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Im Schatten der Vergangenheit: Sophienlust (ab 351) 392 – Familienroman
Im Schatten der Vergangenheit: Sophienlust (ab 351) 392 – Familienroman
Im Schatten der Vergangenheit: Sophienlust (ab 351) 392 – Familienroman
eBook124 Seiten1 Stunde

Im Schatten der Vergangenheit: Sophienlust (ab 351) 392 – Familienroman

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Über dieses E-Book

Diese beliebte Romanserie der großartigen Schriftstellerin Patricia Vandenberg überzeugt durch ihr klares Konzept und seine beiden Identifikationsfiguren: Denise von Schoenecker verwaltet das Erbe ihres Sohnes Nick, dem später einmal, das Kinderheim Sophienlust gehören wird.

Eilig hastete Karin Schwegler durch die Fußgängerzone von Stuttgart. Sie schenkte den Schaufenstern keine Beachtung mehr. Mit einem Blick auf ihre Armbanduhr hatte sie sich davon überzeugt, daß Heidi, ihre zehnjährige Tochter, sicher bereits auf sie wartete. Unwillkürlich seufzte Karin. Sie hatte nicht alles bekommen, was sie gewollt hatte. Das bedeutete, daß sie sich am nächsten Tag nochmals in die Innenstadt begeben mußte. Fast im Laufschritt eilte Karin über den kleinen Schloßplatz. Sie haßte Unpünktlichkeit. Also drängte sie sich hastig zwischen zwei Autos durch, um gleich darauf nervös in ihrer Tasche nach ihrem Autoschlüssel zu suchen. Mit einigen Päckchen und Tragtaschen in der Hand war dies kein leichtes Unterfangen. ­Endlich klappte es. Sie spürte den Schlüssel zwischen ihren Fingern, zog ihn aus der Tasche und sperrte auf. Aufatmend warf sie das Ein­gekaufte auf den Rücksitz. Als sie sich wieder aufrichtete, fiel ihr Blick auf einen kleinen Jungen. Die Hände in den Hosentaschen, schlenderte er zwischen den Autos hindurch. Und dann stockte Karin Schwegler der Atem. Der Kleine lief einfach auf die Fahrbahn. Einem Autofahrer gelang es gerade noch auszuweichen. Karin war blaß geworden, aber den Jungen schien das Geschehene nicht berührt zu haben. Mit einem Fuß auf dem Gehweg, mit dem anderen auf der Fahrbahn, hüpfte er munter weiter.
SpracheDeutsch
HerausgeberKelter Media
Erscheinungsdatum4. Dez. 2018
ISBN9783740939397
Im Schatten der Vergangenheit: Sophienlust (ab 351) 392 – Familienroman

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    Buchvorschau

    Im Schatten der Vergangenheit - Marisa Frank

    Sophienlust (ab 300) – 392 – Im Schatten der Vergangenheit

    Sophienlust (ab 300)

    – 392–

    Im Schatten der Vergangenheit

    Dabei liebe ich den Vita doch so sehr!

    Marisa Frank

    Eilig hastete Karin Schwegler durch die Fußgängerzone von Stuttgart. Sie schenkte den Schaufenstern keine Beachtung mehr. Mit einem Blick auf ihre Armbanduhr hatte sie sich davon überzeugt, daß Heidi, ihre zehnjährige Tochter, sicher bereits auf sie wartete.

    Unwillkürlich seufzte Karin. Sie hatte nicht alles bekommen, was sie gewollt hatte. Das bedeutete, daß sie sich am nächsten Tag nochmals in die Innenstadt begeben mußte.

    Fast im Laufschritt eilte Karin über den kleinen Schloßplatz. Sie haßte Unpünktlichkeit. Also drängte sie sich hastig zwischen zwei Autos durch, um gleich darauf nervös in ihrer Tasche nach ihrem Autoschlüssel zu suchen. Mit einigen Päckchen und Tragtaschen in der Hand war dies kein leichtes Unterfangen. ­Endlich klappte es. Sie spürte den Schlüssel zwischen ihren Fingern, zog ihn aus der Tasche und sperrte auf. Aufatmend warf sie das Ein­gekaufte auf den Rücksitz. Als sie sich wieder aufrichtete, fiel ihr Blick auf einen kleinen Jungen. Die Hände in den Hosentaschen, schlenderte er zwischen den Autos hindurch. Und dann stockte Karin Schwegler der Atem. Der Kleine lief einfach auf die Fahrbahn. Einem Autofahrer gelang es gerade noch auszuweichen.

    Karin war blaß geworden, aber den Jungen schien das Geschehene nicht berührt zu haben. Mit einem Fuß auf dem Gehweg, mit dem anderen auf der Fahrbahn, hüpfte er munter weiter. Offensichtlich war er sich der Gefahr nicht bewußt.

    Karin schlug ihre Autotür zu und lief zu dem Jungen. Der Schreck saß ihr noch in den Gliedern. Deshalb fuhr sie den Kleinen an: »Was fällt dir denn ein? Kannst du nicht aufpassen? Wo ist deine Mami?«

    Der Junge hob den Kopf. Mit großen Augen und unschuldigem Gesicht sah er Karin an. »Weiß nicht.« Er zuckte die Achseln. Dann lächelte er.

    Unwillkürlich erwiderte Karin das Lächeln. Der Kleine, sie schätzte ihn auf etwa fünf Jahre, war ein reizendes Kind. »Du bist einfach über die Straße gelaufen«, meinte sie wesentlich ruhiger und beugte sich zu ihm hinab. »Das ist gefährlich.«

    »Hm«, machte er, wobei auf seiner Stirn eine Falte erschien. »Warum fahren da wieder Autos?« Er zeigte mit der Hand hinter sich. »Dort waren keine Autos. Dort hat man überall laufen können.«

    »Das ist eine Fußgängerzone«, erläuterte Karin. »Wohin willst du denn?«

    »Weiß nicht.« Wieder zuckte der Kleine die Achseln.

    »Komm, ich bringe dich wieder in die Fußgängerzone.« Karin ergriff die Hand des Kleinen, die er ihr willig überließ. »Siehst du, jetzt müssen wir zuerst nach links und dann nach rechts schauen«, erklärte sie, ehe sie mit ihrem kleinen Begleiter die Fahrbahn überquerte.

    »Da gehen wieder alle auf der Straße«, stellte der Junge fest.

    »Ja«, bestätigte Karin. »Deswegen nennt man diese Straße auch Fußgängerzone. Hier darf kein Auto fahren. Da kann man kreuz und quer laufen.«

    »Fein! Läufst du mit mir mit?« Fester umspannte der Kleine Karins Hand. Er hob den Kopf und lächelte.

    Karin wurde es warm ums Herz. Sie liebte Kinder sehr. Wäre sie nicht so früh Witwe geworden, hätte sie sicher mehrere Kinder gehabt. So war es nur bei Heidi geblieben.

    »Ich bringe dich zu deiner Mami«, sagte Karin entschlossen.

    »Oh«, enttäuscht verzog sich das Gesicht des Jungen. »Dorthin ist es viel zu weit.«

    Karin stutzte. »Wo ist deine Mami?«

    »Zu Hause.« Der Kleine strahlte sie wieder an.

    Da stimmte doch etwas nicht! Karin bückte sich und nahm den Kleinen auf ihren Arm. »So, und nun erzählst du mir, was du hier machst«, forderte sie.

    »Ich gehe spazieren. Aber allein ist es langweilig. Da kann man mit niemandem sprechen.«

    »Bist du etwa ganz allein hier?« Erstaunt hielt Karin den Jungen etwas von sich ab, um ihm ins Gesicht zu sehen.

    Dieser nickte ernsthaft. »Ich bin ganz weit gegangen. Ich glaube, jetzt bin ich müde.« Ohne Scheu legte er seinen Kopf an Karins Schulter.

    »Du bist von daheim ausgerissen«, stellte Karin fest.

    »Nein.« Der Kopf des Jungen fuhr wieder hoch. »Ich bin nur weggegangen.«

    »Deine Mami wird dich aber suchen. Es ist höchste Zeit, daß du wieder nach Hause gehst.«

    »Kann nicht.« Der Kleine zuckte die Achseln. Sein Zeigefinger schob sich in den Mund. Dann gestand er: »Weiß nicht, wo ich wohne.«

    Karin wunderte sich. Der Junge sah aufgeweckt aus. Er war auch weder schüchtern, noch verklemmt.

    »Aber du weißt doch, wie du heißt?« fragte sie.

    »Klar! Thorsten… Thorsten Knoll.« Wie aus der Pistole geschossen war der Name aus dem Munde des Kleinen gekommen. Doch jetzt schob sich sein Zeigefinger wieder zwischen die Lippen. Leise gestand er: »So habe ich einmal geheißen.«

    Karin schüttelte den Kopf. Sie wurde aus dem Kleinen immer weniger klug. Aber ehe sie fragen konnte, erklärte der Junge bereits. »Meine Mami und ich haben Knoll geheißen. Dann kam der Mann. Zuerst sagte ich Onkel zu ihm, dann Papi. Meine Mami hat ihn geheiratet. Jetzt heißen wir so wie er, und das weiß ich nicht mehr.«

    »Ach so.« Unwillkürlich nagte Karin an ihrer Unterlippe. Dann probierte sie es noch einmal. »Du bist sicher sehr klug«, begann sie, wurde aber sofort von dem Kleinen unterbrochen.

    Mit einem strahlenden Lächeln erklärte er: »Ich bin schon fünf Jahre alt.«

    »Na, siehst du! Wenn du nachdenkst, kannst du mir sicher sagen, wo du wohnst. Wenn du nicht weißt, wie die Straße heißt, dann kannst du mir vielleicht erzählen, wie es dort aussieht.«

    Thorsten nickte ernsthaft. »Es gibt viele Häuser. Sie stehen ganz dicht beisammen. Ganz anders, als dort, wo wir vorher wohnten. Wir wohnen erst ganz wenige Tage hier. Der neue Papi hat das Haus gekauft, und meine Mami ist noch mit dem Einrichten beschäftigt. Daher hat sie nicht viel Zeit. So bin ich allein losgegangen. Zuerst habe ich auch auf die Autos aufgepaßt, wenn ich über die Straße gegangen bin.«

    Karin strich Thorsten über das Haar. »Ja, was machen wir nun? Wollen wir zusammen versuchen, den Weg zurückzugehen? Du mußt mir zeigen, wo du die Straße überquert hast. Wir werden den Weg schon finden. Du hast dir sicher einiges gemerkt.«

    Doch Thorsten schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht. Ich bin ganz, ganz weit gegangen. Du, ich habe Hunger.« Er legte seinen Kopf wieder an Karins Schulter.

    »Gut.« In diesem Moment hatte Karin ihre Tochter völlig vergessen. »Du bekommst Pommes frites oder eine Wurst. Ich kaufe dir, was du willst, und dann zeigst du mir, woher du gekommen bist.«

    »Aber ich weiß es doch nicht mehr.« Thorstens Gesicht verzog sich kläglich. »Wirklich nicht! So lange wohne ich doch noch nicht da. Ich bin einfach gegangen und gegangen.« Sein Kopf sank auf die Brust.

    Karin bekam Mitleid mit dem Kleinen. Sie war sicher, daß er nicht log. Heftig saugte er nun wieder an seinem Zeigefinger.

    »Ja, aber was machen wir denn da?« überlegte sie laut. »Deine Mami wird dich wahrscheinlich schon suchen.«

    »Schon«, gab Thorsten zu, um dann hinzuzufügen: »Aber das ist nicht so schlimm. Sie hat ja jetzt einen Mann.«

    »Moment, kleiner Mann. Bist du eifersüchtig? Bist du etwa doch ausgerissen?«

    Heftig schüttelte Thorsten den Kopf. »Ich bin nur gegangen, immer weiter. Über viele Straßen. Auch viele Straßenbahnen habe ich gesehen. Ich habe aber immer aufgepaßt, wenn ich über die Schienen gegangen bin.« Er wurde wieder eifrig. »Sogar zu einem Park bin ich gekommen. Einmal bin ich unter der Straße durchgegangen. Da war eine Rolltreppe. Damit bin ich ein paarmal gefahren.«

    »Und du hast gar keine Angst gehabt?«

    »Nein. Ich bin doch schon groß. Ich weiß, daß ich mich von fremden Männern nicht ansprechen lassen darf. Da war auch einer, der hat mit mir zusammen die Auslage angeschaut. Als er mich gefragt hat, was ich mir wünsche, da bin ich schnell weitergelaufen.«

    Karin mußte lächeln, doch dann wurde ihr der Ernst der Lage wieder bewußt. »Wann bist du denn zu Hause weggegangen?« fragte sie.

    »Gleich nachdem wir gegessen hatten.« Auf der Stirn des Jungen erschien eine Falte. Er dachte nach. »Papi ist heute nicht zum Essen gekommen«, berichtete er. »Mami hat daher Spaghetti gemacht mit viel Tomatensoße. Als im Radio die Nachrichten kamen, hatte ich meinen Teller schon leer gegessen.«

    »Du meinst um zwölf Uhr?«

    »Richtig.« Thorsten strahlte wieder. »Der im Radio hat gesagt: mit dem nächsten Gongschlag ist es zwölf Uhr.«

    »Und dann?« forschte Karin weiter.

    »Mami hat das Geschirr gleich abwaschen wollen. Die Küche soll doch sauber sein, wenn Papi kommt. Da bin ich vor das Haus gegangen und dann immer weiter.« Seine Unterlippe schob sich nach vorn. »Meinst du, ich hätte Mami fragen müssen?«

    Karin begriff, daß sie den Kleinen hätte schelten müssen, aber das brachte sie nicht übers Herz. Er sah sie so treuherzig

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