Das Hochzeitsgeschenk –eine Tochter: Sophienlust Bestseller 118 – Familienroman
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Das Kinderheim Sophienlust erfreut sich einer großen Beliebtheit und weist in den verschiedenen Ausgaben der Serie auf einen langen Erfolgsweg zurück. Denise von Schoenecker verwaltet das Erbe ihres Sohnes Nick, dem später einmal, mit Erreichen seiner Volljährigkeit, das Kinderheim Sophienlust gehören wird.
Georg Glaser stand vor dem offenen Kamin, in dem ein Feuer brannte, und fühlte sich gar nicht wohl in seiner Haut. Er bedauerte, überhaupt zu dieser Party seiner Schwester gekommen zu sein. Es gab hier nichts, was ihn hätte fesseln können, ausgenommen vielleicht eine junge Dame unter den Gästen. Aber gerade diese war in Begleitung da. Kein Wunder, dachte Georg. Sie ist so hübsch und sympathisch, und so eine Frau ist natürlich längst in festen Händen. Halb unbewusst sah er sich um, bis seine Blicke die Gesuchte trafen. Marianne Schwab saß auf einem Sofa und hielt ein Glas in der Hand, das noch so voll war, dass sie kaum davon genippt haben konnte. An der Party schien sie ebensowenig Gefallen zu finden wie Georg Glaser. Ohne lange zu überlegen strebte der junge Mann auf das Sofa zu, deutete auf den leeren Platz neben der jungen Frau und fragte: »Darf ich?« »Selbstverständlich«, erwiderte Marianne. Sie rückte ein wenig zur Seite und starrte weiterhin selbstvergessen auf ihr Glas. Georg räusperte sich, aber das Mädchen schenkte ihm keine Beachtung. Georg musterte sie verstohlen und fand, dass sein erster Eindruck nicht getäuscht hatte. Die junge Dame war ausgesprochen anziehend. Lange dunkle Haare rahmten ihr Gesicht ein und fielen in sanften Wellen auf ihre Schultern herab. Ihre Nase war klein, ihr Mund schön gezeichnet. Ihre Augenfarbe konnte Georg nicht erkennen, weil sie ihm das Profil zuwandte und den Blick gesenkt hatte. Georg bedauerte, dass er sie nicht schon früher und in einer anderen Umgebung kennengelernt hatte.
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Sophienlust (ab 351)
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Buchvorschau
Das Hochzeitsgeschenk –eine Tochter - Elisabeth Swoboda
Sophienlust Bestseller
– 118 –
Das Hochzeitsgeschenk –eine Tochter
Elisabeth Swoboda
Georg Glaser stand vor dem offenen Kamin, in dem ein Feuer brannte, und fühlte sich gar nicht wohl in seiner Haut. Er bedauerte, überhaupt zu dieser Party seiner Schwester gekommen zu sein. Es gab hier nichts, was ihn hätte fesseln können, ausgenommen vielleicht eine junge Dame unter den Gästen. Aber gerade diese war in Begleitung da.
Kein Wunder, dachte Georg. Sie ist so hübsch und sympathisch, und so eine Frau ist natürlich längst in festen Händen. Halb unbewusst sah er sich um, bis seine Blicke die Gesuchte trafen.
Marianne Schwab saß auf einem Sofa und hielt ein Glas in der Hand, das noch so voll war, dass sie kaum davon genippt haben konnte. An der Party schien sie ebensowenig Gefallen zu finden wie Georg Glaser.
Ohne lange zu überlegen strebte der junge Mann auf das Sofa zu, deutete auf den leeren Platz neben der jungen Frau und fragte: »Darf ich?«
»Selbstverständlich«, erwiderte Marianne. Sie rückte ein wenig zur Seite und starrte weiterhin selbstvergessen auf ihr Glas.
Georg räusperte sich, aber das Mädchen schenkte ihm keine Beachtung. Georg musterte sie verstohlen und fand, dass sein erster Eindruck nicht getäuscht hatte. Die junge Dame war ausgesprochen anziehend. Lange dunkle Haare rahmten ihr Gesicht ein und fielen in sanften Wellen auf ihre Schultern herab. Ihre Nase war klein, ihr Mund schön gezeichnet. Ihre Augenfarbe konnte Georg nicht erkennen, weil sie ihm das Profil zuwandte und den Blick gesenkt hatte. Georg bedauerte, dass er sie nicht schon früher und in einer anderen Umgebung kennengelernt hatte. Die junge Dame wirkte frisch und natürlich, aber hier, auf dieser lärmenden Party, die in ein Saufgelage auszuarten drohte, fehl am Platz.
Georg zermarterte sich den Kopf, wie er ein Gespräch mit der Besucherin beginnen könnte, und fragte schließlich: »Kennen Sie meine Schwester schon lange, Frau Schwab?«
»Ihre Schwester? Ach so, unsere Gastgeberin, Frau Rumpler. Nein, ich kenne sie erst seit einem halben Jahr, seit ich mit Fritz verlobt bin. Er und Herr Rumpler sind sehr gute Freunde.«
Marianne verstummte, und nun herrschte wieder Schweigen, bis Georg murmelte: »Seit einem halben Jahr sind Sie also verlobt?«
»Ja. Ist daran etwas Besonderes?«
Die Stimme der jungen Frau kam Georg ein wenig feindselig vor. »Nein, natürlich nicht«, beeilte er sich zu versichern. »Mir ist nur eingefallen, dass es in meinem Leben vor einem halben Jahr ebenfalls einen großen Wandel gab. Ich ließ mich damals in Stuttgart nieder und gründete eine eigene Firma.«
»Ach so.« Sie wandte sich Georg nun voll zu.
Dadurch sah er, dass ihre Augen dunkelbraun, fast schwarz waren. Ein bisschen Interesse dämmerte in ihnen, als sie sich erkundigte: »Was für eine Firma?«
»Inneneinrichtung. Ich habe etliche Jahre in Schweden in einer großen Möbelfirma gearbeitet, bis ich es dann doch an der Zeit fand, mich selbstständig zu machen.«
»Und? Haben Sie Erfolg?«
»O ja. Es ist mir gelungen, ein paar größere Aufträge zu ergattern. Ich glaube – das heißt, ich will mich nicht selbst loben –, meine Kunden waren bisher zufrieden.«
Marianne lachte über Georgs Gestotter, und er beobachtete fasziniert, wie sich dabei in ihren Wangen Grübchen bildeten.
»Haben Sie auch das Haus Ihrer Schwester eingerichtet?«, fragte Marianne.
»Nein«, wies Georg ihre Vermutung ziemlich entrüstet von sich.
Marianne lachte wieder und meinte: »Offenbar gefällt Ihnen der Stil nicht.«
»Das Haus hat keinen Stil«, entgegnete Georg. »Nicht einmal das Feuer im Kamin ist echt. Es sind Gasflammen.«
»Deshalb haben Sie vorhin so finster hineingestarrt!«, rief Marianne.
»Haben Sie mich beobachtet?«, fragte er erfreut.
Die junge Frau errötete. »Nein. Nicht …, nicht Sie allein. Ich habe alle Anwesenden mehr oder weniger beobachtet. Etwas Vernünftigeres gab es ja hier nicht zu tun.«
»Finden Sie die Party langweilig? Soll ich meiner Schwester sagen …«
»Nein, bitte nicht«, unterbrach Marianne ihn. »Helene gibt sich große Mühe. Sie rennt hin und her, immer darauf bedacht, dass alle genug zu trinken, zu essen und zu rauchen haben. Außerdem muss es an mir liegen, dass ich mich nicht amüsiere. Alle anderen unterhalten sich blendend.«
»Das mag stimmen«, meinte Georg langsam. Sein Blick überflog eine Gruppe von Herren, in deren Mitte sich sein Schwager befand. Emil Rumplers fleischiges Gesicht war unnatürlich gerötet. Er stand nicht mehr ganz sicher auf seinen Beinen, aber er lachte laut und dröhnend, und die anderen fielen mit der gleichen Lautstärke in sein Gelächter ein.
»Ich bin das erste Mal bei einer Party von Emil und Helene«, sagte Georg stirnrunzelnd. »Eingeladen hatte Helene mich schon öfters, aber ich war aus Zeitmangel bisher immer gezwungen abzusagen. Geht es hier immer so zu? Ich meine, diese Ströme von Alkohol. Nicht, dass ich gegen ein Glas hie und da etwas einzuwenden hätte. Ich bin kein Abstinenzler, aber das hier …« Er stockte.
Von Marianne kam als Antwort nur ein leiser Seufzer. Georg beschloss sofort, das Thema, das ihr unangenehm zu sein schien, zu wechseln. Er sagte: »Ich fürchte, Sie gewinnen einen schlechten Eindruck von mir, wenn ich hier sitze und alles schlechtmache. Reden wir von etwas anderem. Ich habe Ihnen von meinem Beruf erzählt. Was ist mit Ihnen? Was treiben Sie den ganzen Tag lang?«
»Sie haben mir genaugenommen so gut wie gar nichts über Ihren Beruf erzählt«, stellte Marianne richtig. »Nur die nackte Tatsache, dass Sie Innenarchitekt sind, erwähnten Sie. Ich bin Lehrerin.«
»Lehrerin? Das sieht man Ihnen nicht an.«
»Wie bitte?«
»Ich wollte nur sagen, dass Sie viel zu hübsch sind. In meiner Vorstellung sind Lehrerinnen vertrocknete, verknöcherte Geschöpfe.«
»Ihre Vorstellung ist nicht nur völlig falsch, sondern geradezu …, geradezu eine Verleumdung«, empörte sich Marianne.
»Ja, das sehe ich jetzt ein«, lenkte Georg lachend ein.
Marianne konnte nicht anders, sie musste in sein Lachen einstimmen. Er gefiel ihr. Er wirkte so jung und lebendig mit seinem blonden Haarschopf, seinem offenen Gesicht und seinen aufrichtigen grauen Augen. Obwohl – ganz jung konnte er nicht mehr sein. Er hatte von Jahren in Schweden gesprochen und legte außerdem eine gewisse gelassene Selbstsicherheit an den Tag. Marianne schätzte ihn auf ungefähr dreißig Jahre, und das entsprach der Wirklichkeit ziemlich genau. Auf alle Fälle, so meinte sie, ist Herr Glaser jünger als Fritz, der … Marianne hörte abrupt auf zu lachen und biss sich auf die Lippen.
»Was ist los?«, fragte Georg.
»Nichts«, entgegnete sie einsilbig. »Ich habe nur … Ach, nichts.« Sie konnte ihm unmöglich erklären, dass sie ihn soeben mit ihrem Verlobten verglichen hatte.
Als ob Mariannes Gedankengang diesen angelockt hätte, stand Fritz Baumgartner plötzlich vor dem Sofa. Ohne sich um Georg zu kümmern, beugte er sich über die junge Frau und versuchte es hochzuziehen. »Wollen wir t-tanzen?«, forderte er sie auf.
»Tanzen? Hier?«
»Nein. D-drüben, im Salon.« Sein unverkennbarer Zungenschlag bewies, dass er in punkto Alkoholkonsum seinem Freund Emil Rumpler nicht nachgestanden hatte.
Marianne erhob sich. Sie blickte auf ihre Armbanduhr und sagte mit gelassener Bestimmtheit: »Es ist spät geworden. Wir werden nicht tanzen, sondern heimfahren. Wir werden meinen Wagen nehmen. Ich setze dich bei dir zu Hause ab. Dein Auto kannst du dann morgen holen.«
»Wie um-umständlich. D-denkst du, ich bin betrunken?«
»Was ich denke, spielt keine Rolle. Viel wichtiger ist, was ein Polizist denken könnte, wenn er dich anhält«, entgegnete Marianne ruhig.
»Ist mir egal, was ein P-polizist denkt«, sagte Fritz Baumgartner störrisch.
Georg konnte den Widerwillen, der gegen diesen Mann in ihm aufstieg, kaum verbergen. Er fand, dass er ganz und gar nicht zu einer so prächtigen Frau wie Frau Schwab passte. Da war nicht nur das unmögliche Benehmen des Mannes, an dem allerdings außer ihm, Georg, niemand Anstoß zu nehmen schien, sondern auch ein beträchtlicher Altersunterschied zwischen Fritz Baumgartner und seiner Verlobten. Der Mensch ist mindestens fünfundvierzig, dachte Georg. Später erfuhr er allerdings, dass Herr Baumgartner erst achtunddreißig war.
Ich verstehe nicht, was eine Frau wie Frau Schwab an dem Mann finden kann, überlegte Georg weiter. Er betrachtete Fritz Baumgartner, der schwankend dastand und sich an Marianne klammerte, mit wachsender Abneigung. Vielleicht war Mariannes Verlobter in nüchternem Zustand annehmbar, doch im Augenblick bot er keinen erfreulichen Anblick. Sein Gesicht wirkte aufgedunsen, seine knollige Nase war viel zu rot, und seine hellen blauen Augen blinzelten wässrig und klein auf Marianne herab. Seine Krawatte war verrutscht, den obersten Kragenknopf hatte er geöffnet. nur sein Anzug war makellos. Er saß faltenlos auf seiner stämmigen Gestalt, musste also teuer gewesen sein.
»Ob es am Geld liegt?«, fuhr es Georg durch den Sinn. Nein, das konnte es nicht sein. Eine Frau wie Marianne Schwab würde sich nicht verkaufen, wies er sogleich sich selbst zurecht.
»Komm, ich will t-tanzen«, quengelte Fritz, nachdem er Marianne eine Weile unschlüssig angestarrt hatte.
»Sei vernünftig«, bat das Mädchen. »Erstens tanzt hier niemand, und zweitens ist es viel zu spät.«
»Wir haben massenhaft Z-zeit. Morgen ist S-sonntag …«
»Heute ist Sonntag«, verbesserte