Mami 1746 – Familienroman: Traurige Kinderaugen tun weh
Von Gloria Rosen
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"Sei schön brav, Kleines, bis ich wiederkomme. Ich bringe dir auch etwas Schönes mit", versprach der fünfunddreißigjährige Daniel Lohner und strich seinem Töchterchen über das schwarzgelockte Haar. "Ich will aber nichts haben", protestierte Anke heftig. "Du sollst hierbleiben und mit mir spielen. Nie hast du Zeit für mich." Die Kinderaugen schauten unendlich traurig drein. Über die Wangen kullerten Tränen. Daniel beugte sich rasch nieder und hob die Kleine auf seinen Arm. Ihre Gesichter waren dicht voreinander, und er blickte sie liebevoll an. "Ich möchte auch viel lieber bei dir bleiben. Aber das geht nicht. Ich muß schließlich Geld verdienen, denn sonst würden wir alle verhungern. Schau, ich bin ja bald wieder da. Dann werde ich auch mit dir spielen. Das verspreche ich dir." Er drückte sie ganz fest an sich und gab ihr einen herzlichen Kuß. Behutsam stellte er sie auf die Beine. "Du hast ja deine Mama, die sich mit dir beschäftigt. Gewiß weiß sie viele lustige Spiele."
"Mama hat auch nie Zeit für mich", beklagte sich Anke mit einem schiefen Seitenblick auf die junge Frau, in deren Augen es ärgerlich aufflammte. "Sie ist nie da und…" "Nun werde nicht unartig", unterbrach Nadine sie ungehalten. "Du bist doch viel lieber bei Frau Klant, die dich stets abwechslungsreich beschäftigt." "Omi Klant ist auch lieb und schimpft nicht wie du." Nadine stieß ein gekünsteltes Lachen aus. "Kein Wunder, denn sie ist ja die Haushälterin und…" "… nicht verantwortlich für die Erziehung", warf Daniel rasch ein und bedachte seine Frau mit einem seltsamen Seitenblick. Nadine zuckte unbehaglich zusammen.
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Mami Classic
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Mami 1746 – Familienroman - Gloria Rosen
Mami -1746-
Traurige Kinderaugen tun weh
Roman von Gloria Rosen
»Sei schön brav, Kleines, bis ich wiederkomme. Ich bringe dir auch etwas Schönes mit«, versprach der fünfunddreißigjährige Daniel Lohner und strich seinem Töchterchen über das schwarzgelockte Haar.
»Ich will aber nichts haben«, protestierte Anke heftig. »Du sollst hierbleiben und mit mir spielen. Nie hast du Zeit für mich.« Die Kinderaugen schauten unendlich traurig drein. Über die Wangen kullerten Tränen.
Daniel beugte sich rasch nieder und hob die Kleine auf seinen Arm. Ihre Gesichter waren dicht voreinander, und er blickte sie liebevoll an. »Ich möchte auch viel lieber bei dir bleiben. Aber das geht nicht. Ich muß schließlich Geld verdienen, denn sonst würden wir alle verhungern. Schau, ich bin ja bald wieder da. Dann werde ich auch mit dir spielen. Das verspreche ich dir.«
Er drückte sie ganz fest an sich und gab ihr einen herzlichen Kuß. Behutsam stellte er sie auf die Beine. »Du hast ja deine Mama, die sich mit dir beschäftigt. Gewiß weiß sie viele lustige Spiele.«
»Mama hat auch nie Zeit für mich«, beklagte sich Anke mit einem schiefen Seitenblick auf die junge Frau, in deren Augen es ärgerlich aufflammte. »Sie ist nie da und…«
»Nun werde nicht unartig«, unterbrach Nadine sie ungehalten. »Du bist doch viel lieber bei Frau Klant, die dich stets abwechslungsreich beschäftigt.«
»Omi Klant ist auch lieb und schimpft nicht wie du.«
Nadine stieß ein gekünsteltes Lachen aus. »Kein Wunder, denn sie ist ja die Haushälterin und…«
»… nicht verantwortlich für die Erziehung«, warf Daniel rasch ein und bedachte seine Frau mit einem seltsamen Seitenblick.
Nadine zuckte unbehaglich zusammen. Rasch erklärte sie: »Ich werde mich während deiner Abwesenheit mehr denn je um Anke kümmern und uns schon die Zeit vergnügt vertreiben.«
»Das möchte ich auch nicht anders hoffen. Man darf sich manches erlauben, aber kein Kind vernachlässigen.« Daniel blickte auf seine Armbanduhr. »Für mich wird es höchste Zeit, daß ich zum Flughafen komme, denn sonst verpasse ich noch mein Flugzeug.« Er verabschiedete sich kurz, stieg in seinen Wagen und brauste davon.
»Papi winkt nicht mal«, maulte Anke.
»Du hast doch gehört, daß er es eilig hatte«, belehrte Nadine sie ungeduldig. »Geh sofort zu Frau Klant. Ich habe etwas Dringendes zu erledigen.«
»Spielst du nicht mit mir?« wollte Anke enttäuscht wissen.
»Später.« Sie ergriff die Kleine bei der Hand und führte sie zur Terrasse, wo Marianne Klant gerade die Blumen in den Kübeln begoß. »Nehmen Sie sich doch bitte einstweilen des Kindes an.«
»Sehr gern, gnädige Frau«, erwiderte die Haushälterin. Sie wandte sich herzlich der Kleinen zu. »Wollen wir gemeinsam die Blumen gießen?«
Begeistert klatschte Anke in die Hände. »Ja, ja, Omi Klant.« Sie hüpfte um sie herum.
Nadine runzelte unwillig die Stirn. Wie oft hatte sie der Kleinen schon eingeschärft, die Haushälterin nicht Omi zu nennen, weil sich das nicht gehörte. Sie war schließlich nicht verwandt mit ihnen, sondern nur eine Angestellte. Anke ließ sich jedoch nicht beirren, und da es ihr Vater wohl in Ordnung fand und ihr nicht verbot, vermochte Nadine in dieser Hinsicht nichts auszurichten.
So gab sie ihre erfolglosen Bemühungen schließlich auf, zumal es für sie um so bequemer war, Frau Klant zu jeder Zeit mit der Aufsicht der Kleinen zu betrauen. Nur so war es ihr möglich, ihren Neigungen ungestört nachzugehen, ohne daß jemand auch nur das geringste ahnte.
Bald sollte Daniel jedoch alles erfahren. Seine längere Geschäftsreise ins Ausland war für sie die beste Gelegenheit, alles zu regeln und ein ganz neues Leben zu beginnen. Auf sie wartete eine glänzende Zukunft, in der kein Wunsch mehr nur ein Traum sein würde. Sie brauchte nur zu sagen, was sie wollte, und würde es schon bekommen. Es kostete sie nur eine bindende Zusage, die sie nach reiflichen Überlegungen zu geben bereit war.
Schon hielt Nadine den Hörer in der Hand und wählte eine altvertraute Nummer. Und nachdem sich der Angerufene meldete, rief sie erfreut aus: »Fabian, es ist so weit. Ich werde in dein Haus umziehen und die Scheidung einreichen. Danach bin ich frei für dich. Für dich ganz allein. Für mich ist der Zeitpunkt zum endgültigen Bruch mit der Vergangenheit denkbar günstig, denn Daniel ist zu einer längeren Geschäftsreise nach Südamerika abgeflogen. Ich muß heute nur noch dringende Einkäufe erledigen. Wirst du mir einen Lastwagen schicken, der alles abholt?«
»Nein. Du wirst dein jetziges Eigentum zurücklassen und auch keine Kleider mitbringen, die du künftig ohnehin nicht mehr tragen wirst«, erklärte der millionenschwere Fabian Feldner. »Ich kaufe dir alles, was du brauchst und haben möchtest. Du sollst schicke Modellkleider tragen, die dich noch schöner machen, als du ohnehin bist. Künftig wirst du nur an meiner Seite repräsentieren. Man wird mich um dich beneiden, denn du bist die schönste Frau der Welt. Und ich begehre dich wie sonst nichts in meinem Leben. Laß auch deinen Wagen dort. Ich schicke dir einen neuen, ein ganz exklusives Modell.«
»Bitte nicht, Fabian«, wehrte sie erschrocken ab. »Ich möchte kein unnützes Aufsehen erregen, weil mir das schaden könnte. Am besten, wir besprechen alles nachher bei dir. Einige Dinge möchte ich doch einpacken und mitbringen. Sie passen in einen Koffer.«
»Gut, einverstanden. Ich erwarte dich morgen gegen mittag. Dann wird alles zu deinem Empfang bereit sein. Im übrigen überlaß nur alles mir. Ich verständige noch heute meinen Anwalt, damit er schon mal die Möglichkeiten einer schnellen Scheidung erwägen kann. Danach wirst du ganz mir gehören.«
»Ich werde auch glücklich sein, wenn ich endlich meinen jetzigen Namen ablegen kann und Feldner heißen werde.«
»Das ist auch mein sehnlichster Wunsch. Über die Heirat unterhalten wir uns später, wenn du bei mir bist. Ich kann es kaum erwarten. Ich liebe dich, mein Schatz.«
»Ich liebe dich auch glühend, wie es nie zuvor bei einem anderen Mann der Fall war. Mein Gott, ich kann es kaum glauben, daß ich schon von morgen an für immer bei dir sein werde und endlich das Versteckspiel ein Ende findet.« Sie lachte glucksend. »Ein Traum wird wahr – wie Tausendundeiner Nacht.«
Sie beendete das Telefongespräch und lehnte sich in dem tiefen Sessel bequem zurück. Mit einem glücklichen Lächeln auf den Lippen träumte sie vor sich hin. Dabei kam es ihr gar nicht in den Sinn, wie häßlich und gemein sie sich ihrem Mann gegenüber verhielt.
Das hatte Daniel am allerwenigsten verdient, denn er war ihr stets ein liebender, fürsorglicher und aufmerksamer Ehemann gewesen. Kennengelernt hatte sie ihn im Alfred-Lohner-Exporthandel, wo sie als Fremdsprachensekretärin arbeitete. Sie war umschwärmt von den Männern wegen ihrer reizvollen Erscheinung. Ihr naturgewelltes, kastanienbraunes Haar umgab ein zartes Gesicht von ebenmäßiger Schönheit. In ihren goldbraunen Augen lag stets ein geheimnisvolles Funkeln, das jedes Männerherz betörte.
Auch wenn ihre Mittel anfangs nur bescheiden waren, wußte sich Nadine doch stets geschmackvoll zu kleiden. Alles, was sie trug, unterstrich ihre schlanke, biegsame Figur und machte sie so begehrenswert. Stets war sie sich ihres Wertes bewußt. Sie verliebte sich in den gutaussehenden Daniel Lohner, ihren Chef, und nahm beglückt seinen Antrag an. Eine Rolle dabei spielte von Anfang an allerdings auch, daß Daniel ein reicher, attraktiver Mann war.
Sie selbst war als Waise in