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Süß duftet der Tod
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eBook249 Seiten3 Stunden

Süß duftet der Tod

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Über dieses E-Book

Wer hat den Börsenmakler Peter Winfield mit einer Essenz aus Maiglöckchen vergiftet? Bei der Untersuchung des ungewöhnlichen Mordfalls wird Detective Nash Couviyon von seiner Vergangenheit eingeholt. Die Frau des Toten ist seine frühere Geliebte Lisa. Vor vier Jahren hatten die beiden sich getrennt, weil sie ihn unbedingt heiraten, Nash sich aber noch nicht dauerhaft binden wollte. Vergessen konnte er die rassige Rothaarige trotzdem nie. Seine Gefühle für sie sind noch genauso heftig wie damals. Doch Lisa ist dringend tatverdächtig…

SpracheDeutsch
HerausgeberCORA Verlag
Erscheinungsdatum8. Nov. 2017
ISBN9783733754006
Süß duftet der Tod
Autor

Amy J. Fetzer

Amy J. Fetzer glaubt nicht an den Mythos, dass man zum Schreiben geboren wird. Sie selbst hat es sich hart erarbeitet. Erst mit 30 Jahren fing sie an zu schreiben – davor hatte sie als Kosmetikerin gearbeitet – und an ihrem ersten Buch feilte sie 3 Jahre lang. Etliche Male wurde das Manuskript abgelehnt, doch dann schließlich angenommen. Ihr zweiter Roman „My Timeswept Heart“ war Finalist beim Golden Heart – einem Wettbewerb für unveröffentlichte Bücher, ausgeschrieben von den Romance Writers of America – dieser Teilerfolg hat Amy sehr beflügelt und außerdem ihren Lektor auf sie aufmerksam gemacht. Seit drei Jahren schreibt Amy J. Fetzer nun in ihrem Lieblingsgenre, dem Romantic Thriller. Und selbst wenn der Beruf der Autorin für Amy auch heute noch harte Arbeit bedeutet, liebt sie ihren Job. Sie hat einfach das Bedürfnis, ihre Geschichten zu erzählen und freut sich, wenn die Leser sich dafür interessieren.

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    Buchvorschau

    Süß duftet der Tod - Amy J. Fetzer

    IMPRESSUM

    Süß duftet der Tod erscheint in der HarperCollins Germany GmbH

    © 2003 by Amy J. Fetzer

    Originaltitel: „Under His Protection"

    erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto

    Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

    © Deutsche Erstausgabe in der Reihe JULIA LOVE & CRIME

    Band 7 - 2004 by CORA Verlag GmbH, Hamburg

    Übersetzung: Ralph Sander

    Umschlagsmotive: OSTILL, Olesya22 / Getty Images

    Veröffentlicht im ePub Format in 11/2017 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

    E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

    ISBN 9783733754006

    Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.

    CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

    Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:

    BACCARA, BIANCA, ROMANA, HISTORICAL, MYSTERY, TIFFANY

    Alles über Roman-Neuheiten, Spar-Aktionen, Lesetipps und Gutscheine erhalten Sie in unserem CORA-Shop www.cora.de

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    PROLOG

    Indigo, South Carolina

    Der Tod verbreitete den Geruch von Lavendel.

    Die heiße, feuchte Luft, die aus dem Badezimmer drang, lag wie ein schwerer Schleier auf ihm. Sie hinderte ihn, etwas anderes wahrzunehmen als die Magenkrämpfe und die abwechselnd heißen und kalten Schauder, die über seinen schweißbedeckten Körper liefen, und seinen allmählich langsamer werdenden Herzschlag.

    Seine Gedanken überschlugen sich und verschwammen, bis er nicht mehr zwischen Wunschdenken und Erinnerung, zwischen Fantasie und Realität unterscheiden konnte. Das Freizeichen, das aus dem vom Telefon gerutschten Hörer ertönte, klang wie das Summen einer hartnäckigen Fliege. War es Tag oder Nacht? Er sah nichts weiter als ein paar Lichtstreifen inmitten von Schatten.

    Er lag – von einem Handtuch kaum verhüllt – auf dem Bett und fühlte, wie sich sein schwerer, regloser Körper in die kostbare weiche Tagesdecke drückte. Hilflos zu sein hasste er genauso wie jede Art von Unordnung oder die Erniedrigung durch eine Krankheit, durch die er auf andere angewiesen war. Zorn regte sich, den er zu nutzen versuchte, um gegen die schwindenden Kräfte anzukämpfen. Wie lange hatte er dieses Gefühl der Starre schon gespürt? Zuerst war er noch der Ansicht gewesen, er habe sich eine Grippe geholt. Doch dafür ging alles zu schnell – dieses Brennen unter der Haut, der stechende, immer heftiger werdende Kopfschmerz. Träge bewegte er seine Augen hin und her, doch es fühlte sich an, als wären Sandkörner unter seine Lider geraten. Um ihn herum schien sich das Zimmer zu drehen, die Möbel wirkten grotesk verzerrt, als wären sie einem Zeichentrickfilm entsprungen.

    Sein Herz schlug beständig langsamer, als würde es den Rhythmus für ein Trauerlied vorgeben, das sein Ende einleitete.

    Wieder versuchte er, nach dem Hörer zu greifen, um Hilfe zu rufen. Doch seine Finger zuckten nur einmal kurz, weiter geschah nichts. Bedauern kam in ihm auf, als vor seinem geistigen Auge das Gesicht dieser Frau auftauchte, seiner Frau. Sie war seine Frau, und daran würde sich niemals etwas ändern.

    Er verabscheute es, so jämmerlich schwach zu sein. Sein Herz schlug wieder ein wenig langsamer, und er konnte nicht mehr richtig durchatmen. Speichel lief aus seinem Mundwinkel über das Kinn. Als er ein Geräusch hörte, blinzelte er und versuchte, sich zu konzentrieren. Doch er besaß nicht einmal mehr genug Kraft, um seinen Kopf zu drehen. Diese Unfähigkeit, keine Kontrolle über seinen Körper zu haben, war einfach nur demütigend.

    Lieber wäre ihm eine Kugel genau zwischen die Augen gewesen, ganz gleich, wie blutig das war. Aber nein, man würde ihn so vorfinden: nass und nur notdürftig in ein Handtuch gewickelt.

    Aus den Augenwinkeln nahm er plötzlich einen Schatten wahr, dessen Umrisse sich im schwachen Licht abzeichneten.

    Jemand ist gekommen, um mir zu helfen! Gott sei Dank! dachte er mit schwindendem Bewusstsein.

    Er schämte sich für sein Jammern, doch seine Verzweiflung war stärker. Dann beugte sich eine Gestalt vor. Wut und Unverständnis erfassten ihn, als er die Augen etwas weiter aufmachte. Er wollte etwas sagen, aber ein ersticktes Röcheln war alles, was über seine Lippen kam.

    Warum?

    Sein Mörder lächelte und sah ihm zu, wie er starb.

    1. KAPITEL

    Die schwüle Hitze, die im September für Indigo typisch war, hatte die Stadt von früh morgens bis lange nach Sonnenuntergang fest in ihrem Griff. Während die Einheimischen daran gewöhnt waren, klagten Touristen und Besucher oft darüber.

    Dass Detective Nash Couviyon so früh am Morgen einen rätselhaften Todesfall untersuchen sollte, war für die bezaubernde, fast dreihundert Jahre alte Stadt an sich bereits unerfreulich. Doch noch unerfreulicher war, dass sich dieser Todesfall im Baylor Inn zugetragen hatte, der Perle der Südstaatengastlichkeit in Indigo, die mitten in der historischen Altstadt gelegen war. Nash konnte sich schon jetzt gut vorstellen, wie sehr sich der Bürgermeister darüber aufregen würde, dass ausgerechnet hier etwas passieren musste, das die Touristen nur unnötig in Angst und Schrecken versetzte.

    Als Nash in der Suite eintraf, hatten Beamte bereits die Etage abgesperrt und Fotos vom Tatort gemacht. Leider gab es keine Zeugen für das Verbrechen, der Tote war am Morgen vom Hauspersonal in seinem abgeschlossenen Zimmer gefunden worden.

    Nash nahm einen Schluck Kaffee aus einem Pappbecher, schlenderte durch den Raum und betrachtete die antiken Kommoden, die auf gut und gerne zweihundert Jahre Geschichte zurückblicken konnten. Die weiche Tagesdecke auf dem Bett erinnerte ihn daran, wie wenig Schlaf er in der vergangenen Nacht bekommen hatte.

    Zunächst ignorierte Nash die Leiche auf dem Bett und widmete sich den unauffälligeren Details: dem geleerten Cocktailglas und dem verschlossenen Aktenkoffer, der ordentlich unter dem Schreibtisch abgestellt war. Anzeichen für einen Kampf waren nicht zu entdecken. Sofa und Sessel waren zum offenen Kamin hin ausgerichtet, und das einzige Möbelstück, bei dem es sich nicht um eine Antiquität handelte, war ein Schrank, in dem ein Fernseher und ein Videorekorder untergebracht waren. In der Luft hing ein Unwohlsein erregende Mischung aus dem Geruch des Todes und einem süßlichen Blütenduft. Auf einer niedrigen Kommode standen ein kleiner Präsentkorb mit verschiedenen Teebeuteln, ein Silbertablett mit aromatisierten Kaffeesorten sowie ein Kaffeebecher. Am Korb war ein kleines Messingschild mit dem Schriftzug „Enchanted Garden" befestigt. So hieß auch die Gärtnerei, bei der sein Bruder Temple, der Landschaftsgärtner war, einkaufte. Er ging den Inhalt des Körbchens durch, dann machte er einem Polizeibeamten ein Zeichen, es als Beweisstück sicherzustellen.

    Ein Blick in den Kleiderschrank verriet ihm, dass das Opfer ein Ordnungsfanatiker gewesen sein musste. Jedes Paar Schuhe stand akkurat zwei Fingerbreit auseinander, die Socken waren penibel nach Farben sortiert.

    Die Reste des Essens, das er sich am Abend zuvor aufs Zimmer bestellt hatte, ließen zudem erkennen, dass er wohl auch ein Gesundheitsfanatiker gewesen war.

    Ehe er sich dem Toten widmete, begab sich Nash zunächst ins Badezimmer, das er schnell mit geübtem Blick inspizierte. Der Mann hatte vor seinem Tod noch ein Bad genommen. Die Art, wie er den Rasierer und andere Toilettenartikel auf die Ablage gelegt hatte, sprach ebenfalls für einen extremen Ordnungssinn. Auf dem Wannenrand waren mehrere Kerzen abgebrannt, von denen nur die schwarzen Dochte und das Wachs übrig geblieben waren, das hier und da in die Wanne gelaufen war. Diese Unordnung stand im krassen Gegensatz zu dem übrigen Erscheinungsbild der Suite.

    Er beugte sich vor, um etwas aus dem Wasser zu fischen, das nach einem großen Teebeutel aussah und an den Armaturen befestigt war. Nachdem er den Beutel losgebunden und daran gerochen hatte, war ihm klar, woher der Blütenduft im Zimmer stammte. Er steckte das Beweisstück in einen kleinen Plastikbeutel und gab ihn einem Polizisten, bevor er in die Suite zurückkehrte. Am Fuß des Betts blieb er stehen und betrachtete das Opfer.

    Es handelte sich um einen männlichen Weißen, etwa fünfunddreißig Jahre alt, der bis auf ein um die Hüften gewickeltes Handtuch und einen um den Hals geschlungenen Schal nackt war. Der Mann machte einen muskulösen Eindruck, seine Frisur war modisch und seine makellosen Fingernägel sahen manikürt aus.

    Ein Polizeibeamter reichte Nash im Vorbeigehen die Brieftasche des Opfers. Nur beiläufig sah er die Papiere durch, da seine Aufmerksamkeit in erster Linie dem Gerichtsmediziner Quinn Kilpatrick galt, der neben dem Bett stand und den Toten untersuchte.

    „Was kannst du mir sagen?"

    „Das ist typisch für euch Bullen! Ihr seid immer so ungeduldig", erwiderte Quinn und schob durchsichtige Plastikbeutel über die Hände des Opfers.

    „Während wir hier plaudern, wird draußen weiter lustig gemordet und geplündert. Wir müssen den Leuten schließlich zeigen, dass wir alles im Griff haben."

    Quinn verzog den Mund, sah aber nicht zu Nash auf, sondern hob den Arm des Mannes an, um einen Blick auf die Unterseite zu werfen. „Er ist mindestens seit neun Stunden tot."

    „Was ist mit dem Schal?"

    Der Gerichtsmediziner zog den blassgrünen, dünnen Schal vom Hals des Opfers. „Es gibt ein paar Würgemale, aber die sind nicht dunkel genug, um zu beweisen, das der Mann auf diese Weise getötet wurde. Vielleicht wurde der Schal nach dem Tod umgelegt. Mehr weiß ich nach der Laboruntersuchung. Quinn richtete sich nachdenklich auf. „Siehst du diese Hautreaktion da?

    „Vielleicht hat es mit seinem Badezusatz zu tun." Der Blütenduft hing nach wie vor im Raum.

    Quinn wollte den Schal in eine Plastiktüte stecken, als er stutzte, an dem Stoff roch und Nash dann ebenfalls daran riechen ließ.

    „Der Duft kommt mir bekannt vor." Natürlich! Er wusste, woher er das Parfüm kannte. Lisa hatte es immer benutzt.

    Lisa Bracket … das kann nicht möglich sein! Lisa Bracket-Winfield. Sein Blick fiel auf den Ausweis des Toten.

    Peter David Winfield. Lisas Ehemann. Der Mann, den sie an seiner Stelle geheiratet hatte. Nein, stimmt nicht, korrigierte er sich. Nash hatte ihr nie einen Heiratsantrag gemacht und ihr auch nie gesagt, dass er sie liebte. Auf seine Erklärung hin, er wolle keine feste Beziehung, hatte sie mit ihm Schluss gemacht. Wenig später war sie bereits mit Winfield zusammen, und Nash hatte sich wie ein Trottel benommen, indem er sie völlig aus seinem Leben verbannte, so wie ein arroganter High-School-Aufschneider, der einen Tag vor dem Abschlussball einen Korb bekommen hatte. Sechs Monate später war sie bereits verheiratet. Von Temple wusste er, dass sie seit einer Weile wieder in der Stadt war, allerdings allein. Warum war sie nicht hier bei Winfield?

    Er durchsuchte die Brieftasche und fand ein Foto von Lisa. Der Anblick war wie ein Schlag in die Magengrube.

    Lisa im Hochzeitskleid.

    Einen Moment lang schloss er die Augen und erinnerte sich an ihr Gesicht, daran, wie es sich anfühlte, wenn sie sich an ihn drückte, an ihren unwiderstehlichen Blick und an ihren letzten Kuss vor vier Jahren. Abrupt wurde er in seinen Erinnerungen unterbrochen, als plötzlich jemand seinen Namen rief.

    „Detective Couviyon, da ist eine Frau, die mit Ihnen sprechen möchte."

    „Sie soll warten."

    „Sie sollten besser mit ihr reden, Sir, entgegnete der Polizeibeamte und sah zu dem Toten. „Sie ist die Frau des Opfers.

    Nashs Miene verhärtete sich. Er ging hinaus in den Korridor und erblickte Lisa, die hinter dem Absperrband stand und von einem Polizisten am Passieren gehindert wurde.

    „Nash!", rief sie aus, als sie ihn erkannte.

    Der Anblick ihres Fotos war schon ein Schlag gewesen, doch sie nun lebendig vor sich zu sehen, war noch schmerzhafter. Sein Herz begann zu rasen, und er verspürte den Wunsch, sie zu berühren. Die vergangenen vier Jahre hatten diese gertenschlanke Frau mit den grünen Augen und den roten Haaren nur noch schöner werden lassen – diese Frau, die mit einem anderen verheiratet war.

    Nein, genau genommen war sie jetzt verwitwet.

    In der Suite hoben die Sanitäter soeben den Toten in einen Leichensack und zogen den Reißverschluss zu. Nash schloss die Tür hinter sich und gab dem Polizeibeamten ein Zeichen, Lisa durchzulassen.

    Als sie bei ihm war, führte er sie von der Suite fort in einen anderen Raum, in dem mögliche Zeugen befragt werden sollten. Bevor er hineinging, ließ er einen Polizisten kommen, der vor der Tür Wache halten sollte.

    Lisa reagierte irritiert auf die Art, wie Nash sich verhielt. Sie hatte ihm eine Ewigkeit nicht mehr gegenübergestanden. Im Vergleich zu New York war Indigo zwar klein, doch wenn man am Stadtrand von Charleston lebte, war es leicht, sich aus dem Weg zu gehen und Situationen wie diese hier zu vermeiden.

    Sekundenlang sahen sie sich nur an, dann sagte Nash: „Hallo, Lisa."

    Sie fühlte, wie sich ihr Magen verkrampfte, als sie seine tiefe Stimme hörte. Mein Gott, wie gut er doch aussah. „Hey, Nash. Wie ist es dir so ergangen?"

    Miserabel, dachte er, erwiderte aber leichthin: „Ganz gut. Lange nicht mehr gesehen."

    Seine Worte klangen wie eine Entschuldigung. Lisa zuckte mit den Schultern, obwohl ihr Herz Freudensprünge vollführen wollte. „So etwa vier Jahre, nicht wahr?"

    Nash ließ seinen Blick von Kopf bis Fuß über sie wandern. Sie sah großartig aus. Ihr rotes Top ließ ihre gebräunten Arme frei, der kurze Baumwollrock betonte ihre langen Beine. „Du hattest doch gesagt, du wolltest nie wieder nach Indigo zurückkehren."

    Warum muss er jetzt damit anfangen? fragte sie sich. „Tja, die Dinge verändern sich halt. Ich bin hier geboren, und ich bin hier zu Hause. Außerdem hast du mich damals zu dieser Aussage provoziert, erklärte sie, als sie an ihren letzten Streit zurückdachte. „Ich war wütend.

    „Ich habe dich überhaupt nicht provoziert. Verdammt, du wolltest doch, dass unsere Beziehung …"

    Er hielt abrupt inne, und Lisa sah, wie er sich innerlich abschottete. Typisch Nash, dachte sie.

    Er seufzte. „Na, das war jetzt wirklich kein reifes Benehmen", meinte er kleinlaut.

    Du hast recht, stimmte sie ihm stumm zu, auch von mir nicht.

    Reserviert zeigte er auf zwei Stühle an einem Tisch. Während sie Platz nahm, schenkte er ihr Kaffee ein, in den er etwas Milch goss. Diese Geste versetzte sie in eine Zeit, die lange zurücklag und die sie vergessen wollte.

    „Was ist hier los, Nash?"

    Seine Miene verriet nichts. Für Nash Couviyon war das nicht ungewöhnlich. Von seinem jüngeren Bruder Temple abgesehen war es in seiner Familie nicht üblich, Gefühle zu zeigen. Sie betrachtete ihn genau und bemerkte, dass er sein dunkles Haar kürzer trug als damals, sich sonst aber kaum verändert hatte. Er setzte sich ebenfalls, und sie sah, wie sich der Stoff seines Jacketts über den breiten Schultern spannte, als er die Hände vor sich auf dem Tisch verschränkte. Es fiel ihr schwer, von seiner beeindruckenden Statur keine Notiz zu nehmen, die ihn – zusammen mit seinem markant geschnittenen Gesicht – angriffsbereit, unbezwingbar und unerschütterlich wirken ließ. Seine blauen Augen, bei deren Anblick sie früher dahingeschmolzen war, ließen jetzt keine Spur von Sanftheit erkennen. Sie wirkten eiskalt, und sie durchbohrten sie förmlich.

    Lisa hielt seinem Blick stand und versuchte, nichts für diesen Mann zu empfinden. Doch sie wusste nur zu gut, dass dies unmöglich war.

    „Meine Angestellte Kate hat mich unterwegs angerufen, sagte sie, „und mir mitgeteilt, die Polizei wolle mich sprechen. Ich habe keine Ahnung, was los ist. Würdest du mich aufklären?

    Nash hasste diesen Augenblick. Hoffentlich war sie in den letzten zwölf Stunden nicht mit ihrem Ehemann zusammen gewesen. „Dein Mann ist tot."

    „Das ist unmöglich", gab sie ungläubig zurück.

    „Es tut mir leid, aber es ist so. Er befindet sich im Zimmer nebenan, wo er vom Gerichtsmediziner untersucht wird."

    „Gestern Abend ging es ihm doch noch gut."

    „Du hast ihn also gestern noch gesehen?"

    Sie reagierte nicht auf seinen forschenden Blick. „Ich war mit ihm verheiratet, Nash. Glaubst du, wir hätten uns nicht wenigstens getroffen, wenn er in der Stadt war?"

    „Aber … ihr habt nicht in derselben Stadt gelebt, richtig?"

    „Richtig. Weil wir getrennt lebten. Seit heute Morgen sind wir rechtskräftig geschieden."

    Nash runzelte die Stirn. Darauf war er nicht gefasst gewesen.

    „Was glaubst du, wer ihn umgebracht hat?", fragte sie.

    „Wie kommst du auf diese Idee?"

    „Ich habe deine Marke gesehen, Nash. Als Detective befasst du dich nicht mit normalen Todesfällen. Sie zog eine Augenbraue hoch. „Und Peter war Börsenmakler. Er hat sich täglich neue Feinde gemacht.

    „Ich kümmere mich um alle Todesfälle, die rätselhaft sind. Warst du auch sein Feind?"

    „Nein, natürlich nicht. Peter hat mich angehimmelt. So sehr, dass seine Bewunderung für sie schließlich eine hässliche Wendung genommen hatte. „Aber in den letzten zweieinhalb Jahren haben wir getrennt gelebt.

    War ihre Ehe tatsächlich schon ein Jahr nach der Hochzeit gescheitert? „Man muss nicht so lange Zeit getrennt leben, wenn man die Scheidung einreichen will. Warum ist es erst jetzt geschehen und nicht früher?"

    Durch sein Erstaunen fühlte sie sich noch unbehaglicher. Es fiel ihr schwer zuzugeben, dass ihre Ehe bereits so früh in die Brüche gegangen war. „Ich konnte mir bis vor kurzem eine Scheidung nicht leisten, und er wollte sich nicht von mir scheiden lassen. Noch gestern Abend … o Gott!"

    Zum ersten Mal wurde ihr bewusst, was geschehen war. Nash sah, wie ihr Gesicht zu einer Maske erstarrte und ihre Unterlippe zitterte. Sie blickte auf die Kaffeetasse, doch als sie sie zum Mund führen wollte, hatte sie ihre Gefühle nicht mehr unter Kontrolle, so dass sie den Becher zurück auf den Tisch stellen musste.

    Tränen liefen ihr über die Wangen.

    Zu gern hätte Nash sie in die Arme genommen und getröstet, doch erstens war er im Dienst, und zweitens schien er nicht mehr zu den Menschen zu zählen, für die Lisa besonders viel übrig hatte. Also blieb

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