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Sophienlust 336 – Familienroman: Gesine, ein ungeliebtes Kind
Sophienlust 336 – Familienroman: Gesine, ein ungeliebtes Kind
Sophienlust 336 – Familienroman: Gesine, ein ungeliebtes Kind
eBook127 Seiten1 Stunde

Sophienlust 336 – Familienroman: Gesine, ein ungeliebtes Kind

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Über dieses E-Book

Diese beliebte Romanserie der großartigen Schriftstellerin Patricia Vandenberg überzeugt durch ihr klares Konzept und seine beiden Identifikationsfiguren: Denise von Schoenecker verwaltet das Erbe ihres Sohnes Nick, dem später einmal, das Kinderheim Sophienlust gehören wird.

"Ich weiß nicht, wie es weitergehen soll", sagte Christina Erichsen mutlos. "Achim war zu jung. Er stand erst am Anfang." Sie war hübsch und sehr traurig. Nur drei Jahre hatte ihre Ehe mit Dr. Achim Erichsen gedauert. Dann war er plötzlich nach kurzer schwerer Krankheit gestorben. Christina hatte die Arztpraxis verkauft und die kleine Lebensversicherung ausbezahlt bekommen. Dieses Kapital hatte sich inzwischen als zu bescheiden erwiesen. Es war nicht möglich, dass Christina von den Zinsen lebte. Jedenfalls hatte sie sich gewaltig einschränken und auf vieles verzichten müssen. An diesem regnerischen Frühsommerabend war Christina bei Freunden ihres verstorbenen Mannes zu Gast. Rosemarie Winter, Mutter dreier lebhafter Kinder, und deren Mann – Herbert Winter – hörten ihr teilnehmend zu. Es war nicht leicht, Christina einen Rat zu erteilen. Das Leben lag noch vor ihr. Sie war früher als Sekretärin tätig gewesen und konnte diesen Beruf jetzt wieder ausüben. Doch es gab ein weiteres Problem. Rosemarie Winter schöpfte tief Atem, bevor sie leise fragte: "Du willst also wieder arbeiten?" "Ich muss es tun, Rosemarie."
SpracheDeutsch
HerausgeberKelter Media
Erscheinungsdatum23. März 2021
ISBN9783740978075
Sophienlust 336 – Familienroman: Gesine, ein ungeliebtes Kind

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    Buchvorschau

    Sophienlust 336 – Familienroman - Aliza Korten

    Sophienlust

    – 336 –

    Gesine, ein ungeliebtes Kind

    Wann werden diese Augen wieder lachen?

    Aliza Korten

    »Ich weiß nicht, wie es weitergehen soll«, sagte Christina Erichsen mutlos. »Achim war zu jung. Er stand erst am Anfang.«

    Sie war hübsch und sehr traurig.

    Nur drei Jahre hatte ihre Ehe mit Dr. Achim Erichsen gedauert. Dann war er plötzlich nach kurzer schwerer Krankheit gestorben. Christina hatte die Arztpraxis verkauft und die kleine Lebensversicherung ausbezahlt bekommen. Dieses Kapital hatte sich inzwischen als zu bescheiden erwiesen. Es war nicht möglich, dass Christina von den Zinsen lebte. Jedenfalls hatte sie sich gewaltig einschränken und auf vieles verzichten müssen.

    An diesem regnerischen Frühsommerabend war Christina bei Freunden ihres verstorbenen Mannes zu Gast. Rosemarie Winter, Mutter dreier lebhafter Kinder, und deren Mann – Herbert Winter – hörten ihr teilnehmend zu. Es war nicht leicht, Christina einen Rat zu erteilen. Das Leben lag noch vor ihr. Sie war früher als Sekretärin tätig gewesen und konnte diesen Beruf jetzt wieder ausüben. Doch es gab ein weiteres Problem.

    Rosemarie Winter schöpfte tief Atem, bevor sie leise fragte: »Du willst also wieder arbeiten?«

    »Ich muss es tun, Rosemarie.«

    »Und was wird aus Gesine?«, warf Herbert Winter ein.

    Christina hob die Schultern und schwieg.

    »Wenn wir nicht selbst drei Kinder hätten, würde ich sie zu uns nehmen«, äußerte Rosemarie spontan. »Aber es würde zu eng in unserer kleinen Wohnung werden.«

    Ihr Mann nickte bestätigend.

    »Man müsste ein Heim finden«, kam es zögernd von Christinas Lippen. »Ich kann Gesine nicht bei mir behalten. Wenn man einen Beruf voll ausfüllen will, darf man nicht mit der Sorge um ein Kind belastet sein. Auch braucht Gesine noch ständig Aufsicht.«

    »Fragt sie noch oft nach Achim?«, erkundigte sich die warmherzige Rosemarie.

    Christina schüttelte den Kopf. »Gesine ist verschlossen. Man weiß bei ihr nie, was sie denkt. Ich habe mir unendlich viel Mühe mit Achims Tochter gegeben, aber einen Erfolg habe ich eigentlich nicht gehabt. Gesine weiß ganz genau, dass ich nicht ihre Mutter bin. Es war ein Fehler von Achim, dass er dem Kind immer wieder Bilder seiner ersten Frau zeigte.« Sie seufzte. »Ich habe sozusagen ständig gegen einen Engel ankämpfen müssen. Gesines Mutter war Achims ganz große Liebe. Er hat das oft zu mir gesagt. Vielleicht hätte sich alles im Laufe der Zeit geändert, aber nun ist es zu spät. Achim hat mich mit Gesine allein gelassen.«

    Das hatte bitter geklungen. Rosemarie und Herbert Winter tauschten einen stummen Blick. Sie verstanden einander auch ohne Worte. Die zweite Ehe ihres Freundes Dr. Achim Erichsen war nicht glücklich gewesen. Geahnt hatten sie das längst. Nun sprach Christina es fast unverhüllt aus. Auch gab sie zu, dass ihr die kleine Gesine wenig bedeutete.

    »Ich will mit Susanne telefonieren«, meinte Rosemarie nach einer kleinen Pause des Nachdenkens. »Sie hatte ihren Jungen im vergangenen Jahr für mehrere Monate in einem ausgezeichneten Heim untergebracht, als sie wegen ihrer angegriffenen Lunge in die Klinik musste. Der Bub war dort so gern, dass er schließlich gar nicht wieder nach Hause kommen wollte, als Susanne sich erholt hatte.

    »Es darf nicht zu teuer sein«, erklärte Christina rasch. »Viel kann ich nicht bezahlen.«

    »Über die Kosten haben wir natürlich nicht gesprochen, aber immerhin wäre es eine Möglichkeit. Nach den Einzelheiten kann man sich dann erkundigen.«

    Christina strich ihr schönes dunkles Haar zurück. »Ich könnte einen interessanten Posten in meiner alten Firma haben«, berichtete sie. »Bis jetzt fand ich nicht den Mut, fest zuzusagen. Ich habe mir schon den Kopf zerbrochen, was ich mit Gesine anfangen soll.«

    Rosemarie nickte ihr zu. »Ich rufe meine Freundin Susanne gleich morgen früh an, Christina. Dann erfahren wir bestimmt einiges. Für Gesine wäre es möglicherweise sogar günstig, wenn sie in eine, andere Umgebung käme. Zu Hause wird sie täglich von neuem an den Verlust ihres Vaters erinnert.«

    Christina sah auf die Uhr. »Ich will nach Hause. Vielen Dank für den netten Abend bei euch. Ihr seid eigentlich die einzigen Menschen, mit denen ich ganz offen über meine Schwierigkeiten reden kann.«

    Rosemarie und Herbert Winter drückten ihr die Hand und begleiteten sie zu ihrem Wagen. Christina dankte ihnen noch einmal und startete dann mit viel Gas.

    »Sie erwartet noch eine Menge von der Zukunft«, sagte Herbert Winter leise. »Man darf ihr wohl keine Vorwürfe machen. Aber für die Kleine ist es schlimm.«

    »Ich verstehe Christina nicht«, fügte Rosemarie hinzu und schmiegte sich enger an ihren Mann. »Gesine ist Achims Kind. Wenn Christina nicht so anspruchsvoll wäre, könnte sie mit Gesine ganz gut von den Kapitalzinsen, die sie erhält, existieren. Ein Kind braucht Liebe. Ob die Mutter ein Auto hat, ist völlig unwichtig.«

    »Aber Christina ist nicht Gesines Mutter. Und sie fühlte sich auch nicht so. Wir können daran nichts ändern und würden dem Kind nicht einmal einen Gefallen tun, würden wir Christina ins Gewissen reden. Im Kreise anderer Kinder wird Gesine sich hoffentlich seelisch erholen und zu einem fröhlichen kleinen Mädchen werden. Christina hatte nie viel für Gesine übrig. Jetzt ist ihr das Kind regelrecht im Wege.«

    Die beiden stiegen die Treppe empor und betraten ihre Wohnung. Zugegeben, die Winters hatten nicht viel Platz, doch sie fühlten sich nicht beengt, weil sie einander liebten.

    Leise öffneten sie die Tür zum Zimmer der beiden Buben. Beide Eltern beugten sich hinab und küsste die fest schlafenden Kinder. Dann gingen sie in die winzige Kammer, die für ihr Töchterchen hergerichtet worden war. Das Kind schlug für eine Sekunde die Augen auf und lächelte Vater und Mutter an.

    Ja, in dieser Behausung wohnte das Glück. Im Anschluss an das bedrückende Gespräch mit Christina Erichsen wurde das dem Ehepaar besonders deutlich bewusst.

    Herbert zog seine junge Frau an sich und küsste sie. »Wir sind beide sehr reich, obgleich wir sparsam leben müssen, Rosemarie«, flüsterte er ihr ins Ohr. »Hoffentlich können wir Christina helfen.«

    »Und vor allem dem Kind.«

    »Ja, du hast recht – vor allem Gesine. So meinte ich es auch. Christina wird ihren eigenen Weg finden. Achim ist erst seit gut vier Monaten tot. Sie trauert längst nicht mehr um ihn.«

    Kurz darauf erlosch das Licht im Schlafzimmer des Ehepaares Winter.

    *

    Gesine saß aufrecht im Bett, als Christina heimkehrte und zu ihr ins Zimmer schaute.

    »Warum schläfst du nicht?«, fragte Christina vorwurfsvoll. »Es ist schon elf Uhr.«

    »Ich kann nicht schlafen, wenn ich allein bin, Mutti.«

    »Andere Kinder legen sich hin und machen die Augen zu. Hast du etwa Angst, wenn ich fort bin?«

    »Nein, Angst nicht. War es schön bei Tante Rosemarie und Onkel Herbert? Hast du die Kinder gesehen?«

    »Die Kinder schlafen längst. Wir haben von dir geredet. Ich muss wieder arbeiten, aber ich weiß nicht, wo du bleiben sollst, wenn ich ins Büro gehe. Jemand muss für dich sorgen.«

    »Ich kann zu Hause spielen, Mutti.«

    »Nein, das geht nicht.«

    »Aber du lässt mich doch oft allein.«

    »Wenn ich jeden Tag weg bin, ist es anders, Gesine. Tante Rosemarie hat eine Bekannte, die ein Kinderheim kennt. Das wäre besser für dich.«

    Gesine sah ihre Stiefmutter scheu an. Vom Flur her fiel das Licht auf ihr klares, viel zu ernstes Gesicht. Sie war noch nicht ganz sechs Jahre alt, doch sie wirkte älter.

    »Was ist das, ein Kinderheim?«, fragte sie nun leise.

    »So ähnlich wie ein Kindergarten, Gesine. Aber die Kinder wohnen auch dort. Ich glaube, es würde dir gefallen.«

    »Ich weiß nicht … Im Kindergarten sind sie so schrecklich laut. Ich gehe nicht mehr gern hin.«

    »Für dich kann nicht ewig eine Extrawurst gebraten werden, Gesine. Im Herbst kommst du zur Schule. Bis dahin musst du endlich vernünftig werden. Morgen erkundige ich mich wegen des Kinderheims. Wenn es mir gefällt und wenn man dort Platz für dich hat, bringe ich dich bald hin. Dann kann ich schon am Ersten wieder in der Firma arbeiten.«

    »Was machst du dort, Mutti?«

    »Ich schreibe Briefe und andere Dinge. Dafür bekomme ich eine ganze Menge Geld.«

    »Ist es nicht langweilig, immer nur zu schreiben?«

    »Nein, es macht Spass. Man trifft andere Leute. Aber du bist noch viel zu klein, um das zu verstehen.« Gesine seufzte. »Ich wollte, ich wäre schon groß, Mutti.«

    Christina lachte ein bisschen. »Sei froh, dass du noch ein Kind bist, Gesine. Pass nur auf, es wird im Kinderheim sehr lustig sein.«

    »Ich bin aber nicht lustig, Mutti.« »Das wird sich finden, Gesine. Jetzt leg dich brav hin und schlafe endlich. Ich gehe auch ins Bett. Gute Nacht.« Gesine ließ sich gehorsam auf ihr Kopfkissen fallen. »Gute Nacht, Mutti.«

    Nun ging Christina hinaus und schloss die Tür hinter sich. Das Kind lag mit offenen Augen im Bett und lauschte dem Schlag seines kleinen, verängstigten Herzens. Eine Träne rann über seine Wange. Niemand kam, um sie zu trocknen. Gesine hatte die innige, selbstlose Liebe einer Mutter nie gekannt. Denn Achim Erichsens erste Frau war wenige Tage nach

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