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Bald kannst du wieder spielen: Mami 1954 – Familienroman
Bald kannst du wieder spielen: Mami 1954 – Familienroman
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eBook96 Seiten1 Stunde

Bald kannst du wieder spielen: Mami 1954 – Familienroman

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Über dieses E-Book

Die Familie ist ein Hort der Liebe, Geborgenheit und Zärtlichkeit. Wir alle sehnen uns nach diesem Flucht- und Orientierungspunkt, der unsere persönliche Welt zusammenhält und schön macht. Das wichtigste Bindeglied der Familie ist Mami. In diesen herzenswarmen Romanen wird davon mit meisterhafter Einfühlung erzählt. Die Romanreihe Mami setzt einen unerschütterlichen Wert der Liebe, begeistert die Menschen und lässt sie in unruhigen Zeiten Mut und Hoffnung schöpfen. Kinderglück und Elternfreuden sind durch nichts auf der Welt zu ersetzen. Genau davon kündet Mami.

»Frau Schuster ist hier, Herr Hartmann«, meldete die Sekretärin durch die Sprechanlage. Schon zwei Sekunden später öffnete sich die ledergepolsterte Tür zum Büro des Produktmanagers. »Frau Schuster, ich freue mich, Sie zu sehen.« Sein Lächeln wirkte ein wenig aufgesetzt. »Kommen Sie doch bitte zu mir ins Büro.« Er blickte zu seiner Sekretärin hin. »Bringen Sie uns bitte Kaffee, Frau Ullmer.« Gabriele Schuster folgte ihrem Chef etwas beklommen in das pompös eingerichtete Büro. Er bat sie, in einem der weichen Ledersessel Platz zu nehmen, und setzte sich ihr gegenüber. »Wie geht es Ihnen?« begann er höflich ein belangloses Gespräch. »Gut«, erwiderte sie und dachte, daß er sie sicher nicht nur gerufen hatte, weil ihn ihr Befinden interessierte. Die Sekretärin kam herein. Auf einem Silbertablett standen eine kleine Kanne, ein Milchkännchen, eine Zuckerdose und zwei Tassen. Ein Kenner hätte bemerkt, daß es sich um echtes Wedgwood-Porzellan handelte. Frau Ullmer schenkte die Tassen voll, beflissen bot der Produktmanager Gabriele Milch und Zucker an. Sie bediente sich und blieb ruhig sitzen. Auf keinen Fall wollte sie ihre Nervosität zeigen.
SpracheDeutsch
HerausgeberKelter Media
Erscheinungsdatum12. März 2019
ISBN9783740943745
Bald kannst du wieder spielen: Mami 1954 – Familienroman

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    Buchvorschau

    Bald kannst du wieder spielen - Kathrin Singer

    Mami

    – 1954–

    Bald kannst du wieder spielen

    Was Eva alles erleben musste ...

    Kathrin Singer

    »Frau Schuster ist hier, Herr Hartmann«, meldete die Sekretärin durch die Sprechanlage.

    Schon zwei Sekunden später öffnete sich die ledergepolsterte Tür zum Büro des Produktmanagers.

    »Frau Schuster, ich freue mich, Sie zu sehen.« Sein Lächeln wirkte ein wenig aufgesetzt. »Kommen Sie doch bitte zu mir ins Büro.« Er blickte zu seiner Sekretärin hin. »Bringen Sie uns bitte Kaffee, Frau Ullmer.«

    Gabriele Schuster folgte ihrem Chef etwas beklommen in das pompös eingerichtete Büro. Er bat sie, in einem der weichen Ledersessel Platz zu nehmen, und setzte sich ihr gegenüber.

    »Wie geht es Ihnen?« begann er höflich ein belangloses Gespräch.

    »Gut«, erwiderte sie und dachte, daß er sie sicher nicht nur gerufen hatte, weil ihn ihr Befinden interessierte.

    Die Sekretärin kam herein. Auf einem Silbertablett standen eine kleine Kanne, ein Milchkännchen, eine Zuckerdose und zwei Tassen. Ein Kenner hätte bemerkt, daß es sich um echtes Wedgwood-Porzellan handelte.

    Frau Ullmer schenkte die Tassen voll, beflissen bot der Produktmanager Gabriele Milch und Zucker an. Sie bediente sich und blieb ruhig sitzen. Auf keinen Fall wollte sie ihre Nervosität zeigen.

    »Frau Schuster, wie geht es Ihrer kleinen Tochter?« Sein Lächeln wurde noch weicher.

    Gabrieles Augen leuchteten wie immer auf, wenn die Rede auf Eva kam. Die Achtjährige war ihr Sonnenschein und machte sie unendlich glücklich.

    »Eva geht es sehr gut. In der Schule ist sie Klassenbeste.«

    »Ich kann verstehen, daß Sie stolz auf Eva sind.« Hartmann trank einen Schluck Kaffee und lehnte sich bequem in seinem Sessel zurück.

    »Frau Schuster, ich wollte Ihnen schon lange sagen, daß wir mit Ihrer Arbeit sehr zufrieden sind.« Er lächelte leicht. »Ich denke, eine Gehaltserhöhung wäre angebracht.«

    »Ich danke Ihnen, Herr Hartmann.« Ihre Freude war offensichtlich.

    Er betrachtete einen Moment lang ihr hübsches gebräuntes Gesicht. Sie war nur dezent geschminkt, aber es gab wohl nur wenige Männer, die ihr nicht einen zweiten Blick schenkten. Die großen blauen Augen mit den langen dunklen Wimpern gaben ihr einen weiblichen Reiz, der von den vollen roten Lippen noch verstärkt wurde. Einen Augenblick dachte er daran, sie einmal zum Essen einzuladen, doch er hielt sich zurück. Gabriele wußte, daß er verheiratet war, und eine kurze Affäre entsprach bestimmt nicht ihren Vorstellungen.

    »Nun«, Werner Hartmann beugte sich vor und legte die Fingerspitzen gegeneinander. Seine Hände waren sorgsam manikürt. »Ich habe ein Attentat auf Sie vor, Frau Schuster.«

    »Ein Attentat?« Erschrocken sah sie ihn an.

    Er lachte. »Das ist selbstverständlich übertrieben ausgedrückt.« Er lehnte sich entspannt wieder zurück. »Sie haben in den letzten Wochen viel Korrespondens mit der Firma Comtec in Neu Delhi geführt.«

    »Ja«, erwiderte Gabriele eifrig. »Der dortige Manager, Mr. Sithar, ist sehr an einer Zusammenarbeit mit unserem Unternehmen interessiert.«

    Hartmann nickte nachdrücklich. »Und genau das sind wir auch. Aber mir liegt daran, daß jemand aus unserer Firma nach Indien fliegt und die Verhältnisse dort an Ort und Stelle prüft.«

    »Und dabei haben Sie an mich gedacht?« Gabriele war überrascht.

    »Ja, Sie sind gut über die geschäftlichen Zusammenhänge informiert. Unsere Firma denkt an ein Joint Venture.« Er lachte kurz und belustigt auf. »Du meine Güte, wenn mein Vater mich jetzt gehört hätte, dann wäre ein Vortrag über den Wert der deutschen Sprache fällig gewesen. Der alte Herr war so furchtbar altmodisch.«

    Gabriele lächelte pflichtschuldig.

    »Also«, die Stimme des Produkt Managers wurde fester und lauter. Die Zeit der Präliminarien war vorbei. »Ich möchte, daß Sie in zehn Tagen fliegen. Vermutlich werden Sie nicht länger als eine Woche benötigen, um unsere Fragen zu beantworten. Ich möchte Sie bitten, gleich heute noch im Tropeninstitut anzurufen und sich über die entsprechenden Impfungen zu informieren.«

    »Aber…, aber Eva!« Sie preßte die Lippen fest zusammen.

    »Können Sie Ihr Kind nicht eine Woche zu einer Verwandten oder zum…« Er brach rechtzeitig ab, ehe das Wort »Vater« von seinen Lippen kam.

    Gabriele Schuster hatte niemals ein Wort über diesen Mann verloren.

    Er sah ihrem hübschen Gesicht an, daß sie angestrengt nachdachte. Unvermittelt weiteten sich ihre Augen. »Ja, Herr Hartmann, es ist möglich. Mir ist gerade eingefallen, daß von der Gemeinde eine Kinderfreizeit angeboten wird. Das deckt sich genau mit der Zeit, die ich geschäftlich unterwegs bin. Eva wollte eigentlich nicht mitfahren. Aber ich denke, es tut ihr gut, mit anderen Kindern zusammenzusein.«

    »Na, wunderbar!« Der Produktmanager stand auf.

    Gabriele erhob sich und nahm seine dargereichte Hand.

    »Nun sind wir uns einig. Sie lassen sofort alle notwendigen Impfungen über sich ergehen. Bitte, seien Sie vorsichtig!« mahnte er. »Denken Sie an das veränderte Klima und die besonderen Lebensumstände in Indien.«

    »Ich werde mich auf jeden Fall genau informieren, Herr Hartmann.«

    Jovial klopfte er ihr ganz sacht auf die Schulter. »Ich wußte doch, daß ich mich auf Sie verlassen kann, Frau Schuster. Übrigens, um die Flugtickets und die Hotelreservierung müssen Sie sich nicht kümmern. Das erledigt meine tüchtige Frau Ullmer. Sie werden am Flugplatz von einem Wagen mit Fahrer abgeholt.«

    Sie lachte. »Das hört sich ja ungeheuer luxuriös an.«

    Hartmanns Miene blieb ernst. »Indien ist ganz anders«, sagte er nur. »Sie werden es ja selber sehen.«

    Gabriele verabschiedete sich. Auf dem Flur hätte sie am liebsten einen kleinen Luftsprung gemacht. War es nicht aufregend, daß sie in wenigen Tagen nach Indien flog?

    *

    Der Mond schickte einen schmalen Lichstreifen durch die nicht ganz zugezogenen Vorhänge. Gabriele betrachtete, wie der Strich aus fahlem Mondlicht ganz langsam, aber stetig über ihre Bettdecke weiterwanderte.

    Sie blickte auf die Leuchtziffern ihres Radioweckers. Es war zehn Minuten vor drei.

    Unruhig drehte sie sich auf die Seite, doch der Schlaf wollte nicht kommen. Zu viele Gedanken drehten sich in ihrem Kopf. Morgen um diese Zeit war sie Tausende von Kilometern entfernt, in einem anderen Land, ja, in einer anderen Welt.

    In den letzten Tagen hatte sie viel über Indien gelesen. Sie war ungeheuer gespannt, all das, was geschrieben wurde, mit eigenen Augen zu sehen.

    Eva hatte sich ungeheuer verständnisvoll gezeigt, als die Mutter vom Wunsch des Chefs berichtete. Im Grunde war es selbstvertständlich kein Wunsch, sondern eine Forderung. Möglicherweise hätte es bei einer Weigerung Konsequenzen für ihren Job gegeben. Und Gabriele war froh, daß sie den größten Teil der Arbeit zu Hause erledigen konnte. Eva sollte niemals ein Schlüsselkind werden. Wenn Sie mittags aus der Schule kam, dann war die Mutter daheim. Die Besprechungen über die anfallende Korrespondenz erledigte sie am Morgen in der Firma.

    Seufzend

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