Sternentänzer, Band 8 - Der unheimliche Pferdehof
Von Lisa Capelli
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Rezensionen für Sternentänzer, Band 8 - Der unheimliche Pferdehof
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Buchvorschau
Sternentänzer, Band 8 - Der unheimliche Pferdehof - Lisa Capelli
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Der unheimliche Pferdehof
In einer stürmischen Vollmondnacht schlägt ein Blitz in eine jahrhundertealte Eiche ein und eine Sternschnuppe fällt vom Himmel. Im gleichen Moment wird ein wunderschöner Schimmel mit einem kleinen schwarzen Stern auf der Stirn geboren.
Was ist los mit Silberstern?
Hauchdünner Nebel legte sich wie ein zarter Schleier über die Hügel von Lindenhain. An den Spitzen der Gräser auf der Weide glitzerten Tautropfen. Es waren die ersten Anzeichen, dass sich der Sommer allmählich dem Ende zuneigte.
Carolin, genannt Caro, ließ ihr Fahrrad langsam bis zu den Radständern vor dem Haupthaus auf dem Reiterhof rollen.
Sie seufzte. Was für ein Sommer! Voller Überraschungen. Die schönste war gewesen, dass die herrliche schwarze Araberstute Cinderella und das wunderschöne pechschwarze Hengstfohlen Silberstern zurückgekehrt waren. Sternentänzers ganze Familie war jetzt wieder auf ihrem Reiterhof Lindenhain vereint.
Carolin stellte ihr Rad ab und spitzte neugierig hinüber zum dritten Fenster links oben am Ferienhaus. Stille. Die blau-weiß gestreifte Gardine hing wie festgenagelt. Ferdi schlief wohl noch. Seit dem Sommer wohnte auch Ferdinand Reifenbach, der Besitzer von Cinderella, auf Lindenhain. Er hatte Silberstern und Cinderella aus Berlin mitgebracht und war gleich dageblieben. Er besuchte nun die Privatschule in Grünstadt.
Oder? War da doch was? Hat sich der Vorhang doch bewegt? Carolin ging ein paar Schritte zurück, um besser sehen zu können. Krrrrstch! machte es auf einmal unter ihren Füßen.
Huch? Was war denn das? Carolin lächelte, bückte sich und hob es auf – es war eine Filmrolle. Ein kleiner Rest ihrer großen Filmkarriere.
Der berühmte schwedische Regisseur Sven Örigson hatte auf Lindenhain im Sommer den historischen Film Der Held, das Mädchen und die Edelfrau gedreht. Carolin und Sternentänzer hatten in einer kleinen Nebenrolle mitgespielt. Ganz Lindenhain musste umgebaut werden, damit die Kulisse stimmte und alles so wirkte wie im 18. Jahrhundert. Zum Glück sieht mein Lindenhain jetzt wieder aus wie immer, dachte Carolin zufrieden und blickte sich um.
Der Reiterhof erhob sich auf einem grünen Hügel zwischen großen, knorrigen, alten Linden. Er bestand aus einem langen, hellgelben Stall mit blauen Türen und einem Auslauf davor, einer Reithalle, einem Reitplatz, einem großen Paddock mit blauem Holzzaun, einer Reithalle und dem Haupthaus. Seit kurzem gehörte außerdem das hübsche terrakottafarbene Ferienhaus mit den grünen Fensterläden dazu.
„He, Caro, hast du Lina gesehen?" Nick, Lindenhains Mann für alles, war schon bei der Arbeit und schreckte sie aus ihren Gedanken.
„Lina? Lina wer? Lina war zwar ihre beste Freundin. Doch seit sie mit Thorben Sander, dem Sohn von Lindenhains Tierarzt, zusammen war, bekam Carolin sie kaum noch zu Gesicht. Die wenige Zeit, die Lina ohne ihren Thorben verbrachte, nahm sie Hexen-Nachhilfe bei ihrer Oma Ami. „Was willst du denn von ihr?
„Ach, nicht so wichtig, winkte Nick ab. Er fuhr sich durch seine kurzen blonden Haare. „Sag mal, Caro, ist dir eigentlich auch schon aufgefallen, dass sich Silberstern etwas merkwürdig benimmt?
Carolin schüttelte den Kopf. „Warum?"
„Er scheint supernervös zu sein."
„Echt?"
„Tänzelt ständig herum. Nick grinste. „Als würde ihn ein Schwarm wild gewordener Hummeln verfolgen.
Carolin kicherte. „Er ist noch so jung. Wahrscheinlich will er sich einfach austoben."
Nick zuckte die Schultern. „Ich hab ja schon viele junge Pferde gesehen, aber so war noch keins drauf!"
„Silberstern ist ja auch kein gewöhnlicher Hengst, sondern das Fohlen von meinem wunderschönen, klugen, lieben Sternentänzer", meinte Carolin stolz. Ihre braunen Augen blitzten.
„Huhu!", hallte es auf einmal über den ganzen Hof. Carolin blickte hinüber zum Ferienhaus. Da hing Ferdi im oberen Stockwerk so weit zum Fenster hinaus, als wolle er sich hinunterstürzen, und winkte wild mit beiden Armen.
„Schon ein echter Witzbold, der Typ", grinste Nick und winkte zurück.
Ferdi formte mit den Händen einen Lautsprecher. „Frühstückst du mit mir, Caro?"
„Jaahaa!", schrie Carolin zurück. Sie mochte den Chao-ten. Er hatte sich schon in vielen schwierigen Situationen als wahrer Freund erwiesen.
Als Carolin in den Gemeinschaftsraum kam, flitzte ihr Ferdi gerade von der Treppe her entgegen. Er streckte sich, seine blonden Haare standen kerzengerade in die Höhe. „Oh Mann, hab ich gut geträumt ..."
„Wovon denn?", erkundigte sich Carolin.
„Lindenhain war kein Reiterhof mehr, sondern ein Eisstadion. Dort, wo jetzt die Pferde rumtraben, gab’s eine wunderschöne, spiegelglatte Eisfläche und ich mittendrauf, alle jubelten mir zu." Ferdis großer Traum war es, Eishockeyspieler zu werden. Doch seine Mutter fand, dass der Sport für ihn zu gefährlich sei. Stattdessen plante sie eine Reitkarriere für ihn, aber mittlerweile hatte sie diese Zukunftspläne begraben. Schließlich und endlich musste sie einsehen, dass Ferdi zum Reiten in etwa so begabt war wie ein Pferd zum Seiltanzen.
Carolin holte sich einen Kakao. „Träum weiter! Magst du auch einen?"
„Logo, danke." Ferdi nahm sich ein Brötchen und Schokokrem und hockte sich an einen der Tische.
Er seufzte. „Ich sollte mal wieder Heimaturlaub in Berlin machen und eine Runde auf dem Eis drehen."
„Na toll, willst du mich etwa auch noch verlassen?", sagte Carolin halb lächelnd, halb im Ernst.
„Warum auch noch?"
„Na, Lina, die treulose Tomate."
Ferdi verstand nur Bahnhof. „Lina hat dich doch nicht verlassen? Er hielt Carolin sein dick beschmiertes Brötchen hin. „Magst du mal abbeißen?
„Nee, danke, hab grad erst zwei davon zu Hause verdrückt. Nun ja ... nicht direkt verlassen, aber quasi."
„Wie geht quasi verlassen?", schmatzte Ferdi.
„Sie hängt nur noch mit ihrem Thorben ab. Thorben hier, Thorben da. Echt ätzend! Carolin stemmte die Ellbogen auf den Tisch und legte ihren Kopf in die Hände. „Früher, da war das ganz anders. Wir sind oft zusammen am See gesessen, ausgeritten, weggefahren. Haben Spaß gemacht und viele Abenteuer erlebt. Und jetzt? Wenn ich sie mal frage, ob wir was unternehmen, heißt es meist nur: ‚Sorry, keine Zeit, bin schon verplant.‘ Super, echt!
Carolin redete sich richtig in Fahrt. Es tat gut, mal Luft abzulassen. „Ich weiß schon gar nicht mehr, wann wir zwei, Lina und ich, das letzte Mal was gemeinsam unternommen haben. Schöne Freundin!"
„Na ja, meinte Ferdi. „Ich versteh sie schon. Sie und Thorben sind eben frisch verliebt. Und so eine junge Liebe will man schließlich ausleben. Da stören Dritte nur.
„Ausleben, pah! Meinetwegen. Aber dabei sollte man bitte schön nicht seine Freunde vergessen", empörte sich Carolin.
„Carolinchen", begann Ferdi und Carolin musste ein wenig lächeln. Niemand anders nannte sie so dämlich. Und wenn, dann hätte sie es ihm sofort verboten. Aber wenn Ferdi sie so nannte, klang das irgendwie süß.
„Carolinchen, bist du nun eigentlich sauer oder eifersüchtig?"
„Beides!" Carolin pustete so heftig in ihren Kakao, dass er beinahe über den Tisch spritzte.
„Also ich finde, die beiden sind ein richtig süßes Paar."
„Süßes Paar, na super, meckerte Carolin weiter. „Das finden alle. Ich kann’s echt nicht mehr hören. Und was ist mit mir? Ich vermisse meine beste Freundin! Das wird ja wohl noch erlaubt sein!
Sie schwang sich verärgert vom Stuhl. Nicht mal Ferdi hatte Verständnis.
Carolin stiefelte davon und kickte einen Stein über den Hof. Blödmann! Süßes Paar. Na und? Sie wusste eigentlich selbst nicht so genau warum, aber sie war jetzt stinksauer auf Ferdi und den Rest der Welt. Wie der Blitz rannte sie zu Sternentänzer, ihrem über alles geliebten Pferd. Der schien sie schon erwartet zu haben und begrüßte sie mit einem freudigen Wiehern. Carolin drückte ihr Gesicht in das weiche Fell des Pferdes. „Mein schöner Sternentänzer, wenigstens du hältst zu mir, murmelte sie. Wie zur Bestätigung bewegte der Hengst seinen edlen Hals ein paar Mal auf und ab. „Na du, mein ganz Süßer, du lässt mich nicht im Stich, stimmt’s!
Sternentänzer sah sie mit seinen großen, dunklen, glänzenden Augen an. Wie immer, wenn sie sein mondhelles, samtenes Fell spürte, seine Nähe fühlte, wurde Carolin mit einem Mal ganz ruhig und gelassen. Sie hatte eine ganz enge Verbindung zu ihrem Pferd. Und Sternentänzer war ja auch nicht irgendein Pferd, sondern ein ganz besonderes. Mit einer ganz besonderen Gabe. Carolin strich zärtlich über den kleinen schwarzen Stern auf Sternentänzers Stirn.
Auf einmal raschelte und knisterte es in der Nebenbox. Erst ganz leise, dann immer lauter. Es schnaubte, prustete und schließlich ertönte ein Wiehern. Silberstern hatte Carolins Stimme gehört.
„Ich komm gleich zu dir, Silberstern, rief sie. „Ich muss doch erst deinen Papa begrüßen.
Sie drückte Sternentänzer noch einen Kuss auf die zarten Nüstern, dann eilte sie zu Silberstern.
„Na, Silbersternchen!" Aus Silbersternchen war inzwischen ein großer, kräftiger Silberstern geworden. Doch für Carolin, die seine Geburt in einer stürmischen Vollmondnacht miterlebt hatte, war der herrliche pechschwarze Hengst mit der seidenweichen schwarzen Mähne immer noch Sternentänzers Fohlen. Unglaublich, wie sehr er inzwischen seinem Vater ähnlich sah! Er war wie eine Sternentänzer-Ausgabe in Schwarz. Der kleine Keilstern, der auf Sternentänzers Stirn schwarz war, war auf Silbersterns Stirn weiß.
Silberstern scharrte aufgeregt mit den Hufen. Als er Carolin sah, schnaubte er laut und warf seinen Kopf unruhig hin und her.
„He, he! Du bist aber aufgeregt!, lächelte Carolin und liebkoste ihn. „Immer mit der Ruhe, mein Schöner!
Doch Silberstern schien plötzlich völlig aufgedreht. Er begann in der Box nervös herumzutänzeln und drehte sich sogar um seine eigene Achse. Er benahm sich, als hätte er Carolin wochenlang nicht gesehen. Dabei hatte sie erst gestern fast den ganzen Nachmittag mit ihm verbracht, sein Fell gebürstet und gestriegelt, Schweif und Mähne gekämmt und seine Hufe ausgekratzt. „Brrrr, Silberstern. Piano!" Carolin tätschelte seinen Hals und versuchte ihn zu beruhigen. Doch Silberstern dachte gar nicht daran. Er tänzelte weiterhin nervös herum und drehte sich noch einmal im Kreis. Carolin fiel unweigerlich Nicks Vergleich von den Hummeln wieder ein.
Nachdenklich betrachtete sie den Hengst. Nick hatte Recht. Silbersterns Verhalten war nicht normal. Zärtlich strich sie die Mähne des Hengstes zurück und blickte in seine unruhig funkelnden schwarzen Kohleaugen. „Was hast du denn, Silberstern, vermisst du vielleicht deine Spielgefährten?"
Bis vor kurzem war Silberstern auf einem Gestüt in Berlin untergebracht gewesen, wo er in einer Herde mit gleichaltrigen Fohlen aufwachsen konnte. Ob ihm tatsächlich seine Kumpel fehlen?, überlegte Carolin.
Von Ausreißern und kaputten Zäunen
Als Carolin tags darauf nach der Schule auf Lindenhain eintraf, herrschte helle Aufregung. Nick lief aufgeschreckt über den Hof Richtung Koppel, Gunnar und Vicky hinterher. Vickys dunkelbrauner Pferdeschwanz wippte hin und her. Gunnar lief so schnell, dass er seinen Cowboyhut festhalten musste, um ihn nicht zu verlieren. Sogar Hahn Fridolin krähte lauthals auf dem Misthaufen, als würde sich die Aufregung auf ihn übertragen. Das alles konnte nichts Gutes bedeuten.
Was geht denn hier ab?, wunderte sich Carolin mit einem unguten Gefühl im Bauch. Geschwind stellte sie ihr Rad ab und jagte den anderen nach, die hintereinander bis zum oberen Ende der Koppel rannten. Nick immer noch voran, dann Vicky und zuletzt – inzwischen mit etwas Abstand – Gunnar. Wo wollen die denn hin?, überlegte Carolin, während sie so schnell lief, dass sie schier außer Puste geriet. Sie keuchte wie eine alte Dampflok. Ganz oben auf dem Hügel, dort, wo der Wald begann, blieben die drei schließlich stehen. Nick baute sich vor dem Gatter auf und stemmte die Hände in die Hüften.
Wenig später kam auch Carolin angeschnauft.
Nick deutete mit dem Kopf auf ein großes Loch im Gatter. So riesig, dass sich ein Pferd hindurchzwängen konnte. Ein Pferd? Carolin legte die Hand über die Augen und suchte die Koppel ab. Gott sei Dank! Carolin atmete erleichtert auf. Ganz unten stand der mondhelle Sternentänzer und rupfte friedlich an einem Büschel Gras. Sie sah sich weiter um. Nicht weit von ihm entfernt graste Cinderella in aller Gemütsruhe.
„Wie konnte das passieren?", riss Gunnars Stimme sie aus den Gedanken.
Nick ruckelte am Holzzaun. „Der Zaun ist nicht mehr der jüngste. Das Holz wird an verschiedenen Stellen allmählich morsch. Das ganze Gatter müsste mal renoviert werden."
Gunnar zog