Ein Vater kehrt zurück: Sophienlust (ab 351) 407 – Familienroman
Von Marisa Frank
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Der Sophienlust Bestseller darf als ein Höhepunkt dieser Erfolgsserie angesehen werden. Denise von Schoenecker ist eine Heldinnenfigur, die in diesen schönen Romanen so richtig zum Leben erwacht.
Mit Tragtaschen und Päckchen beladen, kam Denise von Schoenecker aus einem Maibacher Warenhaus. Aufatmend hielt sie am Gehsteig kurz inne. Es war immer dasselbe. Wenn sie nach Maibach fuhr, dann hatte sie stets eine lange Einkaufsliste bei sich, und meistens wurde es dann noch mehr, als sie vorgesehen hatte. Jetzt bereute sie, daß sie ihren Sohn Nick und dessen Freundin Pünktchen nicht mitgenommen hatte. Die beiden hätten ihr tragen helfen können. Auch hätten sie ihr beim Aussuchen neuer Bücher zum Vorlesen helfen können. Zwar wurde im Sommer weniger vorgelesen als im Winter, aber sowohl die kleinen als auch die größeren Kinder freuten sich über eine neue Geschichte. Denise von Schoenecker war für das Kinderheim Sophienlust verantwortlich. Sie verwaltete dieses Heim bis zur Volljährigkeit ihres Sohnes Nick, denn dieser war der eigentliche Besitzer. Er hatte Sophienlust, einst ein herrschaftlicher Besitz, von seiner Urgroßmutter Sophie von Wellentin geerbt. Die alte Dame hatte aber in ihrem Testament bestimmt, daß aus dem Herrenhaus ein Heim für elternlose oder Geborgenheit suchende Kinder werden solle. Diese Aufgabe hatte Denise von Schoenecker übernommen. Jeder, der nach Sophienlust kam, staunte über das Kinderheim. Bereits der Anblick des großen Gebäudes mit den grünen Fensterläden erweckte Gemütlichkeit. Die schlanke, noch immer jugendlich aussehende Frau überquerte die Straße. Sie hatte ihr Auto unweit des Warenhauses auf einem Parkplatz abgestellt, da sie Tiefgaragen haßte. Plötzlich stockte Denises Fuß. Im Vorbeigehen war ihr Blick auf eine Ankündigung gefallen, die sie interessierte. Sie trat näher heran, um das Plakat zu studieren.
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Sophienlust (ab 351)
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Buchvorschau
Ein Vater kehrt zurück - Marisa Frank
Sophienlust (ab 351)
– 407 –
Ein Vater kehrt zurück
Wird ein Traum endlich Wirklichkeit?
Marisa Frank
Mit Tragtaschen und Päckchen beladen, kam Denise von Schoenecker aus einem Maibacher Warenhaus. Aufatmend hielt sie am Gehsteig kurz inne. Es war immer dasselbe. Wenn sie nach Maibach fuhr, dann hatte sie stets eine lange Einkaufsliste bei sich, und meistens wurde es dann noch mehr, als sie vorgesehen hatte. Jetzt bereute sie, daß sie ihren Sohn Nick und dessen Freundin Pünktchen nicht mitgenommen hatte. Die beiden hätten ihr tragen helfen können. Auch hätten sie ihr beim Aussuchen neuer Bücher zum Vorlesen helfen können. Zwar wurde im Sommer weniger vorgelesen als im Winter, aber sowohl die kleinen als auch die größeren Kinder freuten sich über eine neue Geschichte.
Denise von Schoenecker war für das Kinderheim Sophienlust verantwortlich. Sie verwaltete dieses Heim bis zur Volljährigkeit ihres Sohnes Nick, denn dieser war der eigentliche Besitzer. Er hatte Sophienlust, einst ein herrschaftlicher Besitz, von seiner Urgroßmutter Sophie von Wellentin geerbt. Die alte Dame hatte aber in ihrem Testament bestimmt, daß aus dem Herrenhaus ein Heim für elternlose oder Geborgenheit suchende Kinder werden solle.
Diese Aufgabe hatte Denise von Schoenecker übernommen. Jeder, der nach Sophienlust kam, staunte über das Kinderheim. Bereits der Anblick des großen Gebäudes mit den grünen Fensterläden erweckte Gemütlichkeit.
Die schlanke, noch immer jugendlich aussehende Frau überquerte die Straße.
Sie hatte ihr Auto unweit des Warenhauses auf einem Parkplatz abgestellt, da sie Tiefgaragen haßte.
Plötzlich stockte Denises Fuß. Im Vorbeigehen war ihr Blick auf eine Ankündigung gefallen, die sie interessierte. Sie trat näher heran, um das Plakat zu studieren. Der Auftritt einer Pianistin in der Aula des Gymnasiums wurde angekündigt.
Denise suchte nach dem Datum des Klavierkonzerts. Zwar war ihr der Name der Pianistin nicht geläufig, aber in dieser Hinsicht wurde in Maibach nicht viel geboten. Maibach war eben nur eine kleine, ländliche Kreisstadt.
Denise nahm sich vor, ihren Mann auf das Konzert aufmerksam zu machen, als sie neben sich eine Bewegung spürte. Ein kleiner Junge strahlte sie an.
Denise lächelte ihm ebenfalls zu. Da wurde der Kleine zutraulich. Er streckte seine Hand aus. »Du, das ist meine Mami.«
Denise verstand nicht. Sie drehte sich um, suchte nach der Mutter des Jungen.
»Nein, das ist meine Mami!« Der Kleine zeigte auf das Plakat. »Sie tritt hier auf. Sie kann ganz prima Klavier spielen.« Man sah ihm an, wie stolz er auf seine Mutter war.
»Deine Mami ist die Ria Preiß?« fragte Denise interessiert.
»Ja.« Eifrig nickte der Junge. »Sie ist eine… eine Pi…« Vergebens suchte er nach dem richtigen Wort.
Denise half lächelnd aus. »Du meinst, eine Pianistin.«
»Ja. Wir fahren sehr viel herum, und ich darf immer mit meiner Mami mitkommen.«
»Jens, was machst du denn schon wieder?« Im Laufschritt kam eine hübsche, kaum geschminkte junge Frau heran.
»Das ist meine Mami«, sagte der Junge, wieder nicht ohne Stolz. Erst danach wandte er sich an seine Mutter. »Ich habe der Tante erzählt, daß du es bist, die Klavier spielen wird. Vielleicht kommt die Tante jetzt auch in unser Konzert.«
»Aber Jens!« Die Wangen von Ria Preiß röteten sich etwas.
»Das mußte ich doch tun. Sie hat das Plakat angesehen.«
»Jens, ich habe doch gesagt, daß du vor dem Geschäft warten sollst.« Die Stimme der Künstlerin klang jetzt streng.
Jens senkte den Kopf. »Aber die Tante hat doch so interessiert geguckt…«
Nun schüttelte Ria Preiß ärgerlich den Kopf. »Ich habe dir auch schon oft gesagt, daß du nicht zu allen Damen Tante sagen sollst. Da bist du schon zu alt.«
»Aber die Frau ist sicher eine ganz liebe Tante«, verteidigte sich der Junge.
»Entschuldigen Sie.« Ria Preiß legte ihre Hand auf den Kopf ihres Sohnes. Jetzt erst sah sie Denise von Schoenecker richtig an. »Mein Sohn ist leider verwöhnt. Er ist immer bei mir und daher gewohnt, im Mittelpunkt zu stehen.«
»Ich werde einmal Mamis Ma… Manager.« Jens strahlte, nachdem er das für ihn so schwere Wort ausgesprochen hatte. »Ich bin sicher ein besserer Manager als Onkel Boris. Den schicken wir dann weg. Ich gehe ja auch bald in die Schule«, fuhr er vertrauensvoll fort. »Ich muß viel lernen, damit ich Mami ganz berühmt machen kann.«
Über das Gesicht der Pianistin glitt ein Schatten. »Nein, mein Liebling, du weißt doch, daß ich nicht mehr lange öffentlich auftreten werde. Wir werden es uns in unserem Häuschen gemütlich machen, und ich werde Klavierunterricht geben.«
»Das wird Onkel Boris aber gar nicht gefallen.« Jens lehnte sich an seine Mutter.
»Darauf können wir keine Rücksicht nehmen. Du kommst ja nach den Sommerferien in die Schule.« Ria Preiß nahm ihren Sohn an die Hand. Mit einem Kopfnicken verabschiedete sie sich von Denise.
Jens wollte jedoch noch nicht gehen. Er entzog seiner Mutter die Hand. An Denise gewandt, sagte er: »Meine Mami hat ein großes Problem. Das Problem bin ich.«
»Aber Jens, du bist heute wieder einmal sehr vorlaut.« Rias Stirn kräuselte sich.
»Aber es ist doch wahr. Mami hat heute sogar schon geweint. Weißt du, Tante, ich will nicht, daß meine Mami traurig ist.«
»Das kann ich verstehen«, erwiderte Denise ernst. »Haben Sie wirklich Probleme? Vielleicht kann ich Ihnen helfen.« Sie sah von Jens auf dessen Mutter.
»Leider.« Ria seufzte. »Mein Manager hat für mich doch noch einige Termine angenommen. Dabei sollte in drei Wochen mein letzter Auftritt sein. Das Problem ist, ich habe niemanden für meinen Sohn. Daher wollte ich auch nicht mehr auftreten. Mein Manager hat es sicher gut gemeint, aber nun weiß ich nicht, was ich tun soll.«
»Mamis Manager ist Onkel Boris«, verkündete Jens.
»Das ist es ja.« Die Pianistin seufzte erneut. Boris Jonas ist mein langjähriger Freund. Er hat sich einfach über meine Wünsche hinweggesetzt. Was soll ich nun tun? Ich kann doch nicht die Termine platzen lassen. Wer zahlt die Konventionalstrafe?«
Denises Päckchen gerieten ins Rutschen.
»Ich glaube, die nette Tante braucht Hilfe!« rief Jens aus. Schnell lief er auf Denise zu und versuchte, das Päckchen festzuhalten.
»Tante, wir helfen dir tragen. Ich bin zwar noch nicht sehr stark, aber meine Mami kann helfen.«
»Natürlich. Wo wollen Sie denn hin?« Auch Ria Preiß griff zu.
»Danke. Mein Auto steht dort drüben.« Mit einer Kopfbewegung deutete Denise zum Parkplatz hinüber. »Ich habe selbst schon bemerkt, daß ich wieder einmal sehr viel eingekauft habe.«
Denise ging zu ihrem Wagen. Jens und die Pianistin folgten ihr.
»So, das wäre geschafft.« Denise sperrte die Autotür auf und legte die Tüten und Taschen auf den Rücksitz. Ria Preiß wollte sich verabschieden, aber Denise hielt sie zurück. »Moment noch!« Sie verschloß die Autotür wieder.
»Sicher will die Tante eine Karte für das Konzert haben«, meinte Jens.
Denise lächelte. Der Kleine war etwas vorlaut, aber er gefiel ihr.
»In das Konzert werde ich sicher gehen, aber ich habe noch eine andere Idee. Wenn ich Sie richtig verstanden habe, wissen Sie nicht, wohin Sie Jens geben sollen«, wandte Denise sich an Frau Preiß.
»Er muß ja in die Schule gehen. Da kann er mich nicht mehr begleiten. Jens hat seinen Vater nicht gekannt.« Sekundenlang schwieg Ria, dann fügte sie hinzu: »Er starb noch vor seiner Geburt. Ich bin allein.«
»Du hast Onkel Boris. Er ist aber nicht lieb. Er bestimmt immer über dich, und mich schickt er immer so früh ins Bett.«
»Aber Jens!« Verlegen zog Ria ihren Sohn an sich.
»Haben Sie etwas Zeit, Frau Preiß?« fragte Denise.
Ehe Ria antworten konnte, platzte Jens heraus: »Heute haben wir viel Zeit. Onkel Boris ist nämlich nicht da.«
»Gut, dann könnten wir doch einen Kaffee trinken gehen«, meinte Denise.
»Kaffee? Bekomme ich einen Kaffee?« Fragend sah Jens seine Mutter an.
»Wie wäre es mit einem Eis?« schlug Denise vor.
»Schokoladeneis esse ich am liebsten. Mami, bekomme ich ein Schokoladeneis?«
»Ja, du bekommst eins.« Ria sah von ihrem Sohn auf Denise. Sie fand die dunkelhaarige Frau sehr sympathisch, aber sie verstand nicht, was sie wollte.
Denise erriet ihre Gedanken. Ich verwalte ein Kinderheim«, erklärte sie.
»Ein Kinderheim…« Auf Rias Gesicht erschien Abwehr. »Ich denke nicht daran, meinen Sohn in ein Heim zu geben. Ich suche eine nette Frau, bei der Jens für ein, zwei Monate wohnen kann. Danach habe ich meine Verpflichtungen erfüllt. Boris muß einsehen, daß ich dann nicht mehr auftreten kann.«
»Jens könnte, solange Sie wollen, bei uns bleiben – eine Woche oder drei Monate. Das Kinderheim gehört zu Wildmoos. Es liegt etwas außerhalb des kleinen Ortes. Die Kinder werden mit Kleinbussen zur Schule gebracht. Die kleineren zur Schule in Wildmoos, die größeren hierher ins Gymnasium. Nun, es ist nur ein Vorschlag.«
»Mami, ich will bei der lieben Tante wohnen«, rief Jens begeistert aus.
»Dann darfst du vor allem nicht mehr Tante sagen«, belehrte seine Mutter