeder einzelne der Kandidaten hatte der einsamen Mutter mit Kind eine intakte Familie versprochen und dann alles andere als das gegeben.
Rico nahm das gerahmte Foto in die Hand. Okay, Frank hatte ihnen nicht mit Absicht wehgetan, aber durch seinen unerwarteten Tod hatte er sie dennoch allein und trauernd zurückgelassen.
„Also gut. Ich komme für die Hochzeit auf, wenn du dich bemühst, sie in einem kleinen Rahmen zu halten." Er war gewiss kein Geizhals und konnte sich durchaus ein rauschendes Fest leisten, aber er gab nichts auf all den Zirkus.
„Ach, Honey, du bist ja so gut zu mir", murmelte sie sanft und gerührt.
„Tja, du warst auch immer ziemlich gut zu mir."
Als er noch ein Teenager war, hatten sie viele schlechte Zeiten gemeinsam überstanden und beide hart arbeiten müssen, um überhaupt ein Dach über dem Kopf zu haben.
„Ich hab dich lieb."
„Ich dich auch, murmelte er. „Bist du dir wirklich sicher?
„Absolut."
„Okay. Dann freue ich mich für dich."
Er griff zu einem Kugelschreiber. „Wie heißt der Mann doch gleich?"
„Daniel Osterhout."
„Buchstabiere."
„Du schreibst es doch nicht auf, oder?"
„Warum nicht?"
„Du willst doch wohl nicht einen deiner Detektive auf ihn ansetzen!"
„Natürlich nicht." Rico beabsichtigte keineswegs, diesen Job einem anderen zu überlassen.
Sie buchstabierte den Namen.
„Und wie hast du ihn kennengelernt?"
„Ich habe im Dollarsaver einen Coupon für eine kostenlose Untersuchung in seiner Praxis in Westlake gefunden und einen Termin gemacht. Ich weiß ja, dass du nicht an so was glaubst, aber es war Liebe auf den ersten Blick."
Auf einem Zahnarztstuhl? Wie romantisch!
„In dieser Hinsicht bin ich nicht allzu gläubig, das stimmt. Aber ich freue mich, dass du glücklich bist."
Hoffentlich bleibt es auch so.
Als Jugendlicher hatte er seine Hoffnung auf jeden Mann gesetzt, den sie ins Haus gebracht hatte. Doch all die Enttäuschungen hatten ihn hart und zynisch gemacht, und für ihn war die Liebe nichts als ein Kindermärchen.
Seine Mom dagegen lernte nicht so schnell. Und er befürchtete, dass das Scheitern einer weiteren Ehe, sei es nun durch Tod oder Scheidung, ihr eher den Rest geben könnte, anstatt sie härter zu machen.
„Daniel und ich würden dich dieses Wochenende gern zum Dinner einladen", verkündete sie.
Garcia and Associates, mit Filialen in New York, Chicago und L. A., wäre nicht zu einer florierenden Firma geworden, wenn der Inhaber nicht hart arbeiten und sein Herzblut dafür geben würde. „Ich weiß nicht, ob ich hier weg kann."
„Also wirklich, Honey! Deine Arbeit frisst dich auf. Außerdem hast du doch ein paar neue Detektive angeheuert, wie diesen Mann, den du Cowboy nennst. Also kannst du doch bestimmt für einen Tag herkommen."
Rico blickte auf seinen Kalender. Wenn er Suzette absagte, hatte er etwas Freizeit an diesem Wochenende. „Also gut. Ich komme am Samstagnachmittag. Wir gehen essen, ich lerne deinen Seelenverwandten kennen, und dann fahre ich zurück."
„Du kannst auch in meinem Gästezimmer übernachten. Ich mache frische Brötchen und Bratwurst im Saft zum Frühstück."
„Da kann ich nicht widerstehen. Mein letztes Date wollte mich auf einen Gesundheitstrip bringen – Tofu, Weizenkeime und all diesen Unsinn."
„Also bist du gerade solo?"
Vorsicht, ermahnte er sich. Es galt, auf jeden Fall zu verhindern, dass seine Mutter wieder einmal einen Verkupplungsversuch startete. Sie glaubte, dass die perfekte Frau für ihn, genau wie sie selbst, auf Wolken schweben und die ewige wahre Liebe im Sinn haben müsse.
Aus irgendeinem Grund ging es ihr nicht in den Kopf, dass er schon lange nicht mehr an Hirngespinste wie die Ehe glaubte, und sein Pessimismus lag nicht nur an ihrer negativen Vorgeschichte auf diesem Gebiet.
Er hatte einen Freund, Mac McGuire, dessen Frau ihn zu zwingen versucht hatte, seinen Beruf als Cop aufzugeben, an den Stadtrand zu ziehen und den Streifenwagen