Sabine will nicht ins Kinderheim: Sophienlust Bestseller 94 – Familienroman
Von Marisa Frank
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Das Kinderheim Sophienlust erfreut sich einer großen Beliebtheit und weist in den verschiedenen Ausgaben der Serie auf einen langen Erfolgsweg zurück. Denise von Schoenecker verwaltet das Erbe ihres Sohnes Nick, dem später einmal, mit Erreichen seiner Volljährigkeit, das Kinderheim Sophienlust gehören wird.
»Jetzt habe ich die Kinder vergessen!« Ruckartig – von dieser plötzlichen Erkenntnis getroffen – blieb Denise von Schoenecker stehen. Sie war eine noch jugendlich aussehende, gepflegte Frau. »Ich wollte für die Kleineren ein neues Märchenbuch besorgen, und den Größeren habe ich einen Fußball versprochen.« »Dann müssen die Kinder eben bis zum nächsten Mal warten«, entgegnete Frau Rennert ungerührt. Die Heimleiterin wollte weitergehen, doch Denise von Schoenecker zögerte. »Nein«, sagte sie dann entschlossen, »ich gehe noch einmal zurück.« Frau Rennert lächelte. Als Heimleiterin des Kinderheims Sophienlust, das Denise von Schoenecker für ihren Sohn verwaltete, wusste sie nur zu gut, was die Frau des Gutsbesitzers Alexander von Schoenecker alles für ihre Schützlinge tat. Kein Weg, keine Strapazen waren ihr zu viel, wenn es darum ging, den Kindern eine Freude zu bereiten oder für deren Wohlbefinden zu sorgen. Die dunklen Augen der aparten Frau sahen Frau Rennert bittend an. »Wenn Sie geradeaus weitergehen, um den Springbrunnen herum, dann stoßen Sie auf das Parkcafé. Dort setzen Sie sich bitte auf die Terrasse und warten auf mich. Ich werde mich beeilen.« »Ach nein«, wehrte die mütterliche Frau ab. »Ich begleite Sie, und dann trinken wir zusammen einen Kaffee.« Entschieden schüttelte Denise den Kopf.
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Sophienlust Bestseller
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Buchvorschau
Sabine will nicht ins Kinderheim - Marisa Frank
Sophienlust Bestseller
– 94 –
Sabine will nicht ins Kinderheim
Bitte, lasst euch nicht scheiden!
Marisa Frank
»Jetzt habe ich die Kinder vergessen!« Ruckartig – von dieser plötzlichen Erkenntnis getroffen – blieb Denise von Schoenecker stehen. Sie war eine noch jugendlich aussehende, gepflegte Frau. »Ich wollte für die Kleineren ein neues Märchenbuch besorgen, und den Größeren habe ich einen Fußball versprochen.«
»Dann müssen die Kinder eben bis zum nächsten Mal warten«, entgegnete Frau Rennert ungerührt.
Die Heimleiterin wollte weitergehen, doch Denise von Schoenecker zögerte. »Nein«, sagte sie dann entschlossen, »ich gehe noch einmal zurück.«
Frau Rennert lächelte. Als Heimleiterin des Kinderheims Sophienlust, das Denise von Schoenecker für ihren Sohn verwaltete, wusste sie nur zu gut, was die Frau des Gutsbesitzers Alexander von Schoenecker alles für ihre Schützlinge tat. Kein Weg, keine Strapazen waren ihr zu viel, wenn es darum ging, den Kindern eine Freude zu bereiten oder für deren Wohlbefinden zu sorgen.
Die dunklen Augen der aparten Frau sahen Frau Rennert bittend an. »Wenn Sie geradeaus weitergehen, um den Springbrunnen herum, dann stoßen Sie auf das Parkcafé. Dort setzen Sie sich bitte auf die Terrasse und warten auf mich. Ich werde mich beeilen.«
»Ach nein«, wehrte die mütterliche Frau ab. »Ich begleite Sie, und dann trinken wir zusammen einen Kaffee.«
Entschieden schüttelte Denise den Kopf. »Kommt überhaupt nicht infrage. Ich habe Sie heute schon genug durch Maibach gehetzt. Sicher werden Ihnen die Füße wehtun.«
Frau Rennert sah auf ihre Füße, die tatsächlich schmerzten. Sie seufzte: »Man ist schließlich nicht mehr die Jüngste.«
»Na, sehen Sie! Gehen Sie nur voraus. Im Parkcafé gibt es ausgezeichneten Kuchen, aber verraten Sie das nicht Magda. Sie ist ja überzeugt, den besten Kuchen weit und breit zu backen.«
Ein zustimmendes Lächeln glitt über Frau Rennerts Gesicht. Sie wusste, Denise von Schoenecker hatte völlig recht. Magda, die etwas beleibte Köchin von Sophienlust, konnte vorzüglich kochen, wollte dies aber immer wieder bestätigt wissen.
»Bis gleich!« Noch ehe die Heimleiterin etwas sagen konnte, machte Denise auf dem Absatz kehrt und eilte den Weg zurück. Sie dachte an Heidi, das jüngste Dauerkind von Sophienlust. Heidi wünschte sich ein Buch mit vielen Bildern. Die Fünfjährige war am meisten fasziniert von der Märchenwelt, hatte aber von Rotkäppchen und Aschenbrödel ihre eigenen Vorstellungen. Ein Lächeln huschte über Denises Gesicht. Sie wusste, es würde schwer sein, etwas zu finden, was dem Geschmack der Kleinen entsprach.
Bellend hetzte ein Hund zwischen den Sträuchern hervor. Bei Denise blieb er hechelnd stehen. Es war ein sehr schöner Hund, ein Collie. Ohne zu zögern streckte Denise die Hand nach ihm aus.
»Bessy, wo bist du? Wirst du zurückkommen!«, rief eine helle Mädchenstimme.
Der Hund drehte kurz den Kopf und gab einen Laut von sich, dann sah er Denise von Schoenecker mit seinen klugen Augen wieder voll an.
»Du bist also Bessy«, sagte Denise und beugte sich zu dem Hund hinab.
»Was tust du denn da?« Atemlos tauchte ein Mädchen auf. »Wirst du sofort herkommen!«
Der Hund drehte den Kopf, machte aber keine Anstalten, dem Ruf seiner kleinen Herrin Folge zu leisten.
»Du bist ein ganz böser Hund!« Die Stimme des Mädchens klang weinerlich. »Du musst doch bei mir bleiben.«
»Ist es dein Hund?«, fragte Denise das Mädchen, das einige Meter entfernt stehen geblieben war.
»Er gehört mir ganz allein«, antwortete die Kleine. »Sie dürfen ihn nicht anrühren.«
»Warum nicht?«
»Weil er mein Hund ist.« Trotzig hob das Mädchen den Kopf. »Bessy, komm sofort her!«
Diesmal gehorchte der Hund. Schwanzwedelnd lief er auf das Mädchen zu, stupste mit der Schnauze liebevoll gegen die Hand der Kleinen. Diese schlang sofort ihre Arme um den Hals des Hundes und drückte ihr Gesicht an dessen zottiges Fell.
Der Anblick rührte Denise eigenartig. Unwillkürlich trat sie einige Schritte näher. »Du hast deinen Hund wohl sehr gern?«
Die Kleine hob den Kopf, und Denise las Angst in ihren Augen. »Er gehört nur mir. Niemand darf ihn mir wegnehmen.«
Denise hockte sich vor dem Kind nieder. »Es ist ein sehr schöner Hund.«
Eifrig nickte das Mädchen. »Er ist auch sehr klug. Er kann viele Kunststücke.«
»Das glaube ich. So sieht er auch aus.« Denise kraulte den Hund. Wie ihre Stieftochter Andrea war auch sie eine Tiernärrin.
Dem Hund schien zu gefallen, dass sie ihn kraulte. Er gab ein friedliches Knurren von sich und schmiegte seinen schlanken Körper an Denises Beine.
»Bessy!« Das Mädchen riss ihren Hund zurück. Die Augen der Kleinen blitzten zornig. »Lassen Sie sofort meinen Hund in Ruhe!«
»Ich tue deinem Hund nichts. Ich weiß, dass er dir gehört.« Denise richtete sich auf. War die Kleine eben noch zutraulich gewesen, jetzt blickte sie wieder verängstigt.
»Dein Hund heißt also Bessy«, begann Denise ein neues Gespräch. »Und wie heißt du?«
»Bine«, antwortete die Kleine wohlerzogen, dann wandte sie sich aber sofort wieder ihrem Hund zu. »Komm, Bessy, wir müssen weiter. Wir haben noch einen langen Weg vor uns.«
»Wohin musst du denn?«, erkundigte sich Denise. Sie fand, die Kleine war ein entzückendes Kind. Sie hatte schulterlanges blondes Haar und Ponyfransen. Wenn sie lachte, erschienen Grübchen in ihren Wangen.
Die Kleine legte einen Zeigefinger über die Lippen und schüttelte ernst den Kopf. »Das verraten Bessy und ich nicht.« Sie packte den Hund am Halsband und begann daran zu zerren.
Der Hund schien zu zögern. Er hob den Kopf, stieß ein kurzes Bellen aus, und dabei blickte er Denise an. Wollte der Hund etwas von ihr?
»Komm schon«, rief das Mädchen ungeduldig. Es bückte sich nach einem Stein und warf ihn mit aller Kraft so weit wie es konnte. Der Hund schoss davon.
»Auf Wiedersehen«, sagte die Kleine höflich und stob hinter dem Hund her.
Denise von Schoenecker sah ihr gedankenverloren nach. Sie fand, irgendwie wirkte das Kind verloren. Es schien an seinem Collie Halt zu suchen. Andererseits war es aber auch sehr selbstbewusst.
Denise schüttelte über sich selbst den Kopf. Da zerbrach sie sich schon wieder über ein fremdes Mädchen den Kopf, während sie doch noch Besorgungen zu machen hatte. Sie ging den Kiesweg zurück, wobei sie hinter sich das Bellen des Hundes und die helle Stimme des Mädchens hörte. Die Kleine schien ihren vierbeinigen Begleiter schon wieder zu rufen.
Sabine oder Bine, wie sie sich selbst nannte, hatte jetzt den Springbrunnen erreicht. Sie beugte sich über den Rand und tauchte ihre Hand in das sprudelnde Nass. Dann sah sie sich nach ihrem Hund um. »Bessy, wo bist du?«
Der Hund gab einen Laut und schoss hinter dem Springbrunnen hervor. »Hast du auch so einen Durst?«, fragte die Kleine und spritzte den Collie an.
Der Hund jaulte. Bine sah darin eine Antwort. »Was machen wir nun? Wollen wir davon trinken?« Fragend sah sie ihren Collie an.
Bessy, eine Hündin, bellte kurz, dann stellte sie ihre Vorderbeine auf den Beckenrand.
»Du meinst also, ich kann trinken?«, fragte Bine erfreut und beugte sich erneut über den Rand des Springbrunnens. Mit beiden Händen schöpfte sie Wasser und trank.
»Aber ich habe auch Hunger, Bessy. Was sollen wir dagegen tun? Seit heute früh habe ich nichts mehr gegessen.«
Der Hund stieß sie mit der Schnauze an, und Sabine strich ihm traurig über den Kopf. »Ich weiß, du hast auch Hunger. Aber du verstehst mich doch. Wenn wir nicht fortgelaufen wären, dann hätten sie uns getrennt.«
Mit großen Augen sah der Hund zu ihr empor. »Mir muss etwas einfallen.« Bine nagte an ihrer Unterlippe, dann hob sie entschlossen den Kopf. »Ich bin ja für dich verantwortlich. Wir sind nun ganz allein, haben sonst niemanden mehr.« Tränen wollten in ihre Augen schießen, doch sie schluckte sie tapfer hinunter.
»Bessy, wir wollen weiter. Oder glaubst du, ich hätte die Frau fragen sollen, ob sie etwas zu essen hat? Sie sah sehr nett aus.« Bine sah in den Park hinein, doch von Frau von Schoenecker war nichts mehr zu sehen. Nur eine ältere Frau kam langsam näher. Sie benutzte beim Gehen einen Stock.
Bine beugte sich tiefer über ihren Hund. »Die fragen wir lieber nicht«, flüsterte sie ihm ins Ohr. »Wer ist schneller bei den Bäumen?«, rief sie dann und lief quer über die Wiese voraus.
Als die beiden die Bäume erreicht hatten, sah Sabine ein Parkcafé. »Dort gibt es sicher etwas zu essen«, sagte sie seufzend. »Vielleicht haben sie wenigstens etwas für dich.« Wie hypnotisiert ging sie auf den Eingang zu. Dort beugte sie sich wieder zu ihrem Hund hinab. »Sollen wir es wagen?«, fragte sie. »Sollen wir einfach hineingehen?«
Bessy rührte sich nicht. Sabine griff in das Fell ihres Hundes und hielt sich daran fest. »Du hast also auch Angst«, sagte sie leise und dann etwas entschiedener: »Ich habe aber Hunger.«
Die Frau, die eben im Eingang erschien, hatte ihre Worte nicht gehört. Sie musterte das Kind nur flüchtig. »Suchst du jemanden? Ist deine Mami in unserem Café?«
»Ja …, nein … Ich weiß nicht, wo meine Mami ist.« Sabine stieß Bessy an. »Wir gehen lieber wieder«, sagte sie entschieden und verschwand um die Hausecke.
Auf der anderen Seite des Hauses