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Julia Saison Band 71: Valentinstag
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eBook496 Seiten6 Stunden

Julia Saison Band 71: Valentinstag

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Über dieses E-Book

VERFÜHRT VON EINEM ENGEL von MARY ANN WILSON
Mit einem ganz besonderen Auftrag wird Engel Angelina zur Erde gesandt. Doch Engel sind auch nur Menschen, und so kommt es, dass Angelina sich in den attraktiven Dennis verliebt. Am Valentinstag entscheidet sich ihr Schicksal ...

HERZKLOPFEN AM VALENTINSTAG von KAREN TEMPLETON
Mercys Herz schlägt höher: Ihre große Jugendliebe Ben ist nach zehn Jahren plötzlich zurückgekehrt in die Heimat. Sofort fühlt sie sich wieder zu ihm hingezogen. Doch was empfindet er für sie? Wird er ihr am Valentinstag endlich seine Liebe gestehen?

BEI KUMMER – DIESE NUMMER von JULIE KISTLER
Radiomoderatorin Nell soll ihren Hörern am Valentinstag ein Blind Date vermitteln. Der erste Anrufer ist „John Jones“. Die Stimme kommt Nell bekannt vor: Das muss ihr neuer Chef Griffin sein. Und mit ihm hat sie etwas ganz Besonderes vor!

SpracheDeutsch
HerausgeberCORA Verlag
Erscheinungsdatum6. Jan. 2023
ISBN9783751519809
Julia Saison Band 71: Valentinstag
Autor

Mary Anne Wilson

Mary Anne wurde in Toronto, Kanada, geboren und fing bereits im Alter von neun Jahren mit dem Schreiben kleiner Geschichten an. Über den Ausgang von Charles Dickens' berühmtem Roman "A Tale of Two Cities" ("Eine Geschichte zweier Städte") war sie so enttäuscht, dass sie das Ende kurzerhand nach ihren Vorstellungen umschrieb. Jahre später zog sie nach Südkalifornien, wo sie der Liebe ihres Lebens begegnete. Dort erkannte sie, dass sie den Schnee im Winter nicht vermisste, und nahm ihren ganzen Mut zusammen, um endlich ihren ersten Liebesroman, natürlich mit Happy End, zu schreiben. Sie verfasste acht Romane, bevor sie den Dreh raus hatte und ihr erstes Buch veröffentlicht wurde. Das war im Jahr 1988. Seitdem kamen 40 weitere hinzu. In ihrer Freizeit arbeitet sie an weiteren Liebesromanen voller Romantik und knisternder Spannung.

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    Buchvorschau

    Julia Saison Band 71 - Mary Anne Wilson

    Mary Ann Wilson, Karen Templeton, Julie Kistler

    JULIA SAISON BAND 71

    IMPRESSUM

    JULIA SAISON erscheint in der Verlagsgruppe HarperCollins Deutschland GmbH, Hamburg

    Neuauflage in der Reihe JULIA SAISON, Band 71 01/2023

    © 1998 by Mary Anne Wilson

    Originaltitel: „Valentine For An Angel"

    erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto

    Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

    Übersetzung: Jutta Nickel

    Deutsche Erstausgabe 2003 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg,

    in der Reihe ROMANA VALENTINSBAND, Band 14

    © 2007 by Karen Templeton-Berger

    Originaltitel: „The Prodigal Valentine"

    erschienen bei: Silhouette Books, New York

    Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

    Übersetzung: Maria Poets

    Deutsche Erstausgabe 2009 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg,

    in der Reihe JULIA VALENTINSBAND, Band 20

    © 2000 by Julie Kistler

    Originaltitel: „Calling Mr. Right"

    erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto

    Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

    Übersetzung: Patrick Hansen

    Deutsche Erstausgabe 2001 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg,

    in der Reihe ROMANA VALENTINSBAND, Band 12

    Abbildungen: IgorVetushko / Depositphotos, alle Rechte vorbehalten

    Veröffentlicht im ePub Format in 01/2023 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

    E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

    ISBN 9783751519809

    Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.

    CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

    Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:

    BACCARA, BIANCA, ROMANA, HISTORICAL, TIFFANY

    Alles über Roman-Neuheiten, Spar-Aktionen, Lesetipps und Gutscheine erhalten Sie in unserem CORA-Shop www.cora.de

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    Verführt von einem Engel

    PROLOG

    12. Februar, vier Uhr morgens, Santa Barbara, Kalifornien.

    Wieder erschien sie in seinen Träumen, aber dieses Mal war die süße Schwere des Tiefschlafs bereits verflogen. Unaufhaltsam kam sie näher und näher, und ihre Gegenwart hielt ihn so sehr in seinem Traum gefangen, dass er unfähig war, sich zu bewegen. Und er konnte nicht aufwachen. Doch im Grunde wollte er es auch gar nicht. Er wartete einfach nur auf sie.

    Sie kam so lange näher, bis ihre nebulöse Erscheinung vor seinen Augen fast greifbar wurde. Trotzdem vermochte er sie nicht wirklich zu sehen. Er spürte sie vielmehr. Er spürte ihre Zartheit und ihre Sanftheit. Er spürte eine Glut, die ihm tief ins Herz drang. Ihr Duft rief eine undeutliche Erinnerung in ihm wach, aber es gelang ihm nicht, sie beim Namen zu nennen.

    Dennoch wusste er, dass er sie brauchte. Und dass er sie begehrte. Es war, als ob sie einen Teil seiner Seele besaß. Obwohl er ihre Gesichtszüge nur verschwommen erkennen konnte, wusste er, dass ihre Erscheinung einen Hauch von Leidenschaft ausstrahlte. Alles an ihr schien Freude und Glück, Verlangen und Erfüllung.

    Ihre Erscheinung stürzte ihn in einen Wirbel der Sinne, auch wenn sie unerreichbar war. Seine innere Anspannung wuchs, er streckte die Hand aus und wollte nach ihr greifen, aber er griff ins Leere. Sie verschwand aus seinem Traum und war verloren.

    Wie oft hatte sie dieses grausame Spiel in den vergangenen Monaten mit ihm gespielt!

    Einen Augenblick später wachte er auf. Wieder mal stellte er fest, dass er immer noch in seinem eigenen Bett lag. Es stand im Schlafzimmer seines Hauses, das auf den Klippen der kalifornischen Pazifikküste errichtet worden war. Und er empfand einen schmerzhaften Verlust in sich, das seltsame Gefühl einer Leere, die sich jeglicher Erklärung entzog.

    Dennis Benning atmete tief durch. Regungslos lag er auf dem Bett und spürte den Erschütterungen nach, die der Traum in seinem Inneren verursacht hatte. Er lockerte die verkrampften Fäuste, legte die flachen Hände auf das Bettlaken und hoffte inständig, dass die schmerzhafte Anspannung langsam weichen würde. Wenn die Frau seiner Träume aus Fleisch und Blut gewesen wäre, wenn sie in dieser milden Nacht das Bett mit ihm geteilt hätte, dann hätte er auf der Stelle mit ihr geschlafen. Zweifellos.

    Leise stöhnte er auf. Der Gedanke verstärkte sein Unbehagen erheblich.

    „Beruhige dich, murmelte er halblaut zu sich selbst. „Schließlich ist es nur ein Traum. Nichts, als ein verdammter Traum. Langsam öffnete er die Augen. Am Fußende des Bettes schien das fahle Mondlicht durch die verglasten Balkontüren. Wieder sah er sie. Dieses Mal bestand ihre Erscheinung nur in der Andeutung eines Körpers. Es war die Illusion von einer Frau, die nur aus einer flüchtigen Nebelwolke zu bestehen schien. Er sah eine schlanke Figur in einem langen, fließenden Gewand. Das lockige Haar fiel ihr bis auf die Schultern. Aber das Gesicht blieb verschwommen. Je länger er hinsah, desto höher schwebte die Erscheinung, bis sie schließlich durch die Schatten der Zimmerdecke ins Nichts zu entschwinden schien.

    Nur das Wispern eines Luftzugs machte sich leise bemerkbar, und einen Herzschlag lang war er überzeugt, dass ihm der Duft von Blumen in die Nase gestiegen war. Nein, nicht der Duft von Blumen, sondern die süße Würze einer wild wuchernden, sommerlichen Blumenwiese. Aber sofort war auch der Duft wieder verschwunden. Er ließ sich wieder in die Kissen sinken. Das Bettlaken war feucht von seinem Schweiß. Was für ein verrückter Traum, dachte er. Verrückter als je zuvor. Aber jetzt war er vorüber.

    Nichts war übrig geblieben. Dunkle Nacht umhüllte ihn. Draußen schlugen die Wellen des pazifischen Ozeans dumpf an die Klippen. Es gab keine Frau in seinem Zimmer. Nichts. Er war vollkommen allein.

    Er kniff die Augen zusammen und war fest entschlossen, sich zu entspannen. Schließlich wusste er genau, dass der Traum in dieser Nacht nicht wiederkommen würde. Niemals kam er zwei Mal in derselben Nacht. Noch nicht mal jede Nacht kam er. Er tauchte stets unerwartet auf, immer dann, wenn Dennis überzeugt war, dass er ihn endgültig verloren hatte. Dann aber überwältigte ihn der Traum jedes Mal mit sanfter Macht, bis er sich vollkommen in ihm verloren hatte.

    Verrückt, dachte er wieder. Verrückt, sich danach zu sehnen, dass ein Traum wiederkehrt. Als der Schlaf ihn wieder überkam, hatte er einen noch verrückteren Gedanken. Er bildete sich ein, dass er die Frau kannte. Er kannte sie sogar sehr gut. Obwohl er ihr noch niemals begegnet war.

    1. KAPITEL

    12. Februar, sieben Uhr abends.

    „Zwangsneurotisch", murmelte Angelina kaum hörbar. Zwar hatte sie nicht genau begriffen, was dieser komische Ausdruck der menschlichen Sprache zu bedeuten hatte, aber irgendwie passte er hervorragend zu dem Verhalten, das sie Dennis Benning gegenüber an den Tag legte.

    Sie verstand nur, dass sie sich in den vergangenen Monaten immer wieder gezwungen gefühlt hatte, nach ihm zu sehen. Es war ihr wichtig zu wissen, dass es ihm gut ging, und sie hatte ihr Verhalten damit gerechtfertigt, dass er im letzten halben Jahr eine Menge durchgemacht hatte. Zwei Mal hatte er sich von einer Geliebten getrennt. Zum ersten Mal in seinem Leben war er seinem Halbbruder begegnet. Bisher hatte er von dessen Existenz nicht die geringste Ahnung gehabt. Also schaute sie hin und wieder nach ihm.

    Meistens hatten ihre heimlichen Besuche in den frühen Morgenstunden stattgefunden, wenn er noch schlief. Jedes Mal hatte sie sich überzeugen können, dass es ihm an nichts fehlte. Warum also hatte sie ihn wieder aufgesucht? Sie hatte es einfach getan, wieder und wieder. Und dieses Mal hatte sie nicht auf die Nachtstunden gewartet.

    Abends um sieben entdeckte sie ihn in seinem Büro im zehnten Stock eines alten Hochhauses in der Innenstadt.

    „Du siehst müde aus. Sam, sein Halbbruder, musterte ihn aufmerksam. „Was ist los?

    Angelina beobachtete Dennis genau, während sie unsichtbar über ihm schwebte. Müde? Ja, tatsächlich. Er wirkte müde. Wie hatte ihr das nur entgehen können?

    Sam beugte sich vor und stützte die Handflächen fest auf die dicken Wälzer von Gesetzestexten, die auf dem Schreibtisch seines Bruders herumlagen. Eindringlich schaute er Dennis an. Die beiden Männer sahen einander sehr ähnlich.

    Angelina dachte, dass eine irdische Frau Dennis vermutlich für attraktiv halten musste. Sam sicher auch, aber trotz der Ähnlichkeit der beiden Brüder bemerkte sie doch eine Reihe von Unterschieden in ihrem Aussehen.

    Sam wirkte rauer als Dennis, irgendwie unvollkommener. Sam war die Zwischenstation, Dennis das makellose Endprodukt. Groß, blond, schlank, die Haut ein wenig gebräunt. Die Gesichtszüge waren bemerkenswert glatt, die Augen strahlten in durchdringendem Blau. Oh, ganz bestimmt hatte er sich seit ihrer ersten Begegnung sehr verändert. Das helle Haar war inzwischen länger. Jetzt reichte es ihm fast bis auf den Kragen des Hemdes. Sogar das Hemd und die bequeme Jeans waren neu. Vorher hatte er stets unbequeme dreiteilige Anzüge mit zugeknöpfter Weste getragen.

    Er war Anwalt in der renommiertesten Kanzlei von Santa Barbara gewesen und hatte sich kürzlich selbstständig gemacht. Im Augenblick war Sam sein wichtigster Mandant. Dennis überwachte dessen Verträge mit der Filmindustrie, half ihm bei den Verhandlungen, beriet ihn bei Investitionen und in Steuerangelegenheiten. Obwohl die beiden Männer sich erst vor zwei Monaten kennen gelernt hatten, waren sie einander sehr nahe. Was für ein Glück, dachte Angelina, ganz besonders jetzt, wo die wichtigste Phase in Dennis’ Leben beginnt. Oder schon begonnen hatte.

    Es gefiel Angelina, dass er sich von der fixen Idee gelöst hatte, ein „Benning" zu sein. Er gehörte zu einer der einflussreichsten Familien in der High Society von Santa Barbara und hatte sich nach und nach von dieser schweren Bürde befreit.

    „Ich schlafe nicht viel, murmelte Dennis und lächelte trocken. „Ich habe wieder diese Träume.

    „Träume?", wiederholte Sam.

    Dennis zuckte die Schultern. „Verrückt, nicht wahr? Ich kann mich nicht erinnern, früher geträumt zu haben. Jedenfalls nicht wirklich."

    „Was für Träume? Von Monstern, die dich jagen? Oder von Clowns im Zirkus, die dich verfolgen?"

    Dennis lehnte sich zurück. „Nein, keine Clowns. Die Träume sind … Er seufzte auf, verschränkte die Hände hinter dem Kopf und warf seinem Bruder einen schrägen Blick zu. „Man nennt das wohl erotische Träume.

    „Erotische Träume?"

    „Nein, nicht wirklich. Aber die Träume könnten sehr erotisch werden, wenn sie nicht immer so plötzlich enden würden", erklärte Dennis.

    „Und deshalb bist du so erledigt?"

    „Es sind keine harmonischen Träume, stellte Dennis richtig. „Sie sind unglaublich frustrierend.

    „Aha. Die Lady frustriert dich also. Mach dir nichts draus. Ich verstehe dich sehr gut. Francine, nicht wahr?"

    „Da verstehst du offenbar mehr als ich. Nein, nicht Francine. Ich kenne die Frau meiner Träume irgendwie, und gleichzeitig kenne ich sie nicht", seufzte Dennis und lehnte sich wieder in seinem Sessel zurück.

    „Glaub mir, diese Clark-Schwestern rauben einem manchmal schier den Verstand. Und sie sind unglaublich sexy."

    „Ja, das stimmt wohl, meinte Dennis. „Aber jetzt erzähl doch mal, warum du mich heute besuchst, noch dazu ohne deine neue Braut?

    „Melanie ist mit Reggie und dem Baby zu Mutter gefahren. Ich hole sie dort ab, und dann fahren wir ins Restaurant, erklärte er. „Und da ich schon auf dem Weg war, wollte ich kurz anhalten und nachsehen, ob du noch arbeitest. Vielleicht willst du uns begleiten. Wir könnten bei Francine vorbeifahren und sie abholen.

    „Du liebe Güte, das Dinner. Das hab ich vollkommen vergessen. Entsetzt schaute Dennis auf die Armbanduhr. „Ich habe mich vollkommen in die Arbeit vergraben. Würdest du vielleicht auch allein …?

    „Nein, auf keinen Fall. Du brauchst dringend eine Pause. Und warum verbringst du sie nicht mit einer Traumfrau?"

    „Ich wusste, dass ich dir nichts hätte verraten dürfen. Dennis stand auf und schaute seinen Bruder an. „Wer kommt denn noch zu unserem Abendessen?

    „Ben, Reggie, Mel und ich. Und natürlich du und Francine."

    „Mutter und Vater sind also nicht eingeladen?"

    Sam schüttelte den Kopf. „Nein. Ich habe heute Nachmittag bei ihnen vorbeigeschaut. Deine Mutter hatte sich in ihr Schlafzimmer zurückgezogen, weil sie wieder an einer plötzlichen Migräneattacke litt. Offenbar konnte sie es nicht ertragen, dass du dich mit Francine zum Dinner triffst." Sam schlug Dennis freundschaftlich auf die Schulter.

    Angelina erschauerte, als sie das verbissene Lächeln auf Dennis’ Lippen sah. „Ja, Mutter ist schon ein Fall für sich. So viel ist sicher."

    „Unser Vater sagte mal, dass sie überzeugt sei, die Bennings würden sich zum Gespött der High Society von Santa Barbara machen, wenn sie sich mit einer Familie verschwägern, die sich wie die Kaninchen vermehren."

    Dennis ließ den Verschluss einer Aktentasche aufschnappen und legte einige Papiere hinein. „Eins wirst du noch lernen müssen, wenn du zu unserer Familie gehören willst. Mutter überlebt immer. Er ließ den Verschluss wieder zuschnappen und wandte sich an Sam. „Sie ist zäh wie Leder, wenn man mal von den Kopfschmerz-Attacken absieht, die sie immer wieder überfallen. Aber sie kann sie auch nach Belieben hervorzaubern. Die Frau hält alles durch.

    Angelina hatte gar nicht bemerkt, dass sie sich ihm immer mehr angenähert hatte. Plötzlich nahm sie den Duft seines Rasierwassers wahr. Nein, das durfte sie nicht. Schließlich war sie auf Beobachtung eingestellt und nicht darauf, menschliche Erfahrungen nachzuahmen.

    Dennis fuhr sich mit der Hand durchs Haar. Unwillkürlich streckte sie ebenfalls die Hand aus, um sanft über sein Haar zu streichen. Sie war schockiert. Noch dazu war es ein dummer Impuls, denn mit ihrer Hand konnte sie keinerlei Kontakt zu ihm aufnehmen. Sie fuhr einfach durch seinen Körper hindurch und verursachte keinerlei Regungen bei ihm. Wenn sie sich auf ihrem Beobachtungsposten über ihm befand, besaß ihr Körper keine Substanz. Kontakt kam also nicht infrage.

    „Du hast vollkommen Recht, was deine Mutter angeht", murmelte Sam.

    Sie schob die Hände hinter den Rücken und versteckte sie schließlich in den Falten ihres weißen Kleides. So ein dummer Fehler sollte ihr kein zweites Mal passieren. Vergiss nicht, wer du bist, mahnte sie sich. Sie war eine gute Fee. Ein Wesen, dass unmögliche Dinge zwischen den Menschen möglich werden ließ. Sie half den Menschen, die echte Liebe zu finden. Die große Liebe, die jeder Mensch sich so sehnlich herbeiwünschte.

    „Lass uns um Himmels willen von hier verschwinden." Dennis drehte sich abrupt um und eilte zur Tür.

    Alles ging rasend schnell. Erst als es vorbei war, wurde ihr bewusst, was eigentlich geschehen war. Er schritt durch ihren Nebel hindurch und stoppte. Sie erschrak zutiefst, als sie bemerkte, dass er sie direkt anschaute. Einen Moment lang fragte sie sich, ob sie sich durch den Schock vielleicht unbemerkt materialisiert hatte.

    In letzter Zeit war ihr das zwei Mal passiert, beide Male im Haus von Dennis. Aber ein Blick genügte, um festzustellen, dass sie immer noch unsichtbar war. Jedenfalls für Menschen. Trotzdem starrte Dennis unablässig auf die Stelle in der Luft, wo sie schwebte. Besorgt runzelte er die Stirn.

    „Hast du das gerochen?", fragte er.

    „Was gerochen?, fragte Sam und öffnete die Tür. „Ich rieche nur den würzigen Duft von Audrys Shampoo vermischt mit dem Toner aus dem Kopierer. Er hielt inne. „Was ist los?"

    „Einen kurzen Augenblick lang duftete es nach einer Wiese … nach Sommerblumen. Er sog die Luft ein und schüttelte dann den Kopf. „Nein, du hast Recht. Es ist der Toner. Dennis knipste das Licht aus, folgte Sam nach draußen und schloss die Tür hinter sich.

    Angelina zog sich eilig zurück. Sie hatte die Absicht, sich so schnell wie möglich ihrer aktuellen Anbahnungssache zuzuwenden. Der Job war nicht gerade angenehm, weil sie es mit zwei Menschen zu tun hatte, die sich im Moment sehr aufsässig benahmen. Aber sie hatte es arrangiert, dass sie in einem romantischen Whirlpool in einem Wellness-Hotel in Big Sur saßen. Mit einer Flasche Champagner. Immerhin hatte sie beobachtet, dass zwei nackte Menschen, die in einer heißen Wanne Champagner tranken, selten miteinander stritten.

    Als sie davonschwebte, gönnte sie sich einen letzten Blick auf Dennis, der jetzt in einem großen, schwarzen Wagen saß und Sams Wagen folgte. Auf dem Weg nach Big Sur leistete sie sich noch einen kleinen Abstecher zur Villa der Bennings in den Hügeln von Santa Barbara.

    Emily Benning hatte sich auf dem Sofa in ihrem Zimmer ausgestreckt und hielt die Augen geschlossen. Auf der Stirn lag ein kühlender Lappen. Sie wirkte dünn, blass und zerbrechlich. Dennis Benning sen., ihr Ehemann, beugte sich über sie.

    „Emily, genug ist genug. Du wirst Dennis nicht ändern können. Er hat schon immer seinen eigenen Kopf durchgesetzt. Um ehrlich zu sein, langsam ist er aus dem Alter raus, wo er unsere Erlaubnis braucht, wenn er sich mit einer Frau verabreden will. Dennis Benning kniff die blauen Augen zusammen. „Er hat sein Leben verdammt gut im Griff. Lass ihn einfach in Ruhe.

    Emily Benning verzog ihren Mund zu einer dünnen Linie. „Du bist schuld. Du warst derjenige, der … der im jugendlichen Übermut einen indiskreten Fehltritt begangen hat."

    „Genug, habe ich gesagt. Du sprichst über meinen Sohn."

    Sie öffnete die Augen, bewegte sich aber keinen Millimeter. „Wir haben auch einen Sohn, Dennis."

    Verzweifelt atmete er aus und ballte seine Hände zu Fäusten. „Genug. Hast du mich verstanden? Sam ist mein Sohn. Dennis ist mein Sohn."

    „Bitte, hauchte sie und fuhr mit der schmalen Hand durch die Luft. „Hör auf.

    „Du hörst auf. Ich habe die Nase voll von deinem vorwurfsvollen Verhalten."

    Emily seufzte auf, als hätte sie allen Grund zur Verzweiflung. „Vorwurfsvolles Verhalten! Mein Lieber. War ich diejenige, die diesem Mann die Türen unseres Hauses geöffnet hat?"

    Dennis Benning wirkte beinahe traurig. Seit fünfunddreißig Jahren war er nun mit dieser Frau verheiratet. „Wie hätte ich mich weigern können?", fragte er.

    „Ich … ich fühle mich so verlassen, wisperte Emily. „So verlassen, wiederholte sie mit zittriger Stimme und presste sich den Handrücken auf die Stirn.

    Angelina spürte förmlich, wie Dennis Benning sich innerlich von seiner Frau zurückzog. Wer auch immer diese Ehe in die Wege geleitet hatte, er hatte schlechte Arbeit geleistet. Selbst dieser blöde Engel, den die Menschen in ihren Märchen erfunden hatten, hätte es nicht schlimmer arrangieren können, wenn sein Pfeil irrtümlich jemand anders getroffen hätte.

    Was für ein Gedanke! Ein fettes, kleines Männchen in Windeln, das Pfeile auf Menschen abschoss. Zu dumm, dass es nur ein Märchen war. Sonst hätte er doch einfach einen Pfeil auf die Bennings abfeuern können. Sie hob die Arme, legte an und tat so, als würde sie Bogenschießen. „Zack! Und zack!", murmelte sie und stellte sich vor, dass ihre eingebildeten Pfeile direkt ins Herz der beiden treffen würden. Wenn sie überhaupt ein Herz besaßen. Vor allem Emily Benning.

    „Angelina!"

    Aus der Ferne hörte sie, wie jemand ihren Namen rief. Noch bevor sie sich umdrehen konnte, wurde sie von den Menschen weggezogen. Im nächsten Augenblick fand sie sich in einer unbekannten Abteilung des Hauptquartiers wieder. Dann erblickte sie den gläsernen Konferenztisch, der in der Mitte des Raumes zu schweben schien. Die Wände schimmerten in glänzendem Weiß, und in der Mitte des Raumes tanzten Lichtstrahlen in stiller Schönheit. Diese Abteilung hatte sie noch nie betreten. Es war der Sitzungssaal des Himmlischen Rates.

    Aber außer Miss Victoria sah sie niemanden. Ihre Vorgesetzte hatte bereits graue Haare. Sie trug ein langes, blaues Gewand und eine gestärkte Schürze. Ihre Figur wirkte sanft und zierlich. Die Haut schimmerte hell. Auf der Nase trug sie eine goldumrandete Brille, hinter der blassblaue Augen hervorlugten.

    „Ma’am?", fragte Angelina und machte vorsichtig einen Schritt auf die Frau zu.

    Miss Victoria schürzte die Lippen und musterte Angelina vorwurfsvoll. „Zack? Was heißt zack?"

    Offenbar hatte sie alles gesehen und gehört. Natürlich, dachte Angelina. Wie konnte ich das vergessen! Eine leichte Röte stieg ihr in die Wangen. Seit langem war sie nicht mehr so nervös gewesen. Wie damals, als Miss Victoria ihr eröffnet hatte, dass Dennis und Melanie Clark heiraten und glücklich sein würden. Auf keinen Fall hatte sie das hinnehmen wollen, und sie hatte bewiesen, dass die zwei nicht zueinander passten. Schließlich hatte Melanie Sam geheiratet, nicht Dennis.

    Aber das war lange her. Es gab keinen Grund für ihre Nervosität, selbst wenn sie in den Sitzungssaal gerufen worden war. Eigentlich hatte sie hier keinen Zutritt, es sei denn, sie befand sich in echten Schwierigkeiten. „Es ist das Geräusch, das entsteht, wenn man einen Pfeil von einem Bogen abschießt."

    Die zierliche Frau wirkte vollkommen verwirrt. „Einen Pfeil?"

    „Kupido. Die Figur, die die Menschen sich am Valentinstag schenken. Der fette, kleine Kerl in Windeln, der herumläuft und Pfeile auf Menschen schießt, damit sie sich ineinander verlieben. Sie kennen das Märchen doch bestimmt. Ich hatte gerade darüber nachgedacht, dass die Eltern von Dennis Benning einen solchen Pfeil gut gebrauchen könnten."

    Mit einer unwilligen Handbewegung wischte Miss Victoria die Dummheiten beiseite. „Lass die Menschen glauben, was sie wollen, wenn sie sich dabei besser fühlen."

    „Ja, natürlich, Ma’am", murmelte Angelina erleichtert.

    „Und die Bennings?, fragte Miss Victoria. „Was hast du in deren Leben zu suchen?

    Das hätte Angelina selbst gern gewusst. Vor allem aber ließ ihre Vorgesetzte sich nicht mit einer faulen Entschuldigung abspeisen. „Ich habe keine Ahnung, erklärte sie wahrheitsgemäß. „Ich glaube, ich wollte nachsehen, wie die Sache läuft. Für alle.

    „Aber das geht dich gar nichts an, meine Liebe. Mary hat den Auftrag übernommen."

    „Mary?", fragte Angelina erstaunt zurück.

    „Ja, Mary, bestätigte Miss Victoria. „Und sie erledigt ihre Arbeit großartig. Sie hat eine ganz besondere Begabung, unser Anliegen den Menschen nahe zu bringen. Ihre Kolleginnen sollten sich ein Beispiel an ihr nehmen.

    „Natürlich, Ma’am", murmelte Angelina.

    „Aber wir haben dich nicht hergebeten, um mit dir über Mary oder über die Bennings oder über die Clarks zu sprechen. Miss Victoria machte einen Schritt auf Angelina zu und senkte die Stimme. „Meine Liebe, die Angelegenheit ist sehr ernst. Dein letzter Auftrag …

    „Oh, stieß Angelina hervor. „Ma’am, ich muss sofort zurück. Ich kümmere mich um das Paar, die Warren-Smith-Verbindung, und ich …

    „Nein, unterbrach Miss Victoria mit schneidender Stimme. „Das geht dich nichts mehr an. Wir haben bereits entschieden, dass Faith die Sache übernimmt. Auf ihrer Stirn deuteten sich leichte Falten an. „Gerade noch rechtzeitig. Der Mann hat Seife nämlich über ihr ausgekippt. Der Schaum war überall."

    „Was?"

    „Sie stritten sich gerade, als Faith bei ihnen auftauchte. Aber jetzt ist die Situation zum Glück wieder unter Kontrolle", seufzte Miss Victoria.

    „Das tut mir sehr leid. Ich war überzeugt, wenn die beiden im Whirlpool sitzen, dann müssen sie mit diesem kindischen Streit endlich aufhören und …"

    „Angelina. Wir müssen jetzt über dich sprechen. Ihre Vorgesetzte faltete die Hände vor der gestärkten Schürze. „Der Rat ist zu dem Schluss gekommen, dass deine Arbeit dich offensichtlich überfordert. Du hast deine Aufgabe im Stich gelassen.

    „Ma’am, die Menschen sind manchmal einfach schwer zu begreifen. Im Grunde ist es für sie ganz einfach. Sie leben ihr Leben und treffen irgendwann einen anderen Menschen, mit dem sie es teilen wollen. Was gehört schon dazu, das zu kapieren. Und trotzdem machen sie alles immer so unglaublich kompliziert."

    „Genau deswegen hat der Rat beschlossen, dass du Abstand brauchst. Du brauchst Zeit, um dich auf deine wichtigste Aufgabe bei uns zu besinnen. Erinnere dich daran, was menschliche Wesen sind, wie sie leben, wie sie denken und fühlen und womit sie es jeden Tag in ihrem Leben zu tun haben."

    Entsetzt dachte Angelina an das, was ihr jetzt blühte. „Nein, Ma’am, bitte nicht. Ich brauche keinen Auffrischungskurs an der Akademie. Dort gab es nichts als Unterricht und Sitzungen und Therapien. Und diese interaktiven Apparate, die ihr eine virtuelle Realität vorspiegelten. „Wirklich nicht.

    „Wir stimmen dir zu. In deinem Fall würde das gar nichts helfen. Du brauchst mehr als einen einfachen Auffrischungskurs. Für dich haben wir etwas ganz anderes vorgesehen."

    Angelina erstarrte. Es gab nur noch eine schlimmere Strafe für unbefriedigende Arbeit: Verbannung. Obwohl ihr die Arbeit in letzter Zeit tatsächlich schwer zu schaffen gemacht hatte, wollte sie auf gar keinen Fall in die Verbannung. Wie sollte sie überleben, wenn sie Buchführung machen sollte? Oder den Terminkalender der Ratsmitglieder führen? Und Tee kochen? Allein der Gedanke jagte ihr einen Schauder über den Rücken.

    „Ma’am, mein Zeugnis ist von Anfang an tadellos gewesen. Weder meine Arbeit noch mein Engagement sind bemängelt worden. Wenn ich im Augenblick mit den Menschen nicht so ganz klarkomme, dann … dann liegt es wirklich daran, dass sie manchmal sehr schwierig sind. Zugegeben, die letzte Anbahnung ist gescheitert, und Dennis Benning hat sich …"

    „Genau darum geht es. Miss Victoria atmete tief durch. „Dein Problem heißt Dennis Benning.

    Angelina erschrak. „Mein Problem?", fragte sie kleinlaut.

    „Angelina, wir sind zu der festen Überzeugung gelangt, dass du die Fähigkeit verloren hast, menschliche Wesen mit all ihren Eigenarten zu verstehen. Jede Fee kann sich einfühlen. Du kannst es nicht mehr. Deshalb hat der Himmlische Rat beschlossen, dass du für eine Woche als Sterbliche leben musst."

    Angelina sah ihre Vorgesetzte entsetzt an. „Sie machen Witze!", rief sie regelrecht panisch aus.

    „Angelina! Eine Stimme ertönte von der Decke über ihr und hüllte sie vollkommen ein. Erschrocken schlug sie sich mit der Hand auf den Mund. „Das reicht!, donnerte die Stimme. „Wir haben gesprochen!"

    Sie richtete ihren Blick in das schimmernde Nichts. „Eine Woche!, wiederholte die Stimme. „Sieben Tage in menschlicher Zeitrechnung. Erst dann wird über deine weitere Zukunft bei uns entschieden werden. Hast du uns verstanden?

    Immer noch presste sie ihre Hand auf den Mund und nickte eilig.

    „Wir werden dich überwachen, damit wir sicher sein können, dass du alle Aufgaben zu unserer Zufriedenheit erledigst. Hast du uns verstanden?"

    Wieder nickte sie und nahm langsam ihre Hand vom Mund. Sieben Tage sollte sie ein Mensch sein? Das war ihre Strafe? Vielleicht doch gar nicht so übel. Im Grunde war es viel milder als die Verbannung.

    Sie straffte den Rücken. Ja, warum sollte sie nicht versuchen, lächerliche sieben Tage als Mensch zu überstehen?

    „Hochmut ist vollkommen fehl am Platze!", wies die Stimme sie zurecht.

    Angelina zuckte zusammen. „Ja, gewiss."

    „Aha, eine Lektion hast du also schon begriffen", sagte die Stimme.

    „Und jetzt ist es an der Zeit, dir die Regeln zu erklären. Du wirst dich ohne jede Hilfe durchschlagen müssen. Die Kräfte, die dir bei uns zur Verfügung stehen, wirst du dort nicht besitzen. Du wirst in den Tag hineinleben und nicht in die Zukunft sehen können. Was passiert, das passiert. Du erfährst es in dem Augenblick, in dem es geschieht. Kurz und gut, du wirst als Mensch leben."

    „Und wenn ich etwas brauche?", fragte sie ängstlich.

    „Miss Victoria wird für dich da sein, wenn es ein ernstes Problem gibt. Aber niemals wird sie zu deinen Gunsten eingreifen. Verstanden?"

    Angelina nickte.

    „Es ist alles für dich arrangiert. Du wirst ganz und gar am Leben teilhaben, jedes menschliche Gefühl durchleben, und du wirst lernen, was sie durchzumachen haben."

    „Okay. Das habe ich verstanden. Ist eine Frage gestattet?"

    „Nur zu."

    „Sie wohnen in Häusern und haben Besitz. Materielle Dinge."

    Ungeduldig wischte Miss Victoria den Einwand beiseite. „Das ist alles arrangiert. Auch für dich ist ein Platz vorgesehen. Und ein Job. Und …"

    „Ein Job?"

    Ihre Vorgesetzte nickte. „Menschen haben Jobs."

    Sollte sie wirklich arbeiten, während sie auf der Erde verweilte? Angelina war fassungslos. „Aber … alles, was ich jemals getan habe, ist hier …", wandte sie mit schwacher Stimme ein.

    „Meine Liebe, du wirst beizeiten merken, was du zu tun und zu lassen hast. Jetzt musst du uns verlassen. Es ist Zeit für dich."

    Angelina wusste genau, dass es nichts mehr zu sagen gab. „Okay. Ich hole meine Sachen. Bin gleich fertig …"

    Die Worte wurden ihr abgeschnitten. Sie spürte, wie sie aus dem Hauptquartier entfernt wurde. „Du sollst dir wieder darüber klar werden, was wirklich wichtig für dich ist. Du selbst kannst über dein weiteres Schicksal entscheiden."

    „Ich?", fragte sie verdutzt, während sie immer weiter aus den vertrauten Himmelssphären davonschwebte.

    Man hatte ihr noch nicht mal verraten, in welcher Gegend der Erde sie ihr menschliches Leben verbringen sollte. In letzter Sekunde erhaschte sie einen Blick von Miss Victoria. „Viel Glück!" Lautlos formte ihre Vorgesetzte die Worte mit den Lippen und winkte ihr mit ihrer zierlichen Hand nach.

    2. KAPITEL

    „Sie haben eine Menge Arbeit zu erledigen. Also fangen Sie endlich an."

    Angelina erschrak, als sie den verhaltenen Ärger in der Männerstimme hinter sich hörte. Wo um alles in der Welt war sie gelandet? Eine kalte, schwere Hand berührte sie an der Schulter. Rasch drehte sie sich um und schaute in das Gesicht eines Mannes, der am Empfang des edelsten Restaurants in Santa Barbara stand. Ausgerechnet Santa Barbara!

    Offensichtlich war sie vollständig materialisiert und konnte von Menschen gesehen werden. Der Mann war groß und dünn. Er trug einen Smoking mit einer blutroten Rose am Revers. Ungeduldig schaute er sie an. „Wollen Sie nun arbeiten oder nicht?"

    „Arbeiten?"

    Er machte einen bedrohlichen Schritt auf sie zu. „Sie haben heute Nachmittag einen Job bei uns angenommen."

    Als der Mann auf sie zukam, hatte sie ebenfalls einen Schritt zurücktreten wollen, aber der schwere Empfangstresen aus massivem Holz befand sich genau hinter ihr. Sie presste ihre Hüften gegen die mit Schnitzereien verzierte Holzkante und dachte krampfhaft nach. Warum hatte der Himmlische Rat sie ausgerechnet nach Santa Barbara geschickt? Wer war dieser Mensch? Wieso bildete er sich ein, dass er das Recht hatte, ihr zu sagen, was sie tun oder lassen sollte?

    „Angelina, der Mann ist dein Boss, erklärte eine Stimme in ihrem Innern. Es war die Stimme von Miss Victoria. „Du bist eine Hostess, wie die Menschen sagen würden. Es ist dein Job, Gäste zu begrüßen. Ich denke, eine angenehme Aufgabe.

    Während Miss Victoria mit ihr sprach, betrachtete Angelina sich im goldgerahmten Spiegel neben dem reich verzierten Eingangsbereich des Restaurants. Der Anblick verstärkte ihre Verwirrung. Ihr lockiges Haar war streng zusammengebunden und wurde von einer glitzernden Klammer gehalten. Immerhin kannte sie ihr Kleid. Es war schwarz und elegant und reichte fast bis auf den Boden. Wie konnte es sein, dass der Rat ihr gestattete, ihre Dienstkleidung unter Menschen zu tragen?

    „Ich verstehe das nicht", wisperte sie kaum hörbar.

    „Was verstehen Sie nicht?", fragte der Mann.

    „Diesen Job", brachte sie mühsam hervor.

    „Ach, hat Marian Sie vor der Einstellung nicht gründlich über Ihre Aufgaben informiert?", wollte er wissen.

    Ihre Verwirrung ließ langsam nach. Sie konzentrierte sich auf das Gespräch. „Mr. …"

    „Summers."

    „Mr. Summers, sagte sie mit fester Stimme. Erleichtert stellte sie fest, dass er einen Schritt zurücktrat. Endlich konnte sie wieder frei atmen. „Was sind meine Pflichten?

    Er verhakte die Daumen an der Smokingweste. „Sie haben die Gäste zu begrüßen und an ihren Tisch zu führen. Und Sie haben alles zu tun, damit unserer Kunden sich im ‚La Domaine‘ wohl fühlen. Die Gäste sollen wissen, dass unser Haus ihr Geld wert ist. Sie sollen sich wie zu Hause fühlen."

    Den besten Service für zahlungskräftige Gäste, dachte sie. Sie kannte den Job. Schon oft hatte sie sich in einem Restaurant aufgehalten, sogar schon als Kellnerin. Sie wusste, dass sie bestehen würde. „Okay."

    „Vergessen Sie niemals, dass unsere Gäste nicht nur immer Recht haben, sondern dass sie niemals, absolut niemals Fehler machen."

    Ich soll mich diesen Menschen gegenüber immer devot und unterwürfig verhalten? Hoffentlich gelingt mir das, flehte Angelina insgeheim.

    „Du wirst viel erleben und ganz neue Erfahrungen sammeln, sprach die Stimme von Miss Victoria in ihr. „Nutze sie zu deinem Vorteil.

    „Was bleibt mir denn sonst übrig?", murmelte sie.

    Summers warf ihr einen strengen Blick zu. „Nichts, wenn Sie in ‚La Domaine‘ arbeiten wollen."

    „Natürlich möchte ich hier arbeiten, beschwichtigte sie den Mann. „Deshalb bin ich schließlich hergekommen.

    „Gut. Er pustete ein nicht vorhandenes Staubkörnchen von seinem Smoking. „Von den Angestellten unseres Hauses erwarten wir Perfektion.

    „Natürlich." Am liebsten hätte sie ihm allerdings erklärt, dass er besser keine Menschen einstellen sollte, wenn er Perfektion erwartete. Das war nämlich nicht gerade eine menschliche Stärke.

    „Vergiss niemals, dass du jetzt ein Mensch bist, sagte Miss Victoria. „Niemals.

    „Nein, Ma’am", flüsterte Angelina.

    Beleidigt verzog Summers das Gesicht. „Was wollen Sie damit …"

    Die Eingangstür des Restaurants wurde geöffnet. Abrupt brach Summers ab. „Gäste."

    Angelina schaute zum Eingang. Überrascht nahm sie zur Kenntnis, dass all die Menschen eintraten, mit denen sie in den letzten Wochen als Fee zu tun gehabt hatte. Hand in Hand betraten Reggie und Ben das Lokal. Hinter ihnen kamen Sam und Melanie dazu. Die Clark-Schwestern, in die sich alle Männer verliebten – dank Angelinas tatkräftiger Hilfe.

    Francine, die dritte der Schwestern, betrat das Restaurant als Letzte. Mit ihrem dunklen Haar und den wunderschönen braunen Augen sah sie ihren Schwestern sehr ähnlich. Auch Francine war schlank und hatte unglaublich lange Beine. Hübsch, dachte Angelina. Irgendjemand kam nach ihr noch ins Restaurant. Es war Dennis. Der dunkle, perfekt geschnittene Anzug und das Hemd aus weißer Seide standen ihm wunderbar. Als Angelina ihn erblickte, geschah etwas sehr Merkwürdiges.

    Natürlich freute sie sich sehr, ihn zu sehen. Aber darüber hinaus verspürte sie einen unbeschreiblichen süßen Schmerz in der Brust. Es war ein seltsames Gefühl, das sie noch nie zuvor empfunden hatte.

    Sie presste die Hand auf die Stelle an ihrem Brustbein und zerdrückte dabei fast die Rose, die an ihrem Kleid befestigt war. Dann schaute er sie mit seinen blauen Augen an. Ein Lächeln spielte um seine Mundwinkel. Der süße Schmerz flammte erneut auf, und er war so stark, dass sie ihn geradezu in ihrer Handfläche spüren konnte.

    Gern hätte sie einen Augenblick darüber nachgedacht, wie es sich wohl anfühlte, wenn Menschen krank waren. Aber ihr blieb keine Zeit. Eine Hand berührte sie am Arm und drängte sie auf die Gruppe zu. Mr. Summers trat vor und streckte Ben die Hand entgegen. „Willkommen im ‚La Domaine‘, Dr. Grant. Zur Begrüßung schüttelte er Ben und Sam die Hand. „Mr. Benning, es ist mir ein Vergnügen, sagte er zu Dennis. „Sie haben für sechs Personen reserviert, wenn ich mich recht erinnere. Für acht Uhr. Er schnippte Angelina mit den Fingern zu. „Bitte überprüfen Sie die Reservierung.

    Die Gruppe schaute sie erwartungsvoll an. Angelina zwang sich zu einem Lächeln und wandte sich an Mr. Summers. „Wo finde ich die nötigen Informationen?"

    Er zeigte hinter den Empfangstresen. „Hier auf dem Plan. Tisch Nummer fünfundzwanzig. Die Bennings sitzen am großen Tisch in dem ruhigen Raum hinter der Tanzfläche", erklärte Mr. Summers leise, griff nach einigen in Leder gebundenen Speisekarten und drückte sie Angelina in die Hand.

    „Zeigen Sie den Gästen den Tisch, und bringen Sie Ihnen zur Begrüßung eine Flasche unseres besten Champagners, wies er sie an und wandte sich dann wieder an seine Gäste. „Bon appétit, sagte er lächelnd, nickte kurz und verschwand in einer Tür an der rechten Seite des Flurs.

    Angelina presste die Speisekarten gegen ihren Oberkörper und zwang sich wieder zu einem Lächeln. „Hier entlang, bitte."

    Zum Glück hatte sie sich merken können, dass Summers die Gäste in der geräumigen Nische abseits des großen Saales platziert haben wollte. Sie schritt mit der Gruppe über den dicken Perserteppich an diskret gestellten Tischen vorbei, bis sie

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