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Sophienlust 101 – Familienroman: Prinzessin Rubinchen
Sophienlust 101 – Familienroman: Prinzessin Rubinchen
Sophienlust 101 – Familienroman: Prinzessin Rubinchen
eBook147 Seiten2 Stunden

Sophienlust 101 – Familienroman: Prinzessin Rubinchen

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Über dieses E-Book

Die Idee der sympathischen, lebensklugen Denise von Schoenecker sucht ihresgleichen. Sophienlust wurde gegründet, das Kinderheim der glücklichen Waisenkinder. Denise formt mit glücklicher Hand aus Sophienlust einen fast paradiesischen Ort der Idylle, aber immer wieder wird diese Heimat schenkende Einrichtung auf eine Zerreißprobe gestellt.
Diese beliebte Romanserie der großartigen Schriftstellerin Patricia Vandenberg überzeugt durch ihr klares Konzept und seine beiden Identifikationsfiguren.

Spiegelglatt war die Eisfläche, auf der ein zierliches kleines Mädchen graziös dahinschwebte. Ganz allein war es, und es sah winzig aus.


»Mach jetzt endlich ein paar Sprünge, Ruth«, rief eine helle Frauenstimme.


Das Kind blieb stehen. Wenn Tante Lilo sie »Ruth« rief, war sie nicht zufrieden. Wenn sie »Sabine« sagte, drückte das Lob aus.


Das kleine Mädchen hieß Ruth-Sabine Campen, und von ihrem Daddy wurde sie Rubinchen genannt. Sie vermisste den zärtlichen Kosenamen ebenso wie ihren Daddy selbst, der in der Türkei eine Maschinenfabrik leiten musste und sie in der Obhut von Tante Lilo zurückgelassen hatte.


»Na, wird es bald«, rief Tante Lilo ungehalten.


Rubinchen lief mit gleitenden Schritten auf die pelzvermummte Gestalt zu, die am Rand der Eisfläche stand.


»Es ist so kalt, Tante Lilo«, sagte sie. »Ich friere.«


»Stell dich nicht so an. Du weißt genau, dass wir nur früh am Morgen so viel Platz haben. Wenn du dich mehr bewegst, wird es dir schon warm werden.«


Rubinchen schlugen die Zähne aufeinander, aber sie wusste genau, dass sie von Tante Lilo, die vom Ehrgeiz besessen war, ihre Nichte zu einer Eisprinzessin zu machen, kein Verständnis erwarten konnte.


Rubinchen hatte frühzeitig Schlittschuhlaufen gelernt und sich als sehr talentiert erwiesen. Mit Daddy hatte es ihr auch viel Spaß gemacht. Sie überlegte kurz, ob Daddy wohl einverstanden wäre, wenn er wüsste, dass sie so hart trainiert wurde.


Was Training bedeutete, hatte Lilo ihr hinreichend erklärt. Rubinchen hatte einen langen Vortrag darüber zu hören bekommen, nachdem ein fremder Mann, den sie grässlich fand, zu Tante Lilo gesagt hatte, dass sie ein Naturtalent
SpracheDeutsch
HerausgeberKelter Media
Erscheinungsdatum6. Juli 2016
ISBN9783740906207
Sophienlust 101 – Familienroman: Prinzessin Rubinchen

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    Buchvorschau

    Sophienlust 101 – Familienroman - Patricia Vandenberg

    Sophienlust

    – 101 –

    Prinzessin Rubinchen

    Patricia Vandenberg

    Spiegelglatt war die Eisfläche, auf der ein zierliches kleines Mädchen graziös dahinschwebte. Ganz allein war es, und es sah winzig aus.

    »Mach jetzt endlich ein paar Sprünge, Ruth«, rief eine helle Frauenstimme.

    Das Kind blieb stehen. Wenn Tante Lilo sie »Ruth« rief, war sie nicht zufrieden. Wenn sie »Sabine« sagte, drückte das Lob aus.

    Das kleine Mädchen hieß Ruth-Sabine Campen, und von ihrem Daddy wurde sie Rubinchen genannt. Sie vermisste den zärtlichen Kosenamen ebenso wie ihren Daddy selbst, der in der Türkei eine Maschinenfabrik leiten musste und sie in der Obhut von Tante Lilo zurückgelassen hatte.

    »Na, wird es bald«, rief Tante Lilo ungehalten.

    Rubinchen lief mit gleitenden Schritten auf die pelzvermummte Gestalt zu, die am Rand der Eisfläche stand.

    »Es ist so kalt, Tante Lilo«, sagte sie. »Ich friere.«

    »Stell dich nicht so an. Du weißt genau, dass wir nur früh am Morgen so viel Platz haben. Wenn du dich mehr bewegst, wird es dir schon warm werden.«

    Rubinchen schlugen die Zähne aufeinander, aber sie wusste genau, dass sie von Tante Lilo, die vom Ehrgeiz besessen war, ihre Nichte zu einer Eisprinzessin zu machen, kein Verständnis erwarten konnte.

    Rubinchen hatte frühzeitig Schlittschuhlaufen gelernt und sich als sehr talentiert erwiesen. Mit Daddy hatte es ihr auch viel Spaß gemacht. Sie überlegte kurz, ob Daddy wohl einverstanden wäre, wenn er wüsste, dass sie so hart trainiert wurde.

    Was Training bedeutete, hatte Lilo ihr hinreichend erklärt. Rubinchen hatte einen langen Vortrag darüber zu hören bekommen, nachdem ein fremder Mann, den sie grässlich fand, zu Tante Lilo gesagt hatte, dass sie ein Naturtalent sei.

    Lilo Lüdke war Sportlehrerin, und im Winter gab sie, selbst eine recht gute Eisläuferin, Unterricht in diesem Sport. Allerdings konzentrierte sie sich neuerdings ausschließlich auf ihre Nichte, was seine guten Gründe hatte.

    Rubinchen hätte nicht gewagt, Tante Lilo zu widersprechen. Das hätte bedeutet, den ganzen Tag im Zimmer bleiben zu müssen, um Achter und Kreise zu malen.

    So drehte sie sich auf dem frostklirrenden Eis, wie Tante Lilo es befahl, und bemerkte nicht, dass sie inzwischen auch andere Zuschauer bekommen hatte.

    »Bezaubernd«, sagte Denise von Schoenecker zu der jungen Dame, die neben ihr stand. »Das ist ja ein entzückendes Kind, Nanni.«

    »Für den Betrachter«, erklärte Nanette von Willbrecht. »Für mich ist es ein bedauernswertes Kind, das schamlos strapaziert wird.«

    »Das müssen Sie mir erklären, Nanni«, sagte Denise erschrocken. In diesem Augenblick stürzte Rubinchen.

    Es tat höllisch weh, aber sie unterdrückte die aufsteigenden Tränen, weil Tante Lilo über die Eisfläche auf sie zukam.

    »Nimm dich zusammen, Ruth«, sagte sie streng. »Die Stunde ist noch nicht um.«

    Rubinchen rappelte sich auf. Als sie sich umblickte, flog ein heller Schein über ihr kleines Gesicht. Winkend hob sie die Hand. Lilo Lüdke drehte sich um und sah Nanette von Willbrecht. Ihre Miene verdüsterte sich.

    »Du sollst nicht mit ihr reden, Ruth«, sagte sie unwillig.

    »Warum denn nicht?«

    Lilo blieb ihr die Antwort schuldig, denn sie entdeckte jetzt einen Mann im hellen Ledermantel, der sich auf einer Bank niedergelassen hatte.

    »Du übst den Rittberger«, sagte sie. »Noch zehn Minuten! Hast du verstanden?«

    »Ja, Tante Lilo«, erwiderte Rubinchen gehorsam, weil sie genau wusste, dass Tante Lilo abgelenkt war. Der Fremde, der ihr dieses harte Training eingebrockt hatte, war wieder da. Rubinchen war entschlossen, diesen Mann noch viel abscheulicher zu finden als vor vierzehn Tagen.

    Sie übte zweimal den Rittberger, trotz der scheußlichen Schmerzen im Knie, aber dann sah sie, dass Tante Lilo sich angeregt mit dem Fremden unterhielt, und sie entdeckte den großen schneeweißen Hund, der sich neben Nanette von Willbrecht niedergelassen hatte.

    Ganz nahe lief sie an die Bande heran. »Pipp«, rief sie und der Hund legte seine Ohren zurück. Dann sah Rubinchen zwei Buben, einen großen und einen kleinen, und der große sagte: »Du kannst vielleicht toll Schlittschuh laufen. Ich bin ganz weg.«

    Da vergaß sie ihre Schmerzen und lief weiter. Sie sprang den Rittberger und den Salchow fehlerlos und ahnte nicht, dass sie dadurch alles noch schlimmer für sich machte.

    »Sie haben schon viel erreicht«, sagte der Fremde anerkennend zu Lilo Lüdke. »Wenn die Kleine weiter solche Fortschritte macht, kann ich sie nächstes Jahr in die Revue einbauen.«

    »Was springt für mich dabei heraus, Mr Miles?«, fragte Lilo.

    »Vorerst fünftausend, wenn Sie den Vertrag unterschreiben«, erwiderte er. »Ich werde die Kleine morgen noch beobachten. Abends treffen wir uns dann, okay?«

    Lilo nickte ihm mit ihrem betörendsten Lächeln zu. Wenigstens glaubte sie, dass es betörend sei. Für ihre Begriffe war Mr Gordon Miles der attraktivste Mann, der ihr seit Langem begegnet war, und sie war immerhin bereits dreißig.

    Rubinchen drehte indessen eine Pirouette und versetzte ihre interessierten Zuschauer damit in helles Entzücken. Ganz schnell glitt sie dann wieder an die Bande, wo Nanette stand.

    »Wenn ich fort kann, komme ich heute Nachmittag«, flüsterte sie. »Darf ich?«

    »Immer, Rubinchen«, erwiderte Nanni, und der weiße Hirtenhund Pipp bellte zweimal.

    *

    Denise und Alexander von Schoenecker waren mit ihren Söhnen Dominik und Henrik für ein paar Tage Gäste der Familie von Willbrecht. Nanette war als Krankengymnastin einige Wochen im Kinderheim Sophienlust gewesen und hatte sich dort sehr wohl gefühlt. Seit dieser Zeit bestand zwischen ihr und der Familie von Schoenecker ein freundschaftlicher Kontakt.

    Weil Dominik und Henrik einmal ein richtiges Eishockeyspiel sehen wollten, während Denise sich mehr für den Eiskunstlauf begeisterte, hatten sie die Einladung von Nanettes Eltern, ein paar Tage bei ihnen zu verbringen, gern angenommen.

    Friedrich von Willbrecht und seine Frau Annemarie freuten sich, die Schoen­eckers persönlich kennenzulernen. Sie hatten aus der Not der Nachkriegsjahre eine Tugend gemacht und ihr hochherrschaftliches Haus zu einer Pension umgestaltet, in der sie ausschließlich Stammgäste aufnahmen. Für private Gäste blieben aber immer ein paar Zimmer reserviert. In diesen waren jetzt die Schoeneckers untergebracht.

    Nick und Henrik waren betrübt, weil Pünktchen diesmal daheim bleiben musste. Aber Pünktchen, deren richtiger Name Angelina Domin lautete und die schon ganz zu den Schoeneckers und Sophienlust gehörte, musste noch die Folgen einer schweren Grippe auskurieren.

    »Pünktchen kann zwar auch sehr gut Schlittschuh laufen«, sagte Henrik auf dem Heimweg vom Stadion, »aber sie hätte vielleicht gestaunt, was die kleine Eisprinzessin für Sprünge macht.«

    Denise von Schoenecker dachte immerzu daran, was Nanni über dieses bezaubernde Kind gesagt hatte: Ein bedauernswertes Kind, das schamlos strapaziert wird.

    Denise, die seit Jahren das Kinderheim Sophienlust leitete und darauf bedacht war, immer nur das Beste für ihre Schützlinge zu bewirken, wollte zu gern wissen, was Nanni damit gemeint hatte.

    Als sie bei dem wunderschönen Haus anlangten, das den Willbrechts schon in der dritten Generation gehörte, sah sie zu Nanni: »Sie müssen mir unbedingt von dieser kleinen Eisprinzessin erzählen.«

    Nick spitzte die Ohren, aber er hörte auch, wie Nanni erwiderte: »Wenn wir allein sind, Frau von Schoenecker.«

    Das ergab sich bald, ohne dass Nick etwas dagegen unternehmen konnte. Der ungarische Hirtenhund Pipp war nämlich zum Herumtollen aufgelegt, und darüber vergaß Nick alles andere. Sie hatten zwar in Sophienlust und Schoeneich viele Hunde der verschiedensten Rassen kennengelernt, aber Pipp war ein ungewöhnliches Exemplar. Herr von Willbrecht hatte den Buben erzählt, dass er schon Menschen aus Lawinen gerettet hatte. Er war als drei Monate altes Hundebaby zu den Willbrechts gekommen, mit dem stolzen Namen Pippin, aber Nanni hatte ihn gleich Pipp genannt, und so war es geblieben.

    Man konnte ihn mit dem Korb zum Bäcker schicken, und er brachte die frischen Brötchen nach Hause, ohne dass ein einziges gefehlt hätte. Er holte die Zeitungen und trug sie zwischen seinen Zähnen, ohne dass sie je eingerissen wären.

    Nun hatte Henrik einen großen Knochen ganz am Ende des Gartens tief unter dem Schnee vergraben, weil er genau wissen wollte, ob Pipp ihn finden würde, und um ihn abzulenken, gingen sie erst noch mit ihm die Straße auf und ab.

    So konnten Denise und Nanni sich ganz ungestört unterhalten, während Friedrich von Willbrecht und Alexander von Schoenecker eine Partie Schach spielten.

    Denise und Nanni hatten es sich beim Kamin gemütlich gemacht.

    »Ich fürchte, dass ich bei dieser Geschichte leicht in den Verdacht geraten kann, klatschhaft zu sein«, begann Nanni verlegen.

    »Iwo, Nanni. Ich kenne Sie doch. Das Kind interessiert mich wirklich sehr. Erzählen Sie bitte!«

    »Dann sollte ich wohl bei Lilo beginnen. Früher haben wir uns gedutzt. Sie ist vier Jahre älter als ich und war mit meinem Bruder Hasso befreundet, als sie noch ein junges Mädchen war. Vielleicht hatte sie Torschlusspanik bekommen, als ihre Schwester Jan Campen heiratete, jedenfalls zeigte sie es Hasso ein bisschen zu deutlich, dass sie geheiratet werden wollte. Vielleicht war es auch etwas anderes, dass er sich von ihr trennte. Er hat nie darüber gesprochen, und seit zwei Jahren ist er nun mit der richtigen Frau verheiratet. Lilo hat mich seither wie eine Fremde behandelt. Das macht mir zwar nichts aus, aber seit Rubinchen hier ist, muss auch das Kind darunter leiden. Wir haben uns nämlich auf Anhieb gemocht.«

    »Rubinchen ist ein reizender Name, so reizend wie das Kind selbst«, warf Denise ein.

    Nanni erklärte ihr, wie der Name entstanden war, und sie sagte auch, dass Lilo abwechselnd Ruth oder Sabine sagte.

    »Schon mit den Namen zeigt sie ihre Launen. Sabine sagt sie nur höchst selten. Einmal hat mir die Kleine schon ihr Herzchen ausgeschüttet, aber es ergibt sich nur höchst selten eine Gelegenheit, allein mit ihr zu sprechen, und seit Lilo das Kind wie verrückt trainiert, was ich nicht nur für unsinnig, sondern auch für schädlich halte, ist es ganz aus.«

    »Und der Vater? Duldet er das denn?«

    »Herr Campen ist schon seit Monaten in der Türkei. Deswegen hat er Rubinchen seiner Schwägerin in Obhut gegeben. Ruth, Rubinchens Mutter, ist bei der Geburt gestorben. Sie war ganz anders als Lilo. Sie war meine Freundin. Jan Campen kenne ich nur flüchtig. Er hat jetzt eine Bombenstellung, und soviel ich weiß, liebt er sein Kind auch sehr. Ich glaube nicht, dass er damit einverstanden wäre, was Lilo mit dem Kind treibt. Was mich aber besonders nachdenklich stimmt, ist die Tatsache, dass Lilo jetzt des Öfteren mit diesem Mr Miles zusammensteckt. Er ist

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