Alls dreht sich um Barbi: Sophienlust 238 – Familienroman
Von Marisa Frank
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Über dieses E-Book
Diese beliebte Romanserie der großartigen Schriftstellerin Patricia Vandenberg überzeugt durch ihr klares Konzept und seine beiden Identifikationsfiguren.
»Mami, Mami!« Barbi zappelte heftig in Schwester Regines Armen.
»Deine Mami ist gleich wieder hier.« Die Kinderschwester hob das kleine Mädchen noch höher. Sie schaukelte es in der Luft hin und her und lachte ihm herzlich ins Gesicht.
Schwester Regine verstand es wirklich, mit Kindern jeder Altersstufe umzugehen. Seit Jahren war sie im Kinderheim Sophienlust tätig und bei groß und klein beliebt.
Barbis Augen wurden noch größer. Ihr Mündchen verzog sich, dann lachte sie hellauf. Es war das Lachen eines unschuldigen Kindes, das noch nichts von der Grausamkeit des Lebens wusste.
Die junge Kinderschwester zog das erst zweijährige Kind, das vor einem halben Jahr seinen Vater verloren hatte, liebevoll an sich. Und jetzt hatte die Kleine jegliche Scheu verloren. Sie fuhr Schwester Regine mit ihren Händchen ins Gesicht, lachte dabei und plapperte unverständliches Zeug.
»So, ich glaube, wir zwei haben uns nun miteinander angefreundet.« Noch einmal hob Schwester Regine die Kleine hoch über ihren Kopf, um sie dann auf ihre eigenen Füße zu stellen. »Wollen wir in den Garten gehen?« Sie beugte sich hinab und strich dem Kind das schöne rotblonde Haar aus dem Gesicht.
Jetzt sah Barbi die Kinderschwester mit großen erstaunten Augen an und versuchte das Wort Garten nachzusprechen. Es gelang ihr noch nicht.
»Es ist ein schöner großer Garten, eigentlich ein Park mit vielen Bäumen und einer Spielwiese, einem Spielplatz mit Sandkästen, Schaukeln und Rutschen«, erzählte Schwester Regine. »Dort wird Barbi spielen. Es sind viele Kinder dort. Sie freuen sich schon darauf, dich kennenzulernen.«
Barbi versuchte das Wort Kinder zu wiederholen, aber auch das wollte
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Buchvorschau
Alls dreht sich um Barbi - Marisa Frank
Sophienlust ab 211
– 238–
Alls dreht sich um Barbi
Ein kleiner Sonnenschein wird verzweifelt gesucht
Marisa Frank
»Mami, Mami!« Barbi zappelte heftig in Schwester Regines Armen.
»Deine Mami ist gleich wieder hier.« Die Kinderschwester hob das kleine Mädchen noch höher. Sie schaukelte es in der Luft hin und her und lachte ihm herzlich ins Gesicht.
Schwester Regine verstand es wirklich, mit Kindern jeder Altersstufe umzugehen. Seit Jahren war sie im Kinderheim Sophienlust tätig und bei groß und klein beliebt.
Barbis Augen wurden noch größer. Ihr Mündchen verzog sich, dann lachte sie hellauf. Es war das Lachen eines unschuldigen Kindes, das noch nichts von der Grausamkeit des Lebens wusste.
Die junge Kinderschwester zog das erst zweijährige Kind, das vor einem halben Jahr seinen Vater verloren hatte, liebevoll an sich. Und jetzt hatte die Kleine jegliche Scheu verloren. Sie fuhr Schwester Regine mit ihren Händchen ins Gesicht, lachte dabei und plapperte unverständliches Zeug.
»So, ich glaube, wir zwei haben uns nun miteinander angefreundet.« Noch einmal hob Schwester Regine die Kleine hoch über ihren Kopf, um sie dann auf ihre eigenen Füße zu stellen. »Wollen wir in den Garten gehen?« Sie beugte sich hinab und strich dem Kind das schöne rotblonde Haar aus dem Gesicht.
Jetzt sah Barbi die Kinderschwester mit großen erstaunten Augen an und versuchte das Wort Garten nachzusprechen. Es gelang ihr noch nicht.
»Es ist ein schöner großer Garten, eigentlich ein Park mit vielen Bäumen und einer Spielwiese, einem Spielplatz mit Sandkästen, Schaukeln und Rutschen«, erzählte Schwester Regine. »Dort wird Barbi spielen. Es sind viele Kinder dort. Sie freuen sich schon darauf, dich kennenzulernen.«
Barbi versuchte das Wort Kinder zu wiederholen, aber auch das wollte noch nicht ganz gelingen. Die Kinderschwester lachte und sprach ihr das Wort geduldig noch einmal vor, dann sagte sie: »Komm!« Sie streckte der Kleinen ihre Hand entgegen, und Barbi griff willig danach.
Schwester Regine ging mit der Kleinen durch die große Halle des Kinderheims. Von hier führte eine breite teppichbespannte Treppe mit Geländer hinauf in den ersten Stock. Dort befanden sich die Schlafzimmer der Kinder mit je zwei Betten, Schränken und Nachtkästchen. Auch Denise von Schoenecker, die das Kinderheim bis zur Volljährigkeit ihres Sohnes Dominik von Wellentin-Schoenecker, genannt Nick, verwaltete, hatte im ersten Stock ein Zimmer. Sie zog sich aber nur dann dorthin zurück, wenn sie etwas ausspannen wollte. Selten übernachtete sie in Sophienlust, da sie in zweiter Ehe mit Alexander von Schoenecker verheiratet war, dessen Gut nicht weit von dem Kinderheim entfernt lag.
Plötzlich blieb Barbi stehen. Dann zog sie Schwester Regine zum offenen Kamin, der sich in der Mitte der Halle befand. Davor lag ein Bärenfell. Barbi entzog Schwester Regine ihre Hand und beugte sich interessiert über das Fell. Als sie dann aber das aufgerissene Maul sah, bekam sie schreckliche Angst. Sie schlug die Hände vor das Gesicht und versteckte sich hinter dem Rücken der Kinderschwester.
In diesem Moment stürmte die
fünfjährige Heidi, das jüngste Dauerkind von Sophienlust, durch das Portal in die Halle. Sie begann zu lachen. »Ist das Barbi?« Sie streckte ihre Hand aus. »Sie hat wohl Angst vor dem Fell?« Übermütig lief sie auf das Bärenfell zu und warf sich darauf.
Als Heidi den Blick wieder hob, fing sie einen strafenden Blick von Schwester Regine auf. Beschämt senkte sie ihr Köpfchen. Sie wusste doch, dass man nie ein Kind auslachen durfte. Schnell sprang sie wieder auf ihre Beine und lief auf den kleinen Gast zu.
»Es tut mir leid«, sagte sie herzlich, und man sah ihr dabei an, dass dies wirklich der Fall war. »Sie ist ja noch so klein. Ich glaube, ich habe mich zuerst auch vor seinen Zähnen gefürchtet.« Sie streckte ihre Hand aus. »Willst du meine Freundin sein? Ich werde dir alles zeigen, auch dass dieser Bär nicht beißt. Sein Fell ist sehr weich. Es ist lustig, darauf zu liegen. Willst du es nicht probieren?«
Barbi sah Heidi, die mit ihren seitlich abstehenden Rattenschwänzchen und den Stirnponys allerliebst aussah, mit großen Augen an, aber sie sagte nichts.
»Ist sie mir böse? Spricht sie nicht mit mir? Ich habe es wirklich nicht so gemeint. Schwester Regine, du musst es ihr sagen!« Heidi war bestürzt. Sie war ein lebhaftes, aber besonders anschmiegsames Kind, das von allen sehr geliebt wurde.
Schwester Regine musste lächeln. Sie beugte sich zu Heidi hinab und erläuterte: »Sie kann doch noch nicht sprechen, jedenfalls noch keine Sätze«, erklärte sie.
»Sie sieht aber gar nicht wie ein Baby aus«, staunte Heidi.
»Sie ist auch kein Baby mehr. Sie ist schon fünfundzwanzig Monate alt.«
»Fünfundzwanzig Monate«, wiederholte Heidi. Damit konnte sie nichts anfangen. »Ist ja auch egal«, erklärte sie dann selbstsicher. »Ich werde ihr das Sprechen schon beibringen. Zuerst werde ich ihr aber zeigen, wie weich das Fell ist. Sprechen kann ich doch mit ihr?« Fragend sah Heidi Schwester Regine an. »Versteht sie mich?«
»Natürlich. Sie ist doch nicht schwerhörig.« Die sehr hübsche junge Frau beugte sich zu Barbi hinab. »Das ist Heidi. Sie ist sehr lieb.«
»Eidi lieb«, wiederholte die Kleine und nickte heftig.
»Na also!« Heidi schickte einen Stoßseufzer zur Decke. »Auch der Bär ist lieb«, erklärte sie dann wichtigtuerisch. »Sieh nur, was ich mit ihm mache.« Sie warf sich wieder auf das Bärenfell und vergrub ihr Gesicht in den langen weißen Haaren.
Schwester Regine ließ Barbi los. Was würde die Kleine nun tun?
Barbi zögerte einen Moment, dann folgte sie Heidis Beispiel. Sie hockte sich neben dem Fell auf den Boden und streckte vorsichtig ihre Hand aus.
»Er ist schon lange tot«, erklärte Heidi wichtig. »Du kannst ihm auch ins Maul greifen.« Sie machte es vor, aber dies war Barbi doch nicht ganz geheuer. Lieber kehrte sie zu Schwester Regine zurück.
»Sie ist sehr mutig«, lobte Heidi die Kleine. »Darf sie mit mir in den Park gehen?«
»Wir waren gerade auf dem Weg dorthin«, sagte Schwester Regine.
»Worauf warten wir dann noch?«, rief Heidi und lief hüpfend auf das Portal zu, durch das man auf eine Freitreppe kam.
»Mit, mit«, forderte Barbi und lief hinter Heidi her. Im Portal blieb sie stehen. Als Schwester Regine heran war, fragte sie: »Mami?«
»Deine Mami kommt auch in den Park.«
»Ist ihre Mami auch hier?«, fragte Heidi.
»Ja, Tante Isi zeigt Frau Fröhlich gerade das Haus.« Schwester Regine nahm Barbi an die Hand und begann mit ihr die Freitreppe hinabzusteigen.
»Aber wenn Barbi eine Mami hat, warum muss sie dann hierbleiben?«, fragte Heidi, deren Plappermäulchen nur selten stillstand.
»Weil ihre Mami arbeiten will, und da wäre sie tagsüber nicht zu Hause.«
»Barbi hat also keinen Papi mehr«, stellte Heidi fest, »aber sie muss deswegen nicht traurig sein. Sie wird merken, dass es bei uns schön ist. Sie bleibt doch bei uns?«
»Ich glaube schon, aber zuerst nimmt ihre Mutter sie noch mit nach Italien.« Man sah der Kinderschwester an, dass sie damit nicht ganz einverstanden war. Frau Karoline Fröhlich, die Mutter der kleinen Barbi war eine sehr sympathische junge Frau, aber sie war über den Tod ihres Mannes noch nicht hinweggekommen. Daher hatte ihr Schwager auf einen Tapetenwechsel bestanden. Er hatte kurzerhand für sie an der italienischen Riviera ein kleines Ferienhäuschen gemietet und auch vorgeschlagen, Barbi während des dortigen Aufenthaltes der Mutter in das Kinderheim Sophienlust zu geben. Er wusste, dass die Kleine dort bestens aufgehoben sein würde, da er mit dem Ehepaar von Schoenecker befreundet war.
Frau Fröhlich wollte aber davon nichts wissen. Wenn sie schon Ferien machen sollte, dann wollte sie es nur mit ihrer Tochter tun. Aber sie war trotzdem nach Sophienlust gekommen, denn sie wollte ihrem Schwager nicht länger zur Last fallen. Sie wollte auf eigenen Füßen stehen, und das hieß, dass sie sich eine Beschäftigung suchen wollte. Deshalb spielte sie mit dem Gedanken, Barbi tagsüber der Obhut Denise von Schoeneckers anzuvertrauen.
»Du, woran denkst du?« Heidi zupfte Schwester Regine an der Schürze. »Wollen wir nicht zu den anderen gehen?« Sie wusste, da noch Ferien waren, spielten die Schützlinge von Sophienlust in dem großen Park mit seinem alten Baumbestand. »Sie sind alle schon sehr neugierig auf Barbi«, verriet sie. Und dann hielt sie es nicht länger aus. Sie packte die Kleine an der Hand und lief mit ihr über die Wiese davon.
Lächelnd folgte die Kinderschwester den beiden. Dabei dachte sie, dass Barbi hier sicher besser aufgehoben sein würde als im heißen Süden. Dort würde sie völlig aus ihrem Lebensrhythmus gerissen werden. Schwester Regine hielt nicht viel davon, kleine Kinder mit in fremde Länder zu schleppen. Diese interessierten sich nicht für Landschaften und fremde Städte. Also würde sie deshalb noch einmal mit Frau Fröhlich sprechen.
Schwester Regine schritt schneller aus. Sie wollte bei Barbi sein, wenn sie von den Kindern umringt wurde, damit diese nicht zu stürmisch vorgingen und die Kleine Angst bekam.
Aber die Sorge der Kinderschwester war unbegründet. Pünktchen hatte sich schon liebevoll der Kleinen angenommen. Sie hatte Barbi auf eine der Schaukeln gesetzt und schubste das vor Freude jauchzende Kind