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Vampire in New York
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eBook544 Seiten7 Stunden

Vampire in New York

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Über dieses E-Book

Nachdem die Vampirzwillinge Samantha und Mackenzie es über 240 Jahre geschafft hatten unerkannt unter den Menschen zu leben, hatten sie es nicht verhindern können, dass ihr Geheimnis an nur einem Tag gelüftet wurde.
Aber sie waren nicht allein. In Dr. Edward Smith fanden sie jemanden der ihnen, als sie noch Babys waren, das Leben gerettet hatte und den sie nun als ihren Freund bezeichnen durften.
Gemeinsam stellen sie ihre Fähigkeiten in den Dienst des FBI. Und ihr erster gemeinsamer Fall zwingt sie, einen der ihren zu jagen.
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum21. Feb. 2017
ISBN9783742796127
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    Buchvorschau

    Vampire in New York - Bianka Kurzer

    Kapitel 1

    London, Dezember 1574

    „Es stürmt jetzt schon seit drei Tagen und Nächten, sagte Dr. Jonathan Smith leise und mehr zu sich selbst. Er stand, mit hinter dem Rücken verschränkten Händen, in der kleinen Bibliothek seines Haus. Gedankenverloren blickte er dem Schneetreiben durch das Fenster zu. Es schneite so stark, dass er das Haus auf der anderen Straßenseite nur noch schemenhaft erkennen konnte. Sein Hausdiener Harold, der hinter ihm Feuerholz im Kamin nachlegte, nickte. „Ich habe gehört, dass in der Stadt schon ein paar Menschen ohne Obdach erfroren sein sollen und man befürchtet, dass es noch mehr werden, wenn der Sturm nicht bald nachlässt.

    Dr. Smith drehte sich zu Harold um. „Was ist mit den Unterkünften für die Obdachlosen?"

    „Die sind alle restlos überlaufen. Jeder Platz soll belegt sein und es schlafen sogar schon viele auf dem nackten Fußboden, nur um nicht draußen sein zu müssen."

    „Schrecklich", murmelte Dr. Smith. Er kannte zwei der Frauen, die in den Obdachlosenunterkünften aushalfen. Es waren Ordensschwestern, die hauptsächlich in dem Hospital arbeiteten in dem auch er als Arzt tätig war. Aber so oft es ihre Zeit zuließ, gingen sie in die Unterkünfte, bereiteten Essen zu, versorgten kleinere Wunden und halfen wo sie konnten. Er selbst ging jede Woche für ein paar Stunden zu den Unterkünften für die Obdachlosen, um zu helfen, denn er sah es als seine Pflicht als Arzt an, auch denen zu helfen, die seine Dienste nicht bezahlen konnten.

    Dr. Smith blickte wieder aus dem Fenster. Er war heute etwas abwesend und mit seinen Gedanken ganz woanders. So bemerkte er es nicht einmal, dass Harold die gemütliche Bibliothek bereits wieder verlassen hatte. Nach einer Weile setzte er sich an seinen kleinen Sekretär und nahm das Buch wieder auf, dass er vor einer kleinen Weile zur Seite gelegt hatte, um darin weiter zu lesen. Erst nach einigen Minuten bemerkte er, dass er die gleiche Seite des Buches nun schon zum dritten Mal las. Er konnte sich einfach nicht konzentrieren. Zu groß war seine Sorge um seine schwangere Frau Elisa. Vor etwas mehr als drei Stunden hatten die Wehen eingesetzt und James, sein Kutscher, war noch immer nicht mit der Hebamme zurück.

    Der Haushalt der Familie Smith, der bald um ein Familienmitglied reicher sein sollte, umfasste das Ehepaar Dr. Jonathan und Elisa Smith, den Hausdiener Harold, das Hausmädchen Katherine, die Köchin Harriette und den Kutscher James.

    Obwohl Jonathan und Elisa bereits seit sechs Jahren verheiratet waren, war ihnen das Glück der Elternschaft bisher verwehrt geblieben. Deshalb freuten sich die beiden umso mehr auf die Geburt ihres ersten Kindes.

    Während Jonathan bereits sein fünfunddreißigstes Lebensjahr erreicht hatte, war Elisa gerade achtundzwanzig geworden. Jonathan dachte mit einem Lächeln daran zurück, wie ihm seinerzeit Elisas Eltern die eigene Tochter vorgestellt hatten. Elisas Eltern waren große Förderer des Hospitals gewesen, in dem Jonathan arbeitete und gehörten zudem zu den angesehensten Familien in London. Als er vor beinah sieben Jahren einmal zum Essen eingeladen worden war, hatte er Elisa das erste Mal gesehen.

    Elisa war einundzwanzig als Jonathan sie kennenlernte. Sie hatte ihm später einmal erzählt, dass sie sich sofort in ihn, den stattlichen Mann, mit den strahlend blauen Augen, den blonden Locken und den vorzüglichen Manieren, verliebt hatte. Auch Jonathan hatte sich auf Anhieb sehr zu Elisa hingezogen gefühlt. Sie hatte wunderschönes dunkelbraunes Haar, das ihr bis auf den Rücken fiel und grüne Augen mit winzigen goldenen Sprenkeln darin. Aber besonders hatte er an ihr geschätzt, dass sie kein geistloses Wesen war, wie so viele andere junge Damen, denen er vorgestellt worden war. Sie lachte nicht übertrieben oder albern über alles was man ihr erzählte und ging auch sonst nicht den üblichen Beschäftigungen der jungen Damen nach. Während die meisten jungen Damen wohl Unterricht in Gesellschaftstanz erhielten, malten, stickten oder sangen, wandte sich Elisa eher ihren Büchern zu und informierte sich darüber, was in ihrem Land und in anderen Ländern so vorging. Sie war sehr belesen und klug, verfügte über ein großes Selbstbewusstsein, beteiligte sich gern an Gesprächen über Politik und vertrat immer ihre Meinung. Sehr zum Leidwesen ihrer Eltern, wie er sich erinnerte, denn einige potentielle Ehekandidaten, die ihre Eltern schon für sie ausersehen hatten, hatte dies abgeschreckt. Aber nicht so Jonathan. Ihm waren Frauen lieber, mit denen er auch mal lebhaft diskutieren konnte, als jene, die nur Klatsch und Tratsch im Sinn hatten, in seinen Augen, sinnloses Gefasel, oder jene, die gar nichts sagten.

    Nach über acht Monaten, in denen Jonathan Elisa oft zu einem Spaziergang abgeholt hatte und er des Öfteren bei der Familie zum Essen eingeladen worden war, so dass sich die beiden hatten näher kennen lernen können, hatte Jonathan bei Elisas Vater um ihre Hand angehalten. Die Freude in der Familie war groß gewesen. Elisas Mutter hatte schon nicht mehr damit gerechnet, dass ihre einzige Tochter noch eine gute Partie machen würde. Hatte ihre temperamentvolle Natur doch schon so manchen Mann davon abgehalten, näher mit ihr bekannt werden zu wollen. Jonathan hatte Elisa jedoch nicht in die Flucht schlagen können, denn er hatte sich in sie verliebt.

    Hinzu kam natürlich, dass Jonathan ein sehr gutaussehender Mann war, ein angesehener Arzt und zudem über ein gutes Einkommen verfügte. Doch was für die Mutter so wichtig gewesen war, Einkommen und Ansehen, hatte für Elisa eine vollkommen untergeordnete Rolle gespielt. Sie hatte sich schon immer vorgenommen, nur einen Mann zu heiraten, den sie auch wirklich liebte. Und das sie ihn von ganzem Herzen liebte, ihn, mit seinem feinen Humor und seiner Belesenheit, das hatte sie ihm schon oft gesagt. Sie hatte ihm erzählt, dass es kein größeres Glück für sie hatte geben können, als seine Frau zu werden. Ein halbes Jahr später, hatte dann die Hochzeit stattgefunden.

    Auch wenn es der glücklichste Tag in ihrem Leben sein sollte, so dachte Jonathan nicht gerne daran zurück. Elisas Mutter hatte sehr viele Leute eingeladen, die Elisa entweder nicht kannte oder nicht mochte. Jonathan wusste, dass Elisa eher eine kleine, romantische Hochzeit im Sinn gehabt hatte, war aber gegen den Willen ihrer Mutter nicht angekommen. So hatte Elisa sich den ganzen Tag nicht mehr als ein paar Schritte von Jonathan entfernt, hatte nur ein paar Mal mit ihrem Vater getanzt und ansonsten nur mit ihrem Mann. Für ihn war es der glücklichste Moment seines Lebens, als er Elisa endlich als seine Frau mit nach Hause nehmen durfte.

    Elisa schrie als eine weitere Wehe ihren zarten Körper durchdrang. Jonathan rannte sofort zu ihr. Das Hausmädchen war die ganze Zeit über bei ihr, betupfte ihre Stirn mit einem kalten, feuchten Tuch oder hielt ihre Hand, wenn eine weitere Wehe kam und versuchte, es ihr so angenehm wie möglich zu machen. Es war Elisas erstes Kind und auch wenn Jonathan selbst Arzt war und schon einigen Kindern auf die Welt geholfen hatte, so war es etwas ganz anderes, bei der Geburt des eigenen Kindes dabei zu sein.

    „Die Abstände zwischen den Wehen werden immer kürzer, stellte Jonathan fest und setzte sich zu seiner Frau ans Bett. „Es wird jetzt nicht mehr lange dauern, sagte er leise, nahm ihre Hand und küsste sie.

    Er wusste, Elisa war stark und gesund und dass sie die Geburt sicher überstehen würde. Trotzdem machte er sich Sorgen um sie.

    Als ob sie seine Gedanken gelesen hätten blicke sie ihn liebevoll an. „Mach dir keine Sorgen meine Lieber, mir geht es gut."

    Er lächelte sie an und küsste sie auf die Stirn.

    Elisa lächelte zurück. „Geh´, les ein Buch… es wird noch eine Weile dauern, bis du unseren Sohn begrüßen kannst."

    Er schmunzelte. „Woher weißt du, dass es nicht eine schöne Tochter werden wird?"

    „Nur ein Mann kann so unverschämt sein und seine Mutter derart mit Füßen treten", sagte sie scherzhaft und Jonathan musste lachen.

    Er küsste sie noch einmal und ließ sie wieder in der Obhut von Katherine. Er ging zurück in die Bibliothek wo er nach seinem Hausdiener rief: „Harold."

    „Sie wünschen Sir?"

    „Wie lange ist es jetzt her, dass James losgefahren ist um die Hebamme zu holen?"

    „Beinah zweieinhalb Stunden, Sir."

    Jonathan nickte nur. Harold verneigte sich kurz und verließ die Bibliothek wieder.

    Um sich abzulenken, nahm er sein Buch erneut auf, nur um die eine Seite wieder zwei Mal zu lesen. Angespannt und frustriert schlug er das Buch zu und fing an vor dem Kamin auf und ab zu gehen.

    Die Köchin Harriette Jenkins hatte in der Küche eine Kanne mit extra starkem Tee zubereitet. Sie stellte alles auf ein Tablett und ging damit in die Bibliothek.

    „Tee, Sir?", fragte sie freundlich als sie den Raum betrat.

    „Ja, danke Mrs. Jenkins."

    Sie stellte das Tablett auf einem kleinen Tisch ab, goss ihm Tee aus der Kanne in eine Tasse und übergab sie ihm dann.

    Er nahm die Tasse und atmete das Aroma des Tees tief ein.

    „Wunderbar." Er nickte der Köchin dankbar zu, die sich dann erfreut lächelnd zurückzog. Wie beruhigend so eine Tasse Tee doch sein konnte, dachte Jonathan. Vorsicht nahm er einen Schluck von dem sehr heißen Getränk.

    Tatsächlich schien der Tee seine angespannten Nerven zu beruhigen.

    Eine viertel Stunde später traf James endlich mit der Hebamme ein.

    „James!, entfuhr es Jonathan erfreut, „ich hatte schon die Befürchtung dass du es nicht schaffen würdest.

    „Es ist auch ein kleines Wunder das wir es geschafft haben, Sir. Der Schneesturm hat noch an Stärke zugelegt und die Pferde haben schwer kämpfen müssen… ich würde mich jetzt gerne um sie kümmern."

    „Natürlich James… und vielen Dank."

    James nickte ihm kurz zu und ging um die Pferde zu versorgen.

    „Marion, schön Sie zu sehen. Willkommen in meinem Haus, begrüßte Jonathan die Hebamme, „und danke dass sie gekommen sind.

    Sie legte ihren, vom Schnee durchweichten Umhang ab und lächelte ihn dankbar an. „Danke dass sie mir ihren Kutscher geschickte haben. Ohne ihn wäre ich in dem Schneesturm bestimmt verloren gegangen."

    Marion Higgins war eine kleine robuste Frau mit blonden Haaren, die sie zu einem strengen Knoten zurückgebunden hatte. Sie übte den Beruf der Hebamme mittlerweile seit über zwanzig Jahren aus. In dieser langen Zeit hatte sie schon viel gesehen und nicht immer hatte sie das Glück gehabt, dass Mutter und Kind die Geburt gut überstanden hatten. Sie und Dr. Smith hatten schon oft im Hospital zusammen gearbeitet und kannten sich daher.

    „Wo ist die werdende Mutter?", fragte Marion gleich und Jonathan führte sie zu Elisa.

    Marion sah sofort, dass Elisa eine starke Konstitution hatte und nach einer kurzen Untersuchung stellte sie fest, dass das Kind genau so lag wie es liegen sollte. Trotzdem beruhigte es sie, dass Jonathan anwesend war. Marion übernahm sofort das Zepter in dem kleinen Haushalt und selbst Jonathan folgte ihren Anweisungen. Nach einigen weiteren Stunden bangen Wartens war es dann endlich so weit. Elisa hatte einem kleinen Jungen das Leben geschenkt.

    Die Geburt war sehr anstrengend für Elisa gewesen, aber sie hatte alles gut überstanden. Die Hebamme übergab das schreiende Baby vorsichtig an Katherine, die ihn säuberte und in eine kleine hübsche Babydecke wickelte. Marion hatte währenddessen Elisa versorgt. Es war alles ohne Komplikationen verlaufen. Elisas Haare und Körper waren feucht vom Schweiß und sie lag erschöpft in ihren Kissen. Aber als Katherine ihr ihren Sohn in den Arm legte, strahlte sie übers ganze Gesicht.

    Elisa lachte Jonathan an. „Er ist das hübscheste Baby das ich je gesehen habe!" Sie besah ihn sich ganz genau. Zählte die kleinen Finger und Zehen, fuhr ihm mit ihren Fingern durch das weiche dunkle Haar und küsste seine kleine Nase. Jonathan blickte voller Stolz und Freude auf seine Frau und seinen neugeborenen Sohn. Er war so glücklich, dass ihm das Herz über ging und ihm sogar die Tränen kamen.

    Jonathan dankte Marion überschwänglich für ihre Hilfe und bat sie die Nacht über, als sein Gast, im Haus zu bleiben. James würde sie dann am nächsten Morgen zurück nach Hause fahren. Angesichts des Sturms nahm Marion sein Angebot nur zu gerne an.

    Dann durften die restlichen Mitglieder des Haushalts den kleinen Stammhalter begrüßen. Selbst Harold war angesichts des kleinen Jungen gerührt und wischte sich verschämt eine kleine Träne aus dem Augenwinkel. Alle gratulierten Dr. Smith und seiner Frau und freuten sich, dass Mutter und Kind gesund und wohlauf waren.

    Drei Monate später tauften sie den Jungen auf den Namen Edward Jonathan Smith.

    Edward war ein überaus fröhliches Baby und bereitete seinen Eltern viel Freude. Als er jedoch fünf Monate alt war, wurde er plötzlich krank. Er konnte weder die Milch noch seinen Brei bei sich behalten und erbrach alles gleich wieder. Jonathan stand vor einem Rätsel. Der Junge war zuvor nie krank gewesen, hatte nicht einmal Fieber bekommen. Nun, von einen auf den anderen Tag, erbrach er alles, was sie ihm zu essen oder trinken gaben, gleich wieder.

    Jonathan wusste sich nicht anders zu helfen und brachte seinen Sohn ins Hospital um den Rat seiner Kollegen einzuholen. Aber nachdem sie den kleinen Jungen gründlich untersucht hatten, waren auch sie absolut ratlos. Sie hatten nicht feststellen können, an welch sonderbarer Krankheit Edward leiden könnte.

    Die kleine Familie war verzweifelt. Wie lange konnte ihr Sohn noch ohne Nahrung überleben? Nach zweieinhalb Tagen wurde der Junge zusehends kraftloser und immer schläfriger. Sein kleiner Körper brauchte dringend Nahrung, ohne die würde er qualvoll verhungern. Jonathan war verzweifelt angesichts seiner Hilflosigkeit und Elisa wich ihrem Sohn nicht eine Sekunde von der Seite. Die Köchin versorgte Elisa mit ihren Lieblingsspeisen und Tee aber auch sie schien nichts mehr zu sich nehmen zu wollen.

    Hilfe erhielt die Familie von unerwarteter Seite.

    Ihr Kutscher James bat am Abend des dritten Tages um ein Gespräch mit Dr. Smith und erzählte ihm eine unglaubliche Geschichte.

    „Sir, kann ich Sie bitte kurz sprechen?"

    „Natürlich James, komm doch rein", forderte Dr. Smith ihn auf und wunderte sich kurz, denn James schloss die Tür zur Bibliothek hinter sich.

    „Ich weiß, warum es dem kleinen Edward so schlecht geht", sagte James unvermittelt und Jonathan sah ihn überrascht an.

    „Was meinst du James?"

    „Es gibt Menschen, Menschen die anders sind. Menschen die keine Nahrung mehr zu sich nehmen können. Menschen die das Blut anderer Menschen trinken müssen um zu überleben."

    Dr. Smith war zutiefst schockiert und froh dass seine Frau nicht anwesend war und gehört hatte, was James ihm gerade gesagt hatte.

    Er fuhr seinen Kutscher an. „Verdammt James, was faselst du da für einen Unsinn! Es geht um das Leben meines Sohnes!"

    Aber James blieb ganz ruhig. „Ich weiß Sir, und ich will Ihnen wirklich helfen. Bitte, Sie müssen mir glauben. Es gibt Menschen die sind nicht wie Sie…, er blickte seinen Arbeitgeber direkt an, „die sind wie ich.

    Dr. Smith runzelte die Stirn. „Was willst du damit sagen?"

    „Haben Sie mich je essen sehen?" fragte James und lächelte verschmitzt.

    Dr. Smith überlegte kurz und schüttelte dann langsam seinen Kopf, unfähig etwas zu sagen.

    „Bin ich je krank geworden?"

    Auch das konnte Dr. Smith verneinen.

    „Was glauben Sie, wie alt ich bin?"

    Dr. Smith blickte den Mann, der vor ihm stand, genau an. Dann, auf einmal fiel es ihm auf. Es war als würde er James das erste Mal richtig ansehen. Wie konnte das sein? James war schon als Kutscher bei seiner Familie angestellt gewesen, als er selbst noch ein kleiner Junge war. Er hätte jetzt schon um die fünfzig oder sechzig Jahre alt sein müssen. Aber er sah keinen Tag älter aus als dreißig.

    Dr. Smith blickte James erstaunt an. „Wie ist das möglich?", fragte er leise.

    „Ich bin wie Ihr Sohn. Auch ich wurde als Baby krank und konnte keine Nahrung mehr bei mir behalten. Ich hatte mich verändert."

    „Verändert? Wie?"

    „Das weiß ich nicht genau…", gestand James.

    „Aber du hast überlebt! Wie hast du das gemacht?"

    In Dr. Smith keimte die Hoffnung seinem Sohn doch noch helfen zu können.

    „Ja, ich habe überlebt, aber nur, weil ich von einem guten Menschen gefunden wurde, einer jungen Frau, die so war wie ich und die mir das einzige gab, das mir helfen konnte zu überleben… menschliches Blut."

    Dr. Smith schüttelte energisch seinen Kopf. „Das kann nicht sein, beharrte er verzweifelt, „das ist wider die Natur… Menschen werden krank, wenn sie das Blut von Menschen trinken… das ist unmöglich! Er ließ sich kraftlos in einen der Sessel sinken und vergrub sein Gesicht in seinen Händen.

    „Für Vampire nicht", sagte James so leise das Dr. Smith ihn beinah nicht gehört hätte.

    Erschrocken blickte er auf. „Was hast du gesagt?"

    James trat an ihn heran. „Ich bin ein Vampir, unsterblich und ich muss mich von menschlichem Blut ernähren. Er kniete sich vor Dr. Smith hin, der unfähig war sich zu rühren. „Glauben Sie mir… bitte… wenn Sie Ihren Sohn retten wollen, dann geben Sie ihn mir… ich weiß was zu tun ist.

    Dr. Smith sah James ungläubig und mit großen Augen an. War der Mann, den er seit frühester Kindheit kannte, verrückt? Wie konnte er so ruhig vor ihm knien und behaupten ein Vampir zu sein?

    „Vampire gibt es nicht…, stammelte er. James schmunzelte. „Doch es gibt sie. Auch wenn wir nicht die blutrünstigen Monster aus den Geschichten und Legenden sind, sondern ruhig unter den Menschen leben, so gibt es uns sehr wohl. Wir werden als Menschen geboren und verwandeln uns, wenn wir noch kleine Kinder sind, Babys, wie ihr Sohn.

    Dr. Smith schüttelte seinen Kopf immer noch unfähig und auch unwillig dem Mann vor ihm Glauben zu schenken. James legte seine Hand auf Jonathans. Sie war warm, wo Jonathan beinah erwartet hätte, das sie eiskalt wäre. Verwundert blickte er James an.

    „Ich bin ein Mensch, versicherte ihm James leise, „aber auch ein Vampir und ohne Blut wird Edward sterben. Dann erhob er sich und wartete auf Dr. Smiths Entscheidung.

    Dr. Smith blickte auf. Sah in James Gesicht und wusste nicht was er machen sollte. Sollte er dem Mann glauben, der behauptete ein Vampir zu sein? Sollte er ihm seinen Sohn anvertrauen? Der Mediziner in ihm sträubte sich mit allem was er über den Organismus des Menschen wusste, gegen das was James ihm gerade erzählt hatte. Aber der Vater in ihm, wollte seinen Sohn retten. Um jeden Preis. Auch wenn es hieß, seinen Sohn einem Vampir anzuvertrauen.

    Er nickte unmerklich. „Komm heute Nacht, wenn alle schlafen, ich möchte nicht das meine Frau etwas davon erfährt."

    James nickte und ließ Dr. Smith allein.

    Als alle im Haus schliefen kam James zurück und traf Dr. Smith mit seinem Sohn in der Bibliothek an.

    „Und es passiert ihm auch nichts?", fragte Dr. Smith ängstlich.

    James lächelte. „Nein. Wenn ich ihn wieder zurück bringe, dann wird es ihm besser gehen. Ich verspreche es."

    „Versprich mir, dass du mir meinen Sohn zurück bringen wirst!", forderte Dr. Smith eindringlich.

    „Ich verspreche es", wiederholte James und legte ihm kurz freundschaftlich die Hand auf die Schulter.

    Nur zögernd übergab Dr. Smith seinen Sohn an James. Der hüllte das Kind behutsam in eine Decke und verließ mit ihm das Haus.

    Jonathan ließ sich in einen Sessel fallen, schlug die Hände vors Gesicht und weinte. Er betete dass er das richtige getan hatte.

    James kannte seit über zwei Jahren eine hübsche junge Frau, die wusste, dass er anders war als andere Männer. Er dachte daran zurück, wie er sie eines Nachts auf der Straße gefunden hatte, als sie bereit gewesen war, für etwas zu Essen ihre Unschuld zu verkaufen.

    James hatte ihr geholfen. Er hatte zuerst den Kerl vertrieben, der die Verzweiflung der jungen Frau ausnutzen wollte und dann hatte er ihr angeboten sie zum Essen einzuladen, ohne dafür ihre Unschuld zu fordern. Dafür hatte er sie um etwas anderes gebeten.

    Kapitel 2

    Die junge Frau, mit den langen blonden Haare und den großen braunen Augen, weinte leise, als der Mann langsam ihre Röcke anhob.

    Seit Tagen hatte sie nichts mehr gegessen und niemand hatte ihr helfen wollen. Sie hatte nur noch einen Ausweg gewusst. Also hatte sie ihren ganzen Mut zusammen genommen und hatte an diesem Abend einen Mann angesprochen und sich ihm angeboten. Sie war sehr hübsch und der Mann hatte sich gierig über die Lippen geleckt. Er war sofort einverstanden und hatte ihr das Geld gegeben bevor er ihren schlanken Körper mit seinem gegen die Wand gedrückt hatte. Sein Atem stank nach Tabak und Alkohol als er sie küsste. Mit einer Hand drückte er grob eine ihrer Brüste zusammen so dass sie von dem Schmerz aufkeuchte. Er erzählte ihr in unanständiger Weise, was er mit ihr machen würde und sie bekam es mit einem mal mit der Angst zu tun. Sie war noch Jungfrau und hatte noch nie zuvor mit einem Mann Liebe gemacht. Wobei das, was der Mann mit ihr vorhatte, nichts mit Liebe zu tun hatte. Sie stemmte sich gegen ihn und wollte ihn von sich weg drücken. Aber er lachte nur und sagte das er es mochte, wenn sich die Frauen wehren würden.

    „Bitte", hauchte sie ängstlich und bat ihn aufzuhören, aber er drückte sich wieder an sie und hatte eine Hand bereits unter ihrem Kleid und schob nun langsam ihre Röcke nach oben.

    Plötzlich tauchte, wie aus dem Nichts, ein anderer Mann auf. Er war groß, größer als der Mann der sie bedrängte, und er zog den Mann von ihr fort, verpasste ihm einen Schlag, so dass er zu Boden ging und beschimpfte ihn. Eilig rappelte der Mann sich auf und rannte dann davon.

    „Ist alles in Ordnung?", fragte der Mann sanft. Hastig schob sie ihre Röcke wieder nach unten und blickte ihn an. Sie war misstrauisch gegenüber der Freundlichkeit des Fremden. Er hatte zwar eben den anderen Mann vertrieben, der keine Skrupel gehabt hatte, ihre Not auszunutzen, aber in den letzten zwei Wochen, seit dem sie auf der Straße leben musste, war niemand freundlich zu ihr gewesen oder hatte ihr helfen wollen.

    „Du brauchst keine Angst vor mir zu haben, sagte er freundlich, „wie ist dein Name?

    „Maria."

    „Ich bin James, wie alt bist du Maria?"

    „Achtzehn."

    „Du hast Hunger", stellte er fest.

    Sie nickte nur.

    „Dann würde ich vorschlagen, wir gehen in die kleine Schenke, zwei Straßen weiter und ich kaufe dir etwas zu Essen."

    Es war wohl seinem guten Aussehen und seinen tadellosen Manieren zu verdanken, dass die junge Frau bereit war ihm zu folgen. Er führte sie wie versprochen in eine kleine Gastwirtschaft und leistete ihr beim Essen Gesellschaft. Er selbst aß nichts aber er bat sie ihm zu erzählen, wieso sie auf der Straße lebte.

    „Was ist passiert?"

    Sie blickte von ihrem Essen auf und sah direkt in sein Gesicht. Sie schien kurz zu überlegen ob sie ihm ihre Geschichte erzählen sollte. Aber der Mann war freundlich und in seinen Augen konnte sie nichts als Wärme und ehrliches Mitgefühl sehen.

    „Meine Eltern sind vor zwei Woche gestorben…", sie sprach so leise, dass James sie nur wegen seines übernatürlichen Vampirgehörs in der lauten Gastwirtschaft verstehen konnte.

    „Das tut mir sehr leid", sagte er und sie konnte an seinem Gesicht sehen, dass er es auch so meinte.

    „Waren sie krank?", fragte er behutsam.

    Maria nickte traurig. „Sie hatten die Grippe."

    „Dann hattest du großes Glück, dass du dich nicht auch angesteckt hast."

    „Mama hat darauf bestanden, dass ich nicht mit ihnen im gleichen Zimmer schlafen sollte und ich durfte sie auch nicht pflegen. Das hat einen Nachbarin übernommen."

    „Und was ist dann passiert?"

    „Kaum das meine Eltern abgeholt worden waren, hat der Vermieter mich dann am nächsten Tag auf die Straße geworfen, weil, wie er sagte, er das Geld für die Miete nicht bekommen hätte… dabei weiß ich genau, dass mein Vater die Miete bis zum Monatsende gezahlt hatte, sie schüttelte ihren Kopf und Tränen traten in ihre Augen. „Meine Eltern waren nicht reich. Mein Vater hat geholfen Schiffe zu beladen und meine Mutter war Näherin. Wir hatten nicht viel, aber es reichte immer für die Miete, Kleidung und Essen. Ein kleines Lächeln huschte bei der Erinnerung an ihre Eltern über ihr Gesicht. „Wir waren glücklich." Sie senkte den Kopf aber James hatte die Tränen in ihren Augen bereits gesehen. Sie war so wunderschön und bezaubernd, er musste ihr einfach helfen. Ihm kam eine Idee, die auch ihm zu Gute kommen würde.

    „Maria, wenn du damit einverstanden bist, dann kann ich dir helfen." Natürlich war sein Angebot nicht ganz umsonst aber er musste ihr seinen Vorschlag behutsam unterbreiten.

    „Wieso?"

    Die Frage überraschte ihn. „Was meinst du mit wieso?"

    „Niemand wollte mir bisher helfen."

    Er überlegte kurz was er ihr zu diesem Zeitpunkt sagen konnte. „Ich möchte dir helfen… weil ich deine Hilfe brauche."

    Sie sah ihn verständnislos an. „Wie kann ich dir helfen?"

    „Ich kann dir versichern, dass ich nicht deinen Körper will und es ist auch nichts Illegales."

    „Was ist es dann?"

    „Das… ähm… das möchte ich hier nicht sagen… ich kann dir nur so viel sagen, du würdest mir damit sehr helfen und es würde dir nicht schaden. Ich habe ein Haus in dem noch eine Wohnung frei ist, dort könntest du wohnen und..."

    „Aber ich habe kein Geld für die Miete…", unterbrach sie ihn verzweifelt.

    „Du müsstest auch keine Miete zahlen. Wenn du mir hilfst, dann kannst du die Wohnung bekommen ohne Miete zu zahlen… ich würde dir zusätzlich auch noch genügend Geld geben für Nahrung und Kleidung aber… hör zu, es ist nicht einfach für mich darüber zu sprechen… wenn es dir Recht ist, dann zeige ich dir die Wohnung und erzähle dir dann alles in Ruhe", er lächelte ihr aufmuntern zu.

    Maria wusste nicht was sie davon halten sollte. Seit dem ihre Eltern gestorben waren, war niemand so freundlich zu ihr gewesen. Im Gegenteil, man hatte sie beschimpft und verjagt. Sie hatte gehungert und gefroren und niemand hatte ihr helfen wollen. Wieso dieser Mann? Sie sah ihn wieder an. Sie konnte sich nicht helfen, aber alles was er ihr vermittelte war Freundlichkeit. Sie war hin und her gerissen. Auch wenn sie spürte dass keine Gefahr von ihm ausging, so war sie dennoch misstrauisch. Schlussendlich lockte sie aber die Aussicht endlich wieder ein Dach über dem Kopf zu haben. Und so willigte sie ein.

    „Ist gut… ich komme mit dir. James schenkte ihr ein Lächeln. „Schön, dann iss erst mal in Ruhe auf und dann machen wir uns auf den Weg.

    Als Maria zu Ende gegessen hatte, fragte James sie ob sie noch etwas bestellen möchte, aber sie war wirklich satt und so bezahlte James die Rechnung und sie verließen die Gastwirtschaft. Er führte sie in eine bessere Gegend. Hier waren alle Straßen beleuchtet und nicht so dreckig wie dort, wo sie mit ihren Eltern gewohnt hatte.

    Das große Haus vor dem er stehen geblieben war, war in einem sehr guten Zustand, jedenfalls soweit sie das feststellen konnte.

    Er öffnete die große Haustür. Im Hausflur begegneten sie einer Frau mit einem Kind.

    „Guten Abend Mrs. Johnson, hallo Henry, sagte James freundlich und wuschelte dem kleinen, schüchternen Jungen von zehn Jahren durch seine schwarzen Locken. „Wie geht es ihrem Mann heute?

    Die Frau lächelte dankbar. „Viel besser, danke noch mal, für die Medizin, die sie ihm gegeben haben."

    James winkte ab. „Das habe ich doch gern getan. Dann stellte er ihr Maria vor. „Das ist Maria, sie wird die kleine Wohnung im ersten Stock beziehen.

    Mrs. Johnson sah Maria freundlich an. „Schön dich kennen zu lernen Maria."

    Maria machte einen kleinen Knicks und lächelte schüchtern.

    „Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Abend." James nickte Mrs. Johnson zu und ging dann mit Maria in den ersten Stock. Er zog den Schlüssel für die Wohnung aus seiner Jackentasche und öffnete die Tür.

    „Warte kurz", bat er sie und betrat vor ihr den kleinen Flur. Er entzündete fünf Kerzen an einem Kerzenständer, der auf einem kleinen Regal neben der Tür stand. Dann noch zwei weitere Kerzen, die in kleinen Kerzenhaltern steckten. Einen davon übergab an Maria.

    „Die Wohnung hat eine kleine Küche, eine Kammer und eine kleine Stube. Mein Haus verfügt über eine Badewanne im Keller, die kannst du jederzeit nutzen", erklärte er ihr, während er sie durch die Wohnung führte.

    „Ein Bad im Keller?", fragte Maria erstaunt und James nickte lächelnd.

    Die Annehmlichkeit eines Bades, die er vor mehr als dreihundert Jahren in Rom kennengelernt hatte, hatte er, als er nach England kam, nicht missen wollen. Daher hatte er, als er das Haus gekauft hatte, als erstes ein Bad einbauen lassen.

    „Ich weiß, dass viele Menschen sich nicht oft waschen, weil sie glauben, es würde einen krank machen, aber meine Mutter hat darauf bestanden, dass ich mich wenigstens einmal in der Woche ordentlich wasche… und ich bin nie krank geworden."

    „Deine Mutter war einen kluge Frau", erwiderte James, der den Irrglauben dieser Zeit nur zu gut kannte.

    Die Wohnung war bereits möbliert. Vom Flur kamen sie in die Stube. Hier standen zwei gemütliche Sessel, ein kleiner Tisch und ein kleiner Schrank. Gleich nebenan befand sich die Küche. Auch die war mit allem ausgestattet, was man so brauchte. In den Schränken und Schubladen, die Maria neugierig öffnete, fand sie Besteck, Teller, Becher und Töpfe und Pfannen.

    Maria berührte einige der Sachen beinah ehrfürchtig. „Das ist wunderschön."

    „Ist dir kalt? Dann kann ich gleich ein Feuer machen."

    „Nein, erwiderte sie lächelnd, „mir ist nicht kalt.

    In der Kammer, die sie als nächstes betraten, stand ein großes Bett aus Holz. Des Weiteren befanden sich ein Kleiderschrank und ein kleines Nachttischchen in dem Zimmer. Auf dem Nachttischchen stand ein dreiarmiger Kerzenständer und James entzündete die Kerzen, damit Maria alles besser sehen konnte.

    „Im Schrank findest du Kissen und Decken." Dann führte er sie zurück in die Stube und bat sie, sich in einen der Sessel zu setzen.

    „Ich nehme an, die Wohnung gefällt dir?"

    Maria nickte eifrig, im nächsten Moment überkam sie aber große Angst und sie fragte: „Wenn ich dir nicht helfen kann… oder es nicht möchte… dann darf ich die Wohnung nicht haben… richtig?"

    James dachte einen kurzen Moment darüber nach. „Nein, er setzte sich in den anderen Sessel ihr gegenüber. „Wenn du mir nicht helfen möchtest, dann darfst du trotzdem hier wohnen bleiben… aber du müsstest dir eine Arbeit suchen und mir dann Miete zahlen.

    Maria war nun sehr neugierig, wie sie dem gutaussehenden Mann helfen konnte.

    „Dann sag mir bitte, was ich für dich tun soll?"

    Er blickte auf seine Hände und erklärte es ihr. „Maria, ich bin nicht wie andere Männer… ich bin anders. Sie sah ihn fragend an. „Ähm… ich muss mich anders… ernähren…, führte er weiter aus, was sie nur noch mehr verwirrte.

    Er stöhnte frustriert, da es ihm schwer fiel ihr einfach zu sagen, dass er ein Vampir war und ihr Blut wollte. „Okay… ich denke, es ist am besten wenn ich es dir zeige… aber bitte… ich werde dir nichts tun… du brauchst keine Angst vor mir zu haben", versicherte er ihr.

    Maria nickte nur und beobachtete wie James aufstand und sich ein paar Schritte von ihr entfernt hinstellte.

    Dann veränderte er sich plötzlich. Seine Augen wurden schwarz und aus seinem Mund traten zwei lange, spitze Zähne hervor, wie bei einem wilden Tier. Es waren Fangzähne. Maria unterdrückte einen Schrei und hielt sich die Hände vor den Mund.

    „Das bin ich, sagte er mit sanfter Stimme, „ich bin ein Vampir… und ich brauche täglich Blut um zu überleben. Er verwandelte sich langsam wieder zurück, blieb aber dort stehen wo er war.

    Maria brauchte ein paar Augenblicke um sich zu beruhigen. James konnte ihren Herzschlag hören. Als er sich verwandelt hatte, hatte ihr Herz rasend schnell zu schlagen angefangen und obwohl sie große Angst hatte, war sie nicht schreiend aufgesprungen. Jetzt beruhigte sich ihr Herz langsam wieder.

    Weil James so sanft zu ihr gesprochen hatte und ganz ruhig vor ihr stehen geblieben war, hatte er ihr ein Gefühl von Sicherheit vermittelt. Was völlig absurd war, denn schließlich war er ein Vampir. Und Maria war nicht dumm, sie hatte schon von diesen Kreaturen der Nacht gehört. Dämonen, die Menschen töteten und ihr Blut tranken. Aber wenn sie James jetzt ansah, wie er vor ihr stand, so sanft und freundlich, dann konnte sie ihn nicht mit den Geschichten die sie gehört hatte, in Verbindung bringen. Sie war hin und her gerissen. Da er immer noch völlig ruhig vor ihr stand und keine Anstalten machte sich ihr zu nähern, geschweige denn sie anzufallen, verging ihre Angst gänzlich und sie sah ihn nun eher neugierig an.

    „Und du möchtest von meinem Blut trinken?"

    „Ja, das möchte ich… es wird dir nicht schaden und du wirst dich auch nicht verwandeln, falls du das befürchten solltest."

    Maria runzelte die Stirn. „Aber ich habe gehört, dass Dämonen Menschen töten und verwandeln, wenn sie sie beißen und ihr Blut trinken."

    „Das stimmt nicht… und ich bin kein Dämon", sagte er bestimmt.

    „Aber du bist ein Vampir?"

    „Ja"

    „Wie?"

    „Wie ich ein Vampir wurde?"

    Sie nickte.

    „Ich wurde so geboren."

    Sie riss die Augen erstaunt auf. „Aber ich dachte…."

    „Das was alle Menschen denken… es ist aber falsch… wir sind keine Dämonen, wir werden nicht vom Teufel gezeugt… Vampire werden als Menschen geboren… aber nach ein paar Monaten, wenn wir noch Babys sind, werden wir krank und können nichts mehr essen, dann verändern wir uns und brauchen von da an Blut um zu überleben."

    „Dann bist du ein Mensch?"

    James nickte. „Und ein Vampir."

    Sie blickte ihn an. Eine wichtige Frage lag ihr noch auf der Zunge. Sie war sich aber nicht sicher ob sie die Antwort hören wollte. Leise fragte sie: „Hast du schon mal jemanden… getötet?"

    „Nein! Niemals!", beteuerte er.

    „Aber du hast gesagt, dass du jeden Tag Blut trinken musst."

    „Aber ich brauche nicht viel und ich habe noch niemals einen Menschen getötet. Ich habe mir bisher des Nachts einen Menschen gesucht, habe schnell meinen Hunger gestillt und es ihn dann alles wieder vergessen lassen."

    „Du kannst machen, dass Menschen dich vergessen?", fragte sie erstaunt.

    „Ja."

    „Das heißt, du könntest auch mich alles hier vergessen lassen?"

    „Wenn du es wünschen solltest", sagte er leise und beinah bedauernd.

    Sie konnte sich nicht helfen, aber sie fand nichts an dem Mann… nein, dem Vampir, korrigierte sie sich… das sie wirklich ängstigte. Er war so schön und so sanft in seiner Art. Sie stand auf und ging langsam auf ihn zu. James rührte sich nicht einen Millimeter und traute sich kaum zu atmen. Dann stand sie vor ihm und blickte ihn direkt an. Er überragte sie um mehr als einen Kopf. Sie hob ihre Hand und legte sie ihm sanft an die Wange. Er war erstaunt angesichts der liebevollen Geste.

    Sie lächelte ihn schüchtern an. „Ich möchte dir helfen."

    „Danke!" Er war erleichtert und lächelte zurück.

    Marie musste zugeben, dass sie sehr neugierig war. „Hast du heute schon… getrunken?"

    Er schüttelte den Kopf. „Nein, noch nicht… ich war gerade auf der Suche nach einem Menschen als ich dich in der kleinen Gasse hörte… du hast so ängstlich geklungen", und bevor er noch darüber nachdenken konnte, hatte er ihr sanft mit den Fingern eine kleine verirrte Locke, ihres blonden Haares, aus dem Gesicht gestrichen.

    „Ich hatte auch sehr große Angst… aber mein Hunger war stärker gewesen, sie senkte beschämt den Kopf, „deshalb hatte ich mir nicht mehr anders zu helfen gewusst. Und mein Körper ist das einzige was ich habe, dass ich anbieten können.

    Er legte ihr einen Zeigefinger unters Kinn und brachte sie dazu ihn anzusehen. „Das muss du nun nie wieder tun."

    Ein dankbares Lächeln umspielte ihren feinen Mund. „Dann… musst du jetzt noch Nahrung zu dir nehmen", sagte sie mutig, wusste dann aber nicht, wie er von ihr trinken wollte.

    James ging einen Schritt auf sie zu. „Ich werde dir nicht wehtun", versprach er.

    Seine Augen verdunkelten sich wieder und seine Fänge traten aus seinem Mund hervor. „Hab keine Angst", flüsterte er. Nun stand er so nah, dass sich ihre Körper berührten. Maria zitterte ein wenig und fragte sich, ob es richtig war, was sie hier tat. Als James ihr dann aber behutsam ihr Haar zur Seite strich, neigte sie, fast wie selbstverständlich, ihren Kopf leicht zur Seite. Langsam beugte er sich über sie und platzierte seinen Mund über der pochenden Vene an ihrem Hals. Sein warmer Atem streichelte ihre Haut, so dass sie eine Gänsehaut bekam. Er küsste die Stelle an ihrem Hals kurz und dann biss er behutsam zu. Es war nur ein kurzer Schmerz, als die rasiermesserscharfen, langen Fänge mit Leichtigkeit durch ihre Haut drangen und James begann sofort zu trinken. Süß und warm rann ihm ihr Blut die Kehle hinab. Er umfasste mit einem Arm ihre Taille und zog sie an sie heran. Sie legte ihre Hände auf seinen Rücken und neigte den Kopf noch weiter um ihm das trinken zu erleichtern. Seine Nähe fühlte sich so gut an. Sie lehnte sich an ihn und konnte nicht behaupten, dass diese Erfahrung unangenehm für sie war. Im Gegenteil, tief in ihr reagierte sie auf ihn und wollte ihn noch weitaus intensiver spüren.

    James trank in tiefen Zügen und war sich Marias Nähe nur allzu sehr bewusst. Ihr weicher Körper drückte sich an ihn und er spürte noch einen anderen Hunger in sich aufsteigen. Einen Hunger, dem er schon seit langer Zeit nicht mehr nachgegeben hatte. Als er gesättigt war fuhr er ihr mit seiner Zunge über die kleinen Bisswunden. Sie hörten sofort auf zu bluten und verschlossen sich wieder. Seine Fänge zogen sich zurück und anstelle des tiefen Schwarz konnte Maria seine blauen Augen wieder sehen. James hielt sie immer noch in seinem Arm und auch Maria schien es nicht eilig zu haben, sich von ihm zurückzuziehen.

    „Wie geht es dir?" Eine Frage die er bisher noch keinem Menschen gestellt hatte, nachdem er dessen Blut getrunken hatte.

    „Sehr gut."

    „War es sehr schlimm für dich?"

    „Nein… eigentlich war es recht… schön…, sie schüttelte ihren Kopf, „schön ist vielleicht nicht ganz das richtige Wort… aber… es war nicht unangenehm.

    James lächelte sie an.

    Er ließ langsam seine Hände sinken und fragte: „Was ist eigentlich mit deinen Sachen passiert?"

    „Der Vermieter hat sie einfach behalten."

    „Wo habt ihr noch gleich gewohnt?", fragte er und Maria konnte hören dass er verärgert klang. Sie nannte ihm die Adresse.

    „Ich werde deine Sachen holen. Wenn du in der Zwischenzeit ein Bad nehmen möchtest, dann lasse ich es dir gerne herrichten."

    „Das würde ich sehr gerne", nickte sie eifrig. Seitdem sie aus der Wohnung vertrieben worden war, hatte sie sich nicht mehr ordentlich waschen können. Sie hatte sich notdürftig an öffentlichen Wasserstellen oder Brunnen gereinigt, meistens in der Nacht, wenn sie sicher war, dass niemand sie sehen konnte.

    „Gut, ich werde Mrs. Johnson bitten, dir ein Bad einzulassen. Ihr Mann ist so eine Art Hauswart hier und kümmert sich um kleinere Reparaturen. Und sie unterstützt die Mieter oft wenn sie Hilfe brauchen. Ich hole jetzt deine Sachen und bin schnell wieder zurück."

    „Die wird er dir aber nicht geben wollen", sagte sie ängstlich, denn sie hatte am eigenen Leib erfahren müssen, wie gemein und brutal der Mann sie behandelt hatte.

    James zwinkerte ihr zu. „Wollen wir wetten?"

    Dann verließ er sie und Maria blieb verängstigt zurück. Sie hoffte dass James nichts passieren würde, vergaß dabei, dass James ein Vampir war und sich sicherlich zu wehren wusste. Während sich James auf den Weg zu Marias alter Adresse machte, klopfte Mrs. Johnson bei Maria an die Tür.

    Als Maria öffnete lächelte ihr die Frau, die sie schon bei ihrer Ankunft im Hausflur angetroffen hatte, freundlich entgegen.

    „Hallo Kindchen. James hat mich gebeten ein Bad

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