Sternentänzer, Band 32 - Ein unglaublicher Verdacht
Von Lisa Capelli
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Rezensionen für Sternentänzer, Band 32 - Ein unglaublicher Verdacht
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Buchvorschau
Sternentänzer, Band 32 - Ein unglaublicher Verdacht - Lisa Capelli
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Ein unglaublicher Verdacht
In einer stürmischen Vollmondnacht schlägt ein Blitz in eine jahrhundertealte Eiche ein, und eine Sternschnuppe fällt vom Himmel. Im gleichen Moment wird ein wunderschöner Schimmel mit einem kleinen schwarzen Stern auf der Stirn geboren.
Überraschender Besuch
Es war ein schöner, warmer Frühlingsabend, der schon Lust auf den nahenden Sommer machte. Die Luft war so angenehm lau, dass in dem hübschen gelben Häuschen im Ahornweg 16 in Lilienthal die Terrassentür ganz weit offen stand.
Carolin Baumgarten, genannt Caro, war gerade dabei, den großen Esstisch im Wohnzimmer zu decken – voller Vorfreude und mit knurrendem Magen. Und wegen des leckeren Pizzaduftes, der durch die Wohnung zog, knurrte ihr Magen immer noch heftiger und lauter. „Mam, dauert es noch lange? Ich hab Hunger wie ein Wolf", rief Caro ihrer Mutter zu, die in der Küche geräuschvoll herumhantierte.
„Die Pizza ist gleich so weit", antwortete ihre Mutter, Ines Baumgarten.
Carolin ging in die Küche und griff nach dem Stapel Teller, der schon auf dem Küchentisch bereitstand. Dabei fiel ihr Blick auf eine leere Sardellenbüchse, daneben standen noch ein Glas Oliven und eine leere Packung gemischte Meeresfrüchte. Carolin rümpfte gleich die Nase. „Mam, du hast diese schrecklichen Dinge doch nicht etwa auf die Pizza gelegt?"
„Doch, Schatz", nickte Ines.
Na toll!, dachte Carolin mit deutlich abgebremster Vorfreude. Pizza ist doch eigentlich etwas Leckeres, aber mit diesem Belag … Ganz im Gegensatz zu ihrer Mutter mochte Carolin nichts Exotisches. Und Oliven liefen bei ihr schon unter sehr exotisch.
„Aber keine Sorge, klärte Ines ihre Tochter gleich schmunzelnd auf. „Eine Hälfte des Backblechs habe ich nur mit Tomaten und Käse belegt, genau so, wie du es gerne magst.
Carolin atmete erleichtert auf. „Hoffentlich reicht ein halbes Backblech auch, murmelte sie dann. „Ich hab nämlich mächtig Kohldampf!
Und Jo isst bestimmt auch lieber die Seite ohne exotischen Belag, fügte sie in Gedanken hinzu. Tierarzt Dr. Joachim Sander war ihr Stiefvater und hatte so ziemlich den gleichen Essensgeschmack wie Carolin.
„Ich hatte die Meeresfrüchte noch hier und musste sie verarbeiten, erklärte Ines. „So kann jeder probieren, was er am liebsten mag. Nur Pizza Margherita zu machen, find ich ein bisschen langweilig.
Ines schaute in den Backofen. „Ein paar Minuten braucht die Pizza noch, dann ist sie richtig schön kross."
„Tag allerseits! Endlich Ferien! Und Pizza! Was will man mehr?! Das Leben ist schön! Thorben stürmte in die Küche und schnupperte begeistert. „Mhm … riecht endlecker!
Seine Begeisterung zauberte kleine Grübchen in sein Gesicht. Thorben war unübersehbar der Sohn von Dr. Sander.
„Hallo, Thorben! Hast du deine Sachen eigentlich schon zusammengepackt?" Ines sah ihren Stiefsohn fragend an.
Thorben wollte am nächsten Tag zu seiner Mutter fahren, um bei ihr die Ferien zu verbringen. „Logo, alles im Rucksack verstaut!", erklärte er.
Ines blickte auf die Uhr. „Jo müsste jetzt eigentlich auch bald aufkreuzen."
Kaum hatte sie ausgesprochen, wurde auch schon die Haustür geöffnet, und Dr. Sander betrat das Haus.
„Na prima, freute sich Ines. „Dann kann es ja losgehen.
Sie nahm den wattierten Küchenhandschuh, öffnete den Ofen und holte das Backblech heraus.
Der Pizzaduft zog Dr. Sander gleich in die Küche. „Welch herrlicher Geruch!", schwärmte er.
Ines scheuchte alle aus der Küche. „Also, dann essen wir gleich", bestimmte sie und ging mit der Pizza voraus ins Wohnzimmer. Die anderen folgten ihr.
Als alle am Esstisch saßen, blickte Ines fröhlich in die Runde. „Schön, dass wir mal wieder einen Abend zu viert haben."
„Stimmt, pflichtete Dr. Sander ihr bei. „Das kam in letzter Zeit wahrlich etwas zu kurz. Einer fehlte immer.
„Das wird ab morgen auch wieder der Fall sein, wenn ich bei meiner Mutter bin", warf Thorben etwas melancholisch und sehr theatralisch ein.
„Umso mehr genießen wir unseren heutigen gemeinsamen Abend", sagte Ines, griff nach Carolins Teller und packte ein großes Stück Pizza ohne exotischen Belag darauf. Dann nahm sie Dr. Sanders Teller und wollte ihm ein Stück von der mit Meeresfrüchten und Sardellen belegten Hälfte geben.
Doch Dr. Sander erhob sogleich Einspruch. „Warte mal, Ines, ich würde gern mit einem Stück Pizza Margherita beginnen."
„Dann nehm ich das, meldete sich Thorben. „Ich liebe Sardellen.
„Hast du eigentlich schon Pläne für die Ferien", erkundigte sich der Doc dann bei Carolin.
„Was für eine Frage!, kam Ines Carolin lächelnd zuvor. „Meine Tochter wird wie immer die meiste Zeit auf ihrem Ponyhof verbringen. Stimmt’s, mein Schatz?
„Mam, Lindenhain ist kein Ponyhof, sondern der coolste Reiterhof der Welt!, korrigierte Carolin ihre Mutter energisch. „Aber sonst hast du recht, Lindenhain und Sternentänzer stehen in den Ferien ganz oben auf meiner Liste.
Sternentänzer war Carolins Pferd. Ein wunderschöner und superlieber Araberhengst mit mondhellem Fell und einem kleinen schwarzen Keilstern auf der Stirn. Carolin liebte ihr Pferd über alles. Doch Sternentänzer war nicht nur wunderschön, sondern er hatte auch eine außergewöhnliche Gabe. Eine magische Gabe.
„Hoffentlich geht meine Mutter mit mir diesmal auch wieder zum Raften, überlegte Thorben schmatzend. „Das war echt cool beim letzten Mal.
Dr. Sander zwinkerte seiner Frau zu. „Gut zu wissen, dass unsere beiden Kinder schon verplant sind, da machen wir zwei uns auch eine schöne Zeit."
Ines lächelte. „Oh ja, ich hab da auch schon eine Idee. Wir könnten doch …"
In diesem Moment klingelte es Sturm an der Haustür. Ines sah ihren Mann an. Der zuckte nur die Schultern. Fragend blickte Ines dann zu Carolin, aber die konnte auch nur den Kopf schütteln.
„Das könnte höchstens Lina sein, die sich noch mal von mir verabschieden möchte", grinste Thorben. Lina Schniggenfittich war Carolins beste Freundin und außerdem seit Längerem mit ihrem Stiefbruder Thorben zusammen.
„Vielleicht ist es ja auch nur ein Aboverkäufer", warf Dr. Sander ein.
„Ich guck mal nach." Ines schob ihren Stuhl zurück und stand auf.
Carolin und Thorben folgten ihrer Mutter – für den Fall, dass es doch Lina war.
Ines öffnete die Tür und stockte. „Annabel!", stieß sie dann überrascht hervor.
Annabel Strothmann war Ines’ Schwester, doch die beiden waren sich nicht sehr ähnlich. Annabel lebte rund hundert Kilometer entfernt von Lilienthal in einer Kleinstadt, hatte drei Kinder, die alle ziemlich verzogen waren, und führte ein eher langweiliges, spießiges Leben. Ungefähr zweimal im Jahr war Familienbesuch bei ihr angesagt. Dann saßen alle zusammen, und jedes Mal gab es selbst gebackenen Rhabarbermohnkuchen. Das einzig Unterhaltsame an diesen Nachmittagen war, dass sie hinterher jedes Mal einen Wettbewerb veranstalteten: Wem die meisten schwarzen Mohnkörnchen zwischen den Zähnen klebten, der hatte gewonnen! Auch äußerlich war ganz und gar nicht zu erkennen, dass Ines und Annabel Schwestern waren. Annabel wog etwa dreimal so viel wie Ines, trug bevorzugt weite Kleider und hatte ihre mittelbraunen Haare meistens streng hochgesteckt. Obwohl sie jünger war als Ines, wirkte sie viel älter.
„Annabel, wiederholte Ines höchst erstaunt. „Was machst du denn hier?
Doch Annabel war nicht allein, neben ihr stand ihre Tochter Silvia, eine pummelige Zwölfjährige, die ihre Haare ebenfalls zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden hatte. Über der stramm sitzenden Hose trug sie ein enges T-Shirt, das nur knapp ihren Bauchnabel bedeckte.
Ines spähte über Annabels Schulter. „Sind deine zwei Jungs auch dabei?"
Annabel antwortete nicht, machte nur einen Schritt zur Seite und deutete mit dem Zeigefinger Richtung Straße.
Dort sah Ines gerade noch, wie ein weißer Mittelklassewagen mit lautem Motorengeheul und quietschenden Reifen davonbrauste. Ines verstand gar nichts. „Werden deine zwei Söhne gerade entführt?", fragte sie entsetzt.
„Sehr witzig!, schniefte Annabel und wischte sich über die Augen. „Wir sind gegangen, Silvia und ich. Jawohl, gegangen sind wir
, erklärte sie aufgebracht und drängte sich an Ines vorbei ins Haus. „Ich sei überspannt … ich und überspannt … tsts … Empört schüttelte sie den Kopf. „Das lass ich mir nicht sagen! Der soll doch selbst erst mal zur Vernunft kommen, anstatt mir nur Vorhaltungen zu machen. Überspannt hat er gesagt … Ist das zu fassen!
Sie schnaubte wie eine Dampflok in voller Fahrt und winkte Silvia zu sich. „Komm rein, mein Kind!"
„Aber …", stammelte Ines, die immer noch nichts verstand.
Silvia folgte ihrer Mutter. Wie ein Tropensturm rauschten Mutter und Tochter ins Hausinnere.
Ines, Carolin und Thorben, die immer noch in der offenen Tür standen, schauten den beiden ratlos hinterher.
Ines fasste sich als Erste, schloss die Haustür und eilte Annabel und Silvia hinterher. Die beiden steuerten schnurstracks auf das Wohnzimmer zu.
„Worum geht’s hier eigentlich, Mam?", raunte Carolin ihrer Mutter zu.
Ines zuckte nur die Schultern, ohne sich umzudrehen.
Thorben grinste vor sich hin. „Also, wenn ich mir die so ansehe … überspannt ist da noch harmlos!"
Im Wohnzimmer kam Dr. Sander seinen Gästen bereits entgegen. „Das ist ja eine Überraschung!", rief er erstaunt aus und begrüßte die beiden freundlich.
„Meine Schwester hatte Streit mit Karl-Heinz …", sagte Ines erklärend, an ihren Mann gewandt.
Annabel nickte nur knapp. Dann fiel ihr Blick auf den gedeckten Tisch und vor allem auf das Blech mit der knusprigen Pizza. „Wir haben noch gar nichts zu Abend gegessen", stellte sie dabei fest.
Dr. Sander machte eine einladende Handbewegung. „Dann nehmt doch erst mal Platz und speist mit uns. Es ist genug Pizza für alle da."
Das ließ sich Annabel nicht zweimal sagen. Ächzend ließ sie sich auf einen Stuhl fallen. „Hach, eigentlich bin ich so aufgewühlt, dass ich vermutlich keinen Bissen runterkriege, klagte sie. „Aber ein kleiner Happen kann nicht schaden. Schließlich hat niemand was davon, wenn ich verhungere.
Carolin ging in die Küche, um noch zwei Teller, Besteck und Gläser für Annabel und Silvia zu holen.
Während sich alle setzten, schnitt Ines ein großes Stück Pizza ab und legte es auf Annabels Teller. Ein weiteres ebenso großes Stück platzierte sie auf Silvias Teller.
„Das ist doch viel zu viel", protestierte Annabel, hatte dabei aber schon eine Ecke abgeschnitten und auf ihre Gabel gespießt.
„Jetzt erzähl doch mal, was passiert ist", forderte Ines ihre Schwester auf.
„Was passiert ist!?, wiederholte Annabel. „Ich habe einen engstirnigen, geizigen, zurückgebliebenen Ehemann
, schimpfte sie. Ihre Augen funkelten. „Und irgendwann läuft das Fass eben über." Sie nickte so heftig, dass ihr Doppelkinn wabbelte.
Ines und Dr. Sander wechselten schnelle Blicke.
„Und was war denn dieser berühmte Tropfen?", erkundigte sich Ines einfühlsam.
„Ich", begann Annabel und tippte sich dabei auf die Brust. „Ich möchte meinem Kind etwas ermöglichen, Silvia soll es später einmal besser haben als ich, mehr erreichen. Sie nickte vor sich hin. „Und daher möchte ich, dass sie im Schüleraustausch für zwei Wochen nach Australien gehen kann.
„Wie fast alle in meiner Klasse", warf Silvia ein.
„Aha!", machte Dr. Sander.
„Und was macht Karl-Heinz? Annabel betonte jede einzelne Silbe. „Er macht alles kaputt. Die Reise sei zu teuer, der Flug zu lang, das Kind zu jung. Außerdem müssten die Jungs dann etwas Ähnliches machen, schließlich könne man ja nicht das Mädchen bevorzugen, und das können wir uns nicht leisten
, ratterte Annabel ihre Antwort herunter. Mit jedem Wort wurde ihr Kopf röter.
„Na ja …, begann Dr. Sander. „So ganz Unrecht hat er ja nicht
, hatte er sagen wollen.
Dazu kam er aber nicht, denn Annabel fuhr schon lautstark fort. „Ich hätte mich da total in was verrannt! Das sei nur ein überzogener, überspannter Wunsch von mir. Sie schüttelte den Kopf. „Überspannt! Ich? Ausgerechnet ich? Nee!
Wieder schüttelte sie den Kopf so heftig, als wolle sie einen Schwarm Mücken verscheuchen. „Das muss ich mir nicht sagen lassen. Auch nicht von meinem Mann. Oh nein!"
„Und was ist dann passiert?", fragte Ines.
„Was wohl?!", ereiferte sich Annabel. „Ich habe die Koffer gepackt und bin gegangen. Wir sind gegangen. Karl-Heinz kann bleiben, wo der Pfeffer wächst. Soll er doch