Eine Mutter, die keine ist: Sophienlust Bestseller 22 – Familienroman
Von Anne Alexander
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Über dieses E-Book
Das Kinderheim Sophienlust erfreut sich einer großen Beliebtheit und weist in den verschiedenen Ausgaben der Serie auf einen langen Erfolgsweg zurück. Denise von Schoenecker verwaltet das Erbe ihres Sohnes Nick, dem später einmal, mit Erreichen seiner Volljährigkeit, das Kinderheim Sophienlust gehören wird.
Das schrille Läuten des Telefons riß Anne Förster aus ihrem tiefen Schlaf. Noch nicht ganz bei sich, blickte die junge Frau zu dem fahlen Streifen, der durch eine Ritze in der Jalousie fiel. Wieder läutete das Telefon. Anne spürte, wie sich neben ihr Daniel regte. Rasch hob sie den Hörer ab, damit nicht auch er aufwachte. »Förster«, meldete sie sich halblaut. »Hier ist Rosi.« »Rosi?« Anne runzelte die Stirn. Weder Daniel noch sie kannten eine Frau namens Rosi. Sicher handelte es sich um eine falsche Verbindung. Sie nannte noch einmal ihren Namen und fügte ihre Telefonnummer hinzu. Hinter vorgehaltener Hand gähnte sie. »Es handelt sich um Ihren Bruder, Frau Förster.« »Um Hanno?« Mit einem Schlag war Anne hellwach. »Was ist mit ihm?« »Machen Sie sich keine Sorgen, Frau Förster, gerade deshalb rufe ich ja an. Hanno ist bei mir, er hatte Schwierigkeiten mit der Polizei, aber jetzt ist alles in Ordnung.
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Buchvorschau
Eine Mutter, die keine ist - Anne Alexander
Sophienlust Bestseller
– 22 –
Eine Mutter, die keine ist
Yvette und Raoul kannten keine Liebe
Anne Alexander
Das schrille Läuten des Telefons riß Anne Förster aus ihrem tiefen Schlaf. Noch nicht ganz bei sich, blickte die junge Frau zu dem fahlen Streifen, der durch eine Ritze in der Jalousie fiel. Wieder läutete das Telefon. Anne spürte, wie sich neben ihr Daniel regte. Rasch hob sie den Hörer ab, damit nicht auch er aufwachte.
»Förster«, meldete sie sich halblaut.
»Hier ist Rosi.«
»Rosi?« Anne runzelte die Stirn. Weder Daniel noch sie kannten eine Frau namens Rosi. Sicher handelte es sich um eine falsche Verbindung. Sie nannte noch einmal ihren Namen und fügte ihre Telefonnummer hinzu. Hinter vorgehaltener Hand gähnte sie.
»Es handelt sich um Ihren Bruder, Frau Förster.«
»Um Hanno?« Mit einem Schlag war Anne hellwach. »Was ist mit ihm?«
»Machen Sie sich keine Sorgen, Frau Förster, gerade deshalb rufe ich ja an. Hanno ist bei mir, er hatte Schwierigkeiten mit der Polizei, aber jetzt ist alles in Ordnung. Meine Nachbarn haben sich auch wieder beruhigt. War nur ein Sturm im Wasserglas, wie man so schön sagt.« Die Anruferin lachte.
»Was für Schwierigkeiten hatte mein Bruder?« fragte Anne lauter als beabsichtigt. Sie spürte den Schlag ihres Herzens bis in den Hals hinauf. Ihre Kehle fühlte sich seltsam trocken an.
»Was ist denn los?« Daniel Förster richtete sich in seinem Bett auf und schaltete die Nachttischlampe ein. Geblendet schloß Anne für einen Moment die Augen. »Ist etwas passiert?« Er berührte den Arm seiner Frau.
»Einen Augenblick«, sagte Anne zu der ihr unbekannten Frau. Sie drehte sich zu ihrem Mann um und legte eine Hand auf die Sprechmuschel. »Da ruft eine Rosi wegen Hanno an. Er hätte angeblich Schwierigkeiten mit der Polizei gehabt.« Ihre blauen Augen blickten Daniel entsetzt an.
»Gib mir bitte den Hörer«, Daniel nahm ihr den Telefonhörer aus der Hand. Eine Unmutsfalte hatte sich auf seiner Stirn gebildet. Seit sie Annes Bruder vor einem Jahr bei sich aufgenommen hatten, waren sie aus Ärger und Aufregungen nicht mehr herausgekommen. Hanno Fritz war dreiunddreißig, zwei Jahre jünger als Anne, aber dennoch alt genug, sein Leben in feste Bahnen zu lenken, doch er benahm sich immer noch, als sei er erst achtzehn und gerade volljährig geworden.
Rosi erzählte noch einmal, was sie bereits zu Anne gesagt hatte. »Es war nicht seine Schuld«, fügte sie hinzu. »Er ist halt in eine Polizeikontrolle geraten. Jedenfalls besteht kein Grund, sich Sorgen zu machen. Und bitte, seien Sie ihm nicht böse, daß er nicht nach Hause gekommen ist. Wir haben den Abend gemeinsam verbracht.«
»Wie kommen Sie eigentlich auf den Gedanken, ich könnte darüber böse sein?« fragte Daniel. »Um ehrlich zu sein, wir hatten nicht einmal bemerkt, daß er nicht da ist. Hanno hat bei uns im Haus seine eigene Wohnung. Wenn er sich endlich selbständig machen will, wir haben nichts dagegen. Meinen Segen hat er.«
»Sei nicht so grob«, flüsterte Anne.
»Ich habe Hanno sehr gern«, erwiderte Rosi. »Wir kennen uns jetzt seit drei Wochen. Er ist ein feiner Kerl, aus ihm kann noch was werden. Tragen Sie es ihm nicht nach. Er meint es nicht so, wenn er manchmal herumtobt. Im Grunde geht das doch alles noch auf das Konto seiner geschiedenen Frau. Von Ihnen und seiner Schwester spricht er jedenfalls immer nur das Beste.«
»Na, wie schön«, bemerkte Daniel ironisch. »Wenn Sie mir jetzt noch sagen würden, in was für Schwierigkeiten Hanno mal wieder steckt, könnten wir alle wieder schlafen gehen.«
»Daniel!« raunte Anne.
»Er kam dazu, als in einem Elektrogeschäft eingebrochen wurde«, erwiderte Rosi unbeeindruckt. »Aber wie gesagt, kein Grund, sich Sorgen zu machen. Der Hanno ist schon in Ordnung Ich hoffe, es macht Ihnen nichts aus, daß er die Nacht bei mir verbringt.«
»Nicht das geringste. Kommt er morgen früh?«
»Moment mal, bitte.«
Daniel schüttelte mißmutig den Kopf.
»Ich möchte wissen, was da wieder los war«, sagte er leise zu seiner Frau. »Wenn…«
»Ja, er kommt. Sie können sich darauf verlassen. Entschuldigen Sie bitte die Störung. Ich dachte, es sei besser, Sie zu benachrichtigen, Gute Nacht!« Rosi legte den Hörer auf, bevor Daniel ihren Gruß erwidern konnte.
Der junge Mann ließ den Hörer geräuschvoll auf die Gabel fallen. Er verspürte ein leichtes Schuldgefühl. Rosis letzte Worte hatten ziemlich vorwurfsvoll geklungen. Dabei hatte er keinen Grund, sich Vorwürfe zu machen.
»Weshalb hatte Hanno mit der Polizei zu tun?« fragte Anne besorgt. Sie lehnte sich gegen die Wand.
»Angeblich ist er gerade dazugekommen, als in einem Elektrogeschäft eingebrochen wurde.«
»Das klingt, als würdest du es nicht glauben«, stellte Anne fest.
»Sei mir nicht böse, Liebling, aber immerhin kenne ich deinen Bruder jetzt bereits seit einer Reihe von Jahren. Nicht, daß ich denke, daß er von sich aus einen Einbruch machen würde, aber er ist der richtige Typ, angeblichen Freunden einen Gefallen zu tun und Schmiere zu stehen. Und zu seinen Freunden zählen ja nun leider fast ausschließlich Leute, die bereits mehr oder weniger oft in derartige Delikte verwickelt waren.«
»Ich kann es mir nicht denken.« Anne strich mit einer hilflosen Gebärde über die Bettdecke.
»Hat er dir jemals etwas von einer Rosi erzählt?« fragte Daniel. »Rosi!« wiederholt er und verzog dabei das Gesicht. »Nicht einmal ihren Nachnamen hat sie genannt.«
»Das ist heute so Sitte.«
»In unseren Kreisen nicht.«
Anne schmunzelte. »Seit wann bist du ein Snob?« Sie stieß ihn in die Seite. »Gib zu, daß du nur wütend bist, weil man dich im Schlaf gestört hat.« Begütigend legte sie die Hand auf seinen Arm. »Nichts als Sorgen hat man mit Hanno. Was hältst du von einem Glas heißer Milch? Ich bin so aufgeregt, daß ich momentan sowieso nicht mehr einschlafen könnte.« Sie schwang die Beine über den Bettrand und stand auf. »Wenn Hanno nur schon da wäre und uns sagen könnte, was passiert ist.« Aufseufzend fuhr sie sich mit beiden Händen durch die blonden Haare.
»Er würde uns doch nur anlügen«, meinte Daniel erbittert. »Oder willst du abstreiten, daß er ständig lügt?«
»Kann ich nicht abstreiten«, erwiderte Anne. »Ich bringe dir ein Glas Milch mit.« Sie trat in den Korridor.
Daniel Förster stand nun ebenfalls auf und ging im Zimmer auf und ab. Er war die ständigen Aufregungen mit seinem Schwager leid. Es verging kaum eine Woche, in der es wegen Hanno nicht irgendwelchen Ärger gab. Wenn er wenigstens mit der Zeit etwas Einsicht gezeigt hätte. Aber alles schien an ihm abzuprallen: Ob seinetwegen der Gerichtsvollzieher ins Haus kam, wieder einmal eine Strafe gezahlt werden sollte, Hanno schien davon völlig unberührt zu bleiben.
Sicher bildet er sich ein, es kann ewig so weitergehen, und wir holen für ihn auch noch die Kastanien aus dem Feuer, wenn er achtzig ist, dachte der junge Mann. Er blieb am Fenster stehen, öffnete etwas die Jalousie und blickte in den schneebedeckten Garten hinaus.
Anne kam mit der Milch zurück. »Mach nicht so ein Gesicht«, forderte sie ihren Mann auf und drückte ihm sein Glas in die Hand. »Irgendwann wird er schon vernünftig werden.«
»Schön, daß wenigstens einer von uns an Wunder glaubt.« Daniel zog sie mit seiner freien Hand an sich. »Warten wir also ab, mit welcher Geschichte unser familieneigener Münchhausen morgen aufwartet.«
*
»Am liebsten würde ich den Mucky behalten«, sagte Angelina Dommin, während sie liebevoll einen kleinen Spitz mit der Bürste bearbeitete, bis sein weißes Fell glänzte. »Schade, daß man immer einen Hund hergeben muß, wenn man sich so richtig an ihn gewöhnt hat.«
»Das ist wirklich schade«, stimmte Angelika Langenbach zu. Sie berührte Muckys lackschwarzes Schnäuzchen.
»Wenn wir alle Fundhunde behalten würden, hätten wir bald keinen Platz mehr in Waldi & Co«, meinte Andrea von Lehn. »Aber ich kann euch verstehen. Mir fällt es auch jedesmal schwer, mich von einem Tier zu trennen, das mir liebgeworden ist.«
»Aber Mucky kommen in sehr gute Hände«, mischte sich der alte Janosch ein, der seit Jahren im Tierheim Waldi & Co als Tierpfleger arbeitete. »Bei den Försters er wird es haben gut.«
»Alle anderen Hunde werden ihn darum beneiden«, stimmte Angelina zu, die wegen ihrer vielen Sommersprossen von den übrigen Kindern und auch von den Erwachsenen meist Pünktchen genannt wurde. Sie steckte die Bürste in ein Täschchen. »Und nun mach dich nicht schmutzig, bis du von deinen neuen Besitzern abgeholt wirst«, ermahnte sie den kleinen Hund. »Sonst überlegen sie es sich vielleicht noch und wählen einen anderen.«
»Wie ich euch kenne, würdet ihr Mucky schon darüber hinwegtrösten.« Andrea von Lehn lachte. »Komm, gehen wir mit Mucky rüber ins Haus. Peterle wartet sicher bereits auf euch.«
»Hast du schon Weihnachtsplätzchen gebacken, Tante Andrea?« erkundigte sich Heidi Holsten, mit ihren fünf Jahren das jüngste der Kinder.
»Die Weihnachtsplätzchen von Magda schmecken immer ganz prima«, erklärte Fabian Schöller.
»Wenn das kein Wink mit einem Zaunpfahl war«, meinte Andrea. »Marianne und ich haben bereits Plätzchen gebacken, und wenn mich nicht alles täuscht, stehen in der Küche welche für euch.«
»Au fein!« Die Kinder strahlten.
»Wo ihr das alles