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Geister Fantasy Dreierband 1016
Geister Fantasy Dreierband 1016
Geister Fantasy Dreierband 1016
eBook363 Seiten4 Stunden

Geister Fantasy Dreierband 1016

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Über dieses E-Book

Dieser Band enthält folgende Romane:
(399)


Stadt des Unheils (Klaus Frank)

Dunkle Priesterin (Alfred Bekker)

Wenn der Todeswalzer erklingt (Frank Rehfeld)









Beverly hat eine scheußliche Ehescheidung hinter sich und ist nun erleichtert, wieder in ihren alten Heimatort, in das Haus ihrer Eltern, zurückgekehrt zu sein; obwohl auch dort einige Schatten der Vergangenheit lauern. Zunächst lebt sie sich mit ihrem Hund Rex gut ein und lernt den attraktiven Michael Clanton kennen. Dann jedoch häufen sich unheimliche Ereignisse. Ist sie etwa mit den Nerven am Ende und bildet sich nur ein, dass jemand sie verfolgt? Oder steckt ihr rachsüchtiger Exmann George dahinter? Als Beverly erkennt, dass alles ganz anders ist als gedacht, scheint es zu spät zu sein …
SpracheDeutsch
HerausgeberCassiopeiaPress
Erscheinungsdatum22. Okt. 2023
ISBN9783753211329
Geister Fantasy Dreierband 1016

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    Buchvorschau

    Geister Fantasy Dreierband 1016 - Klaus Frank

    Alfred Bekker, Klaus Frank, Frank Rehfeld

    Geister Fantasy Dreierband 1016

    UUID: 5fc624ac-7e60-49b7-bc86-aab5d3daa806

    Dieses eBook wurde mit StreetLib Write (https://writeapp.io) erstellt.

    Inhaltsverzeichnis

    Geister Fantasy Dreierband 1016

    Copyright

    Stadt des Unheils: Phenomena 7

    1

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    3

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    22

    Dunkle Priesterin

    Wenn der Todeswalzer erklingt

    Geister Fantasy Dreierband 1016

    Alfred Bekker, Klaus Frank, Frank Rehfeld

    Dieser Band enthält folgende Romane:

    Stadt des Unheils (Klaus Frank)

    Dunkle Priesterin (Alfred Bekker)

    Wenn der Todeswalzer erklingt (Frank Rehfeld)

    Beverly hat eine scheußliche Ehescheidung hinter sich und ist nun erleichtert, wieder in ihren alten Heimatort, in das Haus ihrer Eltern, zurückgekehrt zu sein; obwohl auch dort einige Schatten der Vergangenheit lauern. Zunächst lebt sie sich mit ihrem Hund Rex gut ein und lernt den attraktiven Michael Clanton kennen. Dann jedoch häufen sich unheimliche Ereignisse. Ist sie etwa mit den Nerven am Ende und bildet sich nur ein, dass jemand sie verfolgt? Oder steckt ihr rachsüchtiger Exmann George dahinter? Als Beverly erkennt, dass alles ganz anders ist als gedacht, scheint es zu spät zu sein …

    Copyright

    Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

    Alfred Bekker

    © Roman by Author /

    COVER WERNER ÖCKL

    © dieser Ausgabe 2023 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

    Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

    Alle Rechte vorbehalten.

    www.AlfredBekker.de

    postmaster@alfredbekker.de

    Folge auf Twitter:

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    Alles rund um Belletristik!

    Stadt des Unheils: Phenomena 7

    von Klaus Frank

    Der Umfang dieses Buchs entspricht 120 Taschenbuchseiten.

    Drei Menschen sind in Briststedt verschwunden, und es scheint außer der IPA, dem Institute for paranormal Activities, niemanden wirklich zu interessieren. Als die drei Agenten der IPA in den Ort kommen, liegt eine unheimliche Atmosphäre in der Luft. Es dauert nicht lange, bis sie von einem unaussprechlichen Grauen angegriffen werden und um ihr Leben kämpfen müssen.

    1

    Vincent lief vor den wütenden Stimmen davon, die ihn verfolgten. Er kannte die Männer nur vom Sehen, aber er wusste, dass sie ihm Böses wollten. Keuchend rannte er über das öde Land und hoffte, dass er keine Kuhle übersah, die ihn zu Fall bringen konnte. Die Sonne hing hoch am blauen Himmel und schickte ihre mörderische Hitze, die Vincents Schädel zu versengen drohte.

    Er blickte über die Schulter zurück, sah aber aus dieser Perspektive seine Verfolger nicht. Vielleicht war das ganz gut so, umso besser konnte er sich auf sein Ziel konzentrieren. Nicht weit von ihm entfernt sah er ein kleines Waldstück. Vielleicht gelang es ihm dort, die Männer zu narren, wenngleich er nicht wusste, wie er das anstellen sollte. Er fühlte schmerzhafte Stiche in seiner Seite, und sein Atem klang wie das Schnaufen eines gestrandeten Seelöwen.

    Insekten zirpten und summten in seiner Nähe, vollkommen unberührt von den Ängsten, die ihn plagten. Ihre Stimmen klangen wie Spott in seinen Ohren.

    Ich kann nicht mehr!, dachte er, aber ganz zu seiner Überraschung lief er dennoch weiter.

    Wieder hörte er Stimmen, aber er verstand nicht, was sie sagten. Ohne es zu bemerken, verzog er sein Gesicht zu einer Grimasse, die ihn wie einen Schwachsinnigen aussehen ließ. Viele Leute glaubten gar, dass er einer war; im Laufe der Jahre hatte sich in den Köpfen der Menschen ein Bild von ihm entwickelt, in welchem er nur als Idiot seine Daseinsberechtigung hatte. Vincent verspürte keinen Anreiz, ihnen das Gegenteil zu beweisen; es lebte sich seiner Meinung nach ganz gut mit einem solchen Makel.

    Doch sein Leben hing nun an einem seidenen Faden; das spürte er. Die Männer verfolgten ihn nicht, weil sie sich einen Spaß draus machen wollten, ihn zu demütigen.

    Alles in seinem Körper brannte, sein Kopf genauso wie seine Füße und seine Lunge, und er stieß einen erleichterten Laut aus, als er endlich die ersten Sträucher und kleinen Bäume des Waldgebietes erreichte und von ihnen geschluckt wurde; nur noch das Hin- und Herschwingen der Äste und das ängstliche Gewusel einiger Tiere verrieten ihn.

    Für einen Moment verhielt er sich still und lauschte, aber sein eigenes Keuchen übertönte die Schritte seiner Verfolger. Er konnte die Männer nun jedoch sehen. Drei waren es; sie näherten sich ihm, sodass er für einen Moment befürchtete, dass sie ihn ebenfalls sahen. Aber die Sträucher verdeckten ihn. Eilig lief Vincent weiter, durch Geäst und dornige Sträucher, die sich an ihm festkrallten und blutige Botschaften in seinen Armen und seinem Gesicht schrieben. Er machte ungelenke, hüpfende Schritte, um nicht ins Straucheln zu geraten. Er wusste nicht, wie groß dieses Waldstück war, aber er konnte sein Ende nicht sehen, und das machte ihm Mut. Er änderte unmerklich die Richtung und sprang von einer Lücke zur nächsten, die sich ihm bot.

    Er warf einen flirrenden Blick zurück, übersah vor sich den Abgrund, der sich plötzlich auftat, und fiel mit einem Schrei auf den Lippen ins Leere. Sein Herzschlag schien auszusetzen. Der Aufprall, der einen Moment später folgte, erschütterte ihn und ließ ihn aufstöhnen. Für einen endlosen Moment verharrte er in der Umklammerung aus purem Schmerz, der ihm die Tränen in die Augen trieb. Er biss seine schlechten Zähne aufeinander, krümmte sich zusammen und kam sich wie ein Wurm vor, den ein perverses Kind in zwei Teile geschnitten hatte.

    Er hörte ein heiseres Gekläff und spürte, dass es Zeit wurde, wieder auf die Beine zu kommen. Vorsichtig richtete er sich auf und war erleichtert, als er feststellte, dass er unverletzt war. Er war in eine Senke gefallen. Nachdenklich blickte er zu dem Abhang hinauf, den er hinuntergestürzt war, und sah die Schneise der Verwüstung, die er hinterlassen hatte.

    Vincent bemerkte an der natürlichen Wand der Senke eine kleine höhlenartige Öffnung, die durch einen Busch vor allzu neugierigen Blicken geschützt war. Vielleicht nicht ganz das ideale Versteck, aber er vertraute darauf, dass ihm seine Verfolger so viel Raffinesse nicht zutrauten. Eilig verwischte er die Spuren seines Aufpralls, die sich im Laub abzeichneten, und quetschte sich in die Öffnung. Bequem war es dort nicht, aber es war auch nicht seine Absicht, lange dort zu verweilen. Schon jetzt vermutete er, dass die Männer seine Spur verloren hatten. Ihre leisen Stimmen wehten gespenstisch zu ihm hinüber, und er lächelte zufrieden.

    So gut es ging machte er es sich in seinem kleinen Versteck bequem und schloss seine Augen.

    2

    In der letzten Zeit waren wir selten im Untergeschoss des riesigen Gebäudekomplexes der Europäischen Union in Straßburg gewesen, und noch nie war es passiert, dass wir zu dritt einberufen worden waren. Ich saß neben meinem Freund und Kollegen Stefan Crenz auf einem bequemen Stuhl, vor uns stand ein ovaler gläserner Tisch mit verschiedenen Getränken und und Papieren.

    Auch unsere britische Kollegin Lita Ashton befand sich bei uns. Sie hatte uns bereits einige Male bei unseren Fällen unterstützt. Stefan und ich hatten erst bei unserem Eintreffen erfahren, dass auch sie dabei war. Unsere Wiedersehensfreude wurde nur von der allgemeinen Verblüffung übertroffen, und wir ergingen uns in Spekulationen, welcher Art die Gefahr diesmal sein mochte.

    Ich mochte Lita sehr gerne und freute mich jedes Mal, sie zu sehen, auch wenn die Anlässe meist bedrohlicher Art waren. Obwohl sie recht klein war, ging von ihr eine mitreißende Dominanz aus, der man sich nur schlecht entziehen konnte. An Mut fehlte es ihr ebenfalls nicht, wie sie während unserer Einsätze bewiesen hatte.

    Ich kam nicht umhin, ihr in unregelmäßigen Abständen einen Blick zu widmen. Sie hatte ihr halblanges, leicht gewelltes Haar im Nacken zusammengebunden, was vermutlich der Hitze geschuldet war, die wie eine Glocke seit Tagen über Europa lag.

    Immer wieder erinnerte mich die sonore Stimme unseres Chefs, Jules Vernon, daran, dass wir nicht zu unserem Vergnügen hier waren. Wir befanden uns in den Räumlichkeiten des IPA, dem Institute for paranormal Activities, einer noch relativ neuen, von der Europäischen Union ins Leben berufenen Organisation, deren Agenten sich um die paranormalen Auffälligkeiten kümmerten, zu denen es in den vergangenen Jahren immer häufiger gekommen war. Wir, Stefan Crenz und ich, waren ausschließlich in Deutschland tätig; kürzlich noch waren wir in München unterwegs gewesen, wo ein Toter aus dem Jenseits heraufbeschworen worden war, um einen Rachefeldzug gegen seine Freunde zu beginnen. Dieser Fall war erledigt, die Akten lagen im Archiv und waren längst ausgewertet.

    Nun warteten im Norden Deutschlands Aufgaben auf uns. Ich konzentrierte mich auf Vernons Worte. Neben ihm saß, wie fast immer, sein Stellvertreter Albert Armstrong, ein bleichgesichtiger Brite mit einer unangenehm näselnden Stimme. Ich mochte den Mann nicht und wich ihm aus, so weit es möglich war. Den meisten Agenten, mit denen ich mich über Armstrong unterhalten hatte, ging es so; trotzdem gab es doch einige Befürworter seiner arroganten Art, mit der er sich mit Menschen auseinandersetzte.

    Ich war froh, dass er sich bislang zurückgehalten hatte und ausschließlich Vernon das Wort überließ.

    »Im Süden Schleswig-Holsteins liegt ein kleiner Ort namens Briststedt. Er befindet sich im Norden von Norderstedt und nordöstlich von Quickborn. Sehr beschaulich, aber es geht dort grausig zu. Etwas scheint mit diesem Ort nicht zu stimmen, und das schon seit Jahrhunderten.«

    »Seit Jahrhunderten?«, fragte Stefan nach, in seiner Stimme hörte man die Ungläubigkeit heraus.

    Vernon nickte. »Sie haben richtig gehört. Immer wieder kommt es dort zu Verbrechen oder Unfällen, manchmal herrscht dort über mehrere Jahre idyllische Ruhe, dann gab es Phasen, in denen es binnen weniger Monate zu auffälligen Geschehnissen kam, die unerklärlich waren. Das Besondere ist, dass die Bewohner dieser Stadt das mit ungewöhnlicher Gelassenheit zur Kenntnis nehmen und wie immer ihrem Tagwerk nachgehen. Man sollte doch vermuten, dass es in mehr oder weniger großem Ausmaß zu einer Flucht käme, aber dem ist nicht so. Die Bewohner leben weiterhin ihr Leben, als sei nichts Böses geschehen.

    Manchmal kommen Fremde zu Schaden, manchmal auch die dort lebenden Menschen. Die Behörden sind ratlos, legen jedoch auch kein Übermaß an Emsigkeit an den Tag, diese eigenartigen Vorkommnisse aufzuklären.

    Es sieht fast so aus, als habe man sich mit den Fällen arrangiert. Wir haben von diesen Vorkommnissen nur aus dem Grund erfahren, weil wir Daten aus den Nachbarorten erhalten und ausgewertet haben. Aus Briststedt hingegen liegen kaum Daten vor.«

    »Und wir sollen nun dem Geheimnis auf den Grund gehen«, mutmaßte Stefan und erntete ein Nicken von Vernon und Armstrong.

    »Klingt so, als würden wir nach Castle Rock fahren«, sagte ich.

    Ich erntete mit meiner Bemerkung verwirrte, überraschte oder missbilligende Blicke und sah mich gezwungen, eine Erklärung abzugeben. »Eine fiktive Stadt in vielen Romanen und Erzählungen von Stephen King.«

    »Hm«, murmelte Vernon.

    »Ein wenig mehr Ernsthaftigkeit wäre wünschenswert«, zischte Armstrong. Ich schenkte ihm ein herzliches Lächeln, was ihn noch mehr zu verbittern schien.

    »Wir haben trotz aller Forschungen überhaupt keinen Ansatzpunkt dafür, was der Grund für all diese Vorkommnisse sein könnte.« Vernon schlug eine vor ihm liegende Akte auf. »Im Jahr 1985 lief ein Bewohner des Ortes plötzlich Amok und ermordete im Laufe von zwei Tagen neun Menschen, darunter seine Frau und seine sechsjährige Tochter. Er wurde schließlich von der Polizei erschossen. Der Grund für diese Irrsinnstat liegt völlig im Dunkeln.

    Genauso auch im Fall Petra Meuchler, die zu einem Gartenfest einlud und ihre Gäste vergiftete, einschließlich sich selbst. Am Ende waren sechs Leichen zu beklagen.«

    »Immerhin«, bemerkte ich und rüstete mich für den nächsten Rüffel, »die Frau hatte den passenden Namen.«

    Niemand sagte etwas, nur Armstrong schüttelte seinen farblosen Schädel.

    »Auch Touristen kamen immer wieder zu Schaden. Durchreisende, die plötzlich für immer verschwanden, mutmaßlich fanden sie ihr Ende in Briststedt, wenngleich es hierfür keine handfesten Belege gibt. Die Ermittlungen verliefen alle im Sand, auch begründet wegen des offenkundigen Misstrauens der Einwohner. Zahllose Fälle von häuslicher Gewalt liegen in unseren Archiven, auch Kindesmisshandlungen, ebenso sind Tierquäler dort zahlreich vorhanden. Doch es wurde nie etwas getan, was zur Aufklärung beigetragen hätte. Für Aufsehen erregte ebenfalls ein Massaker im örtlichen Schlachthof vor einigen Jahren, als aus unbekannten Gründen ein Mitarbeiter durchdrehte und etliche Kollegen ermordete.«

    »Möglicherweise ein Fluch?«, fragte Stefan. »Etwas, das in grauer Vorzeit dort vorgefallen ist und bis heute seine Wirksamkeit entfaltet?«

    »Durchaus möglich, aber auch hier gilt: Wir wissen es nicht. Die Stadtarchive geben diesbezüglich nichts Nützliches her. Von der Entwicklung würde man sagen, es handelt sich um einen ganz normalen Ort, in dem nichts Weltbewegendes geschieht.«

    Ich kratzte mich am Kopf. »Und das geht tatsächlich schon seit Jahrhunderten so?«

    Vernon nickte. »Kaum zu glauben, aber so ist es wohl. Schon im sechzehnten Jahrhundert wurde darüber berichtet. Briststedt stand zumindest damals völlig auf sich allein gestellt da. Die umliegenden Städte und Gemeinden sahen den Ort wohl als Hort des Bösen an und mieden ihn, so gut es ging. Geschäfte mit Briststedt waren für eine lange Zeit völlig verpönt. Das geht aus Berichten der Nachbarorte hervor. Nur in Briststedt zog man es vor, diesbezüglich zu schweigen. Heute ist das anders. Die Leute glauben nicht an den Teufel oder an Flüche. Für die meisten Menschen dürfte Briststedt ein verschlafenes Kaff sein, in dem nichts Außergewöhnliches passiert. Auch hier ist es seltsam, dass all die Verbrechen aus der nahen Vergangenheit keinen Argwohn weckten. Es scheint beinah so, als nehme man Nachrichten aus Briststedt nur beiläufig zur Kenntnis, als geschähe all das nicht.«

    »Nun«, sagte Stefan lapidar, »dann nichts wie hin.«

    »So ist es«, sagte unser Chef, »ich glaube nicht, dass Sie dem Kern der Sache auf den Grund gehen können, aber das ist auch nicht Ihre Hauptaufgabe.«

    »Sondern?«, hakte ich nach.

    »Aktuell scheint dort wieder etwas im Gange zu sein. Menschen verschwinden, sowohl Einheimische als auch möglicherweise Durchreisende. Im Moment sind uns drei Fälle von verschwundenen Personen bekannt. Die Namen finden Sie in den Ihnen vorliegenden Akten. Wir können nicht abschätzen, ob dies wirklich der Auftakt einer Reihe von weiteren Vermisstenmeldungen sein wird, doch wir sollten diesmal gewappnet sein.«

    »Warum soll auch ich mit?«, fragte Lita Ashton. Es war das erste Mal, dass sie etwas sagte. Normalerweise hatte ich sie als sehr gesprächige, lebhafte Frau kennengelernt, hier jedoch hielt sie sich auffällig im Hintergrund.

    »Eine reine Vorsichtsmaßnahme. Da wir Ihnen so gut wie keine Anhaltspunkte mit auf den Weg geben können, scheint es angeraten, mit einem größeren Team anzureisen. Falls es nötig sein sollte, können wir zu einem späteren Zeitpunkt auch noch mehr Leute loseisen und zu Ihnen schicken.«

    »Sie glauben wirklich, dass dort etwas Großes im Gange ist?«, fragte ich.

    Vernon nickte. »Absolut. Briststedt könnte sich als heißes Eisen bewahrheiten, das ist meine Überzeugung. Sie sollten sich keineswegs auf einen Erholungsurlaub einstellen, auch dann nicht, wenn Sie nichts Verdächtiges ausmachen können. Hinter jedem Baum könnte eine tödliche Gefahr auf Sie lauern. Seien Sie auf der Hut.«

    Für einen nüchternen Mann wie Vernon klangen diese Worte ungewöhnlich düster und pessimistisch, und ich fragte mich insgeheim, ob er uns alle Details mitgegeben hatte. »Und wann startet unser großes Abenteuer?«

    »Morgen früh um acht Uhr. Sie fliegen von Straßburg, wie Ihnen bereits mitgeteilt wurde. Wegen der Dringlichkeit stellt Ihnen die Armee ein Flugzeug bereit. Ihr Gepäck haben Sie ja bereits dabei, wie ich sehen konnte. In Hamburg wartet ein Mietwagen auf Sie. Genießen Sie derweil die Stadt ein wenig; Straßburg ist ein lohnenswertes Ziel.«

    3

    Wir benötigten kaum eine Stunde bis zum kleinen Ort Briststedt. Unser Auto, ein silberfarbener Mercedes der C-Klasse, war mit ausreichend Platz ausgestattet, sodass drei Personen samt Gepäck bequem unterwegs sein konnten. Im Hintergrund lief leise das Radio, das uns mit Musik und Nachrichten versorgte, während wir uns über unsere Aufgabe unterhielten.

    Wie Vernon bereits erwähnt hatte, besaßen wir überhaupt keine Anhaltspunkte, daher war ich überaus skeptisch. Wir konnten nur abwarten, ob während unserer Anwesenheit etwas Ungewöhnliches geschah, wovon jedoch nicht unbedingt auszugehen war. Vielleicht fanden wir Zeugen, die etwas gesehen hatten. Zwei der verschwundenen Personen lebten in Briststedt, also wollten wir bei den Familien und Mitbewohnern mit unseren Nachforschungen beginnen.

    »Hier ganz in der Nähe befindet sich das Henstedter Moor«, sagte Lita, die auf dem Beifahrersitz saß und auf ihr Smartphone starrte. »Auch große Naturschutzgebiete befinden sich in der Umgebung. Vielleicht sind die drei Personen, falls ihnen tatsächlich etwas zugestoßen sein sollte, dorthin gebracht worden. Ich nehme an, es handelt sich um unwegsames Gebiet.«

    »Gut möglich«, vernahm ich Stefans schläfrige Stimme von hinten. Er hatte mir erklärt, dass er in der vorherigen Nacht kaum geschlafen habe. Und tatsächlich zeigte sein Gesicht Spuren von Müdigkeit und Erschöpfung. In seinen dunklen Augen stand ein glasiger Ausdruck.

    Ich nahm einen tiefen Schluck aus einer offenen Flasche mit Mineralwasser. Es waren noch zwei Kilometer bis zum Ortseingang. Ich musste zugeben, dass mich jetzt doch eine gewisse Nervosität gepackt hatte. Was würde uns in Briststedt wohl erwarten? Alte, verstockte Menschen, denen kein Wort zu entlocken war?

    Konnte es so etwas geben? Ein Ort, der unter keinem guten Stern entstanden war, wo Unglücksfälle und Verbrechen seit Jahrhunderten an der Tagesordnung waren? Und warum war im Laufe der langen Zeit nie jemand auf den Gedanken gekommen, den Ort aufzugeben und zu einer Geisterstadt werden zu lassen? Die Menschen hätten gut woanders unterkommen können. Aber vielleicht war diese Idee ja schon seit Langem im Umlauf und wurde aus irgendwelchen Gründen nicht umgesetzt. Wo das Böse herrschte, verlief nicht immer alles in klaren Bahnen.

    Hinter einer engen Kurve trat plötzlich eine Frau auf die Fahrbahn.

    »Verdammt!«, schrie ich. Ich trat auf die Bremse, erkannte jedoch, dass ich nicht rechtzeitig anhalten konnte. Verzweifelt kurbelte ich am Lenkrad. Adrenalin peitschte durch meinen Körper; jeglicher Anflug von Müdigkeit war verschwunden. Nur um wenige Zentimeter driftete der schwere Wagen mit dem Kotflügel an der düster dreinschauenden, reglos auf der Straße stehenden Frau vorbei. Dann krachte es, als der Benz mit einem Baum kollidierte und zum Stehen kam.

    Ungerührt drang aus den Lautsprechern die fröhliche Stimme des Sprechers. Ich stellte das Radio ab und bemerkte, dass meine Hand leicht zitterte.

    Die Kollision mit dem Baum war nicht besonders stark gewesen, dennoch war ich mir nicht sicher, ob das Auto noch fahrtüchtig war.

    Ich wandte mich erst Lita, dann Stefan zu. »Seid ihr okay?«

    Lita nickte und löste ihren Gurt.

    Gleiches tat auch Stefan. »Alles in Ordnung. Was ist denn in dich gefahren?«

    Ich stutzte. Auch vom Hintersitz musste Stefan die Person gesehen haben. »Die Frau«, erklärte ich. »Plötzlich stand sie auf der Straße, zum Bremsen war es zu spät, ich hätte sie angefahren, also musste ich ihr ausweichen.« Ich blickte zum Seitenfenster hinaus, dann in den Außenspiegel. Niemand war zu sehen. Wohin war sie so schnell verschwunden?

    »Ben, da war niemand«, sagte Lita. »Die ganze Straße war frei.«

    »Nein!«, widersprach ich heftig. Ein dumpfes Gefühl machte sich in meinem Kopf breit. »Natürlich war da jemand. Ich habe die Frau doch ganz deutlich gesehen. Sie trat plötzlich auf die Straße. Ich …«

    »Lita hat recht, Ben«, unterbrach mich Stefan. »Da war wirklich niemand.«

    Ich verzog meine Mundwinkel. War ich denn plötzlich verrückt geworden? War ich von einer Vision genarrt worden? Ich war in der Lage, Phantome zu sehen, das war mir bereits einmal passiert, doch es war unter anderen Voraussetzungen geschehen. Wie war es möglich, dass ich urplötzlich Menschen vor mir sah, die es überhaupt nicht gab?

    Das hier gefiel mir überhaupt nicht. Ich schüttelte den Kopf. »Bitte glaubt mir, da war jemand. Ich fantasiere nicht. Ich habe die Frau ganz deutlich vor mir gesehen.«

    »Dann gibt es vermutlich nur eine Möglichkeit«, sagte Lita, »jemand will nicht, dass wir in Briststedt herumschnüffeln.«

    »Möglich«, erwiderte ich. »Vielleicht ist es ja sogar die Stadt selbst.« Ich stieß die Fahrertür auf und verließ das Auto. Heiße Luft begrüßte mich wie ein Schlag in die Magengrube. Meine Begleiter taten es mir nach.

    »Was machen wir mit dem Gepäck?«, fragte Stefan.

    Ich zuckte mit den Achseln. »Lassen wir es zunächst mal hier. Wir suchen uns ein Hotel oder eine Pension. Ich denke, das Auto lassen wir hier stehen. Es behindert niemanden. Wir werden Nicole in Straßburg informieren, damit sie den Autovermieter kontaktiert.«

    Lita sagte: »Unsere Waffen sollten wir mitnehmen.« Sie öffnete den Kofferraum und wühlte in ihrer Reisetasche. Sie beförderte ihre Dienstpistole, die mit einer Spezialmunition geladen war, in einen Rucksack.

    Ich warf ihr ein Lächeln zu. »Gute Idee.« Auch meine Pistole der Marke Walther PPQ Classic verschwand in Litas Rucksack. Stefan folgte meinem Beispiel.

    »Dann hoffen wir, dass sich unsere Wege nicht trennen. Sonst steht ihr ziemlich dumm da.« Mit einem verschmitzten Lächeln schloss Lita den Rucksack.

    »Wir passen gut auf dich auf«, versicherte ich mit Nachdruck.

    »Du meinst, ihr passt gut auf die Waffen auf.«

    Ich verzog das Gesicht zu einem Lächeln.

    Nicht weit von uns entfernt lag ein kleines Gehöft mit einem Haupthaus und einigen Nebengebäuden. Ich schirmte meine Stirn mit einer Hand ab. »Lasst uns zuerst dorthin gehen. Vielleicht können wir dort schon etwas in Erfahrung bringen.«

    Langsam setzten wir uns in Bewegung.

    4

    Es war kein langer Marsch, den wir zurückzulegen hatten, wofür wir alle äußerst dankbar waren, denn die Sonne sandte uns ihre Strahlen mit brutaler Vehemenz entgegen und machte unsere Schädel wachsweich.

    Stumm gingen wir nebeneinander. Diesen Luxus konnten wir uns gönnen, denn ein vorbeifahrendes Auto hatten wir bislang noch nicht gesehen.

    Die Frau schlurfte geisterhaft durch meinen Kopf. Ausgeschlossen, dass ich sie mir eingebildet hatte, daran glaubte ich nicht für eine Sekunde. Ich erinnerte mich an meine Begegnung mit Werner Kalfanie. Ein simples Händeschütteln zur Begrüßung hatte genügt, um mir sein viele Jahre zurückliegendes Verbrechen vor Augen zu führen. Plötzlich stand sein Mordopfer, Sandra Weingart, vor mir und führte mich zu ihrem Grab. (Siehe Phenomena Band 4). War vorhin so etwas Ähnliches geschehen? War dies etwa auch ohne vorherigen Körperkontakt möglich? Ich schluckte, diese Möglichkeit bedrückte mich. Was war, wenn ich eines Tages umgeben war von einer Armee aus Geistwesen, die Absolution oder Rache von mir einforderten. Das war, dachte ich sarkastisch, der schnellste Weg ins Irrenhaus.

    Allerdings war nichts dergleichen vorhin geschehen. Die Frau tauchte auf und verschwand wenige Sekunden später, ohne dass sie mir ihre Aufwartung gemacht hatte. Ich erinnerte mich an meine eigenen, nicht ganz ernsthaft gemeinten Worte von vorhin, dass der Ort unseren Besuch verhindern wollte. Die Frage, wie so etwas möglich sein konnte, stellte ich mir nicht, denn das hieße zu akzeptieren, dass diese Stadt mehr war als totes Gestein und ödes Ackerland.

    Es war nicht so, dass das Licht dunkler wurde oder plötzlich keine Vögel mehr zwitscherten, nachdem wir das Ortseingangsschild passierten, es geschah nichts dergleichen, aber dennoch fühlte ich eine gewisse Spannung, als sei die Luft mit Elektrizität aufgeladen. Womöglich nur Einbildung, was kein Wunder wäre nach dem Unfall, aber dennoch wollte ich auf der Hut sein.

    Im Hintergrund sahen wir eine kleine Ansammlung von Häusern, die dichtgedrängt in einer leicht abschüssigen Senke standen, rundherum war die Gegend bewuchert mit Wäldern und Weideflächen. Auch landwirtschaftlich genutzte Flächen sahen wir zuhauf. Im Ortskern sah ich eine Kirche aufragen, es war das höchste Gebäude Briststedts. Aus der Ferne wirkte der Ort wie tausende andere auch.

    Wir näherten uns dem kleinen Hof. Zwar sahen wie niemanden, jedoch flatterte an einer langen Leine bunte Wäsche, vereinzelt blitzten die Fenster im Sonnenschein. Ein alter BMW stand im Hof. Jemand schien also zu Hause zu sein.

    Auch auf der anderen Straßenseite, noch etwas weiter entfernt, stand ein Haus, zu dem einige Anbauten gehörten. Jedoch befanden sich die Gebäude in einem bedeutend schlechteren Zustand. Selbst aus der Ferne entdeckte ich einige fehlende Dachschindeln. Umrahmt wurde das Grundstück von wuchernden Gräsern. Der Wind wirbelte eine Staubwolke auf.

    »Wirkt nicht sehr einladend«, murmelte Stefan und deutete mit dem Kinn auf das entfernt liegende Grundstück.

    »Wirklich nicht.«, stimmte Lita ihm zu. »Das sind bestimmt die Außenseiter hier im Ort. Jede Wette, dass dort keine Frau wohnt.«

    Ich suchte nach einer scharfen Entgegnung, jedoch fiel mir keine ein; vermutlich, so dachte ich, hatte Lita recht mit ihrer Behauptung.

    Stefan schaute zum Himmel, der sich mit einem solch tiefen Blau über uns spannte, dass dies selbst für ein Postkartenmotiv zu übertrieben gewirkt hätte. Der schwache Wind kühlte die heiß-trockene Luft kaum ab. Er wischte sich mit einer übertriebenen Geste über die Stirn.

    Lita fuchtelte einige Fliegen fort, die in ihrer Nähe summten. Auch um mich schwirrten sie herum und weckten üble Assoziationen zu unserem letzten Fall. (Siehe Phenomena Band 6)

    »Gehen wir erst einmal zum Haus«, meinte ich. Ich spürte den Schweiß am Rücken hinunterrinnen und freute mich darauf, für einige Minuten im Schatten zu verschnaufen.

    »Gute Idee«, meinte Lita. Ihr machte die Hitze scheinbar weniger zu schaffen als Stefan oder mir. Sie schirmte ihre Stirn mit der Hand ab. »Das Haus dort drüben gefällt mir wirklich nicht. Das

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