Die Wahrheit über Anna M.: Dr. Norden – Unveröffentlichte Romane 6 – Arztroman
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Über dieses E-Book
Dr. Norden ist die erfolgreichste Arztromanserie Deutschlands, und das schon seit Jahrzehnten. Mehr als 1.000 Romane wurden bereits geschrieben.
Für Dr. Norden ist kein Mensch nur ein 'Fall', er sieht immer den ganzen Menschen in seinem Patienten. Er gibt nicht auf, wenn er auf schwierige Fälle stößt, bei denen kein sichtbarer Erfolg der Heilung zu erkennen ist. Immer an seiner Seite ist seine Frau Fee, selbst eine großartige Ärztin, die ihn mit feinem, häufig detektivischem Spürsinn unterstützt. Auf sie kann er sich immer verlassen, wenn es darum geht zu helfen.
»Was, du hast eine Verabredung mit diesem Thure aus dem Internet?« fragte die medizinisch-technische Assistentin Maja Beck ihre Kollegin Anna Marquardt, die eben mit einer Pipette eine Flüssigkeit in ein Reagenzglas träufelte. Anna nickte, ohne hochzusehen. Um ihren schönen Mund stahl sich ein feines Lächeln. »Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie aufgeregt ich bin«, gestand sie leise. »An deiner Stelle hätte ich Angst, sonst gar nichts«, gab Maja in so scharfem Ton zurück, daß Anna nun doch verunsichert aufblickte. »Aber wir schreiben uns doch schon seit ein paar Wochen. Er hat mir Bilder geschickt, und telefoniert haben wir inzwischen auch ein paarmal. Ich glaube nicht, daß er mich anlügt oder reinlegen will.« »Du bist und bleibst ein naives Mäuschen«, sagte Maja unbarmherzig. Mit Schwung stellte sie ein Tablett voller kleiner Röhrchen in den Kühlschrank. »Hast du wenigstens eine Freundin darüber informiert, wann und wo du dich mit ihm triffst? Damit sie zur Not einschreiten kann, wenn etwas passieren sollte.« Dieser Gedanke stimmte Anna nachdenklich. »Du hast recht. Vielleicht sollte ich wirklich nicht so blauäugig sein.« Eine Weile stand sie versonnen vor ihrem Schreibtisch.
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Dr. Norden – Die Anfänge
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Buchvorschau
Die Wahrheit über Anna M. - Patricia Vandenberg
Dr. Norden – Unveröffentlichte Romane
– 6 –
Die Wahrheit über Anna M.
Die schöne Patientin und ihr bedrückendes Geheimnis
Patricia Vandenberg
»Was, du hast eine Verabredung mit diesem Thure aus dem Internet?« fragte die medizinisch-technische Assistentin Maja Beck ihre Kollegin Anna Marquardt, die eben mit einer Pipette eine Flüssigkeit in ein Reagenzglas träufelte.
Anna nickte, ohne hochzusehen. Um ihren schönen Mund stahl sich ein feines Lächeln.
»Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie aufgeregt ich bin«, gestand sie leise.
»An deiner Stelle hätte ich Angst, sonst gar nichts«, gab Maja in so scharfem Ton zurück, daß Anna nun doch verunsichert aufblickte.
»Aber wir schreiben uns doch schon seit ein paar Wochen. Er hat mir Bilder geschickt, und telefoniert haben wir inzwischen auch ein paarmal. Ich glaube nicht, daß er mich anlügt oder reinlegen will.«
»Du bist und bleibst ein naives Mäuschen«, sagte Maja unbarmherzig. Mit Schwung stellte sie ein Tablett voller kleiner Röhrchen in den Kühlschrank. »Hast du wenigstens eine Freundin darüber informiert, wann und wo du dich mit ihm triffst? Damit sie zur Not einschreiten kann, wenn etwas passieren sollte.«
Dieser Gedanke stimmte Anna nachdenklich.
»Du hast recht. Vielleicht sollte ich wirklich nicht so blauäugig sein.« Eine Weile stand sie versonnen vor ihrem Schreibtisch. Plötzlich erhellte sich ihr feines, ausgesprochen symmetrisch geschnittenes Gesicht. »Ich werde Elena fragen. Sie ist meine beste Freundin und nimmt sich sicher Zeit.«
»Hast du nicht erzählt, daß sie ständig überfordert ist, seit sie Kinder hat?« Maja lächelte fast schadenfroh.
Anna warf ihrer Kollegin einen fragenden Blick zu. Maja Beck war bekannt für ihre scharfe Zunge. Trotz ihrer kühlen Schönheit nicht gerade das, was man einen Sympathieträger nannte. Dennoch hatte Anna ihr in einer schwachen Stunde von dem Internet-Portal erzählt, in dem sie vor einigen Wochen den sympathischen Computerfachmann Thure Andersson kennengelernt hatte. Seitdem zeigte Maja ein eigentümliches Interesse an Annas Privatleben. Mehr, als der medizinisch-technischen Assistentin recht war. Aber Anna war ein zu freundlicher Mensch, um sich gegen die neugierige Befragung der Kollegin zur Wehr setzen zu können. Darüberhinaus war sie tatsächlich froh, ihrem Herzen wenigstens bei Maja Luft machen zu können. Seit der Geburt ihrer Zwillinge Sina und Sandy war ihre beste Freundin Elena keine gute Zuhörerin mehr.
Anna kehrte aus ihren Gedanken zurück und nickte auf Majas Frage bekümmert.
»Das stimmt schon«, gab sie leise zurück. »Aber vielleicht kann sie sich an diesem Abend Zeit nehmen.«
»Dann wünsche ich dir mal viel Glück«, antwortete Maja. Sie klang alles andere als aufrichtig.
Seufzend machte sich Anna Marquardt wieder an die Arbeit. Wenig später öffnete sich die Tür. Herein kam Dr. Norbert Kist, Leiter des Labors der Behnisch-Klinik.
»Guten Morgen, die Damen.« Sein Lächeln war freundlich wie immer.
Ebenso freundliche Antworten schallten ihm entgegen. Der sympathische Mann war allseits beliebt. An diesem Morgen schien er jedoch sehr in Eile zu sein. Nicht wie üblich machte er die Runde, um mit jedem einzelnen seiner Mitarbeiter ein paar Worte zu wechseln. Statt dessen blieb er in der Tür stehen.
»Es ist wieder einmal soweit. Frau Dr. Behnisch hat wieder einen Termin für den regelmäßigen Aids-Test der Mitarbeiter festgelegt und um rege Teilnahme gebeten«, verkündete er mit lauter Stimme.
Maja streifte ihre Kollegin Anna mit einem amüsierten Blick und wandte sich jovial lächelnd an ihren Chef.
»Selbstverständlich werden wir teilnehmen, nicht wahr, Annalein? Schließlich führen wir beide ein grundsolides Leben und haben nichts zu verbergen«, sagte sie und schenkte Norbert Kist ein schmachtendes Seufzen. In Annas Richtung fügte sie anzüglich hinzu: »Noch nicht.«
Beschämt senkte Anna Marquardt den Kopf. Sie fühlte, wie ihre Wangen von einem hellen Rot überzogen wurden und wünschte sich inständig, vom Erdboden verschluckt zu werden.
Doch Dr. Kist war auf der Seite der ebenso schönen wie schüchternen Laborantin.
»Es geht hier nicht darum, den Lebenswandel der Kollegen zu überprüfen«, bemerkte er scharf in Richtung Maja Beck. »Der Test dient lediglich der Sicherheit der Patienten und nicht zuletzt der des Personals. Ich denke, das wissen Sie genau, Frau Beck.«
Wäre Anna an Stelle der schwarzhaarigen Maja gewesen, so hätte sie sich in Grund und Boden geschämt für diese öffentliche Zurechtweisung. Doch Maja war selbstbewußt genug, um nur laut aufzulachen.
»Es macht doch immer wieder Spaß, den lieben Dr. Kist aus der Reserve zu locken«, frohlockte sie, als der Chef das Labor nach einigen weiteren Worten wieder verlassen hatte. »Und auch wenn der Test unter dem Deckmäntelchen der Sicherheit durchgeführt wird, bin ich doch gespannt, was dabei herauskommt.« Sie sah Anna durchdringend an. »Bei mir kann ich mir ja sicher sein. Ich führe das beschauliche Leben einer braven Jungfrau. Aber du hast sicher Grund zur Sorge. Immerhin wandelst du ja neuerdings auf Internet-Portalen, um nicht länger alleine zu sein.«
Anna fühlte, wie sich der Ärger in ihrem Magen zu einem Klumpen ballte.
»Ich finde, es ist der weitaus sicherere Weg, einen Mann zu finden. Schließlich kann ich von einer Barbekanntschaft auch angelogen werden.« Zumindest waren das die Argumente von Elena. Die hatte ihre große Liebe Jonas auch im Internet kennengelernt und ihre beste Freundin Anna während eines weinseligen Frauenabends kurzerhand bei derselben Partneragentur angemeldet. »Außerdem spart es Zeit und Mühe, wenn man schon vorher diejenigen Kandidaten aussortieren kann, die interessenmäßig nicht kompatibel sind«, bemühte sich Anna um Selbstsicherheit.
Maja zuckte nur ungerührt mit den Schultern.
»Jeder wie er mag. Für meinen Geschmack ist diese Art der Partnersuche zu pragmatisch. Nun, wir werden ja sehen, was heute abend bei dir herauskommt«, beendete sie mit einem süffisanten Lächeln die Unterhaltung und wendete sich wieder ihrer Arbeit zu.
Anna stand einen Augenblick verwirrt im Raum und ärgerte sich noch nachträglich dafür, Maja diese Intimität aus ihrem Leben preisgegeben zu haben. Doch es half alles nichts. Nun war es zu spät, um zu hadern. So beschloß Anna in aller Stille, sich von der neidischen Kollegin nicht die Freude auf die spannende Verabredung verderben zu lassen.
*
Vergnügt saß Patrick von Oertzen am Steg des kleinen Sees und hob die Wodkaflasche an die Lippen. Er nahm einen tiefen Schluck und wischte sich danach den Mund am Ärmel ab.
»Na, Leute, was meint ihr? Wollen wir baden gehen oder uns noch das Weinfest geben?« Er sah die Jungen, die rechts und links neben ihm saßen, herausfordernd an und reichte die Flasche weiter.
Grölendes Gelächter war die Antwort.
»Da fragst du noch?« rief sein Freund Kurt. Er versetzte Patrick einen heftigen Stoß.
Der versuchte verzweifelt, nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Doch vergeblich. Ein klatschendes Geräusch, und schon paddelte Patrick im Wasser.
»Du Blödmann«, kreischte er lachend und machte ein paar kräftige Kraulzüge. Er spritzte die grölende Meute auf dem Holzsteg naß. Bald war eine fröhliche Wasserschlacht im Gange, der schließlich die Erschöpfung und die nächtliche Kühle des Wassers ein Ende bereitete.
»Super, so können wir unmöglich auf dem Weinfest aufkreuzen. Was soll denn da Tatjana von mir denken?« fragte sich Patrick wenig später ratlos. Triefend naß stand er auf der Wiese neben seinem Moped und sah fragend an sich herab.
Kurt schüttelte sich wie ein Hund. Die Wassertropfen stoben