Zärtliche Gefühle
Von Arlene James
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Über dieses E-Book
"Mein Engel!" Mit letzter Kraft küsst er sie, bevor er ohnmächtig wird - und weckt damit zärtliche Gefühle in Merrily! Als Royce Lawler erwacht, bittet er sie, ihn nach seinem Sturz zu pflegen. Sie zieht zu ihm - und merkt, dass sie sich auch um sein Herz kümmern will...
Arlene James
Arlene James schreibt bereits seit 24 Jahren Liebesromane und hat mehr als 50 davon veröffentlicht. Sie ist Mutter von zwei wundervollen Söhnen und frisch gebackene Großmutter des, wie sie findet, aufgewecktesten Enkels aller Zeiten. Darum hat sie auch im Alter von 50 plus noch jede Menge Spaß. Sie und ihr Ehemann, der sie seit 27 Jahren sehr unterstützt und dem sie schon beim ersten Date das Ja-Wort zuflüsterte, genießen vor allem ausgedehnte Reisen und ihr aktives gesellschaftliches Leben. Sie kamen viel in der Welt herum, aber Texas ist und bleibt ihre Heimat. Arlene wuchs auf einer Ranch im Süden von Oklahoma auf und spürt nach all den Jahren immer noch eine starke Verbundenheit zu dieser Gegend. Am dankbarsten ist sie für die Zuneigung ihrer liebevollen Schwiegertochter, die Unterstützung ihrer Großeltern in ihrer Jugend und die drei starken Männern in ihrem Leben. Durch das Schreiben kann sie zugleich ihrer Lieblingsbeschäftigung nachgehen und ihren Lebensunterhalt bestreiten. Man kann also sagen, sie hat einen Glückstreffer gelandet. Und es zeigte sich, dass der Traum von einer Karriere als Autorin letztlich doch nicht unerreichbar war.
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Buchvorschau
Zärtliche Gefühle - Arlene James
IMPRESSUM
Zärtliche Gefühle erscheint in der HarperCollins Germany GmbH
© 2002 by Deborah Rather
Originaltitel: „His private nurse"
erschienen bei: Silhouette Books, Toronto
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe BIANCA
Band 1382 - 2003 by CORA Verlag GmbH, Hamburg
Übersetzung: Linda Strehl
Umschlagsmotive: Jacob Ammentorp Lund /GettyImages
Veröffentlicht im ePub Format in 09/2017 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783733753368
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
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1. KAPITEL
Angestrengt starrte Royce in die nachtschwarze Dunkelheit. In einer warmen Sommernacht wie dieser hörte man normalerweise den Chor der Zikaden und Kojoten und manchmal auch den Ruf einer Eule auf Beutefang. Doch heute Nacht herrschte eine ungewöhnliche Stille, und Royce wusste auch, warum: Dort draußen lauerte jemand.
Royce packte das Holzgeländer fester. Es fühlte sich rau und stabil an und gab ihm ein Gefühl der Sicherheit. Jenseits der Sonnenterrasse, auf der er stand, erstreckte sich unterhalb seines Hauses die schwarze unregelmäßige Silhouette der Zedern und dürren Kakteen. Dahinter in der Ebene sah er die Lichter von San Antonio, die ein unregelmäßiges buntes Muster bildeten.
Sie war irgendwo hier draußen. Royce konnte sie zwar nicht sehen, aber er wusste, dass sie da war. Er spürte die Bösartigkeit seiner Exfrau regelrecht, selbst jetzt noch, wo schon so viele Monate seit der Trennung vergangen waren. Jedes Mal, wenn die Kinder bei ihm übernachteten, ruinierte sie den Abend. Diesmal würde sie bestimmt keine Ausnahme machen.
Doch es war zunächst nichts zu sehen, daher drehte sich Royce um und ging zu der steilen Außentreppe, die zu einer schmalen Auffahrt hinter dem Haus führte. Er war nicht auf eine Konfrontation aus, aber dieser Wahnsinn musste endlich ein Ende haben.
Royce war sicher, dass sie dort irgendwo war, ihn belauerte und ihre nächste Szene plante, um es ihm heimzuzahlen, dass er sie nicht glücklich gemacht und ihre wahnsinnigen Träume nicht erfüllt hatte. Ihr ging es nur darum, ihm wehzutun. Und vor allem darum, die Kinder gegen ihn aufzuwiegeln oder wenigstens jeden ihrer Besuche bei ihm zur Hölle zu machen.
Doch erst, als er die Hände an seinem Rücken spürte, wusste er, dass sie ihn nicht nur fertigmachen, sondern sogar töten wollte.
Sein ganzer Körper war von Schmerz erfüllt, einem dumpfen, pochenden Schmerz. Royce war wie benebelt, er versuchte nachzudenken, aber die Gedanken glitten ihm davon. Dann war es ihm plötzlich, als risse ihm jemand mit glühenden Zangen die Muskeln vom Oberschenkel. Er hörte einen heiseren, qualvollen Schrei. Wer schrie da? War er das etwa selbst? Sein rechter Arm fühlte sich an, als wäre er festgenagelt, und wenn Royce versuchte, ihn zu bewegen, durchflutete ihn der Schmerz von Neuem.
Irgendjemand sagte: „Alles in Ordnung. Es ist alles in Ordnung." Es hörte sich an wie die Stimme eines Engels, melodisch und weich.
Kleine, kühle Hände massierten seine Qualen fort. Die glühende Zange verschwand, und die Erleichterung war unendlich. Voll und ganz konzentrierte sich Royce nun auf diese Hände, die sich langsam sein Bein hocharbeiteten und ihn elektrisierten. Nahe der Ohnmacht, spürte er eine verlockende Erregung.
Wieder flüsterte die Stimme ihm etwas ins Ohr. „So, wie fühlt sich das an? Besser? Ist der Krampf jetzt vorbei?"
Royce versuchte zu antworten, aber die Zunge lag ihm dick und schwer im Mund, daher kam nur ein Stöhnen heraus.
Die wundersamen Hände verschwanden, und langsam machten sich seine schmerzenden Muskeln wieder bemerkbar. Dazu fühlte er sich wie benebelt. Wo war er bloß? Die ungewohnte Schwere auf seiner rechten Seite machte ihn bewegungslos. Dann spürte er, wie etwas über seine Lippen strich. Ah, sein Engel hatte ihn also nicht verlassen. Das Gefühl in seinen Lenden wurde deutlicher. Er schloss die Lippen um etwas Rundes.
„Nippen. Nur nippen."
Wie Honig war sie, diese Stimme. Eine kühle, süße Flüssigkeit rann ihm in den Mund, und Royce schluckte gierig. Angestrengt versuchte er, seine Augen scharf zu stellen und den Kopf zu heben.
„So ist es richtig."
Schlanke Finger umschlossen seine. Der Nebel lichtete sich, und Royce erblickte ein hübsches, fein geschnittenes Gesicht, das er vorher noch nie gesehen hatte. Er nahm dunkle Haare wahr, die zu einem dicken Zopf geflochten waren, und freundliche grüne Augen. Die Nase war fast zu klein für das Gesicht, das Kinn eine Spur zu spitz, aber der Mund … oh, dieser Mund. Ein perfekter, rosafarbener üppiger Bogen. Ein Mund, der nur darauf wartete, von ihm geküsst zu werden.
Hitze pulsierte durch seine Lenden. Royce hob den linken Arm, denn der rechte war wie aus Stein. Dann legte er dem Engel mit der süßen Stimme und den sanften Händen die Hand um den Nacken und brachte mit einem leichten Zug seinen Mund an ihren. Ihre weichen Lippen öffneten sich bei der Berührung leicht, und er nahm all seine Kraft zusammen, um sie näher an sich zu drücken. Solange er konnte, genoss er ihren süßen Geschmack, die einzige Erleichterung in seinem quälenden Albtraum.
Hitze und Schmerz, Begehren und Lust ergriffen ihn. Wer war diese Frau, und warum konnte er sich an nichts erinnern? So sehr Royce sich auch bemühte, er fand keine Antwort. Langsam legte sich ein lähmender Nebel um sein Gehirn, der alle Schatten immer dunkler erscheinen ließ … bis die Welt um ihn herum wieder tiefschwarz war.
Das regelmäßige Klingeln der Notfallglocke durchbrach die Stille. Merrily, die mit verschiedenen Unterlagen beschäftigt war, sah auf und zuckte zusammen. Zimmer 18. Royce Lawler mit den schweren Verletzungen und dem Aussehen eines Filmstars war selbst in halb bewusstlosem Zustand äußerst verführerisch. Offensichtlich war er gerade aufgewacht. Normalerweise wäre Merrily sofort zu ihrem Patienten geeilt, doch diesmal zögerte sie kurz.
Seit sie als Krankenschwester arbeitete, hatte sie schon alles Mögliche erlebt, aber noch nie war sie von einem Patienten geküsst worden. Bei der Erinnerung an die Intensität und die Erfahrung, die in diesem Kuss gelegen hatten, beschleunigte sich ihr Herzschlag. Irgendwie hatte ihre übliche Professionalität sie im Stich gelassen, als sie den Patienten massierte, der beunruhigend häufig Krämpfe bekam.
Angesichts seiner schweren Verletzungen und der starken Medikamente, die er erhielt, erinnerte er sich wahrscheinlich nicht mehr an den Kuss, das hoffte Merrily jedenfalls. Trotzdem ging ihr Puls schneller, als sie die Tür zu seinem Einzelzimmer öffnete.
Royce biss die Zähne zusammen und verfluchte sich im Stillen. Sein linker Arm zitterte, als er angestrengt versuchte, sich hochzustützen, während er mit dem Oberkörper halb aus dem Bett hing. Sein schmerzendes geschientes Bein war zur Fixierung in einer Schlinge aufgehängt, was es ihm unmöglich machte, das Telefon auf dem Rolltisch neben seinem Bett zu erreichen. Der Gips am rechten Arm und an der rechten Schulter schien Tonnen zu wiegen. Vom linken Arm aus führte ein Schlauch zu einer Infusionsflasche über seinem Kopf.
Immer wieder kreisten Royce’ Gedanken um den Sturz.
Er hatte einen Stoß im Rücken gespürt und sich verzweifelt bemüht, das Gleichgewicht zu halten, bevor er fiel. Ein glühender Schmerz durchbohrte seinen rechten Arm, als Royce auf die harten Kanten der hölzernen Stufen prallte. Sein Fuß verfing sich in den unten offenen Stufen, und er erlebte den Fall wie in Zeitlupe. An seinem Bein riss irgendetwas. Er hörte Knochen knirschen, bevor er mit dem Kopf aufschlug. Die Terrasse lag nun ein ganzes Stück über ihm, nur schemenhaft konnte er die Liegestühle ausmachen, die er dort aufgestellt hatte … und die fahle Gestalt, die sich kaum vom dunklen Nachthimmel abhob. Dann wurde es schwarz um Royce, und er konnte sich an nichts mehr erinnern, was danach geschehen war.
„Mr. Lawler!"
Endlich kam jemand. Vor Erleichterung schloss Royce die Augen und spürte, wie ihm jemand die Arme um den Oberkörper legte und ihn wieder aufrichtete.
„Was machen Sie denn da?", fragte die Stimme.
Royce war so erschöpft, dass er nur das Wort „Telefon" hervorbrachte, bevor er zurück in die Kissen sank. Langsam wurde er immer unruhiger. Er musste etwas unternehmen, bevor jemand anderes zu Schaden kam. Ganz dringend musste er telefonieren, um mit seinen Kindern zu sprechen, mit seinem Bauleiter, mit den Ärzten. Doch zuallererst mit Dale, seinem besten Freund und Rechtsanwalt. Benommen öffnete Royce die Augen und sah in ein überraschend vertrautes Gesicht.
Also war es doch kein Traum gewesen. Sein Engel war Wirklichkeit. Während sie ihn routiniert versorgte, sah er, dass sie noch jung war, fast zu jung, um von jemandem wie ihm geküsst zu werden. Oder hatte er das bloß geträumt? Trotzdem stieg wieder der Wunsch in ihm auf, die Lippen auf diesen verlockenden Mund zu pressen.
„Wie fühlen Sie sich?"
„Als wäre ich eine Treppe hinuntergefallen", gab Royce mit rauer Stimme zurück. Ein pochender Schmerz durchzog seine Schulter.
„Sie bekommen intravenös Morphium", teilte die junge Frau ihm mit, während sie die Apparatur und die Schläuche überprüfte.
„Kein Morphium", brachte Royce hervor. Zwar linderte es die Schmerzen, aber er brauchte jetzt einen klaren Geist.
„Keine Sorge, beruhigte sie ihn und goss Wasser in einen blauen Plastikbecher mit Strohhalm. „Das Mittel wird ganz genau dosiert, es besteht gar keine Gefahr einer Überdosis.
Sie hob den Strohhalm an seine Lippen, und er trank dankbar.
„Aber ich muss telefonieren", sagte Royce dann.
Die Frau ignorierte seinen Einwand. „Wissen Sie, wo Sie sind?"
Er unterdrückte seine Ungeduld. „In einem Krankenhaus. Aber nicht, in welchem."
„Big General, informierte sie ihn, und damit wusste er, dass er in San Antonios größtem und modernsten Krankenhaus lag. „Zimmer 18. Ich bin Schwester Gage.
„Sie sehen noch so jung aus."
Auch diese Bemerkung wischte sie beiseite. „Wissen Sie noch, wie Sie hierher gekommen sind?"
Er rollte den Kopf auf dem Kissen hin und her. „Ich weiß nur noch, dass ich gefallen bin … die Treppe an meinem Haus hinunter."
„Sie kamen mit dem Notarztwagen", erklärte die Krankenschwester ihm, während sie mit dem Stethoskop seinen Brustkorb abhörte und ihm anschließend den Puls nahm. Royce bemerkte, dass ihre Hände zwar klein, ihre Finger aber schlank und lang waren und kurze ovale Nägel besaßen.
„Hören Sie, ich muss telefonieren. Dringend", meldete Royce sich erneut zu Wort.
„Wenn Sie möchten, rufe ich Ihre Eltern an, sobald ich hier fertig bin."
Resigniert senkte Royce die Lider. Seine Eltern wären sicher die Letzten, die sich um ihn kümmerten. Er nahm seine ganze Überzeugungskraft zusammen. „Hören Sie mal, ich möchte Ihnen ja keine Umstände bereiten, aber es ist wirklich wichtig. Wenn Sie mir einfach den Hörer geben und eine Nummer für mich wählen, wäre ich Ihnen ewig dankbar." Er blickte hoch und sah in große blaue Augen. Und plötzlich las er in ihrem Blick, dass der Kuss kein Traum gewesen war. Verdammt!
Die Schwester trat einen Schritt zurück und prallte gegen den Rolltisch. Um ihre Schamesröte zu verbergen, rückte sie die Sachen darauf eilig zurecht und sagte über ihre Schulter: „Sie sollten sich aber ausruhen."
„Das kann ich nicht, bevor ich nicht telefoniert habe, stöhnte Royce. „Bitte.
Sie warf ihm einen kritischen Blick zu, dann nahm sie das Telefon und klemmte ihm den Hörer zwischen Kopf und Schulter, ohne Royce dabei anzusehen. „Wie ist die Nummer?"
„Danke", seufzte er und diktierte ihr die Nummer. Während er auf das Freizeichen lauschte, prüfte Schwester Gage den Gipsverband an seinem Bein, wo nur die Zehen heraussahen.
Dale ging dran. „Royce! Wie geht es dir?"
„Immer noch unter den Lebenden."
„Was zum Teufel ist denn passiert, Mann? Ich konnte es kaum glauben, als Tammy mich anrief."
Bei Royce gingen die Alarmglocken los. „Tammy hat dich angerufen?"
„Ja, nachdem sie den Notarzt informiert hatte.