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Über dieses E-Book

Barbara ist ein elternloses Heimkind. Als sie von der Familie Baumhauer aufgenommen wird, freut sich Barbara und hat gleichzeitig Angst, dass sie der Familie nicht gerecht wird. Denn ihre Vergangenheit holt Barbara immer wieder ein und so wird das Leben mit den Baumhauers zu einer Herausforderung. Doch auch die Familie Baumhauer ist herausgefordert und schafft es mit der Hilfe von Barbara alte Lebensgewohnheiten überdenken... Der zweite Teil dieses Buches berichtet vom fröhlichen Leben der siebzehnjährigen Tina, die auf Grund von unvorhersehbaren Ereignissen in Probleme gerät, die sie zu Glück lösen kann... - zwei tiefergreifende Alltagsgeschichten. Lesenswert!-
SpracheDeutsch
HerausgeberSAGA Egmont
Erscheinungsdatum1. Jan. 2017
ISBN9788711509234
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    Buchvorschau

    Ein Jahr auf Probe - Lise Gast

    Leben

    Mutter merkte sofort, wie wenig begeistert Christian war, als sie mit ihrem kleinen Auto vor seiner Schule hielt. Ausgerechnet jetzt in der großen Pause, da alle sich auf Fußweg und Fahrstraße die Beine vertraten! Gegenüber dem alten, grauen, um die Jahrhundertwende gebauten Gebäude befand sich der Lebensmittelladen, in dem die Schüler Wecken und Brezeln, Kakao und Milch kauften. Und in dieses Gewühl hinein fuhr sie also, höchst überflüssigerweise, wie Christian sicher fand.

    Man sah ihm an, daß er erwog, einfach im Rudel der andern unterzutauchen. Dann aber gab er sich doch einen Stoß und schlenderte zu ihr herüber. Gut, gut, so brauche ich nicht auszusteigen, dachte Mutter, rückte auf den rechten Platz hinüber und drehte die Scheibe herunter. Er war auf dem Fußweg neben dem Wagen stehengeblieben und bückte sich.

    „Ja?" fragte er.

    „Kannst du eine Minute einsteigen?"

    Er zog die Luft durch die Nase und schob die Augenbrauen hoch, dann aber klappte er seine schmale Länge von einsfünfundachtzig zusammen und kroch in den Wagen. Mutters Hände lagen auf dem Steuerrad. Sie sah den Sohn nicht an, der sich rechts neben sie geklemmt hatte.

    „Wann hast du aus?" fragte sie. Es klang knapp und etwas atemlos.

    „Halb eins."

    „Hör mal –" Mutter fühlte, daß sie die Hürde genommen hatte.

    Ihr Gesicht, klar, herb, jünglinghaft mit dem kurzen Haar, wirkte im Profil jetzt fast vergnügt. Sie war wie immer tadellos angezogen, von der Kostümjacke bis zum Wildlederschuh alles richtig, nichts übertrieben. Christian legte Wert darauf, sie wußte es.

    „Du mußt jemanden abholen, Christian, sagte sie, „bitte, tu es, ich laß dir den Wagen hier. Eine – ein junges Mädchen, sechzehn Jahre. Vom Bahnhof. Der Zug kommt um dreizehn Uhr eins.

    „Wer ist es denn?" fragte Christian.

    „Eine Kusine von euch. Eine sehr entfernte. Ich erklär’ es dir später. Waisenkind. Ich selbst kann um eins nicht weg. Deshalb ... und sie freut sich sicherlich mehr, wenn du sie abholst. Gelt, du tust es?" fragte sie dringlich und sah ihn nun an.

    Christian erwiderte ihren Blick und nickte. „Schön. Mach’ ich. Wenn ich sie erkenne ..."

    „Das wirst du wohl. Bestimmt steht sie da und sieht sich um – und dann gehst du einfach hin und sagst, wer du bist. Genauso müßte ich es auch machen."

    „Und? fragte Christian. „Ich meine: Wieso kommt sie?

    „Ach, sie ist – sie heißt Barbara, wird angeblich Babs genannt. Oder Bäbs, ich weiß nicht. Schön finde ich ja solche Abkürzungen nicht, aber es scheint heutzutage Mode zu sein. Dich nennen sie wohl Chris in der Schule, und Tine heißt ja auch bei uns Tine, kein Mensch spricht den ganzen Namen aus."

    „Warum gebt ihr uns auch so lange? Christian und Christine, oder Michaela – oder was weiß ich. Warum nicht Hans und Grete, schlicht und einfach?"

    „Ihr würdet euch schön bedanken!"

    „Kommt sie zu Besuch?" fragte Christian nach einer Weile.

    „Babs? Ja – oder nein. Sie kommt – ich hab’ gedacht, wir nehmen sie zu uns. Ach nein, natürlich nicht für immer, aber für die letzten Schuljahre vielleicht. Das ist sowieso nicht mehr lange. Erst mal ein Jahr auf Probe. Mutter bewegte nervös die Hände am Steuer. „Tine ist so viel allein. Für sie ist es bestimmt gut.

    „Tine allein – das ist das Neueste! Christian lachte ein bißchen durch die Nase, aber keineswegs höhnisch, eher leicht amüsiert. So hatte sein Vater gelacht, wenn ihn etwas belustigte. „Tine, die dauernd jemanden mitbringt, Jungen und Mädchen. Tine allein!

    „Immerhin, sie ist die Jüngste, drei Jahre nach dir. Und sie hat nie eine Schwester gehabt, das ist auch nicht leicht. Ich weiß ja selbst, aber ja selbst, aber – also kurz und gut, ich habe beschlossen, daß wir sie nehmen. Jörg und Henrich wissen übrigens noch nichts, ich habe mit niemandem darüber gesprochen. Deshalb ... Christian, du hast eigentlich immer verstanden, was ich wollte. Deshalb bitte ich dich, sie abzuholen. Du wirst es schon richtig machen. Vater hätte es auch gekonnt."

    Sie schwieg. Es war nicht nötig, noch mehr zu sagen. Dieser Sohn hatte von jeher eine Art gehabt, ihre ernsthaften Entschlüsse zu respektieren, die sich angenehm abhob von der der andern Kinder. Henrich hätte wahrscheinlich jetzt weitergefragt, und Tine, ohne zu fragen, gebockt ... Christian tat weder das eine noch das andere.

    „Schön", sagte er.

    Mutter atmete unmerklich auf. Sie zog den Zündschlüssel ab und reicht ihn hinüber. „Also. Hier hast du ihn. Mach’s gut. Du wirst sie schon erkennen. Ich komme um zwei. Zeig ihr vorher die Stadt, oder geht Eis essen oder sonstwas, aber seid pünktlich. Wir essen dann sofort, ich muß ja wieder weg. Aber die erste Mahlzeit soll gemütlich sein, verstehst du?"

    „Klar."

    „Also bis dann."

    Sie stieg aus nach links, er nach rechts. Seine Klasse stand geballt am Vorgarteneck und starrte herüber. Mutter fühlte genau, wie ihm zumute war, nickte ihm nicht mehr zu, sondern ging eilig über die Straße, bog um die Ecke und war verschwunden. Christian schlenderte, den Zündschlüssel am Kettchen um den Zeigefinger wirbelnd, auf die anderen zu.

    „Na, Alter? Knies mit dem Muttertier? fragte Grönwald, der vorn stand. Christian zog eine Grimasse. „Nicht grade. Gibt’s eigentlich selten bei uns. Na ja, überall andere Sitten! Ich soll nur wen abholen, deshalb.

    „Eine junge Schönheit vermutlich?" bellte sein Banknachbar.

    Christian gab ihm einen Stoß. „Denkste. Alten Apotheker. So, nun wißt ihr’s." Er schob sich durch die Meute der Schultreppe zu.

    Christian erkannte den „alten Apotheker sofort. Er war nicht auf den Bahnsteig gegangen, sondern hatte sich an die Sperre gestellt. Es war, als könnte es auf der ganzen Welt kein anderes Mädchen geben, das Barbara hieß, Babs genannt wurde und so aussah. Klein, eher rund, aber so beweglich, daß man jede diesbezügliche Kritik – „Schlanksein ist alles, sagte Tine immer – sofort vergaß. Dunkles Haar, kurz, fransig, dunkle Augen, von denen das eine sich bei Erregung ein ganz klein wenig schräg stellte, dunkle Wimpern, so lang, daß man die Richtung des Blickes daran ablesen konnte. Das Auffallendste war der Mund: breit, mit trotzig aufgeworfenen Lippen, nicht eigentlich schön, aber unverwechselbar. Wer dieses Mädchengesicht einmal aufmerksam angesehen hatte, vergaß es nicht wieder, ob es ihm nun gefiel oder nicht.

    „Holst du mich ab? Das finde ich klasse, sagte Barbara und stellte zwei schwere Taschen vor ihm ab, eine rechts und eine links, um ihm die Hand geben zu können. „Ein Koffer ist außerdem noch da, wollen wir ihn gleich jetzt holen oder später? Ich kann das aber auch allein.

    „Gleich jetzt. Ich hab’ den Wagen da."

    Er hatte unwillkürlich die Taschen aufgehoben, an den Griff der rechten gesellte sich sogleich zutraulich-kameradschaftlich Barbaras Linke.

    „Bringen wir also erst die raus. Man glaubt nicht, daß man soviel Zeug hat, schwatzte sie munter. „Du bist Christian, der Jüngste, ja? Wie lang sind dann die beiden anderen?

    „Nicht länger. Oder doch kaum, sagte Christian und hielt vor dem Gepäckschalter an. „Übrigens sind sie nicht zu Hause. Du mußt mit mir vorliebnehmen. Und mit Tine.

    „Und mit deiner Mutter. Ich weiß. Barbara wandte keinen ihrer unbeirrbaren Blicke von ihm. „Seid ihr sehr entsetzt? Es ist ja nur zur Probe.

    „Wieso?" fragte Christian verstört.

    Sie sah ihn weiter an. „Ich war schon ein paarmal zur Probe. Einmal bei einem alten Ehepaar und einmal bei einem jungen. Bei beiden war es eine Katastrophe. Ich wollte auch nicht. Aber jetzt, als deine Mutter anrief – und wir sind ja doch verwandt."

    „Hm. Ich weiß nicht. Das spräche wohl eher dagegen. Christian sagte das etwas unkontrolliert. Barbara hatte eine Art, ziemlich Unaussprechliches auszusprechen, die ihn irritierte. Er hatte sich vorgenommen, sie einfach als Gast zu behandeln, unverbindlich-freundlich, und sich selbst möglichst herauszuhalten. „Dein Gast sei dein Gott, sagte Mutter, wenn sie sich manchmal über Besuch ärgerte. Barbara aber schien sich nicht als Gast fühlen zu wollen.

    „Na ja. Aber nahe Verwandtschaft ist es ja nicht, sagte sie und stieg zu ihm ein, nachdem das Gepäck verstaut war. „Ist jemand zu Hause, wenn wir kommen?

    „Mutter nicht. Tine vielleicht, ich weiß nicht, wann sie aus hat", sagte Christian. Sie fuhren. Er kannte die kleine Stadt genau und ließ den Wagen routiniert um die Ecken gleiten. Dann besann er sich darauf, Barbara, wie jeden neuen Besuch, auf sein Zuhause vorzubereiten.

    „Ja also, erwarte keine moderne Villa, ‚Schöner wohnen’ oder so. Ich möchte es später mal nicht so haben. Wie wir, meine ich. Zu entschuldigen ist es ja eigentlich nur damit, daß Mutter uns vier Gören ohne Mann aufziehen und deshalb nehmen mußte, was sich bot, was gerade billig genug war, daß sie es ohne allzu große Schulden kaufen konnte. Man kann natürlich die Marke ‚Originell‘ draufkleben. Bequem ist es, weil es mitten in der Stadt liegt, Post nebenan und Kaufhaus gegenüber, und zu Mutters Saftladen, entschuldige, Apotheke, geht man nur zwei Minuten zu Fuß. Aber kein Garten und nichts. Nun, wir gehen ja alle über kurz oder lang aus dem Haus und brauchen keinen Sandkasten mehr zum Buddeln, und Mutter ist natürlich froh, wenn sie früh und abends nicht je zwei Stunden Autoschlange fahren muß. Vier verlorene Stunden am Tag – kann ich verstehen. Da sind wir übrigens. Grüß Gott, tritt ein."

    Barbara war ausgestiegen und stand vor dem kleinen Haus. Sie wirkte sehr winzig jetzt, ein bißchen putzig – und irgendwie traurig, wie er zu seinem Erstaunen fand. Traurig, warum? Ihre Augen glitten flink hinauf und hinab, und er sah jetzt auch, daß auf ihren Wangen Grübchen erscheinen konnten, wenn sie lachte.

    „Das ist euer Haus? Das ist doch goldig!"

    „Findest du?"

    Er sah neben ihr an der Fassade hinauf. Mutters Haus war wirklich anders als andere. So schmal, daß man es beinah mit ausgebreiteten Armen abmessen konnte, stand es mit der Giebelseite zur Straße, besaß aber drei Stockwerke. Vorn führte eine kleine Treppe zur Haustür hinauf, daneben blinkte das einzige Fenster der Küche vor blaugewürfelten Vorhängen. Darunter hatten die Brüder aus Trotz gegenüber der Stadt und als einzigen Schmuck einen Rosenstrauch gepflanzt, hier, mitten im Pflaster. Es war nicht leicht gewesen, dazu eine Steinplatte herauszuheben und die nötige Erde einzufüllen, damit der Strauch auch wuchs, aber er tat es und rankte sich empor, von vorsorglich angebrachten Haken gehalten, schon bis zur Höhe des Küchenfensters. Er verlieh dem Haus etwas Freundliches, Liebliches, ein wenig Wehmütiges – denn sonst war die Straße eine recht nüchterne, ganz und gar nicht hübsche Kleinstadtstraße.

    „Du findest es goldig? fragte Christian. Es klang ein wenig unsicher. Barbara nickte stürmisch. „Ja. Entzükkend. Auf die Idee zu kommen – mir wäre das nie eingefallen! Ich meine: hier Rosen zu pflanzen!

    „Es war so kahl, weißt du. Früher wohnten wir draußen, ganz früher, als Vater noch lebte. Aber für Mutter ist es hier viel praktischer, schon wegen dem Nachtdienst. Da braucht sie nicht in der Apotheke zu schlafen, sondern kann zu Hause sein, und die Leute läuten hier. Sie muß zwar dann hinüber, aber es ist das kleinere Übel. Und auch für uns ist es bequem. Später, wenn ich ein eigenes Haus habe, dann kommt das natürlich in eine schöne Wohngegend und mitten in einen großen Garten."

    „Bist du darauf gekommen, hier Rosen zu pflanzen?" fragte Barbara und sah zu ihm auf. Er war über einen Kopf größer als sie, sie merkten es in diesem Augenblick beide. Er nickte etwas verlegen, denn er merkte, was in dieser Frage lag, nahm das Gepäck auf und stieg die Stufen empor. Und gleich darauf vergaßen sie alles andere über der Katastrophe, die ihrer harrte: Im Flur, der so schmal war wie die Haustür, tropfte es von der Decke.

    Christian warf das Gepäck in die Küche. „Das war Tine – Himmel, das dritte Mal, seit wir hier wohnen. Aller guten Dinge sind drei. Kann sie denn nicht ..."

    Er griff nach Eimer und Kehrschaufel und rannte die Treppe hinauf. Barbara folgte ihm. Das Badezimmer schwamm, von der überlaufenden Wanne gespeist. Christian drehte den Hahn ab und begann mit der Kehrschaufel Wasser in den Eimer zu schöpfen, Barbara, sofort im Bilde, hatte irgendeine flache Kuchenform erwischt und schöpfte damit. Sie standen bis an die Knöchel im Wasser. „Tine hat die Angewohnheit, nicht zu duschen, sondern in die kalte Wanne zu steigen, wenn es sehr heiß ist, erklärte Christian atemlos. „Jedenfalls manchmal. Da steht sie auf, dreht das Wasser an und tut dann irgend etwas anderes. Und dann vergißt sie das Bad, zieht sich an und geht aus dem Haus. Es ist das dritte Mal!

    „Lange kann das aber noch nicht ..."

    „Vielleicht hatte sie heute erst später Schule. Ein Glück! Sonst müßten wir neu tapezieren und alles frisch richten. Oder der Schwamm käme ins Haus, oder der Fußboden sackte durch."

    „Ist ja nicht passiert. Barbara lachte und wischte sich mit dem Unterarm die Haare aus dem Gesicht. „Schimpf nicht. Bis sie kommt, ist alles in Ordnung.

    „Dann macht sie es morgen genauso, knurrte Christian. „Sie müßte wischen. Seine Erbitterung auf die Schwester war jedoch mehr gespielt. Es machte Spaß, mit diesem flinken und unverdrossenen Menschenkind zusammen zu arbeiten, rasch, zweckmäßig, unter lustigem Gerede. Schon verliefen sich die Fluten. Barbara kniete bereits auf dem noch feuchten Boden und wischte die Ecken aus.

    „So, fertig, sagte sie befriedigt und hängte den ausgewrungenen Lappen auf. „Nun kann deine Mutter kommen, ohne daß sie vor Schreck hintenüber fällt. Die Wasserflecken an der Decke im Flur kriegen wir freilich nicht weg. – „Wennschon, sagte Christian. Er hatte die Zeitung aus dem Briefkastenschlitz gezogen und machte es sich im Wohnzimmer gemütlich. Für ihn war das Lesen des „Blättles die schönste Viertelstunde am Tage. Und die hatte er nun verdient, meinte er. Gleich darauf hörte er Mutters raschen Schritt durch den Flur kommen.


    Nein, zu Tine kann man sie nicht stecken, hatte Mutter gedacht, als sie beschloß, Barbara ins Haus zu nehmen. Da würde Tine sauer reagieren und sofort gegen sie eingenommen sein. Tines Zimmer mußte man respektieren.

    Die drei Brüder besaßen natürlich nicht jeder ein Zimmer, das gab dieses kleine Haus nicht her. Im größten Raum des Obergeschosses hatte man daher ein Etagenbett aufgestellt und unterm Fenster eine Couch, so konnten sie, wenn alle drei zu Hause waren, zusammen dort schlafen. War Christian allein da, so schlief er meist im oberen Stock des Doppelbettes, weil das am bequemsten in Ordnung zu halten war. Bei einer berufstätigen Mutter und vier Kindern mußte jeder sein Bett selbst machen.

    Tine wohnte daneben. Sie hatte sich ihr Zimmer hübsch zurechtgemacht mit angepinnten Bildern an den Wänden und ein paar Blattpflanzen, und ihre Couch war verhältnismäßig neu, da sie früher die allerälteste des Hauses gehabt hatte, die zuerst erneuert werden mußte. Bei ihr wäre schon Platz für einen zweiten Menschen gewesen, oft hatten Freundinnen bei ihr übernachtet. Mutter aber hatte für Barbara ein Zimmer im obersten Stock leer gemacht.

    Dieser Raum hatte schräge Wände und war winzig, und früher hatte man alles hineingeworfen und abgestellt, was einem im Wege war: einen dreibeinigen Stuhl aus der Küche, die Skier, leere Gurkentöpfe, die Eisenbahn der Jungen,

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