Irgendwo in Venedig: Dr. Norden – Unveröffentlichte Romane 3 – Arztroman
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Über dieses E-Book
Dr. Norden ist die erfolgreichste Arztromanserie Deutschlands, und das schon seit Jahrzehnten. Mehr als 1.000 Romane wurden bereits geschrieben.
Für Dr. Norden ist kein Mensch nur ein 'Fall', er sieht immer den ganzen Menschen in seinem Patienten. Er gibt nicht auf, wenn er auf schwierige Fälle stößt, bei denen kein sichtbarer Erfolg der Heilung zu erkennen ist. Immer an seiner Seite ist seine Frau Fee, selbst eine großartige Ärztin, die ihn mit feinem, häufig detektivischem Spürsinn unterstützt. Auf sie kann er sich immer verlassen, wenn es darum geht zu helfen.
»Das darf doch nicht wahr sein!« Mit gelindem Entsetzen starrte Amelie Sander auf ihre altehrwürdige Nähmaschine, die auf einmal keinen Mucks mehr machte. Der wertvolle, mittelbraune Mohairstoff steckte unter dem Füßchen der Maschine fest und rührte sich keinen Millimeter. Der Faden hatte sich im unteren Teil der Maschine verfangen und die feinen Haare des pelzigen Stoffes mit sich gezogen. Verzweifelt griff sich Amelie in die weichen, blonden Haare. »Was mache ich denn jetzt? Der Bär für Frau Monheim muß morgen fertig werden. Ich weiß doch ohnehin kaum, wie ich das schaffen soll.« Doch was Amelie auch versuchte, der Stoff rührte sich keinen Millimeter mehr, und auch die Maschine ließ sich nicht mehr in Gang bringen. Nach einer Weile gab die Bärenmacherin ihre Versuche auf und sah sich in ihrer kleinen Werkstatt um. Von allen Seiten wurde sie von schwarzen Knopfaugen in pelzigen Gesichtern angestarrt. Doch diesmal schienen ihr die Blicke ihrer Bärenkinder eher vorwurfsvoll denn freundschaftlich zu sein. »Was schaut ihr mich alle so an? Kann ich etwa was dafür, daß die dumme Maschine kaputt gegangen ist?« fragte Amelie ernsthaft und legte den Kopf schief, als erwarte sie eine Antwort, die sie auch tatsächlich zu bekommen schien, denn plötzlich nickte sie. »Aha, so ist das also. Kuno Pelzig meint, ich hätte eher mit meiner Arbeit anfangen sollen, dann stünde ich jetzt nicht so unter Druck. Und selbstverständlich seid ihr anderen alle seiner Meinung«, wiederholte sie die stummen Vorwürfe ihrer Teddybären. »Und wißt ihr was?
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Buchvorschau
Irgendwo in Venedig - Patricia Vandenberg
Dr. Norden – Unveröffentlichte Romane
– 3 –
Irgendwo in Venedig
Gestohlene Stunden oder Anfang vom Glück?
Patricia Vandenberg
»Das darf doch nicht wahr sein!« Mit gelindem Entsetzen starrte Amelie Sander auf ihre altehrwürdige Nähmaschine, die auf einmal keinen Mucks mehr machte. Der wertvolle, mittelbraune Mohairstoff steckte unter dem Füßchen der Maschine fest und rührte sich keinen Millimeter. Der Faden hatte sich im unteren Teil der Maschine verfangen und die feinen Haare des pelzigen Stoffes mit sich gezogen.
Verzweifelt griff sich Amelie in die weichen, blonden Haare. »Was mache ich denn jetzt? Der Bär für Frau Monheim muß morgen fertig werden. Ich weiß doch ohnehin kaum, wie ich das schaffen soll.«
Doch was Amelie auch versuchte, der Stoff rührte sich keinen Millimeter mehr, und auch die Maschine ließ sich nicht mehr in Gang bringen. Nach einer Weile gab die Bärenmacherin ihre Versuche auf und sah sich in ihrer kleinen Werkstatt um. Von allen Seiten wurde sie von schwarzen Knopfaugen in pelzigen Gesichtern angestarrt. Doch diesmal schienen ihr die Blicke ihrer Bärenkinder eher vorwurfsvoll denn freundschaftlich zu sein. »Was schaut ihr mich alle so an? Kann ich etwa was dafür, daß die dumme Maschine kaputt gegangen ist?« fragte Amelie ernsthaft und legte den Kopf schief, als erwarte sie eine Antwort, die sie auch tatsächlich zu bekommen schien, denn plötzlich nickte sie.
»Aha, so ist das also. Kuno Pelzig meint, ich hätte eher mit meiner Arbeit anfangen sollen, dann stünde ich jetzt nicht so unter Druck. Und selbstverständlich seid ihr anderen alle seiner Meinung«, wiederholte sie die stummen Vorwürfe ihrer Teddybären.
»Und wißt ihr was? Ihr habt auch noch recht. Deshalb gehe ich jetzt hoch zu Florin und frühstücke erst mal. Bestimmt hat er schon frische Hörnchen gekauft und Milchkaffee gekocht.«
Amelies Ton klang beinahe beleidigt, und sie stand auf, um diesen Plan direkt in die Tat umzusetzen. Schon an der Tür zu ihrer gemeinsamen Wohnung konnte sie am Kaffeeduft riechen, daß sie ihre Ahnung nicht getrügt hatte.
»Komm rein und setz dich, Elfchen«, begrüßte Florin seine Mitbewohnerin denn auch mit einem Küßchen auf die Wange. »Es ist alles gerichtet. Frische Croissants, knusprige Brötchen, goldgelber Honig und duftender Kaffee. Was kann sich ein Herz noch mehr wünschen?« fragte er lächelnd und schenkte Kaffee ein, während sich Amelie setzte.
»Eine funktionierende Nähmaschine«, kam prompt die unerwartete und wenig muntere Antwort.
»Herrje, was ist passiert, Elfchen?« fragte Florin besorgt, während er ihr zwei Löffel Zucker in den Kaffee streute, ein Brötchen aufschnitt, mit gelber Butter bestrich und goldfarbenen, flüssigen Honig darauftropfen ließ.
Amelie beobachtete ihn eine Weile stumm dabei, ehe sie antwortete. Erst als er ihr den Teller hinschob und sie fragend ansah, seufzte sie.
»Meine Nähmaschine hat heute morgen endgültig den Geist aufgegeben. Dabei läuft der Laden gerade so gut an. Ich habe jede Menge Aufträge, aber noch nicht genügend Einkünfte, um eine neue Maschine zu kaufen.«
»Meinst du nicht, daß man sie reparieren kann?«
»Das alte Ding?« Amelie lachte unfroh. »Kein Mechaniker kennt sich heutzutage noch mit dieser alten Technik aus.«
Diesem Argument gab sich Florin zunächst geschlagen.
»Ist nicht noch etwas von dem Kredit übrig, den du für die Renovierung der Werkstatt aufgenommen hast?« erkundigte er sich besorgt.
Amelie schüttelte deprimiert den Kopf.
»Leider nein, das ist alles verbraucht.«
Nachdenklich rührte der Kunsthistoriker in seiner Tasse.
»Ich könnte meinen Vater fragen. Bestimmt leiht er mir ein paar hundert Euro. Darauf kommt es jetzt wirklich nicht mehr an.«
Dieser Vorschlag war nett gemeint, doch Amelie schüttelte entschieden den Kopf.
»Kommt überhaupt nicht in Frage. Ich habe schon genug Schulden bei dir und keine Ahnung, von was ich die zurückzahlen soll. Und wenn Sina erfährt, daß du mir Geld leihst, hast du verständlicherweise eine Menge Ärger am Hals. Immerhin wollt ihr bald heiraten und braucht jeden Cent. Wegen eurer finanziellen Lage muß deine zukünftige Frau ohnehin schon auf eine große Hochzeit verzichten.« Amelie erinnerte sich noch gut an die Enttäuschung von Florins Verlobter. Tränen hatten in Sinas Augen geglitzert, als er ihr eröffnet hatte, daß die Traumhochzeit eines finanziellen Engpasses wegen durch eine wesentliche kleinere Veranstaltung ersetzt werden mußte.
»Aber ich könnte doch meinen Vater bitten, die Kosten zu übernehmen. Immerhin ist es Brauch, daß die Brauteltern die Hochzeit bezahlen«, hatte Sina einen vorsichtigen Vorschlag gemacht, den Florin jedoch entschieden abgelehnt hatte. Obwohl er alles andere als ein Macho war, wollte er von solchen Bräuchen nichts wissen.
Diese Erinnerung ging Florin jetzt auch durch den Kopf, als er sinnend am Tisch saß. Er seufzte traurig.
»Wenn Sina nicht so eifersüchtig wäre, hätte ich sie nicht belügen müssen«, preßte er durch die Lippen. »Dann wäre vieles einfacher. Aber so läßt sie mir ja keine Wahl.«
Trotz der schwierigen Lage mußte Amelie lachen. Es war ein helles, kindliches Lachen, das vollkommen zu ihrem mädchenhaften Aussehen und Benehmen paßte. Nicht umsonst hatte Florin den Kosenamen »Elfchen« für seine Sandkastenfreundin gewählt.
»Bitte sei mir nicht böse, aber Sina kennt dich wirklich schlecht. Allein der Gedanke daran, daß du fremdgehen könntest, bringt mich zum Lachen.«
»Du kennst mich eben besser als sie und weißt, was für ein weicher, sensibler Kern unter meiner rauhen Schale steckt«, scherzte Florin und fuhr sich durch das halblange, feine Haar, das ihm in die Stirn fiel. Der spärliche Bart auf seinem Kinn war beinahe ebenso weich wie sein Haupthaar, und seine Lippen waren schön geschwungen und voll.
Amelie lachte noch lauter.
»Schöne rauhe Schale, die du da hast«, spottete sie gutmütig und verspeiste trotz ihrer Sorgen voller Appetit das leckere Honigbrötchen.
»Mach dich nur lustig über mich«, gab Florin augenzwinkernd zurück, ehe er wieder ernst wurde. »Aber was machen wir denn jetzt mit deiner Nähmaschine?«
»Ehrlich gesagt habe ich noch keine Ahnung. Aber mach dir keine Sorgen. So leicht lasse ich mich nicht unterkriegen. Mir fällt bestimmt eine Lösung ein.«
»Dein Wort in Gottes Ohr«, gab Florin mit einem Blick auf seine Uhr zurück. »Leider muß ich jetzt los. Sina und ich haben einen Termin beim Pfarrer, um die Einzelheiten für die Hochzeit zu besprechen.«
»Dann wünsche ich viel Erfolg. Und schöne Grüße an deine Liebste«, antwortete Amelie. Ihren strahlenden Augen sah man an, daß sie es vollkommen ernst meinte und sich aufrichtig mit ihm für sein Glück freute.
Florin konnte nicht anders, als seiner süßen besten Freundin dafür einen Kuß auf die Stirn zu drücken. Dann mußte er sich aber auch schon beeilen. Er warf sich eine Jacke über die Schultern, rief einen Gruß in die Küche und zog die Wohnungstür hinter sich zu. Ehe es sich die Bärenmacherin Amelie versah, war sie alleine zu Hause und alleine mit ihrem Problem der kaputten Nähmaschine.
*
Als ihm seine treue Assistentin Annemarie Wendel einen ganzen Stapel Post auf den Tisch legte, seufzte Dr. Daniel Norden frustriert auf.
»Wo soll das nur hinführen mit dieser Papierflut?« fragte er mit einem hilflosen Blick, der Wendy zum Lachen brachte.
»Dabei habe ich die Werbesendungen schon aussortiert.