Wir haben uns gefunden!: Der Bergpfarrer 174 – Heimatroman
Von Toni Waidacher
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Über dieses E-Book
Diese Serie enthält alles, was die Leserinnen und Leser von Heimatromanen interessiert.
Therese Leitner holte tief Luft. Es war kurz nach siebzehn Uhr, und endlich hatten sie Feierabend. Rita Böhringer, die Kollegin, die auf der anderen Seite des Schreibtisches saß, lächelte sie an.
»Da haben wir es wieder mal geschafft, was«, meinte sie. »Und du Glückliche hast morgen auch noch frei.«
Die beiden Frauen arbeiteten im Büro des Möbelhauses Wallner, und alle vierzehn Tage traf es eine von ihnen, dann mußte entweder Resl oder Ria am Samstag arbeiten.
»Na ja, dafür gehst du nächste Woche in Urlaub«, erwiderte die vierundzwanzigjährige Sekretärin.
»Aber nur für vierzehn Tage«, schränkte Rita ein.
»Und wohin soll's geh'n?«
Die Kollegin zuckte die Schultern.
»Frank will campen«, antwortete sie. »Für mich ist das ja nix, aber was macht man net alles aus Liebe mit.«
Resl schmunzelte. Gleich darauf wurde sie schnell wieder ernst, als sich die Tür zum Büro des Chefs öffnete.
Stefan Wallner, der Juniorchef, kam herein.
»Ach, das ist ja schön, daß noch jemand da ist«, sagte er und wedelte mit einem Briefumschlag. »Der muß unbedingt noch mit dem Kurierdienst weg. Leider steht im Moment kein Fahrer zur Verfügung. Könnte wohl jemand von Ihnen…?«
»Aber ja, Herr Wallner«, nickte Resl sofort. »Der Kurierdienst liegt sowieso auf meiner Strecke. Ich bringe den Brief gleich vorbei.«
Der Juniorchef lächelte.
»Sie sind ein Engel, Frau Leitner«, bemerkte er. »Vielen Dank.«
Er legte den Umschlag auf ihre Seite des Schreibtisches und nickte ihnen zu.
»Schönen Feierabend, wünsch' ich dann.«
»Danke schön«, antworteten die Sekretärinnen im Chor.
Rita beugte sich über den Tisch, als Stefan Wallner aus dem Büro gegangen war.
»Fescher Kerl, was?« flüsterte sie. »Wenn ich net
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Der Bergpfarrer (ab 375)
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Buchvorschau
Wir haben uns gefunden! - Toni Waidacher
Der Bergpfarrer
– 174–
Wir haben uns gefunden!
Warum kämpft ihr gegen unsere Gefühle?
Toni Waidacher
Therese Leitner holte tief Luft. Es war kurz nach siebzehn Uhr, und endlich hatten sie Feierabend. Rita Böhringer, die Kollegin, die auf der anderen Seite des Schreibtisches saß, lächelte sie an.
»Da haben wir es wieder mal geschafft, was«, meinte sie. »Und du Glückliche hast morgen auch noch frei.«
Die beiden Frauen arbeiteten im Büro des Möbelhauses Wallner, und alle vierzehn Tage traf es eine von ihnen, dann mußte entweder Resl oder Ria am Samstag arbeiten.
»Na ja, dafür gehst du nächste Woche in Urlaub«, erwiderte die vierundzwanzigjährige Sekretärin.
»Aber nur für vierzehn Tage«, schränkte Rita ein.
»Und wohin soll’s geh’n?«
Die Kollegin zuckte die Schultern.
»Frank will campen«, antwortete sie. »Für mich ist das ja nix, aber was macht man net alles aus Liebe mit.«
Resl schmunzelte. Gleich darauf wurde sie schnell wieder ernst, als sich die Tür zum Büro des Chefs öffnete.
Stefan Wallner, der Juniorchef, kam herein.
»Ach, das ist ja schön, daß noch jemand da ist«, sagte er und wedelte mit einem Briefumschlag. »Der muß unbedingt noch mit dem Kurierdienst weg. Leider steht im Moment kein Fahrer zur Verfügung. Könnte wohl jemand von Ihnen…?«
»Aber ja, Herr Wallner«, nickte Resl sofort. »Der Kurierdienst liegt sowieso auf meiner Strecke. Ich bringe den Brief gleich vorbei.«
Der Juniorchef lächelte.
»Sie sind ein Engel, Frau Leitner«, bemerkte er. »Vielen Dank.«
Er legte den Umschlag auf ihre Seite des Schreibtisches und nickte ihnen zu.
»Schönen Feierabend, wünsch’ ich dann.«
»Danke schön«, antworteten die Sekretärinnen im Chor.
Rita beugte sich über den Tisch, als Stefan Wallner aus dem Büro gegangen war.
»Fescher Kerl, was?« flüsterte sie. »Wenn ich net schon in festen Händen wär’, dann könnt’ er mir glatt gefährlich werden, der Junior.«
Resl lächelte in sich hinein.
Mir ist er schon gefährlich geworden, dachte sie, bloß daß das niemand wissen darf. Schon beim ersten Mal, als er ins Büro kam, da hat’s bei mir gefunkt wie noch nie zuvor in meinem Leben.
Das Dumme ist nur, daß ich es ihm net sagen kann…
»Aber das sind sowieso nur schwärmerische Träume«, riß Rita sie aus ihren Gedanken. »Du hast es doch sicher auch schon gehört, oder?«
Resl schaute ein wenig verwirrt.
»Was soll ich gehört haben?«
»Na, daß der Junior bald heiraten wird!«
»Was?«
Resl Leitner legte erschrocken die Hand auf den Mund. Weniger, weil sie so erstaunt war, sondern weil sie so laut geschrien hatte.
»Aber ja!« Rita nickte heftig. »Die Beate Glockner, die Tochter vom ›Möbel-Glockner‹, unsrem ärgsten Konkurrenten. Ich hab’s auch nur zufällig mitbekommen, als die Busche, die Sekretärin vom Senior, sich mit dem Heumann unterhielt. Aber irgendwie scheint das noch net in trockenen Tüchern zu sein, wie man so sagt. Der Junior ziert sich noch. Aber stell’ dir das mal vor, wenn das mit den beiden was wird, und wir mit dem Glockner fusionieren, dann sind wir das größte Möbelhaus in ganz München und Umgebung!«
Resl konnte die Begeisterung der Kollegin nicht teilen.
Stefan Wallner sollte heiraten?
Sie schluckte und versuchte, sich nicht anmerken zu lassen, wie es um sie stand.
Am liebsten hätte sie losgeheult!
Während der Unterhaltung hatten sie den Schreibtisch aufgeräumt, die Ordner in Reihe und Glied gestellt und die Computer abgedeckt. Rita Böhringer zog bereits ihre Jacke an.
»Also, dann wünsch’ ich dir ein schönes Wochenende«, sagte sie, bereits in der Tür stehend. »Wir seh’n uns dann nach meinem Urlaub wieder.«
»Aber nur kurz«, rief Resl. »Anschließend geh’ ich ja gleich in Urlaub.«
Sie schlüpfte in ihre Jacke, nahm die Handtasche und den Briefumschlag und verließ das Büro.
Stefan heiratet!
Dieser Gedanke wollte ihr einfach nicht aus dem Kopf gehen. Zuerst mochte sie es gar nicht glauben, was Rita da gesagt hatte. Aber es lag ja auf der Hand. Früher vermählten Könige ihre Kinder, um das Imperium zu vergrößern, heutzutage taten es offensichtlich Geschäftsleute.
Auf dem Parkplatz stieg sie in ihr Auto und fuhr nach Hause. Den Brief gab sie unterwegs bei dem Kurierdienst ab und besorgte noch etwas zum Abendessen. Aber als sie den Salat fertig und das Baguette aufgebacken hatte, merkte Resl, daß sie eigentlich gar keinen Hunger hatte.
Die Neuigkeit, daß der Mann, in den sie sich verliebt hatte, eine andere heiraten würde, war ihr gründlich auf den Magen geschlagen.
*
Im Hause des Möbelhändlers Wallner herrschte dicke Luft. Vater und Sohn standen sich im Arbeitszimmer des Seniorchefs gegenüber und sahen sich böse an.
»So, so, du willst also net«, sagte Wilhelm Wallner mit recht lauter Stimme. »Darf ich mal erfahren, warum net?«
Stefan Wallner erwiderte ärgerlich den Blick seines Vaters.
»Weil wir net zusammenpassen, die Beate und ich«, entgegnete er. »Wir kennen und wir mögen uns, aber das ist auch schon alles. Von Liebe kann keine Rede sein, und die gehört nun mal dazu, wenn man einen Menschen heiratet, das heißt, mit dem man sein ganzes Leben verbringen wird.«
»Dummes Zeug!« Der Ältere schüttelte den Kopf. »Liebe, was für ein großes Wort! Mensch, Junge, verstehst du denn net? Hier geht’s um mehr, als darum, daß zwei Menschen vor den Traualtar stehen. Wir müssen mit dem Glockner fusionieren, wenn wir uns auf Dauer gegen die anderen Mitbewerber durchsetzen wollen. Begreif’ das doch endlich!«
Stefan steckte unwillig die Hände in die Hosentasche und machte ein verbissenes Gesicht.
Fünfundzwanzig Jahre war er alt, groß und schlank, und in seinem Aussehen lag das gewisse Etwas, das die Damenwelt zum Schwärmen brachte. Er hatte ein markantes Gesicht, lockiges Haar und eine angenehme Stimme. Nach dem Studium hatte er vier Jahre in England verbracht und war erst vor drei Monaten wieder nach Deutschland zurückgekehrt, um als Juniorchef in die väterliche Firma einzutreten.
Und vor einer Woche hatte sein Vater ihn damit überrascht, daß er gerne sehen würde, wenn Stefan die Tochter Otto Glockners heiratete, und dadurch die beiden großen Möbelhäuser keine Konkurrenten mehr wären, sondern unter der Führung des jungen Paares eine Einheit bildeten.
»Wir haben doch auch eine Verantwortung gegenüber unsren Angestellten«, setzte Wilhelm Wallner hinzu. »Der Wettbewerb ist hart, und diese Billigmärkte mit ihren Sonderangeboten setzten uns ziemlich zu, wie du weißt. Deshalb sind Otto und ich zu dem Entschluß gekommen, daß es das Beste für uns alle wäre, wenn wir unsre Firmen zusammenlegen. Und wie könnte das besser gehen, als unter eurer Leitung? Du und Beate, ihr seid das ideale Paar.«
»Dabei hast du nur eine Kleinigkeit übersehen«, erwiderte der Sohn. »Wir lieben uns net! Himmelherrgott, ich weiß net, wie oft ich das noch sagen soll. Beate und ich... Wir sind gute Freunde, weiter nix!«
Wilhelm Wallner sah seinen Sohn nachdenklich an.
»Ist da eine andere Frau im Spiel?« fragte er besorgt.
Stefan schüttelte den Kopf.
»Vater, ich bin grad mal ein Vierteljahr wieder daheim«, antwortete er. »Glaubst du, ich hab’ da nix Bess’res zu tun, als mir eine Frau anzulachen?«
Wallner senior schwieg. Im Moment, so ahnte er, würde er nichts ausrichten können. Je mehr er auf diese Hochzeit bestand, um