Beschämende Gewissheit: Dr. Norden Extra 142 – Arztroman
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Über dieses E-Book
Dr. Norden ist die erfolgreichste Arztromanserie Deutschlands, und das schon seit Jahrzehnten. Mehr als 1.000 Romane wurden bereits geschrieben.
Für Dr. Norden ist kein Mensch nur ein 'Fall', er sieht immer den ganzen Menschen in seinem Patienten. Er gibt nicht auf, wenn er auf schwierige Fälle stößt, bei denen kein sichtbarer Erfolg der Heilung zu erkennen ist. Immer an seiner Seite ist seine Frau Fee, selbst eine großartige Ärztin, die ihn mit feinem, häufig detektivischem Spürsinn unterstützt. Auf sie kann er sich immer verlassen, wenn es darum geht zu helfen.
»Interessante Ausarbeitung, Frau Kollegin«, lobte der Abteilungsleiter Jonas Böhse und warf der Versicherungsmaklerin Gisela Stuck einen wohlwollenden Blick zu. »Ich bin gespannt, wie dieser Vorschlag in der nächsten Sitzung aufgenommen wird.« »Lassen wir es auf einen Versuch ankommen«, lächelte Gisela selbstbewußt. Jonas überflog noch einmal die Unterlagen, die sie ihm zu Beginn des Meetings überreicht hatte. »Bevor ich damit zum Vorstand gehe, sollten wir allerdings noch einmal über die Personalkosten sprechen«, riet er in väterlichem Ton. »Meinen Sie nicht, die sind etwas zu hoch angesetzt?« »Meiner Ansicht nach kann man nur von motivierten Mitarbeitern Höchstleistungen fordern. Und welches Mittel ist da probater als ein gutes Gehalt?« »Sie sind eine mutige Frau, Gisela. Ich hoffe, Ihre Risikobereitschaft zahlt sich aus.« »Da bin ich mir ganz sicher. Zerbrechen Sie sich mal nicht meinen Kopf.« Zufrieden sammelte Gigi ihre Unterlagen zusammen und erhob sich, während Jonas Böhse ihr einen bewundernden Blick zuwarf. »Ihr Mann ist ein wahrer Glückspilz. Ich wünschte, ich hätte eine ebenso geschäftstüchtige Frau an meiner Seite. Dann müßte ich mich nicht ständig verteidigen, warum es abends immer so spät wird.« »Leider interessiert sich Mathias nicht für meinen Beruf.
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Dr. Norden – Retro Edition
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Buchvorschau
Beschämende Gewissheit - Patricia Vandenberg
Dr. Norden Extra
– 142 –
Beschämende Gewissheit
… denn die Wirklichkeit kennt keine Gnade
Patricia Vandenberg
»Interessante Ausarbeitung, Frau Kollegin«, lobte der Abteilungsleiter Jonas Böhse und warf der Versicherungsmaklerin Gisela Stuck einen wohlwollenden Blick zu. »Ich bin gespannt, wie dieser Vorschlag in der nächsten Sitzung aufgenommen wird.«
»Lassen wir es auf einen Versuch ankommen«, lächelte Gisela selbstbewußt.
Jonas überflog noch einmal die Unterlagen, die sie ihm zu Beginn des Meetings überreicht hatte. »Bevor ich damit zum Vorstand gehe, sollten wir allerdings noch einmal über die Personalkosten sprechen«, riet er in väterlichem Ton. »Meinen Sie nicht, die sind etwas zu hoch angesetzt?«
»Meiner Ansicht nach kann man nur von motivierten Mitarbeitern Höchstleistungen fordern. Und welches Mittel ist da probater als ein gutes Gehalt?«
»Sie sind eine mutige Frau, Gisela. Ich hoffe, Ihre Risikobereitschaft zahlt sich aus.«
»Da bin ich mir ganz sicher. Zerbrechen Sie sich mal nicht meinen Kopf.« Zufrieden sammelte Gigi ihre Unterlagen zusammen und erhob sich, während Jonas Böhse ihr einen bewundernden Blick zuwarf.
»Ihr Mann ist ein wahrer Glückspilz. Ich wünschte, ich hätte eine ebenso geschäftstüchtige Frau an meiner Seite. Dann müßte ich mich nicht ständig verteidigen, warum es abends immer so spät wird.«
»Leider interessiert sich Mathias nicht für meinen Beruf. Dafür beschwert er sich auch nicht. Wir haben eine klare Vereinbarung. Er kontrolliert mich nicht, ich kontrolliere ihn nicht. Ich kann mich also nicht beklagen.«
»Tja, ich weiß nicht…« Jonas senkte den Blick. Das klang nicht gerade nach dem, was er gemeinhin unter einer harmonischen Partnerschaft verstand. Aber zumindest machte Gisela einen rundum zufriedenen Eindruck, und das war die Hauptsache in diesem harten Geschäft. »Wenn Sie nicht kontrolliert«, dieses Wort betonte er besonders, »werden, dann könnten wir ja noch auf ein Glas Rotwein bei Enzo gehen. Was halten Sie davon?«
»Sehr viel. Mit einem so charmanten Mann wie Ihnen läßt man sich doch gerne erwischen«, lächelte Gisela zufrieden. Ohne sich seine Verwunderung über das unverhoffte Kompliment aus diesem schönen Mund anmerken zu lassen, erhob sich Jonas lächelnd aus seinem schwarzledernden Chefsessel. Der angebrochene Abend versprach, eine ungeahnte Wende zu nehmen.
Diese Erfahrung machte auch Mathias Stuck, der unruhig auf seinem Hocker saß und seinen Freund, den Produzenten Achim Jäger, nicht aus den Augen ließ. Abrupt machte der schließlich auf seinem Marsch durch das Studio vor Mathias Halt und musterte ihn scharf durch seine Brille.
»Wie soll es nur mit dir weitergehen, Math?« Unter diesem schneidenden Ton sank Mathias noch ein wenig mehr in sich zusammen.
»Ich krieg’ das schon hin, Achim. Das ist doch Ehrensache!«
»Ehrensache, Ehrensache, dieses Wort kann ich bald nicht mehr hören«, höhnte Jäger mit spöttischer Miene. »Du bist bis über beide Ohren verschuldet. Und ich sehe nicht ein, daß ich dir noch mal aus der Patsche helfen soll.«
»Nur noch ein einziges Mal, bitte.«
Er schaut aus wie ein Hund, der um Futter bettelt, schoß es Achim durch den Kopf, doch sofort schämte er sich dieses abwertenden Gedankens. Sein Freund Mathias hatte viel Pech gehabt in den vergangenen Jahren. Falsche Freunde waren auf der Welle des anfänglichen Erfolgs mitgeschwommen, schlechte Partner hatten ihn beeinflußt und ihn um gutes Geld gebracht, bis schließlich nichts als ein ruinierter Ruf, eine brachliegende Karriere übrig war.
»Was sagt denn eigentlich Gisela zu deiner Situation?« fiel es Achim plötzlich ein.
»Gisela? Die hat keine Ahnung«, gestand Mathias leise und fuhr sich sorgenvoll über die Augen. »Und ehrlich gesagt, darf sie das auch niemals erfahren. Dann bin ich endgültig am Ende. Schließlich hat sie das ganze Vermögen mit in die Ehe gebracht. Ihre Eltern akzeptieren mich nur, weil sie meinen, ich sei ein Star.«
»Wo haben die denn ihre Augen und Ohren?« konnte sich Achim ein ungläubiges Lachen nicht verkneifen. »Seit Jahren hört man deine Platten nur noch sporadisch im Radio, von Konzerten oder Fernsehauftritten ganz zu schweigen.«
»Am Anfang hatte ich auch die Befürchtung, meine Lüge könnte auffliegen. Aber meine Musik scheint nicht ganz auf ihrer Wellenlänge zu liegen. Und Gisela hat ohnehin keine Zeit, Radio zu hören. Sie ist mit ihrer eigenen Karriere beschäftigt. Was anderes interessiert sie gar nicht.«
»Du scheinst ja nicht gerade das große Los gezogen zu haben. Wenn wenigstens deine Ehe in Ordnung wäre, könnte man die berufliche Schlappe ja noch verkraften. Aber so…« Achim verstummte und warf Math einen mitfühlenden Blick zu. »Unter diesen Umständen muß ich dir ja doch aus der Patsche helfen. Aber das ist das letzte Mal. Wenn du diese Chance nicht nutzt, kann ich nichts mehr für dich tun.«
»Du bist ein wahrer Freund.« Mathias war unvermittelt aufgesprungen und fiel Jäger strahlend um den Hals. »Ich weiß gar nicht, was ich ohne dich anfangen würde.«
Dann müßtest du endlich dein Leben selbst in den Griff bekommen, dachte Achim nüchtern, während er Mathias freundschaftlich den Rücken klopfte.
»Schon gut, alter Junge. Und jetzt raus mit dir, damit ich mir Gedanken über deine Zukunft machen kann.«
Freundlich aber bestimmt schob er ihn von sich und in Richtung Tür des Tonstudios. Kurz beobachtete er durch den Glasrahmen, wie Mathias mit elastischen Schritten verschwand. Dann seufzte er tief. Warum um alles in der Welt hatte er sich wieder einmal breitschlagen lassen? Er hätte seinem Freund raten sollen, sich einen Job als Verkäufer zu suchen. Das schien aussichtsreicher, als die brachliegende Karriere als Sänger wiederzubeleben.
Karriere war kein Thema, das die beiden Freundinnen Regine und Carina ernsthaft interessierte. Beide hatten das Glück, einen Beruf auszuüben, den man problemlos als Berufung bezeichnen durfte. Gemeinsam betrieben die beiden eine kleine Praxis für Ergotherapie, wo sie mit lernbehinderten Kindern arbeiteten. Auch Erwachsene zählten zu ihren Kunden, Kranke, die nach einem Unfall oder einer schweren Krankheit eine feinmotorische Schulung benötigten, um den Erfordernissen des Alltags wieder gewachsen zu sein. Dank ihrer guten Kontakte zu dem Allgemeinarzt Dr. Daniel Norden und den Privatkliniken, mit denen er zusammenarbeitete, hatte sich das kleine Studio inzwischen zu einem florierenden Unternehmen gemausert, auf das die beiden rechtschaffen stolz waren.
»Na, wie sieht’s aus? Gehen wir noch einen Happen essen bei ›Enzo‹?« fragte Regine zufrieden, als der letzte Patient die Praxis verlassen hatte.
»Tut mir leid, heute abend muß ich nach Hause«, schüttelte Carina bedauernd den Kopf. »Sascha kommt extra früher nach Hause. Er will mir was Wichtiges sagen.«
»Oje, das klingt ja ganz nach Verlobung.« Regine verdrehte spöttisch lächelnd die Augen. Sie machte sich nicht viel aus der Verbindung, die mit den Worten ›Bis das der Tod euch scheidet‹ gekrönt wurde.
»Das glaube ich nicht.« Cara dachte einen Augenblick darüber nach, dann schüttelte sie entschieden den Kopf. »Sascha ist nicht der Typ, der sich für ein ganzes Leben festlegt. Er liebt seine Freiheit über alles. Und wenn ich ehrlich bin, habe ich im Moment auch gar nichts dagegen.«
»Das klingt nach Ärger?«
»Nicht wirklich. Aber im Moment ist bei uns beiden ein bißchen die Luft raus. Er arbeitet beinahe Tag und Nacht, ich verbringe die meiste Zeit hier in der Praxis. Da bleibt nicht viel übrig für gemeinsame Unternehmungen.«
»Kopf hoch, das wird schon wieder«, tröstete Regine ihre Freundin unbeeindruckt. »Vielleicht will er mit dir über deinen Geburtstag reden.«
»Kann schon sein.« Carina zuckte mit den Schultern. »Wie auch immer, gleich werde ich es erfahren.« Sie erhob sich seufzend und suchte ihre Siebensachen zusammen, warf sich den Mantel über die Schultern und warf einen Handkuß in Richtung Regine. »Tschüß, Mädel. Schönen Abend noch. Und morgen erzähle ich dir mehr.«
Regine winkte mit einem verschmitzten Lächeln. Du brauchst mir gar nichts zu erzählen, grinste sie in sich hinein. Carina konnte ja nicht ahnen, daß sich ihre beste Freundin anläßlich ihres Geburtstages etwas ganz Besonderes ausgedacht und auch Sascha in ihre Pläne eingeweiht hatte. Hoffentlich verriet er nicht zuviel, sonst wäre die ganze schöne Überraschung dahin.
Sascha wartete bereits ganz ungeduldig an der Tür der gemeinsamen Wohnung, als sich der Aufzug Richtung Erdgeschoß in Bewegung setzte.
»Da bist du ja, Mausi«, rief er aufgeregt, als Carina kurz darauf im ersten Stock ausstieg. »Ich hatte schon Angst, du hättest unsere Verabredung vergessen.«
Hilfsbereit kam er ihr entgegen, um ihr die schwere Tasche abzunehmen.
Cara musterte ihn mißtrauisch. »Was ist denn mit dir