Hat Mona kein Gewissen?: Dr. Norden – Unveröffentlichte Romane 35 – Arztroman
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Dr. Norden ist die erfolgreichste Arztromanserie Deutschlands, und das schon seit Jahrzehnten. Mehr als 1.000 Romane wurden bereits geschrieben.
Für Dr. Norden ist kein Mensch nur ein 'Fall', er sieht immer den ganzen Menschen in seinem Patienten. Er gibt nicht auf, wenn er auf schwierige Fälle stößt, bei denen kein sichtbarer Erfolg der Heilung zu erkennen ist. Immer an seiner Seite ist seine Frau Fee, selbst eine großartige Ärztin, die ihn mit feinem, häufig detektivischem Spürsinn unterstützt. Auf sie kann er sich immer verlassen, wenn es darum geht zu helfen.
»Polizei! Halt! Stehenbleiben. Aber sofort!« Der gellende Ruf hallte durch die Stille der Nacht. Mona kümmerte sich nicht da-rum. Ihr Herz raste, und sie hatte Seitenstechen. Doch wenn ihr ihre Freiheit lieb war, durfte sie darauf keine Rücksicht nehmen. Der schwere Briefumschlag hüpfte in ihrer Jackentasche auf und ab und trieb sie an. Automatisch bewegten sich ihre langen Beine. Weiter, immer weiter durch die Nacht. Der Asphalt schimmerte feucht, und die Straßenlaternen spiegelten sich darin. Reifen quietschten hinter Mona. Sie schoss um eine Ecke und um noch eine, tauchte ein in ein verwirrendes Labyrinth aus kleinen Straßen und Gassen, stieß schwere Holz-Tore auf, rannte durch Hinterhöfe und kletterte über Mauern. Erst als sie sicher sein konnte, ihre Verfolger abgehängt zu haben, blieb sie erschöpft stehen. Sie lehnte sich an eine Mauer. Ihr Atem ging stoßweise. Es tat weh. »Da bist du ja endlich! Kalle ist schon unruhig geworden.«
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Buchvorschau
Hat Mona kein Gewissen? - Patricia Vandenberg
Dr. Norden – Unveröffentlichte Romane
– 35 –
Hat Mona kein Gewissen?
Unveröffentlichter Roman
Patricia Vandenberg
»Polizei! Halt! Stehenbleiben. Aber sofort!« Der gellende Ruf hallte durch die Stille der Nacht.
Mona kümmerte sich nicht da-rum. Ihr Herz raste, und sie hatte Seitenstechen. Doch wenn ihr ihre Freiheit lieb war, durfte sie darauf keine Rücksicht nehmen. Der schwere Briefumschlag hüpfte in ihrer Jackentasche auf und ab und trieb sie an. Automatisch bewegten sich ihre langen Beine. Weiter, immer weiter durch die Nacht. Der Asphalt schimmerte feucht, und die Straßenlaternen spiegelten sich darin. Reifen quietschten hinter Mona. Sie schoss um eine Ecke und um noch eine, tauchte ein in ein verwirrendes Labyrinth aus kleinen Straßen und Gassen, stieß schwere Holz-Tore auf, rannte durch Hinterhöfe und kletterte über Mauern. Erst als sie sicher sein konnte, ihre Verfolger abgehängt zu haben, blieb sie erschöpft stehen. Sie lehnte sich an eine Mauer. Ihr Atem ging stoßweise. Es tat weh.
»Da bist du ja endlich! Kalle ist schon unruhig geworden.« Eine drohende Stimme an ihrer rechten Seite ließ sie schlagartig herumfahren.
»Was machst du denn hier, Pit?« Mona hatte den Kumpel ihres Auftraggebers an der Stimme erkannt.
»Dich suchen. Was sonst.« Der junge Mann mit der Baseballmütze und der Lederjacke packte sie grob am Arm. Ihr blieb keine Zeit, sich zu wundern. »Los, mitkommen. Aber dalli.«
Energisch riss sich Mona los.
»Vielen Dank. Ich kann alleine gehen.«
Wieder packte er zu. Diesmal noch fester.
Mona stieß vor Schmerz die Luft durch die Zähne, und er sagte: »Ich will dir nur helfen, damit du auch ja den richtigen Weg findest«, drohte er sarkastisch.
Unwillig ließ sich Mona mitzerren.
Pit ging schnell, und sie hatte Mühe, ihm zu folgen. Mehr als einmal stolperte sie. »Was ist denn eigentlich in dem Umschlag, dass Kalle so scharf drauf ist?«, fragte sie irgendwann einmal. Schon längst kannte sie sich nicht mehr aus und wusste nicht, wo sie war.
Pit lachte trocken.
»Nicht so neugierig, Täubchen. Zu viel Wissen schadet manchmal.«
Mona dachte nach. Wenn ihrem Auftraggeber dieser Umschlag, den sie für ihn aus einem Tresor gestohlen hatte, so viel wert war, musste er etwas ganz Besonderes enthalten. Etwas, das wesentlich mehr wert war als die lumpigen paar hundert Euro, die sie für den Diebstahl bei ihren Arbeitgebern erhalten sollte.
»Ich will es aber wissen. Immerhin war die Aktion nicht halb so ungefährlich, wie Kalle dachte. Um ein Haar hätte mich die Polizei geschnappt.«
»Hat sie aber nicht.« Ungerührt zuckte Pit mit den Schultern. »Dein Pech, wenn du nicht professionell arbeitest.«
Ein schmaler Durchgang erlaubte nicht, dass sie nebeneinander her gingen. So packte er sie von hinten an beiden Oberarmen und bugsierte sie durch die Nische. Mona dachte nicht lange nach. Die Gelegenheit erschien ihr günstig. Mit einer ruckartigen Bewegung riss sie sich los und stob davon.
»Hey, was soll das?«
Der Überraschungseffekt brachte ihr einen Vorsprung von einigen Metern. Aber Pit war ein geübter Läufer. Nur drei, vier lange Schritte, und er hatte sie eingeholt. Mona spürte einen harten Stoß im Rücken. Sie kam aus dem Tritt und stolperte. Mit einem Aufschrei stürzte sie zu Boden. Obwohl sie die Arme ausstreckte, um den Aufprall zu mindern, schlug ihre Stirn hart auf den Asphalt auf. Einen Moment lang blitzten bunte Sterne vor ihren Augen. Als sie sich stöhnend aufrichtete, floss etwas Warmes an ihrer Wange hinunter. Sie spürte, wie Pit an ihrem Arm zerrte.
»Beschwer dich ja nicht. Das hast du dir selbst zuzuschreiben.«
»Bist du verrückt geworden?« Mühsam rappelte sich Mona hoch und hob ihre Baskenmütze auf, die beim Sturz über den Boden gerollt war. »Die kann ich jetzt nicht mehr aufsetzen. Jetzt erkennt mich jeder an den langen Haaren.«
»Selbst schuld.«
»Kalle hat mit Sicherheit nicht angeordnet, mich so brutal zu behandeln.«
Pit lachte abfällig, während er sie weiterzerrte. »Hier geht es nicht um dich, Schätzchen. Es geht um den Umschlag.«
Eine Weile ließ sich Mona schweigend vorwärts ziehen. Sie presste ein Taschentuch auf die blutende Stirn und dachte fieberhaft nach. Trotz des hämmernden Schmerzes in ihrem Kopf war ihr mehr als klar, dass der Umschlag wertvoll war. Viel wertvoller, als sie bisher vermutet hatte. Wenn Kalle ihn so energisch verteidigen ließ, musste es einfach so sein. Warum ihn also nicht selbst behalten? Sie warf einen forschenden Blick auf Pit. Er konzentrierte sich darauf, in der Dunkelheit den richtigen Weg zu finden. Als sie an einer Kreuzung vorüberkamen, nutzte Mona die günstige Gelegenheit erneut. Sie versetzte ihm von hinten einen heftigen Tritt in die Kniekehle.
»Oh Mann, tut das weh!« Stöhnend ging er zu Boden.
Mona stürzte davon. Diesmal gelang das Manöver. Obwohl ihr Kopf dröhnte vor Schmerz und Blut über ihre Augen tropfte, war sie schneller als Pit. Seine Flüche verhallten hinter ihr in der Dunkelheit.
»Mist«, schimpfte Mona, als sie bemerkte, dass sie unvermittelt in einem ziemlich belebten Viertel der Stadt gelandet war. Doch dann besann sie sich eines Besseren. Zwischen Menschen und Autos würde ihr Verfolger sie nicht so schnell wiederfinden. Denn dass Pit sie trotz des Vorsprungs weiter suchen würde, war ihr vollends klar. Einen Moment lang sah sie sich suchend um.
Dann hatte sie die rettende Idee.
Obwohl das festliche Essen längst vorbei und sich die Wohltätigkeits-Gala langsam ihrem Ende entgegenneigte, konnte sich Felicitas Norden nicht an dem wunderschönen Anblick sattsehen. Die verspiegelten Wände des Saals glänzten im weichen, rosarot gedämpften Licht, das dem Arrangement von tief rosafarbenen Rosen auf jedem Tisch einen märchenhaften, ja, beinahe irrealen Charme verlieh.
»Ich möchte nicht wissen, was die Gäste bezahlen mussten, um an dieser Wohltätigkeits-Gala teilnehmen zu dürfen«, flüsterte sie ihrem Mann Dr. Daniel Norden zu. Er saß versonnen neben ihr und konnte ebenfalls den bewundernden Blick nicht von dem stilvollen Tischschmuck lösen.
»Nur beruhigend, dass diese ganzen Kerzen und Leuchter, der Blumenschmuck und selbst das Menü von Sponsoren zur Verfügung gestellt wurden, so dass die Eintrittsgelder fast zu hundert Prozent der Stiftung zugute kommen«, gab er mit gedämpfter Stimme zurück. Obwohl sie von Roman Kürschner, seinem Patienten und neuerdings ständigem Begleiter ihrer gemeinsamen Freundin Dr. Jenny Behnisch, zu dieser Veranstaltung eingeladen worden waren, fühlte sich der Arzt nicht ganz wohl. So verführerisch konnte sich das Kerzenlicht nicht in den geschliffenen Weingläsern spiegeln, als dass er echtes Gefallen an der hochkarätigen Veranstaltung gefunden hätte. »Ich frage mich nur, ob die Gäste lediglich hier sind, um gesehen zu werden. Oder ob ihnen die armen Kinder, denen die Einnahmen zugute kommen, ein echtes Anliegen sind.«
»Schwer zu sagen«, gab Felicitas ihrem Mann recht. Ihre Blicke glitten über die funkelnden Colliers der Damen. »Man könnte meinen, es handelt sich hier um einen Schmuck-Wettbewerb. Ich verstehe nicht, dass die Damen gerade zu so einem Anlass nicht etwas sparsamer mit ihrem Reichtum umgehen. Mir wäre der Gedanke peinlich, solchen Schmuck zu besitzen, solange auf der Welt auch nur ein einziges Kind hungern muss.«
Dr. Daniel Norden lächelte voller Zärtlichkeit und Liebe. Er nahm die Hand seiner Frau und