Franzi dreht durch: Der neue Dr. Laurin 55 – Arztroman
Von Viola Maybach
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Über dieses E-Book
Die Familiengeschichte des Klinikchefs Dr. Leon Laurin tritt in eine neue Phase, die in die heutige moderne Lebenswelt passt.
Da die vier Kinder der Familie Laurin langsam heranwachsen, möchte Dr. Laurins Frau, Dr. Antonia Laurin, endlich wieder als Kinderärztin arbeiten. Somit wird Antonia in der Privatklinik ihres Mannes eine Praxis als Kinderärztin aufmachen.
Damit ist der Boden bereitet für eine große, faszinierende Arztserie, die das Spektrum um den charismatischen Dr. Laurin entscheidend erweitert.
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Buchvorschau
Franzi dreht durch - Viola Maybach
Der neue Dr. Laurin
– 55 –
Franzi dreht durch
… und erfährt erst danach die ganze Wahrheit!
Viola Maybach
»Erledigt, Frau Aubacher«, sagte Leon Laurin, nachdem er seine hübsche junge Patientin gegen Gebärmutterhalskrebs geimpft hatte. »Wann geht’s denn los mit dem so sehnlich erwarteten Urlaub?«
Franziska Aubacher strahlte ihn an. »Morgen. Ich bin schon richtig aufgeregt. Ehrlich, ich kann mich nicht erinnern, wann ich mich das letzte Mal so auf einen Urlaub gefreut habe.«
»Dann wünsche ich Ihnen, dass er ein voller Erfolg wird und Sie sich gut erholen.«
»Oh, keine Sorge. Meine Freundin und ich werden jede Menge Spaß haben!«
Leon seufzte unwillkürlich, nachdem sie sich verabschiedet hatte. So jung und so unbekümmert waren Antonia und er auch einmal gewesen, vor beinahe zwanzig Jahren. Nicht zu fassen, wie schnell die Zeit vergangen war. Nun hatten sie vier Kinder im Teenageralter, Antonia arbeitete wieder als Kinderärztin, und er war immer noch in seinen beiden medizinischen Fachgebieten tätig, der Gynäkologie und der Chirurgie, aber er leitete außerdem die Kayser-Klinik im Münchner Südwesten – und alle drei Aufgaben erfüllte er gern und mit Leidenschaft. Er sah sich selbst als glücklichen Menschen an, aber jung und unbekümmert war er zweifellos nicht mehr, auch wenn man mit Mitte vierzig natürlich noch nicht alt war, schon gar nicht heutzutage.
Dennoch, die Begegnung mit Franziska Aubacher hatte ihn nicht nur nachdenklich, sondern auch ein wenig melancholisch gemacht. Mal wieder drei Wochen verreisen, auf sich zukommen lassen, was in diesen drei Wochen passieren würde, keine allzu weitreichenden Pläne machen, sich nicht um die Kinder sorgen oder um die Klinik – kurzum: Alles, was seinen Alltag ausmachte, für eine begrenzte Zeit hinter sich zu lassen, ja, das wäre schon schön. Er erinnerte sich kaum noch daran, wann er das letzte Mal diese Art von Urlaub gemacht hatte.
Natürlich waren sie mit den Kindern verreist, aber das war eigentlich noch stressiger als der Alltag zuhause gewesen. Er erinnerte sich an zwei Wochen an der Ostsee, wo sie ständig damit beschäftigt gewesen waren, eins der Kinder zu trösten oder aus dem zu tiefen Wasser zu fischen, Streit zu schlichten, Hunger zu stillen oder alle zusammen abzulenken von anderen Kindern, die etwas durften, was ihnen selbst verboten war …
Sie waren kaum zur Ruhe gekommen, vor allem Antonia nicht. Und natürlich hatte es – Urlaub hin oder her – immer wieder Anrufe aus München gegeben, die ihm beständig ein schlechtes Gewissen für sein langes Fortbleiben gemacht und also daran gehindert hatten, das zu tun, wozu der Urlaub eigentlich hätte dienen sollen: sich mal so richtig zu erholen.
Er musste lachen. So war das heute nicht mehr. Er hatte sich im Laufe der Jahre ein großartiges Team zusammengestellt, die Klinik würde eine gewisse Zeitlang auch ohne ihn funktionieren. Aber nun konnte Antonia nicht ohne weiteres weg, schließlich hatte sie sich nach langer Pause, in der sie nur für die Familie dagewesen war, mit einer eigenen Praxis selbstständig gemacht. Und die Kinder brauchten ihre Eltern, so kam es ihm zumindest vor, mehr denn je. Die Sorge um sie schien mit den Jahren eher größer zu werden. Früher war es um aufgeschlagene Knie und ›böse‹ andere Kinder gegangen, heute ging es um Lebensentscheidungen, die sich als richtig oder falsch erweisen konnten.
Konstantin, zum Beispiel, ihr Ältester – er war wenige Minuten vor seiner Zwillingsschwester Kaja auf die Welt gekommen – hatte sich entschieden, doch nicht Arzt zu werden, um einmal gemeinsam mit Kaja die Leitung der Kayser-Klinik zu übernehmen. Stattdessen hatte er sich für eine Laufbahn als Schauspieler entschieden. Das war ein harter Schlag für seine Eltern gewesen, die sich natürlich Sorgen machten, dass dem Jungen ein Leben voller Enttäuschungen und Niederlagen bevorstand, ein Leben in ständiger Existenzangst. Aber Konny hatte sich nicht beirren lassen, und Talent schien er zu haben, er hatte ja sogar schon seine erste Filmrolle gespielt und dafür fast ausschließlich hervorragende Kritiken erhalten.
Und Kaja, so begabt, hübsch und eigensinnig. Wie würde sie mit Niederlagen umgehen? Noch schien sie alle Schwierigkeiten spielend zu bewältigen, aber so würde es nicht bleiben. Um Kevin, seinen jüngeren Sohn, der jetzt dreizehn war, machte er sich am wenigsten Sorgen. Kevin war ein Junge der eine große Gelassenheit ausstrahlte, außerdem hatte er einen wunderbaren Humor. Er würde, dachte Leon, immer irgendwie durchkommen. Blieb noch Kyra, mit elf Jahren die Jüngste. Kyra war ein Mensch voller Mitgefühl. Sie pflegte verletzte Tiere und ergriff, wenn es Probleme gab, grundsätzlich Partei für die Schwächeren. Sie wirkte selbst zart, beinahe zerbrechlich, aber sie war stärker, als man glaubte, wenn man sie sah. Und sie hatte in Peter Stadler, einem hochbegabten Jungen in ihrer Klasse, einen wunderbaren Freund gefunden …
Leon schrak auf, als seine Sekretärin fragte, ob er bereit sei für die nächste Patientin. »Ja, natürlich«, sagte er und straffte sich.
Er schob seine Gedanken beiseite und konzentrierte sich auf Jana Berlinger, die ihm von ihrer beginnenden Menopause und den damit einhergehenden Beschwerden erzählte.
*
»Bist du traurig?«, fragte Kyra Laurin.
Simon Daume, der der Familie den Haushalt führte, hielt in seiner Arbeit inne. Wie jeden Tag, wenn Kyra als Erste aus der Schule nach Hause kam, hatte er die übrige Arbeit bereits erledigt und war längst in der Küche mit den Vorbereitungen fürs Abendessen beschäftigt. Das musste später dann nur noch gewärmt werden. Er hackte gerade Knoblauch.
»Ja«, antwortete er. »Bin ich. Lisa ist nur ein Jahr älter als du, und sie geht für ein ganzes Jahr in die USA. Ich bin traurig, sie so lange nicht zu sehen, und ich habe Angst, dass es falsch ist, sie gehen zu lassen. Vielleicht ist es zu früh für sie. Du weißt, ich bin für sie verantwortlich.«
Kyra nickte, natürlich wusste sie das. Simon und seine beiden Schwestern Lili und Lisa waren Waisen, ihre Eltern waren innerhalb eines halben Jahres beide gestorben, vor drei Jahren. Simon war da gerade neunzehn gewesen. Sie hatte sich schon oft vorzustellen versucht, wie es wäre, wenn es ihre Eltern plötzlich nicht mehr gäbe, und Konstantin, Kaja, Kevin und sie allein zurechtkommen müssten. Es war ihr nicht gelungen. Die Vorstellung allein war schon so schrecklich, dass ihr immer ganz schlecht wurde, wenn der Gedanke sie nur streifte.
»Aber sie wollte es doch gern«, sagte sie. »Und eure Tante wollte es auch gern, weil Lisa sie so an eure Mutter erinnert – und deshalb wird sie schneller wieder gesund, wenn Lisa bei ihr ist. Das ist ein ziemlich guter Grund für die Reise, finde ich.«
Simon lächelte plötzlich. »Ich möchte mal wissen, wie du das machst«, sagte er.
»Was denn?«
»Wie du es schaffst, immer die richtigen Worte zur richtigen Zeit zu finden.«
Kyra errötete, aber er konnte sehen, dass sie sich über seine Worte freute. Sie strich sich die dunklen Haare aus dem schmalen Gesicht. »Ich habe nur gesagt, was du mir selbst erzählt hast: Als Lili und Lisa in den Ferien in Amerika waren, ist es eurer Tante gleich viel