Mit dir durch dick und dünn: Der Bergpfarrer 148 – Heimatroman
Von Toni Waidacher
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Über dieses E-Book
Diese Serie enthält alles, was die Leserinnen und Leser von Heimatromanen interessiert.
»Ja, Himmeldonnerwetter!«
Walburga Klausen schaute ärgerlich auf ihre Schwägerin.
»Kannst' net aufpassen?« fuhr sie die junge Frau an und deutete auf die Scherben eines Frühstückstellers, die den Fußboden bedeckten.
»Entschuldigung«, murmelte Petra. »Ich hab's ja net absichtlich gemacht.«
»Denken könnt' man's aber«, gab die Bäuerin zurück, mit tiefen Zornesfalten im Gesicht. »Jetzt mach' den Dreck schon weg und dann kümmerst' dich ums Mittagessen. Der Wolfgang möcht' einen Schweinsbraten haben.«
»Schweinsbraten?« rief Petra. »Aber da muß ich ja erst ins Dorf zum Metzger. Wie soll ich das Essen denn bis zum Mittag fertig bekommen? Der Braten braucht doch mindestens zwei Stunden!«
Ihre Schwägerin sah sie kopfschüttelnd an.
»Indem du dich ein bissel beeilst und dich net den lieben langen Tag um die Arbeit drückst!« erwiderte sie ungehalten und rauschte hinaus.
Petra konnte nur mühsam die Tränen zurückhalten.
Es war eine schreiende Ungerechtigkeit, wie Walburga mit ihr umging! Sie gab sich doch alle Mühe!
Rasch machte sie sich daran, die Scherben einzusammeln und in den Mülleimer zu werfen, dann warf sie sich eine Jacke über und lief nach draußen.
Lang' mach ich das net mehr mit, dachte sie, als sie die Bergstraße in Richtung Engelsbach fuhr. Ständig schimpft sie mit mir, und nix kann ich ihr recht machen!
Petra fand sich wirklich ungerecht behandelt. Mochte ihr Bruder auch immer wieder darauf hinweisen, daß Walburga in ihrem Zustand Ruhe und Fürsorge brauchte, und die Schwester um Verständnis für seine Frau bitten; eine Schwangerschaft war nun mal keine Krankheit.
Dabei freute sich Petra genauso auf das Baby, das in wenigen Wochen geboren werden sollte. Sie hoffte sehr
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Der Bergpfarrer (ab 375)
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Buchvorschau
Mit dir durch dick und dünn - Toni Waidacher
Der Bergpfarrer
– 148–
Mit dir durch dick und dünn
Diese zarte Hand hat alles fest im Griff
Toni Waidacher
»Ja, Himmeldonnerwetter!«
Walburga Klausen schaute ärgerlich auf ihre Schwägerin.
»Kannst’ net aufpassen?« fuhr sie die junge Frau an und deutete auf die Scherben eines Frühstückstellers, die den Fußboden bedeckten.
»Entschuldigung«, murmelte Petra. »Ich hab’s ja net absichtlich gemacht.«
»Denken könnt’ man’s aber«, gab die Bäuerin zurück, mit tiefen Zornesfalten im Gesicht. »Jetzt mach’ den Dreck schon weg und dann kümmerst’ dich ums Mittagessen. Der Wolfgang möcht’ einen Schweinsbraten haben.«
»Schweinsbraten?« rief Petra. »Aber da muß ich ja erst ins Dorf zum Metzger. Wie soll ich das Essen denn bis zum Mittag fertig bekommen? Der Braten braucht doch mindestens zwei Stunden!«
Ihre Schwägerin sah sie kopfschüttelnd an.
»Indem du dich ein bissel beeilst und dich net den lieben langen Tag um die Arbeit drückst!« erwiderte sie ungehalten und rauschte hinaus.
Petra konnte nur mühsam die Tränen zurückhalten.
Es war eine schreiende Ungerechtigkeit, wie Walburga mit ihr umging! Sie gab sich doch alle Mühe!
Rasch machte sie sich daran, die Scherben einzusammeln und in den Mülleimer zu werfen, dann warf sie sich eine Jacke über und lief nach draußen.
Lang’ mach ich das net mehr mit, dachte sie, als sie die Bergstraße in Richtung Engelsbach fuhr. Ständig schimpft sie mit mir, und nix kann ich ihr recht machen!
Petra fand sich wirklich ungerecht behandelt. Mochte ihr Bruder auch immer wieder darauf hinweisen, daß Walburga in ihrem Zustand Ruhe und Fürsorge brauchte, und die Schwester um Verständnis für seine Frau bitten; eine Schwangerschaft war nun mal keine Krankheit.
Dabei freute sich Petra genauso auf das Baby, das in wenigen Wochen geboren werden sollte. Sie hoffte sehr darauf, daß sie Patentante werden würde und gab sich alle erdenkliche Mühe, der Schwägerin den Alltag zu erleichtern. Aber Walburga wurde mit jedem Tag, den die Geburt näher rückte, unausstehlicher.
Mehr als einmal schon hatte die Schwester des jungen Klausnerbauern mit dem Gedanken gespielt, alles hinzuwerfen und den Hof zu verlassen.
Nur – wo sollte sie hin?
Sie gehörte zum Klausnerhof, genauso wie ihr Bruder. Beide waren sie dort geboren und aufgewachsen. Es war ihre Heimat, und Petra konnte sich eigentlich nicht vorstellen, irgendwo anders zu leben.
Zumindest nicht, solange sie nicht eine eigene Lebensperspektive gefunden hatte. Aber das lag wohl noch in weiter Zukunft.
Sie hielt vor dem Geschäft des Metzgers und stöhnte auf, als sie schon vom Auto aus die lange Schlange vor dem Tresen sah. Es dauerte wirklich eine gute Viertelstunde, bis sie den Laden wieder verließ und sich auf den Rückweg machte.
Irgendwie schaffte sie es, das Mittagessen rechtzeitig auf den Tisch zu stellen. Wolfgang aß mit gutem Appetit, während seine Frau nur auf ihrem Teller herumstocherte und ein paar Gabeln Gemüse zu sich nahm. Petra hatte auch kaum Hunger. Nach dem Essen ging ihr Bruder gleich wieder an die Arbeit, während Burgl sich hinlegte. Petra machte sich an den Abwasch, kümmerte sich hinterher um den Garten, fütterte die Hühner, bügelte die Wäsche, die sie am Morgen zum Trocknen in den Garten gehängt hatte, putzte die Fenster und wartete darauf, daß der Bauer zurückkam und sie zusammen die Kühe melken konnten.
Nach dem Abendessen zog sie sich in ihre Kammer zurück. Ein wenig fernsehen, in einer Zeitschrift blättern, auf den Wecker schauen und schließlich ins Bett gehen.
Das war ihr Leben, tagaus, tagein.
Der Wecker klingelte um halb fünf, und der gleiche Trott begann von vorne.
Aber Petra haderte nicht mit ihrem Leben. Es war erträglich. Und doch hätte es schöner sein können, wenn Burgl nicht ständig etwas an ihr auszusetzen gehabt hätte.
Vielleicht, sprach sie sich immer wieder Mut zu, wird alles anders, wenn erst das Baby endlich da ist.
Doch da irrte sie sich...
*
Maria Riemer streckte den Kopf zum Küchenfenster hinaus, als sie den Traktor auf den Hof fahren hörte. Georg saß darauf, und sein Gesicht war alles andere, als zufrieden.
Die Magd wandte sich rasch ab und schaltete die Kaffeemaschine ein. Pulver und Wasser hatte sie zuvor schon hineingegeben. Dann ging sie in die Speisekammer und holte den Kuchen, den sie am Vormittag gebacken hatte, und stellte ihn auf den Tisch. Während sie ein Messer aus der Schublade nahm, spürte sie einen plötzlichen Schmerz, der ihr durch die Brust fuhr. Unwillkürlich preßte sie die Hand auf das Herz und hielt den Atem an. Als der Schmerz nachließ, stieß Maria erleichtert die Luft wieder aus.
Vielleicht sollt’ ich mir doch mal Zeit nehmen und zum Doktor geh’n, dachte sie.
Seit einigen Wochen hatte sie diese Schmerzattacken, die sie förmlich überfielen. Nach wenigen Augenblicken war dann alles wieder normal, aber die Magd ahnte, daß es sich dabei um eine Warnung ihres Körpers handelte. Sie sollte zum Arzt gehen.
Doch woher sollte sie die Zeit nehmen?
Auf dem Hof war genug zu tun, und wenn sie ehrlich war, dann mußte sich Maria eingestehen, daß sie sich vor der Diagnose Dr. Wiesingers fürchtete. Bestimmt würde bei der Untersuchung herauskommen, daß sie ins Krankenhaus mußte, vielleicht sogar operiert werden, und das konnte sie Georg auf keinen Fall antun. Er hatte ja sonst niemanden, der für ihn sorgte.
Der junge Bauer betrat die Küche. Georg Burgthaler war groß gewachsen und schlank. Er hatte kurzes, dunkles Haar und ein sympathisches Gesicht, das im Moment allerdings bedrückt wirkte.
»Na, Bub, wie schaut’s aus?« fragte Maria.
Trotz seiner sechsundzwanzig Jahre nannte sie ihn immer noch Bub, so wie sie es schon immer getan hatte, und in irgendeiner Weise war das auch gerechtfertigt. Maria Riemer arbeitete seit mehr als dreißig Jahren auf dem Burgthalerhof, sie hatte erlebt, wie Georg geboren wurde, und wie seine Eltern starben. Die Mutter schon recht früh, der Vater vor zwei Jahren. Maria selbst stand kurz vor der Rente, aber sie dachte überhaupt nicht daran, sich zur Ruhe zu setzen. Sie wollte arbeiten, bis der Herrgott sie von dieser Welt abberief.
In der letzten Zeit argwöhnte sie allerdings, daß der Tag nicht mehr fern war. Die immer wiederkehrenden Schmerzen redeten eine deutliche Sprache...
Georg setzte sich auf seinen Platz unter dem Herrgottswinkel. Er holte tief Luft und seufzte.
»Net gut«, erwiderte er auf die Frage der Magd. »Es ist einfach zu trocken gewesen, dem Getreide fehlt der Regen.«
Die anderen Bauern standen vor demselben Problem. Aber die hatten das nötige Geld und Gerätschaften, um ihre Felder zu bewässern.
Maria schnitt den Kuchen an und schenkte Kaffee ein. Dann setzte sie sich zu ihm. Während Georg aß und trank, schaute sie ihn nachdenklich an.
Verdient hat er’s net, dachte sie. Dabei gibt er sich solche Mühe.
Ja, es war kein einfaches Leben auf dem Burgthalerhof. Schon Georgs Vater hatte keine glückliche Hand gehabt. Als er verstarb, hinterließ er seinem Sohn nicht nur den Hof, sondern auch einen Berg Schulden, den abzutragen, der junge Bauer immer noch dabei war.
Die Magd machte ein sorgenvolles Gesicht.
Wie soll das bloß weitergehen? fragte sie sich. Der Bub kann ja auch net mehr, als arbeiten. Und wenn ich zum Doktor geh’, dann steht er womöglich ganz allein da.
Georg hatte seine Tasse ausgetrunken und stellte sie auf den Unterteller zurück.
»Ich muß wieder los«, sagte er und stand auf. »Vielleicht schaut’s droben beim Hornstieg besser aus.«
Glauben mochte er es allerdings nicht so recht.
Wortlos ging er aus der Küche. Maria räumte den Tisch ab. Als sie den Kuchenteller abgedeckt hatte und