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Space-Thriller 2: Eine Welt für Mörder: PERRY RHODAN Space-Thriller – die Verbindung aus realitätsnaher Science Fiction und spannendem Krimi
Space-Thriller 2: Eine Welt für Mörder: PERRY RHODAN Space-Thriller – die Verbindung aus realitätsnaher Science Fiction und spannendem Krimi
Space-Thriller 2: Eine Welt für Mörder: PERRY RHODAN Space-Thriller – die Verbindung aus realitätsnaher Science Fiction und spannendem Krimi
eBook283 Seiten4 Stunden

Space-Thriller 2: Eine Welt für Mörder: PERRY RHODAN Space-Thriller – die Verbindung aus realitätsnaher Science Fiction und spannendem Krimi

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Über dieses E-Book

Die Erde im 49. Jahrhundert: Eine reiche Frau wird von einem offensichtlich geisteskranken Mörder auf brutale Weise umgebracht. Der Killer überlebt seine Tat nicht lange. Die Beamten, die den Fall untersuchen, fallen am Tatort einem heimtückischen Anschlag zum Opfer. Und dann folgen weitere Morde nach ähnlich grausigem Schema.

Shona Mentzow, eine terranische Kriminalistin, wird auf die Fälle angesetzt. Zu ähnlich sind sie sich in ihren Auswirkungen, auch wenn sich keine direkten Spuren finden. Denn die Tatorte waren jeweils extrem gegen die Außenwelt abgesicherte Wohnungen. Die Spur führt nach Folsom, einer merkwürdigen Welt, die es eigentlich gar nicht geben dürfte – es ist die Welt für Mörder ...
SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum11. Mai 2016
ISBN9783845332512
Space-Thriller 2: Eine Welt für Mörder: PERRY RHODAN Space-Thriller – die Verbindung aus realitätsnaher Science Fiction und spannendem Krimi

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    Buchvorschau

    Space-Thriller 2 - Peter Terrid

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    Cover

    Rückentext

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    Impressum

    PERRY RHODAN – die Serie

    Die Erde im 49. Jahrhundert: Eine reiche Frau wird von einem offensichtlich geisteskranken Mörder auf brutale Weise umgebracht. Der Killer überlebt seine Tat nicht lange. Die Beamten, die den Fall untersuchen, fallen am Tatort einem heimtückischen Anschlag zum Opfer. Und dann folgen weitere Morde nach ähnlich grausigem Schema.

    Shona Mentzow, eine terranische Kriminalistin, wird auf die Fälle angesetzt. Zu ähnlich sind sie sich in ihren Auswirkungen, auch wenn sich keine direkten Spuren finden. Denn die Tatorte waren jeweils extrem gegen die Außenwelt abgesicherte Wohnungen. Die Spur führt nach Folsom, einer merkwürdigen Welt, die es eigentlich gar nicht geben dürfte – es ist die Welt für Mörder ...

    img1.jpg

    Eine Welt für Mörder

    von Peter Terrid

    Pabel-Moewig Verlag KG, Rastatt

    1.

    Terra, 13. Oktober 1288 NGZ:

    Der Mörder kam von Hawaii. Er betrat die Wohnung über die Terrasse, und als er nach Frankreich ins Esszimmer kam, hing noch der schwüle Duft tropischer Blumen in seinen Haaren und in seiner Kleidung.

    Ishnee Tzaganvili saß beim Essen, und das Scharren ihres Messers auf dem Teller übertönte die vom Teppich gedämpften Schrittgeräusche des Mörders. Sie wurde seiner erst gewahr, als der Schatten seines Körpers auf ihre Mahlzeit fiel. Im gleichen Augenblick packte die Furcht mit kaltem Griff ihr Herz.

    Es durfte nicht sein, es konnte nicht sein. Niemandem war es möglich, ungefragt und ungesehen in ihre Wohnung einzudringen; mit allen Mitteln moderner Technik war sie gegen Eindringlinge gesichert.

    Und doch war es geschehen.

    Die Frau hielt den Atem an. Sie wagte nicht aufzusehen. Vielleicht verschwand der Eindringling ja wieder ... Nur ein Traum, eine Halluzination. Sie hatte viel gearbeitet in den letzten Wochen, sehr viel, und sie hatte kaum Schlaf gehabt. Ihre Nerven waren überreizt, und sie ...

    Als die Finger des Eindringlings ihren Kopf schmerzhaft an den Haaren in den Nacken rissen, wusste sie, dass sie nicht halluzinierte. Der Eindringling war echt, sie konnte ihn spüren, hören und riechen. Sein Atem ging schnell und stoßweise. Auf eine andere Art und Weise war er ebenso erregt wie sie selbst.

    »Überraschung!«, sagte der Fremde und lachte höhnisch. »Damit hast du nicht gerechnet, was?«

    »Bitte ...!«

    Ishnee Tzaganvili war eine harte Frau, die ebenso gut einstecken konnte wie sie auszuteilen verstand; ohne diese Härte hätte sie es niemals fertiggebracht, aus einem kleinen Unternehmen einen riesigen Konzern zu zimmern, dessen Umsätze 50 Milliarden Galax pro Jahr überstiegen. Ihr privates Vermögen war ebenfalls zehnstellig, und all dies hatte sie in den ersten sechzig Jahren ihres Lebens geschafft, durch Disziplin, Fleiß und nicht zuletzt durch Härte und Durchsetzungsvermögen. Aber in diesem Augenblick war sie kraft- und wehrlos, brachte nichts hervor außer diesem einen kläglichen Wort.

    »Bitte ...!«

    Er riss rücksichtslos an ihren Haaren, warf sie mitsamt dem Stuhl um. Hart schlug sie mit dem Rücken auf den Boden, und auch die teuren Teppiche waren nicht imstande, den Aufprall zu dämpfen, der ihr die Luft aus den Lungen trieb und ihren Atem stillstehen ließ.

    Die schrille Stimme des Eindringlings gellte in ihren Ohren.

    »Bevor ich dich alle mache, werden wir noch ein bisschen Spaß miteinander haben!«, hörte sie ihn sagen, und sie spürte, wie er mit der freien Hand ihre linke Brust packte und schmerzhaft presste. Einen Augenblick später platzten schnalzend die Knöpfe von ihrer Bluse, und sie wusste, dass der Eindringling seine Worte ernst gemeint hatte.

    Ishnee bäumte sich auf, strampelte mit den Beinen und versuchte, sich auf dem Boden windend, dem Fremden zu entkommen. Den Schmerz in ihrer Kopfhaut nahm sie kaum wahr. Viel deutlicher spürte sie die gierige Hand auf ihrer Haut, die sich ihrem Hosenbund näherte.

    Ishnee schlug mit den Händen um sich. Ratschend fuhren ihre Fingernägel über den Hals des Angreifers, der mit diesem Widerstand nicht gerechnet hatte. Er stieß einen Schrei der Wut aus, mit Schmerz durchsetzt, dann riss er ihren Kopf erst hoch und hieb ihn dann auf den Boden zurück.

    Es war nicht so gewesen, wie er es sich vorgestellt hatte. Nicht so befriedigend, und vor allem war es viel zu schnell gegangen. Er richtete sich auf, betrachtete den reglosen Körper der Frau und spuckte in die klaffende Bauchwunde hinein, die er ihr zugefügt hatte. Beim nächsten Mal, nahm er sich vor, würde er es besser machen, nicht so schnell, mit mehr Genuss.

    Er wandte den Kopf. Auf dem Tisch stand noch das Essen der Frau. Es war kalt geworden inzwischen, aber der Geruch hing noch verlockend in der Luft. Seit langem, seit Jahrzehnten, hatte er nicht mehr etwas so Angenehmes gerochen. Es war richtiges Essen, wahrscheinlich aus einer der besten Küchen der Stadt, nicht so ein elender Fraß, wie er ihn gewohnt war.

    Er aß mit den Fingern. Das Fleisch war lauwarm, es war zart und schmeckte nach feinen Gewürzen, nach Wein und einem Hauch Knoblauch. Er hätte vier dieser Portionen essen können, aber mehr war nicht da. Den Salat ließ er stehen, von Grünzeug hatte er genug, selbst wenn es ein Spitzenkoch zubereitet haben mochte; dafür leckte er den Teller ab. Den Wein, eine Köstlichkeit, wie es ihn nicht einmal in seiner Erinnerung gab, trank er aus der Flasche.

    Die Lady hatte gesittet gegessen, aber sie hatte auch nicht mittlere Ewigkeiten mit Gesindel verbringen müssen. Sich in dieser Umgebung danebenzubenehmen, machte einen zusätzlichen Spaß. Wäre sie noch am Leben gewesen, hätte sie sich bestimmt darüber entsetzt. So wie über das andere. Sie hatte nicht geschrien, während er sich an ihrem Körper bedient hatte, nur die Augen geschlossen, als könnte sie damit aus der Wirklichkeit des Geschehens heraustreten. Geschrien und gewimmert hatte sie erst nachher, als er sie bearbeitet hatte. Leider war sie sehr schnell vor Schmerz bewusstlos geworden; er hätte ihr Winseln gern noch etwas länger gehört.

    Er wischte die Hände, verschmiert von Blut und Sauce, an seiner Kleidung ab. Erst jetzt nahm er sich die Zeit, sich in der Wohnung umzusehen. Nicht sein Geschmack, viel zu vornehm, aber dafür teuer. Der Teppich, auf dem sie jetzt lag, die Beine noch immer gespreizt, das rechte in einem unnatürlichen Winkel abgeknickt, hatte sicher ein Vermögen gekostet. Jetzt war er ruiniert von dem Blut, in dem die Tote lag. Der Killer konnte in seinem Mund den Geschmack von Eisen wahrnehmen, den er so gut kannte; das Aroma frisch vergossenen Blutes. Er liebte diese Empfindung, sie gab ihm das Gefühl, zu leben und das Leben in seiner Hand zu halten.

    Er wollte gerade den Raum verlassen, als er hinter sich den leisen Ton vernahm, mit dem die Wohnungstür das Eintreten eines Besuchers meldete, der offenbar Zutrittsberechtigung hatte.

    Hastig blickte der Killer sich um. Sein Blick fiel auf eine moderne Skulptur aus Metall, die ihm zwar nicht gefiel – Kunst war seine Sache nicht, schon gar nicht die moderne –, die aber gut in der Hand lag, nachdem er sie gegriffen hatte. Er zog sich in den Nachbarraum zurück.

    »Chérie! Ich bin zurück ...!«

    Eine helle und klare Stimme, die eines jungen Mannes, entweder der Sohn der Frau oder ihr Liebhaber. Wahrscheinlich der Liebhaber, denn ein Sohn hätte wohl ein anderes Wort benutzt. Es klang danach, als würde der Besucher sich freuen, die Wohnung zu betreten und Ishnee Tzaganvili zu treffen. Der Killer wog die Skulptur in der Hand; die Statuette war schwer und hart, mit vielen scharfen Kanten; genau das richtige für seinen Zweck.

    Der Killer lauschte. Er hatte ein ausgezeichnetes Gehör, und so nahm er die Schrittgeräusche wahr, obwohl sie durch die Teppiche stark gedämpft wurden. Flur, Wohnzimmer ...

    »Ishnee ...!«

    Die Stimme erstarb, ein ersticktes Keuchen war zu hören. Wahrscheinlich hatte er jetzt die Leiche gefunden. Der Killer trat ins Esszimmer. Er sah einen männlichen Rücken, gekrümmt, weil der Mann sich gerade über die Leiche beugte. Helle, sanft gelockte Haare. Der Killer machte einen Schritt und schwang den rechten Arm. Es klang wie das Knacken eines Zweiges, als die Skulptur den Schädel des Mannes traf und einschlug. Er stöhnte auf, schwankte nach rechts. Ein zweiter Schlag, diesmal dumpfer, weil er nur noch zertrümmerte Knochen und das Gehirn des Opfers traf. Blut spritzte auf und benetzte den Killer, der die Waffe fallen ließ, während der junge Mann zur Seite kippte und halb über der Leiche der Frau liegenblieb.

    »Zu spät gekommen, Freundchen«, sagte der Killer und kicherte schrill. »Was du haben wolltest, habe ich mir schon geholt! Pech gehabt!«

    Wenn Ishnee Tzaganvili ihren Liebhaber erwartet hatte, war mit weiteren Besuchern wohl nicht mehr zu rechnen. Der Killer hatte also Zeit und Muße, die Wohnung zu durchstöbern und nach einträglicher Beute Ausschau zu halten. Er nahm den beiden ab, was er gebrauchen konnte, ein bisschen Bargeld, Geldkarten für die Bank, Ausweise – für ihn selbst unbrauchbar, aber er würde schon jemanden finden, der mit den Dokumenten etwas anzufangen wusste. Der Killer kannte viele Leute, die außerhalb des Gesetzes standen; im Grunde kannte er kaum andere.

    Im Schlafzimmer fand er den Schmuck der Frau. Sie hatte ein Faible für Juwelen gehabt; die Sammlung war reichhaltig und exquisit. Die Halskette mit Medaillon, gefertigt aus Dhahrun-Kristallen, stellte allein ein Vermögen dar, schwer abzusetzen, aber in jedem Fall einträglich.

    Die Kunst hätte man wahrscheinlich ebenfalls zu Geld machen können, aber der Killer hatte keine Lust, die schweren Gemälde zu schleppen. In der Küche fand er einen Tragebeutel, den er mit seiner Beute füllte, dann trat er in den Flur.

    »Verdammt!«

    Er stieß einen Fluch aus. Die Tür ließ sich von innen nicht öffnen, jedenfalls nicht von ihm. Damit hatte er nicht gerechnet. In Terrania wäre es ihm leichter gefallen unterzutauchen als in jeder anderen Stadt. Dann musste er eben den Umweg über die Terrasse nehmen ...

    Der Schmerz traf ihn mit einer Wucht, als hätte ihn ein Ertruser mit voller Kraft in den Magen geboxt. Explosionsartig breitete sich der Schmerz in seinen Eingeweiden aus, krampfte seine Muskeln zusammen und ließ ihn taumeln. Er verlor die Beute, schwankte hin und her; das Atmen fiel ihm schwer, außer einem verzweifelten Keuchen brachte er keinen Laut zustande.

    Seine Miene verzog sich zu einer Grimasse aus Schmerz, Entsetzen und Wut. Kurz bevor seine Knie nachgaben und er vornüber auf den Boden fiel, wurde ihm bewusst, dass er hereingelegt worden war. Und dass er starb ...

    Terra, 18. Oktober 1288 NGZ:

    »Sieht eigentlich gar nicht nach einem Milliardär aus«, stellte Jorn Kaltashi fest und blickte um sich. »Eine ganz normale Wohngegend ...«

    Sein neuer Kollege, Sengu N'dabo, grinste breit.

    »Lass dich überraschen«, schlug er vor und legte seine rechte Hand auf die Abtastfläche für das Impulsschloss. Es wurde nicht nur sein Handlinienmuster mit den eingespeicherten Werten der Zutrittsberechtigten verglichen; auch die fälschungssicheren Individualmuster wurden von der hauseigenen Syntronik überprüft. Und wenn alles ordnungsgemäß gelaufen war, musste die Haussyntronik inzwischen wissen, dass Kaltashi und N'dabo eine richterliche Erlaubnis besaßen, die Wohnung auch ohne Zustimmung der Eigentümerin zu betreten.

    Seit fünf Tagen gab es von Ishnee Tzaganvili kein Lebenszeichen mehr. Das hatte ihre Tochter Gerola Twern – aus Ishnees erstem Ehevertrag – alarmiert, die sonst nahezu täglich Kontakt mit ihrer Mutter hatte, meistens per Trivid. Da ihr die Anreise aus dem Lurpht-System zu umständlich gewesen war, hatte sie die Behörden auf Terra alarmiert. Von dort aus war NATHAN abgefragt worden, und die Syntronik auf dem Mond hatte bestätigt, dass Ishnee Tzaganvili seit fünf Tagen keinerlei Aktivität mehr entfaltet hatte. Sie war nicht in ihrer Firma erschienen, hatte keine Post abgeschickt oder empfangen, keine Bankgeschäfte getätigt – nicht eine der zahlreichen Tätigkeiten, wie sie zum Alltag eines Terraners im Jahr 1288 Neuer Galaktischer Zeitrechnung gehörten, war vermerkt worden. Abgesehen von notorischen Eigenbrötlern und Sonderlingen gab es fast keinen Menschen, der nicht an jedem Tag seines Lebens als Erwachsener irgendetwas tat, das automatisch von einer der zahllosen Syntroniken registriert wurde.

    »Zutritt gestattet!«

    Die Syntronik hatte eine auffallend geschlechtsneutrale Stimme, fiel Jorn Kaltashi auf; seine eigene Anlage hatte er mit der eigenen Stimme versehen und ihr einen betont freundlichen und charmanten Ton verliehen – jedenfalls war das sein Eindruck. Kollegen hatten gelästert, er habe der Syntronik die Stimme eines reichlich schleimigen Charmeurs verpasst.

    Die Tür öffnete sich selbsttätig, und eine Zehntelsekunde später wussten die beiden Männer, dass sie einen Tatort betraten. Der Geruch war zwar nur in Ansätzen zu erkennen, weil die Belüftung ihr Bestes tat, den Gestank zu bekämpfen, aber gänzlich entfernt hatte sie ihn nicht.

    »Blut!«, stieß Sengu N'dabo hervor und verzog das Gesicht.

    Jorn Kaltashis Miene war erstarrt.

    »Altes Blut«, verbesserte er mit leicht rauer Stimme. »Syntron, alarmiere sofort unsere Dienststelle und die Spurensicherung! Die ersten Anzeichen sprechen für eine Straftat!«

    »Mord?«, fragte N'dabo leise.

    »Wenigstens eine Körperverletzung«, antwortete Kaltashi rau. N'dabo war ein Neuling, erst ein Jahr bei der Truppe, und bisher hatte er noch keinen Mordfall zu bearbeiten gehabt. Kaltashi hatte annähernd vierzig Dienstjahre auf dem Buckel, und er hatte mehr als eine Leiche gesehen. Noch drei Monate, dann war diese Phase seines Lebens abgeschlossen. Dann war er siebzig, und er hatte sich vorgenommen, die nächsten dreißig Jahre auf einem weniger dicht besiedelten Planeten zu verbringen, Biologie oder dergleichen zu studieren und einen entsprechenden Beruf auszuüben. Über das, was er danach machen würde, hatte er sich keine Gedanken gemacht; dafür blieb ihm noch Zeit genug – bei einer durchschnittlichen Lebenserwartung eines Terraners von rund zweihundert Jahren standen ihm noch viele Möglichkeiten offen.

    Er ging voran und durchquerte den Flur, dann betrat er den ersten größeren Raum, offenbar ein Wohnzimmer, dessen Einrichtung sowohl von einem geschulten guten Geschmack als auch von immensem Reichtum zeugte.

    »Donnerwetter!«, stieß N'dabo hervor. »Ich hätte nicht gedacht, dass diese Wohnung so groß sein würde!«

    »Dezentralisiert, Junge«, erklärte Kaltashi. »Der Flur ist in Terrania, und wo dieser Wohnraum liegt, weiß ich nicht. Vielleicht irgendwo tief unter der Erde, weil es hier keine Fenster gibt. In jede der inneren Türen ist ein kleiner Transmitter eingebaut, der dich von einem Ort zum anderen befördert, wo immer der auch liegen mag. Kann sein, dass der nächste Raum in Asien liegt oder in Afrika, vielleicht auch auf einem der Monde im Sonnensystem.«

    N'dabo stieß einen halblauten Pfiff aus.

    »Ich denke, Transmittersprünge tun ein bisschen weh, im Nacken ... Entzerrungsschmerz oder so.«

    »Nicht, wenn die Anlage entsprechend gedämpft ist«, klärte Kaltashi ihn auf. »Der Energieverbrauch ist natürlich gigantisch. Aber alles nur eine Frage des Geldes, Junge, ein schlichter Millionär kann sich so etwas natürlich nicht leisten.«

    Er schritt weiter, und nach dem Schritt ins Esszimmer hatte er den Tatort erreicht. In diesem Raum war der Gestank nach Blut und Verwesung kaum zu ertragen. Kaltashi holte ein Tuch aus der Tasche und hielt es sich vor Mund und Nase, ein zweites Taschentuch gab er an N'dabo weiter, der reichlich käsig im Gesicht geworden war.

    »Pass auf, wo du hintrittst«, warnte Kaltashi. »Wegen der Spuren ...«

    »Mann!«, stieß N'dabo hervor, in dem Versuch, seine Gefühle in eine andere Bahn zu lenken. »Wenn ich das meiner Braut erzähle ... Ein richtiger Mord.«

    »Braut?«

    »Nächste Woche machen wir den Vertrag perfekt«, berichtete N'dabo mit sichtlichem Stolz. »Laufzeit, bis unser drittes Kind erwachsen ist, also mindestens fünfundzwanzig Jahre.«

    »Viel Glück!«, wünschte Kaltashi und näherte sich vorsichtig den Leichen. Eine Szene wie diese hatte er in seiner Dienstzeit noch nicht erlebt.

    Eine Frau und ein junger Mann. Dem Mann hatte jemand, wohl ein Wahnsinniger, den Schädel zertrümmert; man konnte das Gehirn durch die klaffende Kopfwunde sehen. Die mutmaßliche Tatwaffe, irgendein modernes Kunstwerk aus Metall, lag blutbeschmiert neben dem Toten. Dessen Gesicht, soweit man es erkennen konnte, war eine einzige Grimasse der Qual.

    Die Frau – sie musste zu Lebzeiten sehr attraktiv gewesen sein – war augenscheinlich einem Sexualverbrechen zum Opfer gefallen. Sie lag auf dem Rücken, der Unterleib entblößt, die Beine gespreizt in einer obszönen Haltung, das rechte Bein offenbar gebrochen. Kaltashi versuchte die Eindrücke mit Professionalität zu erfassen, aber er spürte, wie es in seinen Eingeweiden rumorte.

    N'dabo deutete auf die Tote.

    »Vergewaltigung?«

    Kaltashi nickte kurz.

    »Nicht nur das«, sagte er, während N'dabo ein Würgen zu unterdrücken versuchte. »Es ist dem Täter nicht oder nicht nur um Sex gegangen. Es war ein Lustmord, begangen aus der Gier zu quälen und zu töten. Sie ist verstümmelt worden; er hat ihr fast den ganzen Leib aufgeschlitzt. Ich vermute, dass der junge Mann später gekommen ist und den Täter überrascht hat. Oder von ihm überrascht worden ist.«

    N'dabo wandte sich ab; das Würgen wurde immer lauter, und auch Kaltashi hatte Mühe, seine Ekelgefühle zu bekämpfen.

    Es war ziemlich warm in dem Zimmer, und die Leichen waren teilweise schon in Verwesung übergegangen.

    »Ich sehe mich in der Wohnung weiter um«, verkündete N'dabo und verließ den Raum. Kaltashi konnte hören, wie er offenbar den Hygieneraum aufsuchte und sich erbrach, hoffentlich, ohne dabei Spuren zu verwischen.

    Der Täter hatte sich allem Anschein nach keine Mühe gegeben, Spuren zu entfernen oder zu verwischen. Es musste eine große Menge Blut vergossen worden sein; das meiste hatte sich auf dem Teppich ausgebreitet, war geronnen und verbreitete jetzt den penetranten, ekelerregenden Gestank. Aber auch der Täter musste einiges abbekommen haben. Seine Kleidung, sein Gesicht, Hände und Füße. An vielen Stellen im Raum waren bräunliche Flecken zu sehen.

    Die Spurensicherung und kriminaltechnische Auswertung würden zeigen, um was für Spuren es sich dabei handelte. Das Blut konnte während der Tat verspritzt worden sein, es konnte von den Händen des Täters herabgetropft sein, er konnte mit blutigen Händen etwas angefasst haben. Anhand von Vergleichsmustern konnten die Kriminaltechniker feststellen, wie all diese Blutspuren entstanden waren.

    »Jorn!«

    N'dabos Stimme klang aufgeregt und schaudernd. Kaltashi verließ das Esszimmer und suchte nach seinem Kollegen. Er fand ihn in einem Raum, der in eine große, wundervoll gelegene Terrasse mündete. Der Ausblick war hinreißend: ein Vulkan in der Ferne, der Rauchwolken ausstieß, tropischer Dschungel in sattem Grün und in der Nähe ein menschenleerer Strand mit schneeweißem Sand, gegen den eine kräftige Brandung gischtete.

    »Hawaii, vermutlich«, sagte Kaltashi und nickte anerkennend. Ja, das war eine Art zu leben. Tagsüber in Terrania arbeiten, nachmittags Entspannung an der Küste Hawaiis, abends ein Essen aus einer exquisiten Küche, vielleicht in Italien oder in der Karibik ...

    »Sieh dir das an ...!«

    N'dabos Vorfahren hatten einmal in Afrika gelebt; seine Haut war ein wenig dunkler getönt, aber jetzt wirkte sie fahl und fleckig. Er hielt noch immer das Taschentuch vor Mund und Nase und deutete mit einer Ekelgebärde auf den Boden vor der Terrassentür.

    »Was, bei allen Sternengeistern, ist das?«

    Jorn Kaltashi blickte auf den Boden. Dort hatte sich eine rötliche Suppe ausgebreitet, halb eingetrocknet, halb feucht, ein undefinierbares Zeug, das außerdem fürchterlich stank.

    »Ich habe nicht die geringste Ahnung«, antwortete Kaltashi. Als er zu Sengu N'dabo trat, konnte er den an billigen, geriebenen Parmesan erinnernden Geruch nach Erbrochenem wahrnehmen. »Das sollen die Spezialisten klären!«

    Es war ziemlich schwer, nicht in die Lache hineinzutreten; es mussten mehrere Liter von dem Zeug vergossen worden sein, fast zwei Drittel des Bodens waren damit bedeckt.

    »Rückzug«, ordnete Kaltashi an. »Das ist etwas für die Spezialisten ...!«

    Erst jetzt nahm er den Beutel wahr, der neben dem Eingang zu diesem Raum auf dem Boden lag. Kaltashi runzelte die Stirn.

    »Seltsam«, murmelte

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