Ihre Flucht aus Liebe: Der kleine Fürst 290 – Adelsroman
Von Viola Maybach
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"Der kleine Fürst" ist vom heutigen Romanmarkt nicht mehr wegzudenken.
Baron Friedrich stand am Sonntagmorgen noch vor seiner Frau auf. Er war die halbe Nacht wach gewesen nach Nadias überstürztem Rückzug am vergangenen Abend, der ihnen allen das Essen mit Konstantin von Haalen so gründlich verdorben hatte. Im Laufe der vielen schlaflosen Stunden war er zu dem Ergebnis gelangt, dass es an der Zeit war, von Nadia etwas energischer eine Antwort auf die Frage zu verlangen, welches Problem ihr zu schaffen machte. Sie waren sehr geduldig mit ihr umgegangen, hatten sie nicht gedrängt, sich ihnen anzuvertrauen, aber nun war es genug. Nadias Problem war längst auch ihrer aller Problem geworden, wenn es nicht einmal mehr möglich war, einen entspannten, fröhlichen Abend in angenehmer Gesellschaft zu verbringen. In der Eingangshalle traf er auf Eberhard Hagedorn, der natürlich längst auf den Beinen war und ihn fragte, ob er ihm vorab einen Kaffee servieren dürfe. »Oder möchten Sie ohne die Frau Baronin anfangen zu frühstücken, Herr Baron?« »Nein, auf keinen Fall, aber ein Kaffee wäre nicht schlecht. Ich habe nicht viel Schlaf bekommen in der vergangenen Nacht.« Eberhard Hagedorn nickte nur. Er brauchte keine weitere Erklärung, bei ihm war es schließlich genau so. »Dann hole ich jetzt den Kaffee«, sagte er und setzte nach kurzer Pause hinzu: »Im Salon liegt ein Brief für Sie, Herr Baron, haben Sie den schon bemerkt?« Friedrich sah ihn überrascht an. »Was für ein Brief?« »Er ist von Frau von Burghausen.« Friedrich eilte also in den Salon, wo er den Umschlag sofort auf dem Tisch liegen sah. Er ahnte bereits, was er gleich zu lesen bekommen würde. Ungeduldig riss er den Umschlag auf. Das Wort 'Brief' war angesichts der wenigen Zeilen, die Nadia offenbar in so großer Hast hingekritzelt hatte, dass ihre Schrift kaum zu entziffern war, nicht ganz zutreffend.
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Buchvorschau
Ihre Flucht aus Liebe - Viola Maybach
Der kleine Fürst
– 290 –
Ihre Flucht aus Liebe
... doch dann spitzt sich das Drama zu
Viola Maybach
Baron Friedrich stand am Sonntagmorgen noch vor seiner Frau auf. Er war die halbe Nacht wach gewesen nach Nadias überstürztem Rückzug am vergangenen Abend, der ihnen allen das Essen mit Konstantin von Haalen so gründlich verdorben hatte. Im Laufe der vielen schlaflosen Stunden war er zu dem Ergebnis gelangt, dass es an der Zeit war, von Nadia etwas energischer eine Antwort auf die Frage zu verlangen, welches Problem ihr zu schaffen machte. Sie waren sehr geduldig mit ihr umgegangen, hatten sie nicht gedrängt, sich ihnen anzuvertrauen, aber nun war es genug. Nadias Problem war längst auch ihrer aller Problem geworden, wenn es nicht einmal mehr möglich war, einen entspannten, fröhlichen Abend in angenehmer Gesellschaft zu verbringen.
In der Eingangshalle traf er auf Eberhard Hagedorn, der natürlich längst auf den Beinen war und ihn fragte, ob er ihm vorab einen Kaffee servieren dürfe. »Oder möchten Sie ohne die Frau Baronin anfangen zu frühstücken, Herr Baron?«
»Nein, auf keinen Fall, aber ein Kaffee wäre nicht schlecht. Ich habe nicht viel Schlaf bekommen in der vergangenen Nacht.«
Eberhard Hagedorn nickte nur. Er brauchte keine weitere Erklärung, bei ihm war es schließlich genau so. »Dann hole ich jetzt den Kaffee«, sagte er und setzte nach kurzer Pause hinzu: »Im Salon liegt ein Brief für Sie, Herr Baron, haben Sie den schon bemerkt?«
Friedrich sah ihn überrascht an. »Was für ein Brief?«
»Er ist von Frau von Burghausen.«
Friedrich eilte also in den Salon, wo er den Umschlag sofort auf dem Tisch liegen sah. Er ahnte bereits, was er gleich zu lesen bekommen würde. Ungeduldig riss er den Umschlag auf. Das Wort ‚Brief’ war angesichts der wenigen Zeilen, die Nadia offenbar in so großer Hast hingekritzelt hatte, dass ihre Schrift kaum zu entziffern war, nicht ganz zutreffend.
Er las die Sätze mehrmals, aber je öfter er sie las, desto weniger verstand er sie. Nur eins begriff er: dass Nadia mitten in der Nacht das Schloss verlassen hatte und dass der Grund dafür Konstantin von Haalen sein musste. Aber was Nadias Probleme betraf, war er genau so klug wie zuvor.
Als Eberhard Hagedorn ihm Kaffee einschenkte, fragte er: »Wo haben Sie den Brief gefunden, Herr Hagedorn?«
»Frau von Burghausen hat ihn mir gegeben, Herr Baron, heute Nacht um drei.«
Friedrich richtete sich auf. »Wie bitte? Sie haben mitbekommen, dass Sie abgereist ist?«
»Ja. Ich ahnte, dass noch etwas passieren würde heute Nacht nach… nach der Art und Weise, wie Frau von Burghausen zuvor reagiert hatte. Und Sie wissen ja, ich brauche nicht so viel Schlaf, es ist mir leicht gefallen, wach zu bleiben. Um drei Uhr kam sie mit ihrem Gepäck nach unten und hat gesagt, sie müsse abreisen. Ich habe sofort gewusst, dass ich ihr nicht zu widersprechen brauche – und auch, dass es keinen Sinn gehabt hätte, Sie zu wecken. Sie hat mir den Brief für Sie gegeben, ich habe ihr mit dem Gepäck geholfen, und dann ist sie gefahren.«
»Aber gesagt hat sie nichts mehr? Irgendeine Erklärung für ihr Verhalten oder ihren Entschluss, uns mitten in der Nacht zu verlassen?«
»Nur, dass sie sich hier nicht mehr sicher fühlt. Ich hatte gehofft, dass sich vielleicht in dem Brief eine Erklärung findet.«
Schweigend reichte Friedrich ihm Nadias Schreiben, schweigend las Eberhard Hagedorn es.
»Herr von Haalen«, sagte er nachdenklich.
»Ja, er war offenbar der Grund für ihre Reaktion.«
»Aber eine Erklärung erhält der Brief nicht.«
»Nein, leider nicht.«
Friedrich setzte sich in einen Sessel, der am Fenster stand, und dachte über die Bedeutung von Nadias kurzem Schreiben nach. Damit war er noch beschäftigt, als Sofia erschien und erstaunt an der Tür stehen blieb, als sie ihn mit nachdenklichem Gesicht am Fenster sitzen sah, mit einem Blatt Papier in der Hand, auf das er verständnislos starrte.
Er hatte sie nicht einmal kommen hören.
»Was liest du da?«, fragte sie endlich, während sie langsam näher kam. »Und wieso hast du nicht schon angefangen zu frühstücken? Ich habe nicht einmal gehört, dass du aufgestanden bist, aber ich bin auch erst sehr spät eingeschlafen.«
Er hatte sich bereits erhoben und küsste sie. »Und ich habe das Gefühl, dass ich überhaupt nicht geschlafen habe«, erklärte er. »Hier bitte, lies. Das hat Nadia uns geschrieben, offenbar mitten in der Nacht.«
Sie zog fragend die Augenbrauen hoch, doch er deutete auf das Schreiben und wiederholte: »Lies!«
Sie las halblaut vor, was er mittlerweile auswendig wusste: »Liebe Sofia, lieber Fritz, danke für alles! Ich habe mich bei Euch erholt und gut aufgehoben gefühlt, aber jetzt muss ich abreisen. Seid mir nicht böse, bitte. Ihr seid meine Freunde, und eines Tages werde ich es schaffen, Euch meine Geschichte zu erzählen.
Nehmt Euch vor Konstantin von Haalen in Acht, er ist nicht der, für den Ihr ihn haltet, er ist gefährlich.
Nadia.«
Sofia ließ das Schreiben sinken. »Das kann doch nicht wahr sein!«, murmelte sie.
»Das habe ich nach dem ersten Lesen auch gedacht. Seitdem habe ich die paar Sätze bestimmt schon hundert Mal gelesen, und ich denke es noch immer.«
Sie setzten sich an den Frühstückstisch, wo sie von Eberhard Hagedorn und Jannik schnell und diskret bedient wurden, die beide spürten, dass sie an diesem Morgen besser so weit wie möglich unsichtbar blieben.
»Herr von Haalen ist also der Grund für ihre Abreise«, stellte Sofia fest. »Ich dachte gestern Abend schon, dass sie seinetwegen nicht mit uns essen wollte. Sie hat ihn gesehen und ist irgendwie erstarrt.«
»Meinst du? Ich muss gestehen, das habe ich nicht mitbekommen, wahrscheinlich habe ich gerade woanders hingesehen.«
»Aber das ist doch Unsinn, was sie hier schreibt, Fritz! Wenn Herr von Haalen gefährlich ist, dann …« Sofia schüttelte den Kopf. »Dann behaupte ich nie wieder, dass ich über gute Menschenkenntnis verfüge.«
»Lass uns das doch mal weiterdenken, was du eben gesagt hast«, schlug Friedrich vor. »Sie hat also seinetwegen das Schloss verlassen, und zwar bei Nacht und Nebel. Das heißt, sie muss wirklich Angst haben.«
»Und es heißt, dass sie ihn kennt. Oder zu kennen glaubt. Sie muss ihm schon einmal begegnet sein.«
»Aber er hat nicht den Eindruck gemacht, als würde er sie kennen.«
»Das könnte er natürlich gespielt haben«, sagte Sofia nachdenklich. »Auch wenn wir ihn sympathisch fanden, wir wissen natürlich nichts über ihn.«
»Eben hast du noch von deiner Menschenkenntnis gesprochen«, erinnerte der Baron sie.
»Ich denke nur laut und versuche, keine Möglichkeit von vornherein auszuschließen«, erklärte sie. Noch einmal las sie den Brief, dann schob sie ihn beiseite. »Wir können dieses Rätsel nicht lösen, wenn Nadia uns nicht sagt, worum es hier geht, Fritz. Sie denkt, dass Herr von Haalen gefährlich ist, wir haben einen anderen Eindruck von ihm. Wer mit seiner Einschätzung richtig liegt, wissen wir nicht, so lange sie nicht mit uns redet.«
Friedrich trank nachdenklich einen Schluck Kaffee.