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Das schönste Kind
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eBook46 Seiten36 Minuten

Das schönste Kind

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Über dieses E-Book

Maler Müllers hatten schöne Kinder.
Da war die lustige kleine Lotte mit ihren dunklen Augen und der zarten weißen Haut, da war Felix, der aussah wie ein Prinzchen, so blond und fein, und Alfred und Frieda, die Zwillinge, die Papa Müller schon so oft als Engelein abgemalt hatte.
Nur der Älteste, der Christian, der war anders ...

Zwei Erzählungen: Das schönste Kind / Gute Kameraden

Coverbild: © graphic-line / Shutterstock.com

SpracheDeutsch
HerausgeberBookRix
Erscheinungsdatum25. Apr. 2019
ISBN9783730921418
Das schönste Kind

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    Das schönste Kind - Bertha Mercator

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    Bertha Mercator

    Das schönste Kind

    Coverbild: © graphic-line / Shutterstock.com

    Das schönste Kind 

    Maler Müllers hatten schöne Kinder.

    Da war die lustige kleine Lotte mit ihren dunklen Augen und der zarten weißen Haut, da war Felix, der aussah wie ein Prinzchen, so blond und fein, und Alfred und Frieda, die Zwillinge, die Papa Müller schon so oft als Engelein abgemalt hatte.

    Nur der Älteste, der Christian, der war anders. Von ihm konnte kein Mensch behaupten, dass er schön sei, denn er war ein langer, magerer Junge, hielt sich ein wenig vornüber, wusste nie recht, wo er mit seinen schlottrigen Armen hin sollte, und hatte ein blasses Gesicht mit einer großen, schiefen Nase.

    Seine Haare waren weder glänzend braun und lockig wie Alfreds, Friedchens und Lottens Haare, noch waren sie goldig blond und zarter als gesponnene Seide, wie Felix sie hatte – so recht unscheinbare, fahle Jungenshaare waren es, drum wurden sie auch nur immer wieder kurz geschoren, dass sie aussahen wie ein Mausepelzchen; mit solchem Haar brauchte Frau Müller sich wirklich keine Mühe zu geben. Es nützte auch gar nichts, den Christian hübsch anzuziehen, wie die andern Kinder.

    „Er sieht doch immer aus wie ein Hungerleider", sagte der Papa und lachte.

    Er lachte fast jedes Mal, wenn er Christian ansah und wusste es gar nicht, dass dem Jungen sein Lachen weher tat als Ohrfeigen. Das war seit dem Tage, wo Christian einmal in Papas Atelier – so nennt man eines Malers Arbeitsstube – geschlichen war: Da hatte er lange still gestanden vor dem schönen Bilde von der Weihnachtsnacht, auf dem zwei Englein mit Alfreds und Friedas Gesichtern durchs Dach des Stalles guckten, gerade aufs Christkind hernieder.

    „Papa, hatte er dann ernsthaft gesagt, „mal’ mich doch auch einmal.

    Der Vater hatte eifrig weiter gepinselt, ein ganz spaßiges Gesicht gemacht und den Kopf geschüttelt. „Kann ich nicht, Junge."

    „O, Papa, du?"

    „Na, ja, denn – nächstens brauche ich vielleicht einmal einen rechten Fratz, dann kommst du an die Reihe; nun fort mit dir, Bursch, du bringst mich sonst noch ans Lachen mit deinem wehleidigen Angesicht, und ich bin hier gerade so schön im Zuge."

    Ja, Christian hatte sich fortgemacht, so schnell er nur konnte, aber seitdem war’s, dass es ihm weh tat bis ins Herz hinein, wenn der Vater ihn ansah und lachen musste.

    Die Mutter lachte nicht über ihn; sie ärgerte sich eher, wenn er ihr in den Weg kam. Sie war selbst so schön, und all die Kinder waren schön, und sie mochte nun einmal nicht gern etwas Hässliches ansehen – warum musste der Christian auch so sein? – In Müllers Hause wurde viel vom Schönsein gesprochen, viel mehr als in anderen Häusern, und jedes der Kinder wusste genau, was das Schönste an ihm war.

    Vom Gutsein wurde gar nicht gesprochen bei Müllers. Jeder tat, was ihm gefiel, so lange er es durchsetzen konnte. Und da gab es dann oft Zank und harte Worte.

    Morgens gefiel es Papa bis in den Tag hinein zu schlafen; wenn er dann Frühstück haben wollte, so war keins da für ihn, weil es Mama gefallen hatte, zwei Stunden vor dem Spiegel zu sitzen und ihr wundervolles Haar zu flechten – bald so und bald so – und

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