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eBook366 Seiten5 Stunden

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Über dieses E-Book

Im frühen 18. Jahrhundert verändert sich das Leben zwei junger Frauen unerwartet für immer durch Täuschung und Verrat.

Lady Rachel Ramsford wird in einer Heirat Lord Symington versprochen - einem alten und widerlichen Mann – sie also flieht mit einem gutaussehenden, jungen Offizier in die Vereinigten Staaten. Auf der Reise, finden dramatische Erlebnisse statt, die ihre Zukunft stark beeinflussen.

Währenddessen wird Lady Edith Brekmore – ihre Cousine – von Lord Symington bedroht und nimmt Rachels Platz ein. Gezwungen zu heiraten und dem gefährlichen und mächtigen Lord Symington einen Nachfolger zu gebären, entwickelt sie einen Plan, welcher bei dessen Rausfinden, zum Tode führen kann.

Die Cousinen schreiben einander Briefe, lernen wie das Leben des jeweils anderen ist und welche Schwierigkeiten sie bekommen. Aber was können sie zwischen den Zeilen herauslesen?

SpracheDeutsch
HerausgeberNext Chapter
Erscheinungsdatum14. Juni 2020
ISBN9781393755234
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    Buchvorschau

    Versteckt Zwischen Zeilen - Sally Laughlin

    Kapitel 1

    Angst staute sich in ihr auf während sie rannte. Ihr Atem war ungleichmäßig und schnell. Der Regen und der Dreck erschwerten ihr Laufen, weil ihr Kleid immer schwerer wurde. Jemand verfolgte sie. Ihr Blick wanderte nach hinten. Eine schwarze und düstere Gestalt in Form eines Mannes langte nach ihr.

    Rachels Augen öffneten sich blitzschnell innerhalb von Sekunden. Ihr Herz raste und sie war außer Atem. Als sie realisierte, dass sie sich noch in ihrem eigenen Schlafzimmer befand, fühlte sie pure Erleichterung. Sie rollte sich auf ihre Seite und guckte in Richtung Fenster.

    Die scheinbar dreckigen Strahlen der Morgendämmerung krochen gierig durch ihr Fenster in die dunklen und versteckten Orte ihres Zimmers. Bekannte Formen und Räume, die zuvor über Nacht verdeckt wurden, nahmen ihre alltägliche Verwandlung vor.

    Aufregung baute sich in ihr auf während sie ihre Decke zurückschlug und aus dem Bett sprang. Der Albtraum war schnell vergessen, da sie an ein erneutes Treffen mit Leutnant Phillip Prescott dachte, welches heute in der Stadt sein sollte. Phillip hatte ihr immer wieder gesagt, dass er sie als seine Lady Fair und sich als ihren mutigen Ritter betrachtete. Auch, dass er von ihr als holdeste Maid dachte, die er je gesehen hatte mit ihrem goldenen Haar und großen, blauen Augen. Kennen tat sie ihn nur für drei Monate, aber er war der Mann, den sie für immer lieben solle.

    Rachel zog sich an und eilte die Treppen herunter, um ihr Frühstück zu essen und mit Edith nach dessen Ankunft in die Stadt zu fahren.

    Zu ihrem Erstaunen sah sie ihren Vater am Tisch sitzen und essen. „Guten Morgen, Vater, sagte sie respektvoll. „Ich bin überrascht dich so früh zu sehen. Ich esse für gewöhnlich so früh am Morgen alleine.

    „Ich wollte dir gute Neuigkeiten mitteilen, sagte er während er ihr zulächelte. „Es war aber schon spät als ich gestern nach Hause gekommen bin und du hast schon geschlafen.

    „Oh?" Rachel war verwirrt. Ihr Vater redete kaum mit ihr und wenn dann nicht so freundlich wie jetzt.

    „Du bist eine so schöne junge Frau geworden. Er tätschelte ihre Hand mit einem großen Lächeln im Gesicht, „Und es wurde nicht übersehen.

    „Danke Vater. Aber ich verstehe nicht," antwortete sie daraufhin.

    „Lord Symington plant eine großzügige Feier zu deinen Ehren zu feiern in zwei Wochen auf seinem großen Gut. Das Gesicht ihres Vaters glühte als er diese Neuigkeit verkündete. „Er wird die Verlobung mit dir dort verkünden.

    Rachel schnappte entsetzt nach Luft. „Vater, du scherzt oder?"

    „Nein, bei solchen Angelegenheiten würde ich nicht scherzen, bekräftigte er nunmehr. „Du solltest in zwei Monaten verheiratet sein.

    „Vater, das ist nicht dein Ernst. Er ist so alt und..."

    Lord Ramsford schnitt Rachel den Satz ab. „Du bist achtzehn. Er guckte seine Tochter mit einem wütenden Blick an, „In deinem Alter kann ich noch von Glück sprechen, dass dich ein Mann möchte, geschweige denn ein sehr reicher, er wies sie harsch zurecht.

    Rachel drückte sich vom Tisch ab und stellte sich gegen ihn indem sie ihre Meinung sagte. „Ich werde ihn nicht heiraten Vater. Werde ich auf jeden Fall nicht. Er ist alt und unausstehlich. Sie rümpfte ihre Nase in Abneigung. „Er hat einen fauligen Atem und rottende schwarze Zähne. Selbst seine Lippen sind schwarz. Das kannst du nicht von mir verlangen.

    „Du wirst tuen was ich dir sage. Er hat dir ein sehr großzügiges Geschenk gegeben. Alle Schulden von mir und die deines Bruders Harold werden abbezahlt sein ein wenig Restgeld, dass zu zahlen ist verbleibt."

    „Vater, Ich weiß, dass du von den schrecklichen Taten gehört hast, die er getan haben soll. Ich wäre seine vierte Ehefrau. Kannst du das wirklich für mich wollen?"

    Die Lippen des Vaters zitterten vor Wut, „Du wirst machen was ich dir sage und das ist das Ende der Diskussion."

    Jetzt rastete Rachel aus. „Wie kannst du sowas nur sagen? Seine erste Ehefrau starb, als sie ein Kind gebar, weil das Kind ein Mädchen war. Seine zweite Ehefrau brannte mit einem seiner Gefolgsmänner durch. Ihre Stimme flehte ihren Vater an ihr zuzuhören. „Es wird gesagt, dass er sie aufspürte und umbrachte. Ach, und was war mit seiner letzten Ehefrau? Sie fanden ihren leblosen Körper im Unteren einer seiner Türme. Keiner weiß, ob sie selbst gesprungen ist oder geschubst wurde.

    „Genug jetzt, fuhr er sie nur an. „Ja, ich habe alle diese Gerüchte gehört und das ist was sie nun mal sind – Gerüchte. Keiner kann je eines der Gerüchte beweisen. Ich glaube die Gerüchte sind entstanden, weil die Stadtbewohner ihn wegen seines Reichtums und der Macht beneiden.

    Rachel drehte sich um und ging dicht gefolgt von ihrem Vater in Richtung Tür. Er fasste sie am Arm und drehte sie um. Seine Lippen zitterten, seine Zähne waren förmlich gebleckt und Zorn strömte von ihm aus während er sie anfuhr. „Du sollst heiraten wen auch immer ich sage. Da hast du keine Mitbestimmung in der Angelegenheit."

    Rachel riss sich los aus dem Griff und wurde mit einer starken Ohrfeige getroffen, die sie auf den Boden fallen ließ.

    „Du wirst das tun was ich dir vorschreibe du undankbares Kind. Dein Bruder und ich könnten danach für den Rest des Lebens angenehm leben. Du wärst doch nicht so egoistisch uns das zu verwehren oder? Ihr Vater stand über ihr und schrie sie an mit zu Fäusten geballten Händen. „Ich werde und will nicht mehr darüber sprechen. Ich habe das großzügige Angebot angenommen und du wirst in zwei Monaten verheiratet sein. Die Eheschließung wird diese Woche verkündet.

    „Nein, nein," sie schluchzte unkontrollierbar.

    Lord Ramsford erhob seine Hand erneut, um ihr eine weitere Ohrfeige zu verpassen, stoppte sich aber.

    „Du versuchst besser nicht die Eheschließung rückgängig zu machen," ermahnte er sie.

    Während Rachel auf dem Boden weinte ging Lord Ramsford und ließ sie zurück.

    Rachel wusste nicht wie viel Zeit vergangen war bis sie ihre Cousine Edith reineilen hörte.

    „Oh, meine Süße, Rachel, sie hob Rachel in ihre Arme und tröstete sie sanft. „Ich habe dich weinen gehört. Was ist passiert?

    Sie entfernte sich leicht von Rachel und sprach in einer beruhigenden Stimme mit ihr. „Bitte hör auf zu weinen und erzähl mir was passiert ist."

    Als Rachel alles erzählt hatte, verengten sich Ediths kleine, graue Augen. „Du wirst nicht diesen fürchterlichen alten Mann heiraten. Ich glaube alle Gerüchte über seine bösen Taten, die ich kenne."

    Sie ließ Rachel los und stand auf während sie Rachel eine helfende Hand anbot, um aufzustehen. „Du bist zu klein und liebenswürdig um diese scheußliche Kreatur zu heiraten. Sie warf ihren Kopf in den Nacken und lachte. „Dieser entsetzliche Mann würde mich nicht als Ehefrau wollen. Ich bin um einiges größer und schwerer als er. Sollte er mir Probleme bereiten würde ich einfach auf ihm sitzen.

    Rachel lachte trotz der Situation und ergriff Ediths Hand, die sie dann auf ihre Füße zog. „Aber was kann ich machen?"

    „Wir werden jetzt erstmal zu dem Haus meines Vaters fahren und denken über eine Lösung nach. Sie näherte sich Rachel und flüsterte ihr ins Ohr. „Wir treffen heute deinen Leutnant, vielleicht fällt ihm etwas ein.

    Später am Nachmittag trafen die beiden sich mit Phillip, der vor Ärger ruhelos hin und her ging.

    „Verheiratet? Der großgewachsene und gutaussehende Leutnant schrie. „Nein! Er sagte mit Nachdruck in seiner Stimme. „Kein anderer Mann als ich soll dich haben."

    „Er ist aber reich und besitzt viel Macht," Rachel tupfte mit einem Stofftaschentuch ihre nassen Augen trocken.

    „Mein Vater ist auch sehr reich und mächtig. Er ist ein sehr einflussreicher Anwalt in London. Ich werde mich an meinen Vater wenden."

    „Wie kann er uns helfen? Was soll er machen können?" Rachel schniefte.

    „Ich bin sein zweitältestes Kind, aber sein Lieblingssohn. Er würde alles tun, um das ich ihn bitte."

    „Was willst du ihn fragen?" Edith erkundigte sich genauso verwirrt wie Rachel.

    „Er kann für uns eine Heiratsurkunde bekommen, Phillip eilte zu seinem an einem Baum angebundenen Pferd. „Lass meinen Vater das erledigen, er stoppte in seiner Bewegung und ging wieder zu Rachel. „Er wird die Erlaubnis für meine Hochzeit und eine spezielle Lizenz holen müssen. Er wird auf jeden Fall wissen was zu tun ist. Er umarmte Rachel und hielt sie in seinen Armen während er sie stark küsste. „Kein Mann außer mir soll dich haben, meine holde Maid.

    „Verheiratet?" Rachel dachte immer noch über seine Worte nach.

    „Natürlich," er küsste sie ein weiteres mal schnell.

    „Aber ich..." Rachel stammelte.

    „Ein Regiment ist gerade in Richtung Nova Scotia aufgebrochen. Ich könnte sie eventuell als Attaché oder etwas anderes begleiten. Es würde einige Jahre bedeuten. Lass meinen Vater diese Angelegenheit regeln. Jetzt muss ich aber nach London eilen und ihn unsere Zukunft sichern lassen. Ich werde dich über Edith mit den Plänen informieren." Er nickte den zwei überraschten Frauen respektvoll zu und ritt davon.

    „Das war eine echt schnelle Lösung für dein Problem. Er hat dich nicht einmal gefragt, ob du ihn heiraten würdest, schien so als wüsste er die Antwort schon. Edith legt einen Arm um Rachels Hüfte. „Ein nicht ganz so angebrachter Heiratsantrag, aber trotzdem eine sehr gute Idee.

    „Ich hoffe sein Vater denkt dasselbe," Rachel zog eine Grimasse.

    „Er wird dich als Vater lieben und ich auch," Edith löste die Zügel des Pferdes des Gespanns von einem tiefhängenden Ast.

    „Was sollte ich bloß ohne dich machen Edith? Du bist eher wie Schwester als eine Cousine für mich. Ich liebe dich so innig." Ihr Kopf sank und Tränen rollten ihr Gesicht runter.

    „Du wärst nur für ein paar Jahre nach Nova Scotia verschwunden und währenddessen wird dieser abscheuliche Lord Symington dich dann vergessen haben oder schon tot sein." Edith signalisierte ihr in das Gespann zu steigen und sprach in einem sehr beruhigenden Ton mit ihr.

    „Alles wird gut enden. Du wirst schon sehen."

    Rachel tupfte ihre Augen wieder und stieg in das Gespann. „Ich gucke auf das Portrait meiner Mutter und wünsche mir von Herzen, dass sie gut gelebt hat. Sie hätte es meinem Vater nie erlaubt mich an Männer wie Lord Symington zu verheiraten."

    „Man sagt, sie sei eine attraktive Schönheit gewesen, Edith guckte Rachel an, „so wie ihre Tochter.

    „Warum ist deine Mutter bei deiner Geburt gestorben und dein Vater liebt dich immer noch so innig? Naja, mein Vater, warum sind die beiden so unterschiedlich?"

    „Das weiß ich nicht Rachel. Man kann nicht rausfinden, warum ein Mensch und wie er sich verändert; auf jeden Fall nicht ich."

    „Ich auch nicht, Rachel stöhnte. „Das eine Mal als Vater betrunken war, sagte er, dass ich ein schlechter Austausch für den Verlust seiner Ehefrau sei.

    „Ach du meine Güte. Das ist definitiv eine schreckliche Sache, die er gesagt hat, Edith schüttelte ihren Kopf. „Ich werde alleine beim Zuhören wütend.

    Rachel schaute Edith an und zuckte mit ihren Schultern. „Ich muss akzeptieren wie es ist. Tränen begannen Rachels Augen zu füllen. „Ich werde dich wirklich verlassen. Was soll ich bloß ohne dich machen?

    „Du wirst glücklich mit Phillip leben und in ein paar Jahren zurückkommen; das ist was du machen solltest. Edith setzte sich aufrecht hin. „Lass uns jetzt bitte nicht darüber nachdenken, sonst weine ich wirklich noch. Sie wechselte schnell das Thema. „Ich glaube, du solltest zu mir bringen, was du mitnehmen möchtest. Wir werden die Sachen in einer Truhe in meinem Zimmer aufbewahren."

    „Ja, Rachel lachte. „Ich habe Kleider und Umhänge die ich ohne dich nie besäßen hätte. Es hat einige Zeit gedauert bis ich gemerkt habe, dass du immer extra Material bestellt hast, damit ich auch ein Outfit habe.

    „Sowas habe ich nie gemacht, sagte Edith, „ich bin einfach schlecht, wenn es darum geht, wie viel Material ich eigentlich brauche.

    „Ich werde dich mehr vermissen, als du es je wissen wirst," Rachel fing erneut an zu weinen.

    „Jetzt hör schon auf." Edith versuchte ihre Tränen zurückzuhalten, was ihr misslang. Tränen flossen nun auch ihre Wangen herunter.

    Eine Woche ging vorbei seit Rachel, Edith und Phillip ihren Fluchtplan durchgeplant hatten.

    Rachel bewegte sich unruhig auf ihrem Bett. Sie hatte die letzte Nacht wenig geschlafen und wenn sie es tat, erlebte sie ihren Albtraum wieder. In diesem wurde sie einem schwarzen Schatten verfolgt. Sie ignorierte es aber wie üblich und besonders stark heute. Die Vorfreude und Erwartung ihres Ausreißens waren fast zu stark, um es auszuhalten. „Heute ist der schönste Tag meines Lebens. Nichts ist wichtig außer unseres Zusammenseins." Sie sagte das sanft während sie ihren Körper streckte und lächelte.

    Sie zog ihre Federdecke zurück und sprintete zum Fenster. Ihre bloßen Füße berührten kaum merklich den kalten Holzfußboden. Sie setzte sich auf die Fensterbank und zitterte. Sie war sich nicht sicher ob es die Vorfreude oder die kalte Morgenluft war als sie sich die gehäkelte Decke umlegte.

    Heute wäre das letzte Mal, dass sie an diesem Fenster sitzen und in die wunderschöne Landschaft hinausschauen würde, die das Anwesen ihres Vaters umgab. Wichtig war es ihr aber nicht, weil sie hier keine schönen Erinnerungen erfahren hatte. Alles worüber Rachel nachdenken konnte war die Flucht zum guten Zwecke.

    Sie seufzte glücklich. Sie würde von nun an den Rest ihres Lebens mit ihrer Liebe verbringen. Die beiden, so glaubte Rachel sicher, würden glücklich miteinander leben bis in alle Ewigkeit.

    Für jetzt, musste es aber noch ein Geheimnis bleiben. Ihr Leben ... und seines hingen davon ab. Ihr Kopf lehnte entspannt am Fensterrahmen.

    „Das war die längste Nacht meines Lebens. Sagte Rachel und dachte zeitgleich an Phillip. „Hast du unruhig geschlafen Liebster? Bist du genauso nervös und aufgeregt wie ich? Sobald wir verheiratet sind und auf dem Schiff, sind wir frei und können uns für immer lieben.

    Heute würde sie diesen alten Lord Symington austricksen von dem Vergnügen der Begleitung. „Heute, sie seufzte laut. „Mein Liebster – mein Leben – für immer. Sie grinste und legte ihr Kinn auf ihre Knie. „Phillip," sie flüsterte sanft, liebevoll und umarmte ihre Beine noch fester an ihrer Brust.

    Eine weiße Taube flog an ihrem Fenster vorbei. Sie reichte ihre Hände nach oben und öffnete das Fenster. Kalte Morgenluft strömte in den Raum.

    Eine leichte Brise verwuschelte ihr Haar so, dass es ihr kreuz und quer ums Gesicht herum wieder runterhing. Ihre Augen folgten dem Flug der Taube bis sie verschwunden war. Sie kniete sich hin und stieß das Fenster weiter auf. Rachel atmete tief ein. Dies würde der letzte Morgen sein, an dem sie für so lange Zeit atmen würde.

    Plötzlich fiel Rachel ein, dass sie sich besser fertig machen und aufhören sollte, über das alles zu denken. Sie drehte sich und schloss das Fenster sorgfältig.

    Sie begab sich zu ihrem Kleiderschrank und zog sich wohlbedacht an.

    Sie musste ein paar Kleider in ihrem Kleiderschrank lassen, damit nicht auffiel, dass sie endgültig dieses Haus verlassen würde.

    Allerdings wusste ihr Vater nicht, was in ihrem Kleiderschrank war, da sie ohne Edith nur ein oder zwei ältere dort hätte. Ein Kleid halte, wenn gut gepflegt viele Jahre, so der Glaube ihres Vaters.

    Rachel schlich die Treppe hinunter, um zu sehen wie ihr Vater wieder bei Frühstücken war. Ihr Magen drehte sich, weil sie beim letzten Mal die ungewünschte Nachricht erfahren hatte.

    „Ich habe gute Neuigkeiten für dich bezüglich des Brautgeldes, er griff in seine Weste und holte einen Haufen an Geld hervor. Er legte einen Teil auf den Tisch und packte den anderen in die Tasche zurück. „Lord Symington schickte Geld für deine Brautkleidung. Das ist alles was du momentan brauchst. Er möchte es natürlich vor der Hochzeit gekauft haben.

    „Danke Vater." Rachel nahm das Geld an sich und packte es in die Kleidertasche. Sie wusste, dass sie all das Geld brauchte, da das Leutnant Gehalt nicht so hoch sein musste. Obwohl Phillips Vater reich war, würde nicht er, sondern sein ältester Bruder alles erben. Sie kümmerte das aber nicht: Sie hatten die Liebe, um alles durchzustehen.

    „Guten Morgen allerseits, Harolds Stimme klang erfreut und lebhaft. Er hatte das gute Aussehen Vaters geerbt mit den blonden Haaren und den blauen Augen. Beide waren schlank und großgewachsen. Man hätte beide als Brüder einschätzen können, wenn man die grauen und dünner werdenden Haare Vaters nicht beachtete. „Es ist ein siegreicher Morgen. Bist du nicht auch aufgeregt darüber, eine Braut zu werden? Sein Gesicht strahlte sie an, „eine reiche Braut dazu, wenn ich das ergänzen darf."

    „Es scheint als würden Vater und du auch von meiner Heirat profitieren," sagte sie während sie versuchte ihre Abneigung in ihrer Stimme zu verbergen.

    „Das ist genug Unverschämtheit von dir, mahnte ihr Vater. „Du kannst deinen Glückssternen danken; ich verheirate dich an jemanden, der dir alles bieten kann, was du jemals willst.

    „Du bist ein undankbares Kind. Die meisten Frauen wären glücklich an jemanden mit Wohlstand verheiratet zu werden," fuhr ihr Bruder sie an.

    „Ruiniere diese Chance nicht, ihr Vater lehnte sich drohend zu seiner Tochter, „oder du wirst den Tag bereuen, an dem du geboren worden bist. Er aß weiter und richtete seine Aufmerksamkeit auf das hartgekochte Ei und griff sich eine getoastete Scheibe Brot. „jetzt erfreulicheres, seine Stimme wurde wieder freundlich. „Lord Symington hat bekannt gegeben, dass er über Mittag auf unser Anwesen kommen wird.

    „Oh, wann?" Sie wollte laut lachen, da sie wusste, dass sie dann nicht mehr da sei.

    „Heute, sagte er. „Ich möchte, dass du dein feinstes Kleid anziehst. Ich möchte ja nicht, dass er denkt ich hätte dir keine schönen Dinge gegeben oder dass wir Arme sind. Er schob ein Stück Toast in den Mund und begann das hartgekochte Ei zu bearbeiten.

    Rachel schnappte nach Luft. „Zum Mittagessen heute?"

    „Was ist denn jetzt los mit dir?" fragte er genervt mit einem Anzeichen auf einen kommenden Ausraster.

    „Ach es ist nur, dass Edith und ich uns heute Nachmittag in der Stadt treffen wollten."

    Ihre Gedanken waren ein Chaos. Was sollte sie machen? Alle ihre guten Klamotten waren in der Truhe im Brekmore Gut. Was war mit Phillip? Wie sollte sie sich jetzt unbemerkt wegschleichen?

    „Ist das alles? Harold stocherte mit seiner Gabel im Essen rum. „Du kannst doch an einem anderen Tage gehen.                     „Ich muss ihr selbst mitteilen, dass ich es nicht schaffen werde zu kommen, sagte sie während sie versuchte nicht zu nervös zu klingen.               „Dafür haben wir doch Diener. Harold warf seine Gabel auf den Teller und schob den Stuhl vom Tisch weg. „Ich bin wirklich nicht hungrig. Ich muss zu Lady McLean heute besuchen, bin aber am frühen Nachmittag mit Lord Symington, meinem zukünftigen Schwäger zurück. Er lächelte breit als er aufstand. Der Stuhl schabte über den Holzboden.       „Geh und schreib Edith einen Brief, dass ihr euren Shoppingtrip verschieben müsst auf Morgen. Ein Diener kann den dann überbringen.               Ihr Vater stand auf, warf seine Serviette auf seinen Teller und verließ den Tisch ohne ein Wort zu sagen. Alles was Rachel tun konnte war still vor ihrem Teller zu sitzen. Ausgerechnet heute musste dieser alte Mann kommen. Hatte er ihre Pläne durchschaut? Vielleicht hatte einer seiner Männer sie mit Phillip gesehen.                  Sie hatten versucht diskret zu sein und sich als Freunde in der Öffentlichkeit zu zeigen; obwohl, ein oder zweimal hatten sich die beiden geküsst, wenn sie alleine waren.         Jetzt musste sie überlegen, was zu tun war. Sie hatte Lord Symington über eine Woche lang nicht gesehen und ausgerechnet heute von allen möglichen Tagen hatte er beschlossen vorbeizukommen für einen Besuch. Sie fürchtete, dass das alles zu zufällig passierte.

    Sie stand wankend vom Tisch auf und ging in das Foyer. Die große Großvateruhr stand wie ein Soldat auf seinem Posten. Das Pendel schlug in einem regelmäßigen Rhythmus, der zu sagen schien, „zu-spät, zu-spät."                      Es war erst kurz nach sieben am Morgen. Nur fünf Stunden waren es gewesen zu ihrer Freiheit, die ihr gerade eben genommen so brutal worden war. Sie sprintete in ihr Zimmer und warf sich auf ihr Bett. Tränen rannen ihr Gesicht runter und fielen sanft auf die Decke. Sie rollte sich auf den Rücken und lag ruhig da, während sie versuchte rauszufinden, was sie machen könnte. Rachel war sich nicht sicher wie lange sie so da lag. 

    Ihr Kopf fühlte sich taub an und ihr Herz schmerzte. „Ich werde nicht aufgeben, sie wiederholte diese Worte für sich immer wieder. „Ich werde nicht aufgeben. Letztendlich fiel ihr ein Plan ein und wie der sein sollte. Sie sprang vom Bett auf und eilte zum Schrank und riss dessen Türen weit auf. Sie überprüfte die restlichen Klamotten und zog ein dezentes, aber schönes Kleid heraus. Rachel fand einen Faden und zog hart daran; ein klaffendes Loch entstand. Um weitere Chancen zu meiden, zog sie noch einmal dran und ein großer Riss entstand auf der Vorderseite. Sie atmete tief durch und hoffte, dass ihr Vater wie sonst am Morgen Sherry trank.                    Genauso wie sie gedacht hatte, saß ihr Vater in der Bücherei und trank ein großes Glas Sherry am nicht angemachten Kamin.            „Vater, sagte sie entschuldigend. „Ich möchte Lord Symington gefallen. Du hast Recht. Rachel hoffte, dass ihre Stimme ehrlich klang. „Ich war egoistisch und habe nicht nachgedacht. Ich möchte ihm zeigen, dass ich seine Aufmerksamkeit wert bin."

    „Ja, ja," sagte er daraufhin mit einer gereizten Bewegung seiner Hand.

    Sie stellte sich vor ihn und zeigte ihm das zerrissene Kleid. „Mein Kleid ist so stark zerrissen. Ich brauche eine Schneiderin, um das nähen zu lassen. Es sollte nicht lange dauern und ich werde schnell wieder zurück sein lange bevor Lord Symington hier ankommt." 

    „Ich finde nicht, dass das nötig ist, sagte er nur schroff. „Wähle einfach ein anderes Kleid.

    „Aber weißt du denn nicht, dass ich nur wenige Kleider habe? Sie hielt es ihm erneut vor das Gesicht und wedelte damit herum, „Es ist außerdem das Lieblingskleid von Lord Symington. Sie log mühelos.                       „Ich verstehe, er schaute sich das zerrissene Kleidungsstück an und nickte. „Sehe bloß zu, dass du zurück bist bevor Lord Symington da ist. Lass den Kutscher, dich in die Stadt bringen.

    Harold betrat die Bücherei. „Ich befürchte, dass er bereits in die Stadt gefahren ist, um Vorräte für das Mittagessen am Nachmittag zu holen. Naja, ich bin ab jetzt weg zu Lady McLean."

    „Warte, rief Lord Ramsford Harold zu. „Du wirst deine Schwester in die Stadt begleiten. Sie kann nicht ohne Begleitung gehen.               

    „Ich habe eine Verabredung Vater. Ich bin jetzt schon zu spät. Ich habe nicht die Zeit sie in die Stadt zu fahren." Harold quengelte und schmollte, da das bei seinem Vater eigentlich immer funktionierte.

    „Du musst mich nicht in die Stadt bringen. Nur zu Edith. Sie wird mich begleiten." Rachels Herz schlug rasend schnell und sie hatte Angst in Ohnmacht zu fallen.

    „Cousine Edith lebt in der entgegengesetzten Richtung in die ich eigentlich muss."

    Er guckte das Gesicht seines Vaters an und wusste er würde nicht gewinnen.

    Seine Schultern sanken als er sagte, „Naja, es ist näher als wenn ich dich in die Stadt fahre.  Er signalisiert ihr ihm zu folgen. „Siehst du wie ich mich für dich aufopfere? Er schelte sie.

    „Rachel! Die Stimme ihres Vaters enthielt eine unterschwellige Warnung. „Ich möchte, dass du zurück bist bevor Lord Symington hier ankommt. Lord Ramsford drehte sich dem Kamin zu.

    „Oh ja!" Sie rief mit starker Aufregung, die in der Stimme zu vernehmen war.

    Rachel bemerkte, dass ihre Begeisterung zu offensichtlich gewesen war. Ihr Vater drehte seinen Kopf und guckte sie nur an.                  „Ich werde das Geld für das Brautkleid für die Reparatur bei der Schneiderin benutzen." 

    Die Erwähnung des Geldes schien den Vater zu beruhigen und weniger nachdenken zu lassen über ihre Übertriebenheit. Er nickte ihr zu und signalisierte ihr zu gehen. „Komm nicht zu spät oder du wirst den Zorn von mir und Lord Symington spüren."

    „Ich muss nur noch kurz meine Mütze und mein Halstuch holen. Ich bin sofort wieder unten."

    In diesem Moment hieß es jetzt oder nie. Sie erklomm schnell die Treppenstufen zu ihrem Zimmer. Dort zog sie die Tür eilig auf und guckte sich ein allerletztes Mal in ihrem spärlich eingerichteten Zimmer um.

    Der große und kalte Raum war nur mit wenigen Möbelstücken bestückt. Ein altes Bett, ein Stuhl, ein kleiner Tisch und ein Kleiderschrank, in dem ihre Kleider eng aneinandergehängt waren. Im Vergleich zum Kleiderschrank wirkte der Raum dadurch wie nackt.

    Ein alter Umhang mit Gebrauchsspuren und ein alter gehäkelter Hut lagen als einzige Gegenstände im Raum.                   Rachel suchte sich noch schnell ein Halstuch und eine Mütze raus als sie die Pferde auf dem Hof wiehern hörte. Sie guckte aus dem Fenster raus und sah wie ein Stallknecht ihr ein Pferd aus dem Stall holte und ihr Bruder unruhig auf sie wartete.          Sie stieß einen tiefen und nervösen Seufzer aus. Zuletzt hob sie das zerrissene Kleid auf, öffnete die Tür ihres Schlafzimmers und beeilte sich auf dem Weg in Richtung Tür. Als sie jedoch den Türgriff anfasste, rief ihr Vater sie von der Bücherei aus. Ihr Herz schlug so laut, dass sie kaum etwas anderes wahrnehmen konnte.                 „Rachel! Rief er.                    Sie hielt ihrem Atem und ging zur Bücherei, um der Tür dazu stehenzubleiben. „Ja Vater? Ihre Stimme zitterte leicht.                    „Du kannst mit dem Extrageld, dass ich dir gegeben habe ja noch eine Flasche guten Sherry kaufen. Wir scheinen nur noch wenig zu haben und ich möchte ja einen guten Eindruck bei Lord Symington machen. Er soll nur den besten Sherry trinken. Er gab ihr ein entspanntes Zeichen ihn alleine zu lassen.                    „Ja Vater. Sie konnte sich kaum ein Lachen verkneifen. „Oh ja. Wir müssen unbedingt an Lord Symington denken." Rachel machte einen Knicks und ging schnell zur offenen Haustür. Anstatt hektisch zum Pferd zu gehen, entschied sie sich vorgespielt langsam zu gehen.

    Fünfzehn Minuten später erreichten sie das Gut von Edith. Harold hob seine Hand und signalisierte einem Lakaien ihr vom Pferd runter zu helfen.

    „Jetzt bin ich wegen dir zu spät beim Treffen mit Lady McLean. Aber bald, er seufzte tief, „Ich werde dann nicht mehr die Witwe McLean und ihr Geld brauchen.

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