Ein Unglück für die Liebe: Der kleine Fürst 300 – Adelsroman
Von Viola Maybach
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"Der kleine Fürst" ist vom heutigen Romanmarkt nicht mehr wegzudenken.
Aufgewühlt, aber dennoch unendlich müde stieg Maja in den frühen Morgenstunden aus dem Taxi, das sie zum Schloss gebracht hatte. Sie war bei Florian geblieben, weil sie gespürt hatte, dass er ihre Nähe brauchte. In dieser Meinung war sie von Dr. Brocks bestärkt worden. »Ihr Bruder ist viel ruhiger, seit Sie da sind. Um ehrlich zu sein: Er hatte eine bedrohliche Krise. Wenn Sie nicht gekommen wären, hätten wir Ihre Eltern benachrichtigen müssen.« So war sie also geblieben, hatte seine Hand gehalten, ihm mit leiser Stimme Geschichten aus ihrer Kinderzeit erzählt. Es war vorgekommen, dass er die Augen geöffnet und sie angesehen hatte, mit einem Blick, als könne er noch immer nicht glauben, dass sie wahrhaftig neben ihm saß. Gesprochen hatte er nicht, aber sie hatte spüren können, wie er langsam zurückgekommen war. Als Herr Dr. Brocks ihr nach Stunden gesagt hatte, sie könne jetzt gehen, ohne Gefahr zu laufen, dass Florians Zustand sich erneut verschlechtere, war ihr erst bewusst geworden, wie müde sie war. »Schlafen Sie sich aus, Sie werden Ihre Kräfte brauchen«, hatte der Klinikchef noch hinzugefügt. Als sie den Taxifahrer bezahlt hatte und ausgestiegen war, stand Eberhard Hagedorn neben ihr. Als sie sein Lächeln und den Ausdruck in seinen Augen sah, wurde sie innerlich ganz ruhig – und erst recht, als sie ihn sagen hörte: »Guten Morgen, Frau von Simmering, es ist sehr schön, dass Sie gekommen sind.« »Herr Hagedorn, wieso sind Sie um diese Zeit wach? Ich dachte, ich müsste jetzt zuerst noch einen Spaziergang durch den Park machen, bevor ich es wagen kann, mich zu melden.« Er beantwortete ihre Frage nicht. »Lassen Sie mich Ihr Gepäck nehmen.
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Buchvorschau
Ein Unglück für die Liebe - Viola Maybach
Der kleine Fürst
– 300 –
Ein Unglück für die Liebe
Wie gut, dass es den kleinen Fürsten Christian gibt!
Viola Maybach
Aufgewühlt, aber dennoch unendlich müde stieg Maja in den frühen Morgenstunden aus dem Taxi, das sie zum Schloss gebracht hatte. Sie war bei Florian geblieben, weil sie gespürt hatte, dass er ihre Nähe brauchte. In dieser Meinung war sie von Dr. Brocks bestärkt worden.
»Ihr Bruder ist viel ruhiger, seit Sie da sind. Um ehrlich zu sein: Er hatte eine bedrohliche Krise. Wenn Sie nicht gekommen wären, hätten wir Ihre Eltern benachrichtigen müssen.«
So war sie also geblieben, hatte seine Hand gehalten, ihm mit leiser Stimme Geschichten aus ihrer Kinderzeit erzählt. Es war vorgekommen, dass er die Augen geöffnet und sie angesehen hatte, mit einem Blick, als könne er noch immer nicht glauben, dass sie wahrhaftig neben ihm saß. Gesprochen hatte er nicht, aber sie hatte spüren können, wie er langsam zurückgekommen war. Als Herr Dr. Brocks ihr nach Stunden gesagt hatte, sie könne jetzt gehen, ohne Gefahr zu laufen, dass Florians Zustand sich erneut verschlechtere, war ihr erst bewusst geworden, wie müde sie war.
»Schlafen Sie sich aus, Sie werden Ihre Kräfte brauchen«, hatte der Klinikchef noch hinzugefügt.
Als sie den Taxifahrer bezahlt hatte und ausgestiegen war, stand Eberhard Hagedorn neben ihr. Als sie sein Lächeln und den Ausdruck in seinen Augen sah, wurde sie innerlich ganz ruhig – und erst recht, als sie ihn sagen hörte: »Guten Morgen, Frau von Simmering, es ist sehr schön, dass Sie gekommen sind.«
»Herr Hagedorn, wieso sind Sie um diese Zeit wach? Ich dachte, ich müsste jetzt zuerst noch einen Spaziergang durch den Park machen, bevor ich es wagen kann, mich zu melden.«
Er beantwortete ihre Frage nicht. »Lassen Sie mich Ihr Gepäck nehmen. Hätten Sie gern einen Tee? Und vielleicht ein Frühstück? Oder möchten Sie lieber sofort ins Bett?«
»Ich bin sehr müde«, gestand sie. »Ich war die ganze Nacht bei Florian, aber einen Tee würde ich trotzdem gern trinken.«
»Ich dachte mir schon, dass Sie bei Ihrem Bruder bleiben würden, als Prinz Christian mir sagte, dass Sie in der Klinik eingetroffen sind.«
»Er hat es Ihnen also gesagt. Aber das erklärt nicht, wieso Sie wach waren, als ich aus dem Taxi stieg.«
Er lächelte fein. »Ich kann es nicht erklären, das kann ich nie. Ich bin aufgestanden, als ich das Gefühl hatte, Sie würden bald eintreffen.«
Er stieg die paar Stufen zum Hauptportal hinauf. »Wenn Sie im Salon Platz nehmen wollen, während ich den Tee zubereite? Frau Falkner ist um diese Zeit noch nicht im Schloss.«
»Wenn ich darf, komme ich mit Ihnen in die Küche. Oder ist Ihnen das unangenehm?«
»Keineswegs. Gehen Sie ruhig schon vor, ich bringe nur schnell noch Ihr Gepäck nach oben.«
»Das kann ich doch gleich selbst machen.«
Aber davon wollte er nichts hören, und so ging sie in die Küche, wo sie sich erst einmal aufmerksam umsah, bevor sie an dem großen Holztisch Platz nahm. Dort sah Eberhard Hagedorn, der gleich darauf ebenfalls hereinkam, sie sitzen: an dem Platz, an dem auch Marie-Luise Falkner oft saß, wenn sie sich Notizen zu einem Rezept machte. Oder sie saßen zu dritt um den Tisch, die junge Köchin, der noch jüngere Auszubildende Jannik Weber und er selbst, sein Ausbilder.
»Die Küche ist sehr schön«, stellte Maja fest. »Seltsam, an diesem Tisch habe ich bis jetzt noch nie gesessen. Ich bin überhaupt noch nie richtig hier gewesen. Nur einen kurzen Blick habe ich mal in die Küche geworfen, als gerade niemand hier war. Trinken Sie einen Tee mit mir, Herr Hagedorn?«
»Sehr gern«, antwortete er. Wenig später servierte er den Tee und setzte sich nach kurzem Zögern zu ihr. »Wie geht es Ihrem Bruder?«
Sie berichtete ihm von Florians extremer Unruhe, seinem Fieber, seiner Schwäche. »Die Ärzte hatten große Sorgen um ihn. Sie werden mich heute untersuchen, ich hoffe, dass ich Florian eine Niere spenden kann. Ich weiß ja von Christian, dass er ein Spenderorgan braucht und dass meine Eltern beide nicht gesund genug sind.« Sie trank einen Schluck Tee. »Ich bin dann wohl so etwas wie die letzte Hoffnung.«
»Das würde ich so nicht sagen«, entgegnete Eberhard Hagedorn nach kurzer Pause. »Ihr Bruder braucht ja nicht unbedingt eine Lebendspende. Er könnte auch warten, bis ihm ein Spenderorgan zugewiesen wird.«
»Theoretisch haben Sie Recht. Aber wenn ich das Wenige, was Herr Dr. Brocks mir gesagt hat, richtig verstanden habe, hat Florian nicht so viel Zeit. Es gibt ja nicht genügend Organspenden. Manche Leute warten jahrelang – und viele warten vergeblich. Sie sterben vorher.«
»Sie wissen aber, dass Sie durch einen solchen Eingriff auch selbst ein Risiko eingehen?«
Maja nickte. »Das hat mir Herr Dr. Brocks schon gesagt. Und auch, dass ich mich von einer Kommission befragen lassen muss. Sie wollen sichergehen, dass man weiß, was man tut. Aber für mich gibt es da gar keinen Zweifel. Ohne Organspende ist Florians Leben zu Ende.« Ihre Stimme klang nüchtern, als sie das sagte, aber ihre Augen waren nass geworden, und ihre Hände fanden auf dem Tisch keine Ruhe.
»Ihre Haltung ehrt Sie, aber können Sie sie auch durchhalten, wenn es Ihnen nach dem Eingriff schlecht gehen sollte? Wenn Sie feststellen, dass Sie sich nicht mehr gesund fühlen? Dass Ihre Gesundheit dauerhaften Schaden genommen hat?«
Sie sah ihn erschrocken an. »Wollen Sie mir Angst machen, Herr Hagedorn? Oder mir sagen, ich soll meinem Bruder nicht helfen?«
»Natürlich nicht. Ich denke nur, dass es gut wäre, wenn Sie auch darüber nachdächten, wie es wäre, wenn der schlimmstmögliche Fall eintritt: Es geht Ihnen schlecht und Ihrem Bruder ist trotzdem nicht geholfen. Denn das kann ja auch passieren. Oder es geht Ihnen schlecht, Ihrem Bruder aber gut. Würden Sie das aushalten?«
»Ich verstehe, was Sie meinen«, sagte Maja nachdenklich. »Leicht aushalten könnte ich es nicht, das steht fest. Aber wissen Sie, ich habe nicht das Gefühl, mir aussuchen zu können, was ich tue. Ich muss Florian helfen, nichts anderes ist möglich. Umgekehrt wäre es genau so, das weiß ich. Sie hätten ihn sehen müssen, wie er da liegt und leidet, und man weiß genau: So wird es jetzt weitergehen, bis er eine neue Niere bekommt. Oder bis er stirbt.« Sie schüttelte den Kopf, ihre Augen waren noch immer feucht. »Ich muss ihm helfen, und das werde ich auch. Ich bin auf jeden Fall gesund genug, meine Niere können sie nicht ablehnen.«
»Dann hoffen wir, dass es für Sie beide gut ausgeht«, sagte Eberhard Hagedorn still. Um sie auf andere Gedanken zu bringen, fragte er wenig später: »Hatten Sie bis jetzt wenigstens schöne Tage in Warnemünde?«
Seinem scharfen Blick entging nicht, dass sie sich zwar sehr gut in der Gewalt hatte, aber trotzdem nicht verhindern konnte, dass sich, ganz kurz nur, ihre Lippen fest aufeinanderpressten, bevor sie scheinbar ganz ruhig sagte: »Sehr schön, ja.«
Er stellte ihr keine weiteren Fragen.