Blick in die Zukunft: Sophienlust (ab 351) 418 – Familienroman
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Der Sophienlust Bestseller darf als ein Höhepunkt dieser Erfolgsserie angesehen werden. Denise von Schoenecker ist eine Heldinnenfigur, die in diesen schönen Romanen so richtig zum Leben erwacht.
Die Bewohner von Sophienlust saßen im Speisesaal beim Abendessen. Vor allem die Kinder legten einen erstaunlichen Appetit an den Tag. Sie waren am Nachmittag mehrere Stunden lang an der frischen Luft gewesen und nun entsprechend hungrig. Außerdem hatte die Köchin Magda ihre Kochkünste wieder einmal unter Beweis gestellt. Als Hauptgericht gab es gefüllte Kalbsbrust mit Gemüsereis und verschiedenen Salaten. »Ach, Pünktchen, reichst du mir bitte die Schüssel mit dem Kartoffelsalat herüber?«, bat Irmela Groote, ein großes schlankes Mädchen, zurzeit eines der ältesten Kinder von Sophienlust. »Tut mir leid. Die Schüssel ist leer«, erwiderte Pünktchen, die diesen Spitznamen den lustigen Sommersprossen verdankte, die auf ihrem Stupsnäschen tanzten. Mit vollem Namen hieß sie Angelina Dommin, aber kaum jemand redete sie so an. »Möchtest du von dem Gurkensalat, Irmela?« »Nein, danke. Eigentlich habe ich ohnehin schon genug gegessen. Bloß vom Kartoffelsalat hätte ich gern noch eine zweite Portion gehabt. Er schmeckt einfach köstlich.« »Möchtest du meinen Salat?«, fragte da die Huber-Mutter. »Ich habe noch nichts davon gegessen, er ist noch unberührt«, fügte sie hinzu und schob ihren Salatteller zu Irmela hinüber.
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Sophienlust (ab 351)
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Buchvorschau
Blick in die Zukunft - Elisabeth Swoboda
Leseprobe:
Sophienlust 296
Leseprobe»Mutti, hier ist eine Eisdiele.« Henrik wollte über die Straße stürmen, doch Denise von Schoeneckers Hand hielt ihn gerade noch rechtzeitig fest. »Moment, mein Sohn. Wir sind doch in die Stadt hereingefahren, um Einkäufe zu machen. Wir wollten vor allem Geschenke kaufen. Zwei unserer Kinder haben nächste Woche Geburtstag.« Henrik seufzte laut und deutlich. »Du hast recht«, gestand er dann. Kurz fixierte er seine Schuhspitzen, dann hob er wieder entschlossen den Kopf und fragte: »Ich war doch brav, nicht wahr? Kein Wort habe ich gesprochen, als du deinen Besuch gemacht hast.« Seine grauen Augen forschten erwartungsvoll im Gesicht der Mutter. Denise von Schoenecker, die Verwalterin des Kinderheims Sophienlust, strich ihrem Jüngsten über den widerspenstigen Haarschopf. Sie lächelte. »Ich kann nicht sagen, daß du kein Wort gesprochen hast, aber du hast ausnahmsweise einmal nicht zuviel gesprochen.« Zuerst sah es so aus, als wollte sich das Gesicht des Neunjährigen beleidigt verziehen, doch dann besann sich der Junge eines Besseren. Er frohlockte: »Also, gib schon zu, daß ich brav war.« Denise nickte. »Und weißt du, was du mir versprochen hast, wenn ich mich gesittet benehme?« trumpfte Henrik auf.
Sophienlust (ab 351)
– 418 –
Blick in die Zukunft
Können die Kinder aus Sophienlusts ein Unglück verhindern?
Elisabeth Swoboda
Die Bewohner von Sophienlust saßen im Speisesaal beim Abendessen. Vor allem die Kinder legten einen erstaunlichen Appetit an den Tag. Sie waren am Nachmittag mehrere Stunden lang an der frischen Luft gewesen und nun entsprechend hungrig. Außerdem hatte die Köchin Magda ihre Kochkünste wieder einmal unter Beweis gestellt. Als Hauptgericht gab es gefüllte Kalbsbrust mit Gemüsereis und verschiedenen Salaten.
»Ach, Pünktchen, reichst du mir bitte die Schüssel mit dem Kartoffelsalat herüber?«, bat Irmela Groote, ein großes schlankes Mädchen, zurzeit eines der ältesten Kinder von Sophienlust.
»Tut mir leid. Die Schüssel ist leer«, erwiderte Pünktchen, die diesen Spitznamen den lustigen Sommersprossen verdankte, die auf ihrem Stupsnäschen tanzten. Mit vollem Namen hieß sie Angelina Dommin, aber kaum jemand redete sie so an. »Möchtest du von dem Gurkensalat, Irmela?«
»Nein, danke. Eigentlich habe ich ohnehin schon genug gegessen. Bloß vom Kartoffelsalat hätte ich gern noch eine zweite Portion gehabt. Er schmeckt einfach köstlich.«
»Möchtest du meinen Salat?«, fragte da die Huber-Mutter. »Ich habe noch nichts davon gegessen, er ist noch unberührt«, fügte sie hinzu und schob ihren Salatteller zu Irmela hinüber.
»Aber Huber-Mutter, isst du ihn denn nicht selbst? Schmeckt dir heute das Essen nicht? Du hast ja auch noch das ganze Fleisch auf deinem Teller liegen. Dabei magst du gefüllte Kalbsbrust doch so gerne. Ist dir nicht gut? Bist du krank?«, erkundigte sich Irmela besorgt.
»Ich bin völlig gesund. Macht euch um mich keine Sorgen«, wehrte die Greisin ab. Doch mittlerweile war auch Regine Nielsen, die Kinderschwester, aufmerksam geworden.
»Huber-Mutter, mit dir stimmt etwas nicht«, stellte sie mit gespielter Strenge, die ihre Besorgnis überdecken sollte, fest. Immerhin war die Huber-Mutter eine betagte Frau – in ihrem Alter mussten auch kleinere Unpässlichkeiten ernst genommen werden. »Ich fürchte, du hast dir heute mit deiner Fahrt nach Maibach zu viel zugemutet«, fuhr sie fort. »Ich hätte dich doch lieber mit dem Wagen hinbringen sollen.«
»Aber nein«, beteuerte die Greisin. Das Aufhebens, das man um sie machte, war ihr höchst unangenehm. Sie war dankbar, dass sie ihren Lebensabend in Sophienlust verbringen durfte, aber sie wollte niemandem zur Last fallen.
»Oder du hättest uns deinen Kräutersaft einfach morgen mitgeben können«, sagte Pünktchen. »Wir hätten ihn dann nach der Schule zu Herrn Direktor Stockinger gebracht. Bis morgen hätte er schon noch darauf warten können.«
»Er hätte ihn sich auch selber holen können«, warf Fabian ein.
»Sehr richtig«, pflichtete Angelika Langenbach dem Jungen bei. »Aber anstatt sich selbst herzubemühen, bestellt er unsere arme alte Huber-Mutter in die Stadt!«
»Aber, Kinder, ihr seht das ganz falsch«, sagte die Greisin. »Der Ausflug nach Maibach hat mir Spaß gemacht – zuerst wenigstens. Ich freute mich über die Abwechslung. Und warum sollte ich dem Direktor Stockinger seinen Saft nicht in sein Büro liefern? Er ist ein viel beschäftigter Mann, während ich eine Menge Zeit habe. Zum Glück bin ich noch rüstig und somit nicht zur Untätigkeit verurteilt.«
Die Kinder nickten zustimmend. Sie wussten, dass die Huber-Mutter in der warmen Jahreszeit allerlei Kräuter sammelte, sie teilweise gleich zu Säften verarbeitete, teilweise sorgfältig trocknete und für späteren Gebrauch aufhob. Ihr Kundenkreis war vielfältig. Nicht nur in Wildmoos, auch in der nahegelegenen Kreisstadt Maibach gab es Leute, die auf die Heilkraft der von ihr gesammelten Kräuter schworen.
»Aber warum bist du heute so niedergeschlagen, Huber-Mutter?«, fragte Pünktchen und kam somit wieder auf den Ausgangspunkt des Gespräches zurück. »War der Direktor Stockinger mit dem Saft, den du ihm gebracht hast, nicht zufrieden?«
»O doch, er versicherte mir, dass er äußerst zufrieden ist, und dass ihm nur mein Hustensaft gegen seinen lästigen Reizhusten hilft. Allerdings fürchte ich, dass auch mein Absud aus Primelwurzeln und verschiedenen anderen Pflanzen auf die Dauer bei Herrn Direktor Stockinger wirkungslos bleiben wird«, erwiderte die alte Frau düster.
»Ah, sagt dir das deine seherische Gabe?«, fragte Fabian interessiert. Die Tatsache, dass die Huber-Mutter schon öfter Ereignisse vorausgesehen hatte, die dann wirklich eingetroffen waren, erfüllte die Kinder einerseits mit einer gewissen Scheu, andererseits jedoch mit einer stets wachen Neugier.
»Nein, dazu brauche ich keine seherische Gabe«, erwiderte die alte Frau auf Fabians Frage. »Herr Direktor Stockinger raucht nämlich wie ein Schlot. Es liegt auf der Hand, dass mein Primelextrakt gegen seinen Raucherhusten keine Chance hat. Er müsste erst einmal seinen Zigarettenkonsum einschränken. Das habe ich ihm auch klipp und klar ins Gesicht gesagt.« Sie verstummte und blickte nachdenklich vor sich hin. Die beiden Hausmädchen Lena und Ulla waren unterdessen damit beschäftigt, die leeren Teller abzuräumen und den Nachtisch auszuteilen: Gebratene Äpfel in Vanillesoße. Die Huber-Mutter reichte Ulla geistesabwesend ihren Teller mit dem kalt gewordenen Stück Kalbsbrust, nahm dafür das Dessert entgegen und stocherte mit dem Löffel gedankenverloren in der Vanillesoße herum.
Regine Nielsen und die Kinder wechselten bestürzte Blicke. Irgendetwas Unangenehmes war der Huber-Mutter in Maibach zugestoßen, so viel war klar. Aber was mochte passiert sein?
»Ich habe mich blamiert«, murmelte die alte Frau endlich.
»Blamiert?«, wiederholte Pünktchen und lachte etwas unsicher. »Weil du dem Direktor nahegelegt hast, dass er weniger rauchen soll?«
»Nein, das meine ich nicht. Zu diesem Zeitpunkt war noch alles in Ordnung. Ihr wisst ja, Herr Stockinger ist Direktor einer Versicherungsgesellschaft. Ich saß bei ihm in seinem noblen Büro in einem weich gepolsterten Ledersessel. Wir plauderten gemütlich. Ich freute mich, weil er mir erstens versprach, wirklich weniger zu rauchen, und zweitens, dass er meine Kräuterextrakte an seine Bekannten weiterempfehlen werde. – Na ja, nach einer Weile habe ich mich dann verabschiedet und bin gegangen. Das Wetter war heute so schön, deshalb wollte ich nicht gleich zurück nach Wildmoos fahren. Ich machte einen kleinen Schaufensterbummel und schaute mir die neue Frühjahrsmode in den Auslagen an. – Nicht, dass zartgrüne Hosenröcke oder gar türkisfarbene Schuhe für mich in Betracht kämen«, schränkte die alte Frau ein, lächelte ein bisschen, wurde jedoch rasch wieder ernst. »Ich war weder müde, noch schlecht aufgelegt oder bedrückt«, erzählte sie weiter. »Im Gegenteil, ich fühlte mich heiter und zufrieden. Ich malte mir aus, wie hübsch unsere Mädchen – Pünktchen, Irmela und die anderen – in den hellen Pullis und Kleidern, die heuer modern sind, aussehen würden. Da begegnete mir plötzlich dieser Mann.« Sie machte eine Handbewegung, als ob sie etwas Unangenehmes fortwischen wollte, runzelte die Stirn und schloss für eine Sekunde die Augen.
»War es ein böser Mann?«, piepste. Heidi Holsten mit ihrem hellen Stimmchen. Sie zählte zu den jüngsten Kindern von Sophienlust und zögerte nicht, unverblümt auszusprechen, was ihr gerade durch den Sinn ging.
»Bist du von diesem Mann bedroht worden?«, fragte nun auch die Kinderschwester. Sie entsann sich, erst unlängst in der Zeitung von einem jugendlichen Rowdy gelesen zu haben, der älteren Frauen die Handtaschen wegriss und auch nicht davor zurückschreckte, seine Opfer niederzuschlagen, wenn sie sich wehrten. »Huber-Mutter, so antworte doch«, bat Schwester Regine. »Bist du überfallen worden? Hat dir dieser Mann deine Tasche geraubt?«
»Äh – nein – was sagst du da, Schwester Regine?« Es schien der alten Frau Schwierigkeiten zu bereiten, sich von ihren Gedanken zu lösen und in die Gegenwart zurückzufinden.
Regine Nielsen wiederholte ihre ängstlichen Fragen, worauf die Huber-Mutter heftig den Kopf schüttelte. »Ihr habt mich missverstanden«, erklärte sie. »Der fremde Mann hat mir nichts getan. Es war ein völlig harmloser Passant, ein …, ein typischer Durchschnittsbürger. Jung, das heißt, euch würde er wohl nicht jung vorkommen. Aber mir erschien er jung. Wenn man einmal die siebzig hinter sich hat, erscheinen einem alle Leute unter fünfzig wie junges Gemüse«, meinte sie mit einem schwachen Lächeln.
Den Kindern war die Schilderung der alten Frau viel zu weitschweifig. Sie rutschten vor lauter Ungeduld auf ihren Stühlen herum. Es war mucksmäuschenstill in dem großen Speisesaal, alle spitzten die Ohren.
»Bitte, Huber-Mutter, sag schon … Was ist denn nun wirklich passiert? Was war los mit dem fremden jungen Mann? Wie alt war er nun tatsächlich?«, drängte Pünktchen.
»Das weiß ich nicht. Ich habe ihn natürlich nicht nach seinem Alter gefragt. Alles geschah so blitzschnell. Wie gesagt,