Verführt von einer Illusion: Dr. Norden – Unveröffentlichte Romane 18 – Arztroman
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Über dieses E-Book
Dr. Norden ist die erfolgreichste Arztromanserie Deutschlands, und das schon seit Jahrzehnten. Mehr als 1.000 Romane wurden bereits geschrieben.
Für Dr. Norden ist kein Mensch nur ein 'Fall', er sieht immer den ganzen Menschen in seinem Patienten. Er gibt nicht auf, wenn er auf schwierige Fälle stößt, bei denen kein sichtbarer Erfolg der Heilung zu erkennen ist. Immer an seiner Seite ist seine Frau Fee, selbst eine großartige Ärztin, die ihn mit feinem, häufig detektivischem Spürsinn unterstützt. Auf sie kann er sich immer verlassen, wenn es darum geht zu helfen.
»Können wir an der nächsten Raststätte mal rausfahren?«, bat Nina ihren Mann, den Architekten Dominik Barthelmes. Der sah auf die Uhr und verdrehte unwillig die Augen. »Frauen! Ist das wirklich nötig? Wir sind erst kurz vor München, und wir müssen unbedingt pünktlich um vierzehn Uhr in Berlin sein.« »Es dauert auch gar nicht lange«, versprach Nina. »Ich beeile mich.« »Wenn ich nicht pünktlich zu der Besprechung da bin, platzt das Millionenprojekt. Ich hoffe, du bist dir dieser Verantwortung bewusst.« Nina hasste es, wenn Dominik in diesem oberlehrerhaften Tonfall mit ihr sprach. Schließlich war sie kein Kind. Widerspruch regte sich in ihr. Doch sie schluckte ihren Ärger hinunter. »Nur fünf Minuten.« Wie zum Schwur hob sie die Hand und lächelte ihn engelsgleich an. Seufzend fügte sich Dominik und steuerte das schicke, geliehene BMW Coupé an eine Zapfsäule. »Ich tanke inzwischen und warte da drüben auf dem Parkplatz auf dich.« Nina nickte und stieg hastig aus.
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Buchvorschau
Verführt von einer Illusion - Patricia Vandenberg
Dr. Norden – Unveröffentlichte Romane
– 18 –
Verführt von einer Illusion
Lässt Nina sich von Reichtum blenden?
Patricia Vandenberg
»Können wir an der nächsten Raststätte mal rausfahren?«, bat Nina ihren Mann, den Architekten Dominik Barthelmes.
Der sah auf die Uhr und verdrehte unwillig die Augen.
»Frauen! Ist das wirklich nötig? Wir sind erst kurz vor München, und wir müssen unbedingt pünktlich um vierzehn Uhr in Berlin sein.«
»Es dauert auch gar nicht lange«, versprach Nina. »Ich beeile mich.«
»Wenn ich nicht pünktlich zu der Besprechung da bin, platzt das Millionenprojekt. Ich hoffe, du bist dir dieser Verantwortung bewusst.«
Nina hasste es, wenn Dominik in diesem oberlehrerhaften Tonfall mit ihr sprach. Schließlich war sie kein Kind. Widerspruch regte sich in ihr. Doch sie schluckte ihren Ärger hinunter.
»Nur fünf Minuten.« Wie zum Schwur hob sie die Hand und lächelte ihn engelsgleich an.
Seufzend fügte sich Dominik und steuerte das schicke, geliehene BMW Coupé an eine Zapfsäule.
»Ich tanke inzwischen und warte da drüben auf dem Parkplatz auf dich.«
Nina nickte und stieg hastig aus. Die Absätze ihrer Schuhe waren hoch. Trotzdem eilte sie, so schnell sie konnte hinüber zu dem Anbau, in dem die Toiletten untergebracht waren. Keine drei Minuten später stand sie am Waschbecken und wusch sich die Hände. Ein prüfender Blick in den Spiegel, ein ordnender Griff in das lange glatte gekämmte Haar, und schon war sie wieder auf dem Weg zurück zum Wagen. Angespannt wie Dominik war, wollte sie ihn auf keinen Fall warten lassen und damit seinen Ärger provozieren. Doch ein knirschendes Geräusch unter Ninas Füßen ließ sie zusammenzucken. Entsetzt starrte sie nach unten.
»Das darf doch nicht wahr sein!«, rief sie, als sie die Bescherung sah.
Einer ihrer bleistiftdünnen Absätze war im Gitter vor dem Toilettenraum hängen geblieben. Mit einem leisen Knacks war er abgebrochen und steckte nun fest. »Und das ausgerechnet jetzt!«, seufzte Nina und besah sich die Bescherung. In Windeseile pflückte sie den Absatz aus dem Gitter und humpelte auf den BMW zu. Von Weitem konnte sie erkennen, dass Dominik aufgeregt telefonierte. Sie öffnete die Wagentür. Er reagierte nicht.
»Mir ist, was ganz Dummes passiert«, raunte sie ihm zu, um ihn so wenig wie möglich zu stören. »Ich bin gleich zurück, ja?«
Dominik wandte sich ihr zu, sah aber durch seine Frau hindurch, während er angestrengt in den Hörer seines Mobiltelefons lauschte. Er nickte geistesabwesend und wandte die Blicke wieder nach vorne.
»Das ist ein interessanter Ansatz, Manfred. Den muss ich unbedingt nachher anbringen. Ich werde die Pläne dahingehend ändern. Damit haben wir den Auftrag so gut wie sicher in der Tasche!«
Nina ließ die Wagentür so leise wie möglich zufallen, die letzten Worte erstickten in dem Geräusch. So rasch es ging, humpelte sie davon in Richtung Kiosk in der Hoffnung, ein Fläschchen Sekundenkleber kaufen zu können.
»Sie haben Glück!« Die Verkäuferin hinter der Theke lächelte wissend und hielt eine Packung in die Höhe. »Abgebrochene Absätze gehören hier zur Tagesordnung. Ich weiß auch nicht warum. Vielleicht liegt’s an der Großstadt. Da wollen die Frauen immer schick sein«, teilte sie ihre Theorie mit der immer nervöser werdenden Nina, die nicht unhöflich sein wollte.
»Ich begleite meinen Mann zu einer sehr wichtigen Besprechung. Für ihn hängt unglaublich viel davon ab. Deshalb muss ich unbedingt einen guten Eindruck machen.« Resigniert blickte sie auf ihre Füße hinab. »Und dazu gehören nun mal hohe Schuhe.«
»Dann wünsche ich Ihnen viel Glück!«, lächelte die Verkäuferin und kassierte den ausgezeichneten Preis.
Erleichtert verabschiedete sich Nina und humpelte eilig nach draußen. Doch als sie in Richtung Parkplatz ging, stutzte sie.
»Wo steckt Dominik? Hat er den Wagen woanders hingestellt?« Suchend sah sie sich um. Dort, wo noch vor Kurzem der schwarze BMW gestanden hatte, kletterte nun eine gut gelaunte Familie aus einem geräumigen Wagen. Die Kinder schubsten sich übermütig und lachten, bis die besorgte Mutter sie zur Vorsicht gemahnte.
»Jan, Dési, wie oft muss ich euch noch sagen, dass ihr vorsichtig sein sollt?« Streng sah Felicitas Norden auf die Zwillinge hinab.
»Aber das ist doch ein Parkplatz.«
»Trotzdem fahren hier Autos. Und die Fahrer sind nicht immer so vorsichtig, wie sie sein sollten. Es ist also besser, selbst die Verantwortung für sich zu übernehmen als sich auf andere zu verlassen«, erklärte die Arztfrau ihren Sprösslingen unter den zustimmenden Blicken ihres Vaters Dr. Daniel Norden. »Und jetzt machen wir Brotzeit. Da drüben ist das Restaurant.« Die Kinder jubelten, und die Familie machte sich auf den Weg.
Nina sah ihnen kurz nach, ehe sie sich wieder an ihr Problem erinnerte.
»Vielleicht steht Dominik dort um die Ecke«, mutmaßte sie verwirrt und machte sich hinkend auf den Weg. »Da kann er schneller wieder losfahren.« Aber nichts. So sehr Nina sich auch umsah, der schwarze Leihwagen blieb verschwunden. Das Unfassbare schien geschehen zu sein: Ihr Mann war offenbar ohne sie losgefahren.
*
»Wunderbar, Manfred. Genau so machen wir es. Es sollte mit dem Teufel zugehen, wenn wir nicht den Zuschlag bekämen«, führte Dominik Barthelmes das Telefonat mit seinem Partner fort.
»Wann kannst du da sein?«, erkundigte sich Manfred Kuhn nervös. Er war schon vor einigen Tagen angereist, hatte die Vorbesprechungen geführt und wartete nun händeringend auf den Kollegen, um das Geschäft perfekt zu machen. »Wir sollten uns noch kurz unter vier Augen treffen, bevor wir loslegen. Je eher, desto besser.«
Dominik nickte.
»Wegen Nina mussten wir eine kurze Pause machen. Du kennst ja die Frauen«, erklärte er lächelnd. »Aber mit diesem tollen Wagen werde ich den Zeitverlust schon wieder reinholen. Wir sind um kurz vor zwei da.«
Damit war der Kollege zufrieden und beendete das Telefonat. Dominik richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf die Autobahn. Es war eine wahre Freude, mit diesem schnellen, schnittigen Wagen zu fahren. Die Landschaft rauschte an ihm vorbei. Der Wald, der die Straße zu beiden Seiten säumte, wirkte in dieser Geschwindigkeit wie ein in vielen Grüntönen changierendes Seidenband. Dominik umfasste das Lenkrad fester mit beiden Händen.
»Tolles Gefährt. Wenn wir den Auftrag an Land ziehen, bekomme ich endlich eine ordentliche Prämie. Statt der neuen Möbel könnten wir uns davon auch so einen Wagen leisten. Was meinst du, Schatz? Fühlt sich doch toll an. Von so was habe ich schon immer geträumt.«
Es herrschte wenig Verkehr. Diese Chance nutzte Dominik und drückte das Gaspedal noch mehr durch. Die blaue Anzeigentafel zeigte die Entfernung nach Nürnberg an. Auch sie glitt wie ein Blitz an ihm vorüber.
»Was ist? Warum sagst du nichts? Ach, ich weiß schon. Du bist beleidigt, weil ich lieber in einen Wagen investiere als in die Wohnungseinrichtung.« Dominik seufzte. Nie hatten die Frauen Verständnis, wenn es um schnelle Autos ging. »Aber stell dir mal vor, was die Leute für Augen machen, wenn wir in Zukunft mit einem schicken BMW vor dem Büro vorfahren«, fuhr er in munterem Plauderton fort, um seine wachsende Nervosität zu überspielen.
Doch wieder bekam er keine Antwort. Den Blick nach wie vor fest auf die Straße geheftet, wollte