Glückliche Tage – und dann?: Der Bergpfarrer 250 – Heimatroman
Von Toni Waidacher
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Über dieses E-Book
Diese Serie enthält alles, was die Leserinnen und Leser von Heimatromanen interessiert.
Der Tag wollte einfach nicht zu Ende gehen. Dabei sehnte sich Gesine Felgner nach einem warmen Bad, um sich hinterher, in den flauschigen Bademantel gekuschelt, aufs Sofa zu legen und einen romantischen Film im Fernsehen anzuschauen. Doch es war noch nicht einmal halb fünf, und vor achtzehn Uhr würde das Café, in dem die junge Studentin jobbte, nicht schließen. Schon gar nicht bei dem guten Wetter! Insgesamt vier Bedienungen kümmerten sich um die vielen Gäste, die innen und auf der Terrasse saßen und Eisbecher löffelten und Unmengen von Sahnestücken und Apfelkuchen verdrückten. Und es hätten noch mehr Angestellte sein können, denn im »Café Landau« herrschte an jedem Samstag und Sonntag Hochbetrieb. Es war aber auch sehr schön gelegen, am Ufer der Donau, inmitten des historischen Fischerviertels in Ulm. Hinzu kam, dass Bäckermeister Landau ein Könner seines Faches war. Er stellte nicht nur die leckersten Kuchen und Torten her, seine hausgemachte Eiscreme konnte es locker mit den Spezialitäten der italienischen Konkurrenz aufnehmen. »Was machst' denn morgen?«, erkundigte sich Kathrin Landau bei Gesine. »Hättest' Zeit, wieder auszuhelfen?« Die Tochter des Caféinhabers war im selben Alter wie Gesine. Sie hatte eine Lehre hier im Betrieb gemacht und bereitete sich darauf vor, die Meisterprüfung als Konditorin anzugehen. In gut zwei Jahren wollte sie sie ablegen. Gesine nickte. Morgen war Sonntag, da war zwar der Besuch mit ihrer Mutter bei Tante Lore vorgesehen, aber wenn sie konnte, dann würde sie lieber hier arbeiten und ein wenig Geld verdienen. Das Studium war teuer genug! Freilich steuerte ihre Mutter auch was dazu, aber Gesine wollte ihr nicht so sehr auf der Tasche liegen.
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Der Bergpfarrer (ab 375)
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Buchvorschau
Glückliche Tage – und dann? - Toni Waidacher
Der Bergpfarrer
– 250 –
Glückliche Tage – und dann?
Gesine, gib' nicht zu schnell auf
Toni Waidacher
Der Tag wollte einfach nicht zu Ende gehen. Dabei sehnte sich Gesine Felgner nach einem warmen Bad, um sich hinterher, in den flauschigen Bademantel gekuschelt, aufs Sofa zu legen und einen romantischen Film im Fernsehen anzuschauen.
Doch es war noch nicht einmal halb fünf, und vor achtzehn Uhr würde das Café, in dem die junge Studentin jobbte, nicht schließen.
Schon gar nicht bei dem guten Wetter!
Insgesamt vier Bedienungen kümmerten sich um die vielen Gäste, die innen und auf der Terrasse saßen und Eisbecher löffelten und Unmengen von Sahnestücken und Apfelkuchen verdrückten.
Und es hätten noch mehr Angestellte sein können, denn im »Café Landau« herrschte an jedem Samstag und Sonntag Hochbetrieb. Es war aber auch sehr schön gelegen, am Ufer der Donau, inmitten des historischen Fischerviertels in Ulm. Hinzu kam, dass Bäckermeister Landau ein Könner seines Faches war. Er stellte nicht nur die leckersten Kuchen und Torten her, seine hausgemachte Eiscreme konnte es locker mit den Spezialitäten der italienischen Konkurrenz aufnehmen.
»Was machst’ denn morgen?«, erkundigte sich Kathrin Landau bei Gesine. »Hättest’ Zeit, wieder auszuhelfen?«
Die Tochter des Caféinhabers war im selben Alter wie Gesine.
Sie hatte eine Lehre hier im Betrieb gemacht und bereitete sich darauf vor, die Meisterprüfung als Konditorin anzugehen. In gut zwei Jahren wollte sie sie ablegen.
Gesine nickte. Morgen war Sonntag, da war zwar der Besuch mit ihrer Mutter bei Tante Lore vorgesehen, aber wenn sie konnte, dann würde sie lieber hier arbeiten und ein wenig Geld verdienen.
Das Studium war teuer genug!
Freilich steuerte ihre Mutter auch was dazu, aber Gesine wollte ihr nicht so sehr auf der Tasche liegen. Marianne Felgner hatte es ohnehin schon schwer genug gehabt, nach dem frühen Tod des Mannes, sich und die Tochter durchzubringen.
Nein, Tante Lore – nicht wirklich ihre Tante, sondern Taufpatin und eine alte Freundin der Mutter – würde dafür Verständnis haben, wenn ihr Patenkind lieber daheim blieb und nicht nach Senden fuhr.
»Ja, ich komm’ gern’«, antwortete sie deshalb der Tochter ihrer Chefin und gab einer älteren Dame, die ungeduldig winkte und zeigte, dass sie die Rechnung haben wollte, ein Zeichen.
»Prima«, freute sich die junge Konditorin. »Kriegst’ auch ein Stück von meiner neuen Kreation zu kosten. Nougatmousse und Champagnercreme auf einem zarten Schokoladenbiskuit.«
»Himmel, hör’ bloß auf!«, lachte Gesine. »Da wird man ja schon vom Zuhören dick.«
Endlich waren dann auch die letzten Gäste gegangen. Gesine und ihre Kolleginnen räumten auf und rechneten ab. Die Studentin freute sich über einen ansehnlichen Betrag, den sie als Trinkgeld einstreichen konnte. Wenn der Tag morgen genauso gut wurde, und alles sprach dafür, dann hatte sich die Mühe doch noch gelohnt.
Gesine fuhr mit dem Fahrrad nach Hause. Sie war eine leidenschaftliche Radfahrerin, obgleich sie, seit sie achtzehn geworden war, einen Führerschein besaß. Das Auto indes blieb meistens stehen. Nur wenn sie nach Senden fuhr nahm sie es, weil ihre Mutter dann dankbar war, mit der Tochter einen Ausflug ins Grüne machen zu können.
Die Studentin bewohnte ein möbliertes Zimmer in der Ulmer Altstadt, ganz in der Nähe des Münsters. Ihre Vermieterin war die Witwe eines ehemaligen Opernsängers, eine stets elegant gekleidete Frau, die irgendwie immer noch dem Glanz längst vergangener Zeiten anhing. Sie vermietete an noch zwei andere Studentinnen Zimmer, die repräsentative Wohnung wäre für sie alleine viel zu groß gewesen.
Gesines Zimmer war geräumig. Es hatte eine hohe, mit Stuck verzierte Decke, und einen Holzfußboden, der beim Gehen hin und wieder knarrte. Anfangs hatte Gesine sich daran gestört, doch jetzt hörte sie es schon gar nicht mehr. Das Zimmer war zweigeteilt. Am Fenster war der Wohn- und Arbeitsbereich, hinten, an der Tür, hatte das Bett seinen Platz. Ein Kleiderschrank, dessen Rückseite mit einem Spiegel versehen war, trennte die beiden Bereiche optisch ab.
Daheim angekommen, setzte Gesine ihr Vorhaben in die Tat um und nahm ein Bad. Später saß sie am Fenster und rief ihre Mutter an.
»Ich hab’s fast befürchtet, dass du net kommst«, seufzte ihre Mutter. »Aber ich versteh’ natürlich auch, dass du Geld verdienen musst.«
Sie plauderten noch eine Weile. Dann schaltete Gesine den Fernseher ein und machte es sich auf dem Sofa bequem.
Als sie wieder aufwachte, war der Film, den sie hatte sehen wollen, seit zwei Stunden zu Ende …
*
»Also, dann bis morgen. Ich bin gegen zwölf in Ulm und warte im ›Jägerstübel‹ auf dich«, hatte Tante Lore gestern am Telefon gesagt.
Wieder war eine Woche vergangen, angefüllt mit Vorlesungen, zwei Klausuren und drei Nachmittagen, die Gesine im Café gearbeitet hatte. Nun ging die Studentin durch die Ulmer Innenstadt zu dem Restaurant, in dem Tante Lore wartete.
»Da bist du ja!«
Lore Gärtner hatte sich einen Tisch am Fenster ausgesucht. Durch die Scheibe hatte man einen freien Blick auf die Fußgängerzone. Auf der anderen Seite stand das Münster, ringsherum gingen Touristen, Reisegruppen zumeist, die Europas höchste Kirche besichtigen wollten, oder den Fremdenführern folgten, die ihnen die anderen Sehenswürdigkeiten zeigten.
Gesines Tante war eine flotte Mittvierzigerin, schlank und jugendlich gekleidet. Lore hatte nie geheiratet, aber so manches Männerherz gebrochen, wie sie immer schmunzelnd erzählte. Gesine war so etwas wie die eigene Tochter für sie, die sie nie gehabt hatte. Sie verwöhnte ihr Patenkind nach Strich und Faden.
»Was ist das?«, fragte die Studentin, als Lore ihr nach dem Essen einen Umschlag über den Tisch schob.
Die Patentante nickte aufmunternd.
»Mach’ schon auf!«
Gesine öffnete den Umschlag und nahm den Inhalt heraus.
Gutschein stand auf der oberen Hälfte eines Papierbogens, für eine Woche Urlaub in der Pension Stubler, in St. Johann, Oberbayern.
»Das …, das kann ich nicht annehmen!« Gesine schüttelte den Kopf, nachdem ihr klar geworden war, dass Lore ihr einen Urlaub schenken wollte.
»Aber sicher kannst du!«, widersprach die Patentante energisch. Sie fuhr sich dabei durch die blonden, kurz geschnittenen Haare, die ihre jugendliche Art unterstrichen. »Schau’ dich doch mal an, Kind.
Du arbeitest in der Uni und im Café, wo bleibt denn da der Spaß? In vierzehn Tagen sind Semesterferien, und wie ich dich kenne, wolltest du die mit Arbeit verbringen. So geht das nicht! Du musst auch einmal an dich denken. Deine Mutter hat mir übrigens von Björn erzählt …«
Gesine verzog den Mund.
Björn Gierke, ja, das war ein Kapitel für sich!
Fast ein Jahr waren sie zusammen, bis sie dahinterkam, dass er sie mit einer anderen betrog.
»Du hast ja nie Zeit!«, verteidigte er sich, als sie ihn zur Rede stellte. »Da hat sich das eben so ergeben.«
Irgendwie hatte er ja Recht. Immer, wenn Björn etwas mit ihr unternehmen wollte, musste Gesine entweder für die Uni büffeln oder sie jobbte im Café. Das konnte auf die Dauer keine Beziehung aushalten.
»Du hättest ja wenigstens mit mir darüber sprechen können«, entgegnete sie – und machte Schluss mit ihm.
»Also«, fuhr Lore Gärtner fort, »die Pension ist fest gebucht, das lässt sich ohne Kosten nicht so einfach wieder rückgängig machen. Außerdem hast du ja in einem Monat Geburtstag, nimm’s also als verfrühtes Geschenk.«
Gesine schüttelte