Lea weiß es besser!: Der neue Dr. Laurin 92 – Arztroman
Von Viola Maybach
()
Über dieses E-Book
Die Familiengeschichte des Klinikchefs Dr. Leon Laurin tritt in eine neue Phase, die in die heutige moderne Lebenswelt passt.
Da die vier Kinder der Familie Laurin langsam heranwachsen, möchte Dr. Laurins Frau, Dr. Antonia Laurin, endlich wieder als Kinderärztin arbeiten. Somit wird Antonia in der Privatklinik ihres Mannes eine Praxis als Kinderärztin aufmachen.
Damit ist der Boden bereitet für eine große, faszinierende Arztserie, die das Spektrum um den charismatischen Dr. Laurin entscheidend erweitert.
»Aber …«, begann Simon Daume, doch Leon Laurin ließ ihn nicht ausreden. Er hatte einen Nachtdienst hinter sich, weshalb er bis in den späten Vormittag geschlafen hatte, was bedeutete, dass er wieder einmal in den Genuss eines von Simon zubereiteten Frühstücks kam. Normalerweise sahen sie sich nämlich nicht, der junge ›Haushaltsmanager‹ von Familie Laurin und der Chef der Kayser-Klinik, aber beide freuten sich, wenn es wieder einmal soweit war, denn sie unterhielten sich sehr gern miteinander. Simon war zweiundzwanzig Jahre alt und führte Leon, seiner Frau Antonia und ihren vier Kindern den Haushalt, Kochen inbegriffen, seit Antonia wieder als Kinderärztin arbeitete. Er war aus dem Alltag der Familie nicht mehr wegzudenken. Zugleich war die Anstellung für ihn und seine beiden jüngeren Schwestern ein Segen, denn Simon war für sie verantwortlich, seit beide Eltern vor drei Jahren im Abstand weniger Monate verstorben waren. Er hatte harte Jahre hinter sich, in denen er darum hatte kämpfen müssen, nicht von seinen Schwestern getrennt zu werden, da die zuständigen Behörden daran gezweifelt hatten, dass ein Neunzehnjähriger bereits die Verantwortung für zwei minderjährige Mädchen übernehmen konnte. Simon hatte sie jedoch überzeugen können, und jetzt hatte er außerdem ein festes Einkommen in einem Job, der ihm Spaß machte. Seine Karriere als Koch – er wollte auf jeden Fall eines Tages sein eigenes Restaurant führen – musste noch ein bisschen warten, aber das machte ihm nichts aus. In der Küche von Familie Laurin durfte er alles ausprobieren, was immer er wollte: Jedes Mitglied der Familie war längst glühender Fan seiner Kochkunst geworden. »Nichts ›aber‹!«, sagte Leon energisch. »Sie nehmen gefälligst Urlaub und fliegen in die USA zu Lisa, um sich vor Ort ein Bild der Lage zu machen. Das ist auf die Entfernung unmöglich, Sie müssen dort sein, Simon, nur so können Sie feststellen, was Sache ist.« Lisa war Simons jüngste Schwester, zwölf Jahre war sie jetzt alt, beim Tod ihrer Eltern war sie neun gewesen. Lisa war ein stilles Kind mit Schwierigkeiten in der Schule gewesen, traumatisiert vom Tod der Eltern, voller Angst, ihr könnten auch noch die Geschwister genommen werden, ihr großer Bruder Simon und ihre große Schwester Lili, die vier Jahre älter war als sie. Dann jedoch hatte sich überraschend herausgestellt, dass die drei Geschwister Verwandte in den USA hatten, in San Francisco: Dort lebte eine Cousine ihrer Mutter, Elisabeth Becker, mit ihrem Mann Fred und ihrem Sohn Oscar. Warum der Kontakt zu ihnen in der Vergangenheit völlig abgebrochen war, war eine lange, schwierige Geschichte, die sie erst später in allen Einzelheiten erfahren hatten. Oscar jedenfalls war eines Tages in München aufgetaucht und hatte nach Simon, Lili und Lisa gesucht und sie schließlich auch gefunden.
Mehr von Viola Maybach lesen
Ähnlich wie Lea weiß es besser!
Titel in dieser Serie (100)
Es begann an einem Tag im Herbst: Der neue Dr. Laurin 11 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenNacht in Angst: Der neue Dr. Laurin 4 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Geheimnis der schönen Antonia: Der neue Dr. Laurin 1 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Macht der Liebe: Der neue Dr. Laurin 6 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Schöne und der Graf: Der neue Dr. Laurin 9 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Findelkind: Der neue Dr. Laurin 7 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenIch will ein Baby!: Der neue Dr. Laurin 2 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEin altes Versprechen: Der neue Dr. Laurin 28 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDrei Männer und ich: Der neue Dr. Laurin 54 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWenn lange Schatten dich begleiten: Der neue Dr. Laurin 8 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAuf Umwegen ins große Glück?: Der neue Dr. Laurin 18 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEin dreister Überfall: Der neue Dr. Laurin 17 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMeine beste Freundin: Der neue Dr. Laurin 14 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenElsas Geheimnis: Der neue Dr. Laurin 13 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Stimme der Fremden: Der neue Dr. Laurin 10 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenBöser Verdacht: Der neue Dr. Laurin 12 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAngriff am Nachmittag: Der neue Dr. Laurin 3 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas habe ich nicht gewollt!: Der neue Dr. Laurin 22 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDieser Tag musste nicht sein!: Der neue Dr. Laurin 5 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEine Lüge im Spiel: Der neue Dr. Laurin 33 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEin böser Wunsch wird wahr: Der neue Dr. Laurin 23 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenLiebe auf den dritten Blick: Der neue Dr. Laurin 16 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKannst du mich noch lieben?: Der neue Dr. Laurin 15 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEin Professor zum Verlieben?: Der neue Dr. Laurin 40 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenBis hierher und nicht weiter!: Der neue Dr. Laurin 48 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSeine letzte Chance: Der neue Dr. Laurin 24 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKann das wirklich Liebe sein?: Der neue Dr. Laurin 19 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Neue aus dem dritten Stock: Der neue Dr. Laurin 26 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEntführt - und so sehr geliebt!: Der neue Dr. Laurin 35 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenErst die Party – dann die Krise …: Der neue Dr. Laurin 31 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Ähnliche E-Books
Franzi dreht durch: Der neue Dr. Laurin 55 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie schöne Lisa: Der neue Dr. Laurin 78 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWir haben einen großen Bruder: Mami 1950 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSpätere Liebe nicht ausgeschlossen!: Der kleine Fürst 174 – Adelsroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEntführt - und so sehr geliebt!: Der neue Dr. Laurin 35 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenYasirahs Erbe - Geheimnisse der Schatten Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Irmalo Geheimnis Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Haus am Lake Macquarie: Liebesreise nach Australien Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWas die Zeit bringt Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDenn du gehörst zu mir Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGewagter Pakt mit dem griechischen Tycoon Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMr.Spencer und die mörderische Witwe: Historischer Liebesroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSpäte Begegnung: Unterm Pflaster rauscht das Meer Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenBesessen: Liebe über alles Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKaum eine Chance: und dennoch Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKleiner Irrtum, Papa!: Der neue Dr. Laurin 76 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Testament und die Liebe: Der neue Dr. Laurin 37 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Geheimnis des attraktiven Italieners Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenElise und die Sonate der Angst: Band 2 der Elise-Trilogie Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenUnter schwerem Verdacht: Der kleine Fürst 202 – Adelsroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWas in dieser Nacht geschah Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Geheimnis der Engel Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMit jeder Faser: Kriminalroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenVampire in New York Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSchatten über dem Schilcherland: Kriminalroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Teufel nebenan: Roman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMutterlüge Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenUngewollte Grenzerfahrung: Das goldene Geschäft mit den Gefühlen betagter Menschen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenLucille Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenTraurig oder glücklich?: Der kleine Fürst 173 – Adelsroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Allgemeine Belletristik für Sie
Der Struwwelpeter - ungekürzte Fassung: Der Kinderbuch Klassiker zum Lesen und Vorlesen Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Grimms Märchen: Mit hochauflösenden, vollfarbigen Bildern Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Die Welle: In Einfacher Sprache Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenItalienisch lernen durch das Lesen von Kurzgeschichten: 12 Spannende Geschichten auf Italienisch und Deutsch mit Vokabellisten Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSämtliche Creative Writing Ratgeber: 5 x Kreatives Schreiben Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAnnas Tagebuch: A Short Story for German Learners, Level Elementary (A2): German Reader Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenJames Bond 03 - Moonraker Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Ilias & Odyssee Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHeinrich Heine: Gesammelte Werke: Anhofs große Literaturbibliothek Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Walter Benjamin: Gesamtausgabe - Sämtliche Werke: Neue überarbeitete Auflage Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenJugend ohne Gott: - mit Leitfaden zur Interpretation - Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen1984 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenJames Bond 01 - Casino Royale Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Germanische Mythologie: Vollständige Ausgabe Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSternstunden der Menschheit: Historische Miniaturen. Klassiker der Weltliteratur Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Schneewittchen und die sieben Zwerge: Ein Märchenbuch für Kinder Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Der Fremde von Albert Camus (Lektürehilfe): Detaillierte Zusammenfassung, Personenanalyse und Interpretation Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Gilgamesch-Epos: Die älteste epische Dichtung der Menschheit Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGesammelte Werke Walter Benjamins Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenImmanuel Kant: Gesammelte Werke: Andhofs große Literaturbibliothek Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenCity on Fire: Thriller Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenIm Westen nichts Neues von Erich Maria Remarque (Lektürehilfe): Detaillierte Zusammenfassung, Personenanalyse und Interpretation Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Edda - Nordische Mythologie und Heldengedichte Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Nibelungenlied Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Vorleser von Bernhard Schlink (Lektürehilfe): Detaillierte Zusammenfassung, Personenanalyse und Interpretation Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDienstanweisung für einen Unterteufel Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Der Tod in Venedig Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Rezensionen für Lea weiß es besser!
0 Bewertungen0 Rezensionen
Buchvorschau
Lea weiß es besser! - Viola Maybach
Der neue Dr. Laurin
– 92 –
Lea weiß es besser!
Unveröffentlichter Roman
Viola Maybach
»Aber …«, begann Simon Daume, doch Leon Laurin ließ ihn nicht ausreden.
Er hatte einen Nachtdienst hinter sich, weshalb er bis in den späten Vormittag geschlafen hatte, was bedeutete, dass er wieder einmal in den Genuss eines von Simon zubereiteten Frühstücks kam. Normalerweise sahen sie sich nämlich nicht, der junge ›Haushaltsmanager‹ von Familie Laurin und der Chef der Kayser-Klinik, aber beide freuten sich, wenn es wieder einmal soweit war, denn sie unterhielten sich sehr gern miteinander.
Simon war zweiundzwanzig Jahre alt und führte Leon, seiner Frau Antonia und ihren vier Kindern den Haushalt, Kochen inbegriffen, seit Antonia wieder als Kinderärztin arbeitete. Er war aus dem Alltag der Familie nicht mehr wegzudenken. Zugleich war die Anstellung für ihn und seine beiden jüngeren Schwestern ein Segen, denn Simon war für sie verantwortlich, seit beide Eltern vor drei Jahren im Abstand weniger Monate verstorben waren.
Er hatte harte Jahre hinter sich, in denen er darum hatte kämpfen müssen, nicht von seinen Schwestern getrennt zu werden, da die zuständigen Behörden daran gezweifelt hatten, dass ein Neunzehnjähriger bereits die Verantwortung für zwei minderjährige Mädchen übernehmen konnte. Simon hatte sie jedoch überzeugen können, und jetzt hatte er außerdem ein festes Einkommen in einem Job, der ihm Spaß machte. Seine Karriere als Koch – er wollte auf jeden Fall eines Tages sein eigenes Restaurant führen – musste noch ein bisschen warten, aber das machte ihm nichts aus. In der Küche von Familie Laurin durfte er alles ausprobieren, was immer er wollte: Jedes Mitglied der Familie war längst glühender Fan seiner Kochkunst geworden.
»Nichts ›aber‹!«, sagte Leon energisch. »Sie nehmen gefälligst Urlaub und fliegen in die USA zu Lisa, um sich vor Ort ein Bild der Lage zu machen. Das ist auf die Entfernung unmöglich, Sie müssen dort sein, Simon, nur so können Sie feststellen, was Sache ist.«
Lisa war Simons jüngste Schwester, zwölf Jahre war sie jetzt alt, beim Tod ihrer Eltern war sie neun gewesen. Lisa war ein stilles Kind mit Schwierigkeiten in der Schule gewesen, traumatisiert vom Tod der Eltern, voller Angst, ihr könnten auch noch die Geschwister genommen werden, ihr großer Bruder Simon und ihre große Schwester Lili, die vier Jahre älter war als sie. Dann jedoch hatte sich überraschend herausgestellt, dass die drei Geschwister Verwandte in den USA hatten, in San Francisco: Dort lebte eine Cousine ihrer Mutter, Elisabeth Becker, mit ihrem Mann Fred und ihrem Sohn Oscar. Warum der Kontakt zu ihnen in der Vergangenheit völlig abgebrochen war, war eine lange, schwierige Geschichte, die sie erst später in allen Einzelheiten erfahren hatten.
Oscar jedenfalls war eines Tages in München aufgetaucht und hatte nach Simon, Lili und Lisa gesucht und sie schließlich auch gefunden. Bei einem später folgenden Aufenthalt der beiden Mädchen in San Francisco hatte sich vor allem Lisa sehr eng an Elisabeth Becker angeschlossen, die ihr viel von früher hatte erzählen können, vor allem natürlich von ihrer, Lisas Mutter, mit der Elisabeth in Jugendjahren eng verbunden gewesen war. Und so hatten die Beckers Simon einige Zeit später vorgeschlagen, dass Lisa für ein Jahr zu ihnen nach San Francisco kommen und dort auch zur Schule gehen sollte. Das Verrückte war nämlich: Lisa, die Schüchterne mit den schulischen Schwierigkeiten, hatte sich im amerikanischen Alltag und in der Sprache schneller zurechtgefunden als ihre ältere Schwester – und ihre starke Verbundenheit mit Elisabeth Becker, die so viel aus der Vergangenheit erzählen konnte, was Lisa nicht wusste, hatte ebenfalls dazu geführt, dass sie in kürzester Zeit viel selbstbewusster geworden war. Außerdem hatte sie sich geborgen und sicher gefühlt.
Sie hatten sich die Entscheidung nicht leicht gemacht. Lili und Simon waren natürlich voller Sorge um Lisa gewesen, hatten sich auch ein Leben ohne die kleine Schwester zunächst nur schwer vorstellen können. Lisa selbst hatte sich ausbedungen, dass sie jederzeit nach München zurückkehren konnte, wenn die Sehnsucht übermächtig wurde, bevor sie sich dann entschied, sie wolle es versuchen. Der Anfang war durchaus schwierig gewesen, aber das war längst vergessen. Natürlich vermisste Lisa so manches in München, aber alles in allem fühlte sie sich wohl in San Francisco – und vor Kurzem hatte sie zum ersten Mal angedeutet, sie könne sich vorstellen, in den USA zu bleiben, bei Tante Elisabeth und ihrer Familie.
»Sie müssen mit Lisa reden, aber auch mit Ihren Verwandten – und Sie müssen alle Antennen ausfahren, Simon, um festzustellen, ob es Lisas Wunsch ist, in den USA zu bleiben oder ob sie sich nur irgendwie verpflichtet oder gedrängt fühlt. Ich unterstelle Ihren Verwandten nichts Böses, aber mir scheint, dass sie Lisa gern bei sich behalten würden, was angesichts der Vorfälle in der Vergangenheit kein Wunder ist: Frau Becker und Ihre Mutter sind wie Schwestern aufgewachsen, und dann haben sie sich voneinander entfernt, nicht nur räumlich. Vielleicht spielt auch der Wunsch mit, für immer Verlorenes irgendwie nachzuholen, und Lisa sieht ja Ihrer Mutter, wie Sie sagen, sehr ähnlich. Das alles kann eine Rolle spielen, aber es geht hier um Lisa und ihr Wohlergehen, nicht darum, irgendwelche möglichen Fehler der Vergangenheit wieder gutzumachen. Mit dieser Vergangenheit hat Lisa nichts zu tun.«
»Wie soll ich denn herausfinden, was sie wirklich will, Herr Laurin?«, fragte Simon. »Sie ist zwölf. Wenn sie mir sagt, sie will dortbleiben, wer bin ich, ihr zu sagen, dass ich nicht sicher bin, ob sie das wirklich will? Und wie soll ich mit Tante Elisabeth, Onkel Fred und Oscar reden und ihnen von meinen Befürchtungen erzählen, ohne sie zu beleidigen? Sie sind gut zu Lisa, sie fördern sie, wo es nur geht. Sie haben Lisa gern, das weiß ich. Und natürlich weiß Lisa, dass sie sie gern dauerhaft bei sich hätten. Und da sie einfühlsam ist, würde sie ihnen diesen Wunsch vielleicht gern erfüllen. Aber ich weiß auch, dass Tante Elisabeth wichtig ist für sie. Sie ist mit unserer Mutter aufgewachsen, sie kann ganz viele Geschichten über sie erzählen – Geschichten, die Lili und ich auch nicht kennen. Lisa war neun, als unsere Eltern gestorben sind, sie hat Angst, sie zu vergessen. Diese Angst nimmt Tante Elisabeth ihr, weil sie zumindest über unsere Mutter so viel erzählen kann. Lili und ich haben das auch immer getan, aber wir hatten eben viel weniger Zeit mit ihr zusammen und haben daher auch weniger Erinnerungen, und wir haben sie natürlich noch nicht gekannt, als sie noch ein Kind oder eine Jugendliche war …« Simon brach ab. Er hatte atemlos gesprochen, mit wachsender Verzweiflung in der Stimme.
»Sie haben Recht mit allem, was Sie sagen. Es wird nicht einfach für Sie sein, da bin ich sicher. Aber Sie müssen nach San Francisco fliegen und sich auch genug Zeit nehmen, um zu einer Einschätzung der Situation zu gelangen. Vertrauen Sie auf Ihr Bauchgefühl. Und machen Sie Lisa vor allem klar, dass sie nach wie vor jederzeit zurückkommen kann, wenn sie das möchte. Nehmen Sie ihr die Schuldgefühle, die sie mit Sicherheit hat, weil jede ihrer Entscheidungen Menschen verletzen wird. Das