So leidenschaftlich ... und so geheimnisvoll
Von Penny Roberts
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Über dieses E-Book
Verwirrt erwacht Rafael – und blickt sich überrascht um. Er hat weder Ahnung, wer er ist, noch, wo er sich befindet. Da betritt eine Frau den Raum. Alana Aguilar hat ihn bewusstlos auf ihrem einsam gelegenen Grundstück in Andalusien gefunden und ihn in ihr Haus gebracht. Doch jede Erinnerung daran fehlt Rafael. Er weiß nur, dass auf keinen Fall die Polizei verständigt werden darf. Und dass er der verbotenen Sehnsucht nach dieser geheimnisvollen Schönheit niemals nachgeben kann! Was, wenn sein Herz längst einer anderen gehört?
Penny Roberts
Hinter Penny Roberts steht eigentlich ein Ehepaar, das eines ganz gewiss gemeinsam hat: die Liebe zum Schreiben. Schon früh hatten beide immer nur Bücher im Kopf, und daran hat sich auch bis heute nichts geändert. Und auch wenn der Pfad nicht immer ohne Stolpersteine und Hindernisse war – bereut haben beide ihre Entscheidung, das Hobby zum Beruf zu machen, nie. Denn was kann es Schöneres geben, als mit der Kraft der eigenen Fantasie immer wieder neue Geschichten zu erzählen?
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Buchvorschau
So leidenschaftlich ... und so geheimnisvoll - Penny Roberts
IMPRESSUM
JULIA erscheint in der Verlagsgruppe HarperCollins Deutschland GmbH, Hamburg
© 2022 by Verlagsgruppe HarperCollins Deutschland GmbH, Hamburg
für Penny Roberts: „So leidenschaftlich … und so geheimnisvoll"
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe JULIA, Band 062023 03/2023
Abbildungen: Harlequin Books S. A., alle Rechte vorbehalten
Veröffentlicht im ePub Format in 03/2023 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783751518420
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
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1. KAPITEL
Die Stimme, die durch den Nebel drang, der ihn umgab, war das Erste, was er bewusst wahrnahm. Davor hatte es nur Dunkelheit gegeben. Ein schwereloses Driften. Ohne Gedanken. Ohne Sorgen. Ohne Schmerz.
Letzterer äußerte sich jetzt ebenfalls mit einem pulsierenden Hämmern zwischen den Schläfen, das an Intensität zunahm, als er versuchte, die Augen zu öffnen.
Das Licht war so grell, dass er gepeinigt aufkeuchte. Sofort kniff er die Lider wieder zusammen, vor denen es helle Funken regnete wie beim Feuerwerk zur Feier des Unabhängigkeitstags der Vereinigten Staaten am 4. Juli – nur nicht so laut.
Der Gedanke irritierte ihn.
Habe ich dieses Feuerwerk schon einmal gesehen? Bin ich Amerikaner?
Die Fragen zogen weitere nach sich.
Woher komme ich? Wo bin ich? Wer bin ich?
Es war, als hätte jemand einen Dominostein angestoßen, und nun geriet eine unendliche Reihe von anderen Spielsteinen ins Kippen, immer schneller und schneller. Auch seine Atmung wurde schneller und schneller, während immer weniger Sauerstoff in seine Lunge zu gelangen schien.
Panik stieg in ihm auf, füllte seine Glieder mit Blei, während sein Körper unkontrolliert zu zucken begann. Er hörte sich selbst laut stöhnen, fühlte, wie er den Kopf hin und her warf, was das leise Pochen darin zu einem wütenden Tosen werden ließ.
Ich weiß nicht, wer ich bin?
Ich weiß nicht, wer ich bin!
Himmel, ich weiß nicht, wer ich bin!
Wie aus weiter Ferne hörte er eilige Schritte, dann legte sich eine kühle Hand auf seine Stirn, und alles stoppte.
Mit einem leisen Seufzen wich die Anspannung aus seinem Körper. Und während sein Kopf wieder aufs Kissen sank, glitt sein Bewusstsein zurück in einen Zustand friedlicher Dunkelheit.
Wo es keinen Schmerz gab.
Keine Angst.
Keine Fragen.
Alana holte tief Luft und sank auf den Stuhl neben ihrem Bett. Sie lehnte sich zurück und betrachtete den Mann, der darin lag und wieder schlief.
Bis auf ein paar oberflächliche Kratzer und ein oder zwei Prellungen schien er unversehrt zu sein. Aber vielleicht hatte er innere Verletzungen, die dringend behandelt werden mussten. Sie war keine Ärztin, hatte keinerlei medizinische Ausbildung. Vielleicht machte sie es nur schlimmer, indem sie das Unvermeidliche hinauszögerte.
Dennoch brachte sie es nicht über sich, ihr Handy zu nehmen, das sie für etwaige Notfälle stets vollständig aufgeladen hielt, und einen Notruf abzusetzen. Allein bei dem Gedanken, dass fremde Menschen mit ihren Fragen und ihren Blicken auf ihr Anwesen kommen würden … Sie wäre gezwungen, zu erklären, wie er in ihr Haus – in ihr Schlafzimmer – gekommen war. Nein, das konnte sie einfach nicht. Nicht, wenn es nicht unbedingt sein musste. Und er machte nicht den Eindruck, als wäre sein Zustand kritisch.
Vermutlich zerbrach sie sich völlig umsonst den Kopf. Dass er vorhin kurz aufgewacht war, wertete sie jedenfalls als positives Zeichen. Die Panikattacke, die er gleich darauf gehabt hatte, war allerdings weniger gut. Sie hatte die Anzeichen sofort erkannt. Er war kreidebleich gewesen, als sie zur Tür hereingekommen war, und ihm hatte der kalte Schweiß auf der Stirn gestanden. Seine Atmung war flach und viel zu schnell gewesen. Kein Wunder, dass er kurz darauf wieder in einen tiefen Schlaf gefallen war.
Nur zu gut erinnerte Alana sich an ihre eigenen Attacken. Die erste bereits in ihrer ersten Nacht im Krankenhaus damals. Nachdem der Arzt ihr mitgeteilt hatte, dass …
Energisch schob sie die Bilder beiseite, die vor ihrem geistigen Auge aufzusteigen drohten. Jetzt war nicht der Moment, die Geister der Vergangenheit heraufzubeschwören. Sie waren auch so immer noch viel zu nah, daran hatte sich auch nach zweieinhalb Jahren nichts geändert.
Behutsam beugte sie sich vor, legte zwei Fingerspitzen an seinen Hals und fühlte seinen Puls. Ruhig und gleichmäßig. Auch seine Züge wirkten jetzt entspannt. Äußerst markante, attraktive Züge.
Der Fremde hatte das kantige Kinn eines Aristokraten, einen kühn geschwungenen Mund und eine Nase, die bei einem anderen Mann vielleicht zu markant gewirkt hätte, bei ihm aber das perfekte Gesamtbild vervollständigte.
Dunkle Brauen waren über seinen Augen zusammengezogen, so als würde er selbst im Schlaf immerzu angestrengt über etwas nachgrübeln. Unwillkürlich fragte sie sich, was ihn wohl so beschäftigte. Und warum er vorhin derart in Panik geraten war.
Nun, das war eine Frage, die nur er ihr würde beantworten können. Und dazu musste er zunächst einmal richtig aufwachen. Sie hoffte inständig, dass es nicht mehr lange dauerte. Wenn er nicht in den nächsten vierundzwanzig Stunden wenigstens einmal für eine Weile wach blieb, würde sie Hilfe rufen. Das schwor sie sich.
Ganz gleich, wie zuwider ihr der Gedanke auch sein mochte, fremde Menschen um sich herum zu haben.
Sie stand auf, befühlte seine Stirn – eindeutig kein Fieber – und breitete die Decke, die er vorhin weggestrampelt hatte, wieder über ihn. Dann hob sie seine zerrissenen, durchnässten und völlig verdreckten Kleidungsstücke, die sie vorhin achtlos in eine Ecke des Zimmers geworfen hatte, nachdem sie sie ihm ausgezogen hatte, und trug das Bündel in den angrenzenden Wohnraum.
Leise schloss sie die Tür hinter sich, ehe sie die Sachen einer genauen Musterung unterzog. Mit dem Hemd konnte er definitiv keinen Staat mehr machen – ein Ärmel war fast ganz abgerissen, von den Knöpfen waren nur noch zwei übrig, und es war übersät mit getrocknetem Schmutz und Harzflecken. Die Hose machte kaum einen besseren Eindruck, aber sie würde nach einer gründlichen Reinigung noch zu tragen sein. Alana faltete sie zusammen und wollte sie gerade beiseitelegen, als etwas aus der hinteren Tasche fiel und zu Boden flatterte.
Sie bückte sich, hob das zerknitterte Papier auf und strich es über ihrem Knie glatt. Es war offenbar nass geworden, inzwischen aber wieder halbwegs getrocknet. Doch die Tinte war verlaufen, sodass kaum noch zu erkennen war, was auf dem Zettel geschrieben stand.
Aber ein Wort stach deutlich lesbar hervor.
Ein Name.
Rafael.
Ein feines Lächeln umspielte ihre Lippen. Selbst wenn es sich nicht um seinen Namen handelte – denn warum sollte er einen Zettel mit seinem eigenen Namen mit sich herumtragen –, irgendwie musste sie ihn schließlich nennen.
„Rafael", sagte sie leise, und der Klang ihrer eigenen Stimme war ungewohnt in der Stille des Hauses.
Ein guter Name. Er passte zu ihm.
Er wusste nicht, wie viel Zeit verstrichen war, seit er zum letzten Mal aus dem schwarzen Nichts aufgetaucht war, das ihn nur widerwillig aus seinen Klauen entlassen wollte.
Sein Kopf schmerzte noch immer, aber es war auszuhalten. Als er versuchsweise seine Arme und Beine bewegte, schien alles ordnungsgemäß zu funktionieren. Zwar zwackten und drückten ein paar Stellen, doch im Großen und Ganzen fühlte er sich um einiges besser.
Was leider nicht bedeutete, dass er sich erinnerte.
Er drängte die Panik zurück, die ihn erneut zu überwältigen drohte, und hob die Lider. Nach wie vor war es blendend hell, aber nicht mehr ganz so unerträglich wie beim letzten Mal, und langsam schälten sich erste Umrisse aus dem grellen Licht.
Er sah ein Sprossenfenster, gerahmt von geblümten Vorhängen, direkt darunter stand ein Schreibtisch, auf dem ein paar Bücher lagen.
Kein Krankenhaus. Auch kein Hotelzimmer.
Er drehte den Kopf nach rechts. Ganz langsam. Neben seinem Bett entdeckte er einen Nachttisch, auf dem ein Glas und eine Karaffe mit Wasser standen. Auf der linken Seite erblickte er in der Ecke des Zimmers einen Sessel, daneben einen wuchtigen Kleiderschrank aus dunklem Holz. An den Wänden hingen Bilder – die meisten davon künstlerische Schwarz-Weiß-Fotografien.
Nichts kam ihm auch nur ansatzweise bekannt vor. Und sosehr er sich auch bemühte, auch sein Name wollte ihm nicht einfallen. Genauso wenig wie alles andere.
Er war wie ein leeres Blatt Papier.
Ein beängstigendes Gefühl. Er zwang sich, tief durchzuatmen. Einmal. Zweimal. Als er einigermaßen sicher war, dass er sich wieder unter Kontrolle hatte, versuchte er, sich aufzusetzen – mit dem Ergebnis, dass das Zimmer sich um ihn herum zu drehen begann, kaum dass er den Kopf vom Kissen gehoben hatte.
Ein unterdrücktes Stöhnen entfuhr seiner Kehle, und er schloss die Augen, als er sich wieder zurücksinken ließ. Offenbar war er laut genug gewesen, um bis in den angrenzenden Raum gehört zu werden. Denn es dauerte keine zehn Sekunden, da vernahm er Schritte von der anderen Seite der Tür, ehe diese leise geöffnet wurde.
Jemand kam herein und trat zu ihm ans Bett.
Aus irgendeinem Grund fing sein Puls an zu rasen, und sein Instinkt schrie Gefahr, ohne dass er die geringste Ahnung hatte, wovor er ihn warnen wollte. Als er die Augen öffnete, stand da eine Frau, die ganz und gar nicht bedrohlich aussah. Eher im Gegenteil. Sie wirkte beinahe selbst ein bisschen furchtsam, so als sei sie ängstlich oder zumindest wachsam.
Was mich eigentlich nicht wundern sollte, schließlich liegt ein fremder Mann in ihrem Bett.
Der Gedanke irritierte ihn. Woher wusste er, dass sie sich nicht kannten, wo er sich doch sonst an nichts erinnerte?
„Sie sind wach, stellte sie fest und musterte ihn durchdringend, die Hände vor dem Körper verschränkt, so als müsse sie sich schützen. „Wie geht es Ihnen? Haben Sie Schmerzen?
„Nichts, was nicht auszuhalten wäre, erwiderte er, seine Stimme klang rau und heiser. „Was ist mit mir passiert?
, fragte er dann. Das war nur eine von zahllosen Fragen, die er stellen wollte. Am vordringlichsten davon waren: Wer bin ich? Und warum kann ich mich an nichts erinnern?
Sie schüttelte den Kopf. „Das kann ich Ihnen leider nicht beantworten. Ich habe Sie vor vier Tagen an der Grenze