Entdecken Sie Millionen von E-Books, Hörbüchern und vieles mehr mit einer kostenlosen Testversion

Nur $11.99/Monat nach der Testphase. Jederzeit kündbar.

Herbstfarben der Liebe
Herbstfarben der Liebe
Herbstfarben der Liebe
eBook227 Seiten2 Stunden

Herbstfarben der Liebe

Bewertung: 0 von 5 Sternen

()

Vorschau lesen

Über dieses E-Book

Rotgoldene Blätter wehen im Septemberwind und die letzten Strahlen der Herbstsonne verzaubern die malerische Bergwelt von Montana. Es ist sieben Jahre her dass Meredith durch eine Intrige von dort vertrieben wurde fort aus ihrer Heimat fort aus den Armen ihres Traummannes Cyrus Harden. Nun kehrt sie zurück und sie will Rache! Doch schon der erste Blick in die dunklen Augen des einstigen Geliebten lässt die Leidenschaft neu auflodern. Kann es der geheimnisvollen Kraft der Liebe gelingen die düsteren Schatten der Vergangenheit zu besiegen?

SpracheDeutsch
HerausgeberCORA Verlag
Erscheinungsdatum8. Juli 2008
ISBN9783863499556
Herbstfarben der Liebe
Autor

Diana Palmer

Die US-amerikanische Schriftstellerin Diana Palmer ist für ihre zahlreichen romantischen Liebes- und Familienromane bekannt, die seit 1979 veröffentlicht werden. Über 150 Bücher wurden von der erfolgreichen Autorin bisher verfasst, die weltweit gern gelesen werden. Der Roman „Diamond Girl“ wurde 1998 für das US-amerikanische Fernsehen verfilmt. Für ihr Werk erhielt sie bisher zahlreiche Auszeichnungen, ihre Romane stehen regelmäßig auf den US-amerikanischen Bestsellerlisten. Vor ihrer Karriere als Schriftstellerin war sie 16 Jahre lang als Reporterin tätig. Ihr Interesse gilt den amerikanischen Ureinwohnern, derzeit studiert sie nebenbei Geschichte, sie strebt ein weiteres Universitätsdiplom an, und zwar möchte sie sich auf die Historie der amerikanischen Ureinwohner spezialisieren. Aktiv setzt sie sich für die Rechte der Ureinwohner ein, sie unterstützt Museen und historische Gesellschaften. Zu ihren vielen Hobbys zählen unter anderem die Archäologie, die Anthropologie, die Musik sowie die Astronomie.

Mehr von Diana Palmer lesen

Ähnlich wie Herbstfarben der Liebe

Titel in dieser Serie (25)

Mehr anzeigen

Ähnliche E-Books

Romanzen für Sie

Mehr anzeigen

Ähnliche Artikel

Rezensionen für Herbstfarben der Liebe

Bewertung: 0 von 5 Sternen
0 Bewertungen

0 Bewertungen0 Rezensionen

Wie hat es Ihnen gefallen?

Zum Bewerten, tippen

Die Rezension muss mindestens 10 Wörter umfassen

    Buchvorschau

    Herbstfarben der Liebe - Diana Palmer

    DIANA PALMER

    Herbstfarben der Liebe

    IMPRESSUM

    JULIA SAISON erscheint im CORA Verlag GmbH & Co. KG,

    20350 Hamburg, Axel-Springer-Platz 1

    © 1991 by Susan Kyle

    Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V., Amsterdam

    © Deutsche Erstausgabe in der Reihe JULIA SAISON

    Band 62 - 2008 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg

    Übersetzung: Patrick Hansen

    Fotos: RJB Photo Library / mauritius images

    Veröffentlicht im ePub Format im 05/2011 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

    eBook-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

    ISBN 978-3-86349-955-6

    Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.

    CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Führung in Lesezirkeln nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Verlages. Für unaufgefordert eingesandte Manuskripte übernimmt der Verlag keine Haftung. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

    1. KAPITEL

    Meredith stand am Fenster und schaute in die verregnete Nacht über Chicago hinaus, während ihr Schwager sie besorgt musterte. Sie wusste, dass er ihr den Stress ansah, und sie hatte sichtlich abgenommen. Mal wieder. Mit vierundzwanzig sollte sie eigentlich sorglos das Leben genießen, stattdessen lastete ein gewaltiger Druck auf ihr.

    Meredith Ashe Tennison war Vizepräsidentin von Tennison International und besaß einen hellwachen Verstand und eine natürliche Begabung für geschäftliche Angelegenheiten. Dieses Talent war von ihrem verstorbenen Ehemann Henry stets gefördert worden. Nach seinem Tod hatte sie den Vorstand des Konzerns mit ihrem Selbstbewusstsein und ihrer Zielstrebigkeit überzeugt und Henrys Nachfolge angetreten. Jetzt, zweieinhalb Jahre später, waren die Gewinne gestiegen, und sie plante, neue Vorkommen an Bodenschätzen zu erschließen.

    Genau deshalb war Meredith momentan so angespannt. Ein Unternehmen im Südosten Montanas weigerte sich strikt, Tennison International seine Abbaurechte für einen dringend benötigten Rohstoff zu verkaufen. An der Spitze von Harden Properties stand ein Mann, der sie in all den Jahren, seit sie Montana verlassen hatte, wie ein Schatten aus der Vergangenheit verfolgt hatte.

    Nur Don Tennison kannte die ganze Geschichte. Er und sein verstorbener Bruder Henry hatten sich sehr nahegestanden. Meredith hatte Henry kennengelernt, als sie noch ein schüchterner, verängstigter Teenager war. Inzwischen war sie Vizepräsidentin und Don Präsident von Tennison International, und zwischen ihnen herrschte eine gewisse Rivalität.

    Meredith dachte über ihre bevorstehende Reise nach. Sie musste Billings einen Besuch abstatten. Die Stadt in Montana war nicht nur Sitz von Harden Properties, sondern auch ihre Heimat, wo sie von ihrer achtzigjährigen Großtante Mary ein Haus geerbt hatte.

    „Du hast die Beerdigung doch telefonisch arrangiert. Hättest du nicht auch gleich das Haus verkaufen können?", fragte Don leise.

    Sie schüttelte den Kopf. „Nein. Außerdem ist es eine gute Gelegenheit, mich mal bei unserem Gegner umzusehen. Bei Harden Properties wissen sie nicht, dass ich Henry Tennisons Witwe bin. Ich war sein bestgehütetes Geheimnis, und seit ich seine Nachfolge angetreten habe, meide ich die Fotografen."

    „Das hast du getan, um Blake zu schützen. Der Junge ist Millionen wert, genau wie du, und der letzte Entführungsversuch hätte fast geklappt."

    „Stimmt, aber Henry wollte auch immer verhindern, dass Cyrus Harden mich findet." Meredith schloss die Augen und wehrte sich gegen die Erinnerung an die Angst, die sie nach ihrer Flucht aus Montana gequält hatte. Sie war schwanger gewesen, und man hatte ihr vorgeworfen, mit einem anderen Mann geschlafen und ihm bei einem Diebstahl geholfen zu haben. Cys kaltherzige Mutter hatte sie aus dem Haus geworfen. Meredith wusste nicht, ob die Anzeige inzwischen zurückgezogen worden war, aber Cy hatte sie für schuldig gehalten. Ob er es immer noch tat?

    Sie war von ihm schwanger gewesen und hatte ihn wirklich geliebt. Weinend war sie davongelaufen. Ihre Großtante hatte ihr eine Busfahrkarte gekauft, damit sie die Stadt verlassen konnte. In Schande und verfolgt von Myrna Hardens triumphierendem Lächeln …

    „Du könntest darauf verzichten, Harden zu übernehmen, schlug Don vor. „Es gibt noch andere Firmen, die über Bodenschätze verfügen.

    „Nicht im südöstlichen Montana, entgegnete sie sanft. „Und Harden Properties hat dort das Monopol. Lächelnd drehte sie sich um. Blondes Haar umrahmte ihr ovales Gesicht mit dem makellosen Teint. Sie bewegte sich mit natürlich wirkender Anmut. Auch dafür hatte Henry Tennison gesorgt. Er hatte ihr nicht nur alles beigebracht, was sie über den Konzern wissen musste, sondern auch die Umgangsformen, die sie in ihrer Position brauchte.

    „Er wird kämpfen", sagte ihr Schwager.

    „Soll er doch kämpfen, Don, antwortete sie. „Dann ist er beschäftigt, während ich seine Firma übernehme. Ich brauche Harden Properties, wenn wir so expandieren wollen, wie ich es plane. Vor Ort kann ich ein paar diskrete Nachforschungen anstellen, während ich überlege, was ich mit Großtante Marys Haus mache. Ich war nicht mehr in Billings, seit … Sie zögerte. „… seit ich achtzehn war."

    Don wusste, was damals geschehen war. „Das ist sechs Jahre her, fast sieben. Die Zeit heilt alle Wunden."

    „So? Glaubst du etwa, ich könnte vergessen, was die Hardens mir angetan haben? Sie haben mich eines Verbrechens beschuldigt, das ich nicht begangen habe, und in Schande aus der Stadt gejagt, obwohl ich schwanger war. Sie fröstelte. „Ich hätte das Baby fast verloren. Ohne Henry …

    „Er hat Blake und dich über alles geliebt. In den drei Jahren vor dem Unfall war er so glücklich, wie ich ihn noch nie zuvor gesehen hatte."

    „Er war gut zu mir. Alle glaubten, ich hätte ihn nur geheiratet, weil er reich war. Sicher, er war fast zwanzig Jahre älter als ich, aber von seinem Vermögen hat er mir erst nach unserer Verlobung erzählt. Wehmütig schüttelte sie den Kopf. „Ich wäre fast davongerannt. Sie zeigte auf die wertvollen Antiquitäten. „Das hier hat mir Angst gemacht."

    „Er hatte nur für den Konzern gelebt. Bis du kamst, wollte er gar keine eigene Familie."

    Meredith seufzte. „Ich hätte ihm so gern ein zweites Kind geschenkt … Sie wandte sich ab. „Ich muss nach Billings.

    „Willst du Mr. Smith nicht mitnehmen?,fragte Don.„Dort oben gibt es Grizzlybären. Berglöwen. Verrückte Wohnmobilfahrer …

    Sie lachte. „Mr. Smith wird gut auf Blake aufpassen. Der Junge liebt ihn und seinen Riesenleguan. Außerdem dauert es nicht lange. Ich bleibe höchstens ein paar Wochen in Montana."

    „Sei vorsichtig!, warnte Don. „Die Hardens wissen sicher, wer du bist.

    „Nein, tun sie nicht. Henry hat zu Anfang niemandem von mir erzählt und mich später immer nur Kip genannt, also hat Cy Harden keine Ahnung, dass ich bei Tennison International bin. Er kennt mich nur als Meredith Ashe. Wenn ich den Rolls-Royce hierlasse, wird er mich nicht mit einem großen Konzern in Verbindung bringen. Und seine Mutter schon gar nicht." Ihre Stimme war eisig geworden.

    „Ich habe mir Cy Harden nie als Muttersöhnchen vorgestellt."

    „Das ist er auch nicht. Aber Myrna Harden ist gerissen und intrigant. Damals war ich achtzehn, und sie hatte leichtes Spiel mit mir. Jetzt bin ich an der Reihe. Ich will Harden Properties, und nichts und niemand wird mich davon abhalten."

    Ihr Schwager öffnete den Mund, schloss ihn jedoch wieder. Sie war nicht die Erste, die sich mit Cy Harden anlegte. Das hatten schon andere versucht, nicht zuletzt Henry. Harden wusste vermutlich noch immer nicht, warum Henry ihn so sehr gehasst hatte.

    „Du traust es mir nicht zu, was?", fragte sie.

    „Nein, gab er zu. „Harden Properties ist ein Familienunternehmen. Er hält vierzig Prozent der Anteile, seine Mutter fünf. Das bedeutet, du brauchst sowohl die zehn Prozent seines Großonkels als auch die zehn Prozent seiner Manager und die Aktien im Streubesitz.

    „Ich werde sie bekommen, erwiderte sie siegessicher. „Und Mr. Harden wird sich wundern, wenn ich damit in der Vorstandssitzung auftauche.

    „Unterschätz ihn nicht. Das hat selbst Henry nie getan."

    „Oh, keine Angst. Was liegt heute Nachmittag an? Ich muss mir ein paar neue Sachen kaufen. Sie zeigte auf ihr teures Kostüm. „Die kleine Meredith Ashe könnte sich so etwas nicht leisten. Sie lächelte. „Keine Sorge, Don. Ich weiß, was ich tue."

    Er zuckte mit den Schultern. „Das hoffe ich."

    „Warum musst du schon wieder fahren?, fragte Blake mit trotzigem Gesicht, als Meredith den schäbigen alten Koffer packte, den sie sich von Mr. Smith geliehen hatte. „Dauernd bist du weg. Nie bist du hier!

    Ihr kleiner Sohn hatte vollkommen recht, aber es ließ sich leider nicht ändern. „Geschäfte, mein Liebling", erwiderte sie. Er sah ihr kein bisschen ähnlich, sondern kam ganz nach seinem Vater, von dem dunklen Haar und den braunen Augen bis zu dem südländischen Teint. Und eines Tages würde er wohl auch so groß wie Cy sein.

    Cy. Seufzend wandte Meredith sich ab. Sie hatte ihn über alles geliebt. Um ihn nicht zu verlieren, hatte sie ihn angelogen und behauptet, schon zwanzig zu sein. Trotzdem hatte er sich mit seinen achtundzwanzig Jahren unwohl gefühlt und sich vermutlich für die Leidenschaft geschämt, die sie immer wieder in ihm weckte. Vielleicht hatte er sie sogar dafür gehasst.

    Seine Mutter hatte es jedenfalls getan. Dass Meredith im Reservat der Crow-Indianer lebte, war für Mrs. Myrna Granger Harden ein Schock. Dass ihr Sohn mit einer Kellnerin ausging, galt in ihren snobistischen Kreisen als unverzeihliche Peinlichkeit – zumal sie ihm bereits eine standesgemäße Ehefrau ausgesucht hatte.

    „Kannst du mich nicht mitnehmen?", unterbrach Blake ihre Gedanken.

    „Eines Tages, versprach sie. „Dann zeige ich dir die Reservation, und du kannst deine indianischen Cousins kennenlernen.

    „Sind das richtige Indianer?"

    „Richtige Indianer. Ich möchte, dass du stolz auf deine Herkunft bist, Blake", sagte sie ernst.

    „Blake!"

    Die tiefe Stimme hallte über den Flur.

    „Ich bin hier, Mr. Smith!", rief der Junge.

    Schwere Schritte kamen näher, und ein Hüne mit schütterem Haar betrat das Zimmer. Der Mann, den alle nur Mr. Smith nannten, hatte eine Tätowierung an seinem muskulösen Oberarm und trug eine Kakihose und ein olivfarbenes T-Shirt. Er war der unattraktivste, aber freundlichste Mann, den Meredith kannte. Niemand wusste genau, wie alt er war. Sie schätzte ihn auf Mitte vierzig. Er war vom Geheimdienst zu Henry Tennison gewechselt, und nach Henrys Tod hatte Meredith ihn gewissermaßen geerbt. Neben ihrem Sohn war er der wichtigste Mensch in ihrem Leben.

    „Schlafenszeit, junger Mann", sagte er zu Blake.

    „Jawohl, Sir!" Blake salutierte lachend, rannte zu dem großen Mann, und der hob ihn auf die Schultern.

    „Ich bringe ihn zu Bett, Kip, sagte Mr. Smith zu Meredith und kniff die Augen zusammen. „Du solltest nicht reisen, sondern lieber mal ausspannen.

    „Unsinn, es geht mir gut, widersprach sie. „Ich muss mich um Tante Marys Nachlass kümmern. Außerdem ist es die ideale Gelegenheit, unseren Gegner auszukundschaften. Sie küsste ihren Sohn auf die Wange. „Schlaf gut. Ich komme noch mal vorbei, um dich zuzudecken."

    Als die beiden hinausgingen, beugte sich Meredith seufzend wieder über den Koffer.

    Zwei Tage später kam sie mit dem Bus in Billings an. Sie hätte fliegen können, aber das hätte jedem verraten, dass sie Geld hatte. Außerdem lag der Busbahnhof direkt neben dem Hauptquartier von Harden Properties.

    Meredith trug das Haar offen. Mit ihren Jeans, der verwaschenen Denimjacke, alten Stiefeln und ohne Make-up sah sie fast genauso aus wie an dem Tag vor sechs Jahren, als sie genau hier in den Bus gestiegen war, um die Stadt zu verlassen.

    Im Bürogebäude nebenan saß ein Mann am Schreibtisch, und sein Blick fiel auf die Reisenden, die auf ihr Gepäck warteten. Er stand auf, ging ans Fenster und starrte hinaus.

    „Mr. Harden?"

    „Was gibt es, Millie?", fragte er, ohne sich umzudrehen.

    „Ihr Brief …"

    Er hörte sie kaum. Das kann nicht sein, dachte er. Nicht nach all diesen Jahren. Oft genug hatte er geglaubt, sie zu sehen, und sich jedes Mal getäuscht. Aber dieses Mal spürte er, dass es tatsächlich Meredith war. Sein Herz begann zu klopfen.

    Cy Harden nahm wieder Platz. Sein hochgewachsener Körper in dem dunkelblauen Maßanzug wirkte so beeindruckend, dass selbst seine vertraute Sekretärin ihn bewundernd anstarrte. Er war jetzt vierunddreißig, doch manchmal wirkte das schmale, tief gebräunte Gesicht älter. Erste Fältchen zeigten sich um seine Augenwinkel, und im dichten schwarzen Haar fanden sich ein paar silberne Fäden. Für einen Mann, der sich vor allem für Landwirtschaft interessierte und viel Zeit auf seiner Ranch verbrachte, besaß er eine elegante Ausstrahlung.

    „Vergessen Sie den Brief, erwiderte er. „Finden Sie die Adresse von Mary Raven heraus. Ihr Ehemann war ein Crow-Indianer namens John Raven-Walking, aber im Telefonbuch stehen sie als Raven. Sie sind vor zwei oder drei Jahren in die Stadt gezogen.

    „Ja, Sir." Millie entschwand.

    Cy überflog einige neue Verträge und die Anfrage von einem seiner Direktoren, warum er sich weigerte, ein paar Abbaurechte für einheimische Bodenschätze an Tennison International abzutreten. Er nahm gar nicht richtig wahr, was er las, denn die Erinnerungen stürmten auf ihn ein – an die Frau, die ihn vor sechs Jahren verraten und Billings fluchtartig verlassen hatte.

    „Sir, hier ist ein Nachruf. Millie kehrte mit der Lokalzeitung zurück. „Ich habe ihn letzte Woche schon gesehen, aber vergessen, ihn zu erwähnen. Jetzt musste ich wieder an diese Ashe denken. Sie wissen schon, das junge Mädchen, das damals in den Diebstahl verwickelt war.

    Er runzelte die Stirn. „Das wurde nie bewiesen."

    Sie zog die Augenbrauen hoch. „Ja, hier steht es. Mrs. Mary Raven. Und da ist auch die Adresse. Die drucken sie immer ab. Sie ist vor zwei Tagen beigesetzt worden. Keine Angehörigen. Ich nehme an, bei der Zeitung wussten sie nichts von Miss Ashe …"

    „Geben Sie her!" Er schaute auf die Anzeige. Mary war tot. Bis zum Tod von Raven-Walking hatte sie in der Reservation gelebt und war dann in ein Haus in der Stadt gezogen. Er fragte sich, wie sie es sich hatte leisten können. Cy hatte das Haus nie gesehen, war Mary Raven aber einmal zufällig begegnet und hatte sie nach Meredith gefragt. Die alte Frau hatte ängstlich und ausweichend geantwortet und war praktisch vor ihm davongelaufen. Er hatte sie in Ruhe gelassen. Vermutlich war Meredith längst verheiratet, mit einem Haus voller Kinder.

    Die Vorstellung tat ihm weh. Cy seufzte verärgert. Nun ja, jetzt, nach dem Tod ihrer Großtante, würde sie bestimmt zurückkehren. Vielleicht war sie gerade aus dem Bus gestiegen.

    Mit grimmiger Miene lehnte er sich zurück. Meredith war hier, das spürte er. Aber er wusste nicht, ob er darüber froh oder traurig sein sollte. Er wusste nur, dass sie sein Leben erneut durcheinanderwirbeln würde.

    Meredith wagte nicht zu hoffen, dass Cy aus seinem Büro kommen und ihr über den Weg laufen würde, während sie auf den Bus wartete. Vielleicht hielt er sich gar nicht in Billings auf. Wie Henry und jetzt sie war er sicher oft auf Geschäftsreisen. Dass sie schon heute dem Mann begegnete, von dem sie in ihrer Jugend geträumt hatte, wäre ein geradezu schicksalhafter Zufall.

    Sie bestieg den Bus, der sie innerhalb weniger Minuten bis fast vor das kleine Haus ihrer Tante brachte. Es lag im Schutz hoher Bäume in einer Sackgasse. Mit dem Schlüssel, den der Makler ihr geschickt hatte, schloss sie die Tür auf. Im südöstlichen Montana war der September frostig und der Schnee nicht weit. Hoffentlich war sie wieder weg, bevor sie hier eingeschneit würde. Es war kalt im Haus, aber zum Glück hatte der Makler an Strom und Gas gedacht.

    Meredith ließ den Blick über die Einrichtung wandern: schlichte Holzmöbel im Stil der ersten Siedler. Doch Mary hatte auch die Sachen ihres Ehemanns behalten. An den Wänden hingen die Kultgegenstände, auf die er so stolz gewesen war, zusammen mit gegerbten Fellen, bemalten Tierhäuten, gewebten Teppichen, einem riesigen Mandala und dem Bogen mit Pfeilen, die er von seinem Großvater bekommen hatte.

    Als sie das Telefon neben der Tür entdeckte, atmete sie erleichtert auf. Sie würde es brauchen, genau wie das Faxgerät und ihren Computer. Mr. Smith würde ihr

    Gefällt Ihnen die Vorschau?
    Seite 1 von 1