Elfi und Uli suchen die Mutter: Sophienlust 143 – Familienroman
Von Bettina Clausen
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Über dieses E-Book
Diese beliebte Romanserie der großartigen Schriftstellerin Patricia Vandenberg überzeugt durch ihr klares Konzept und seine beiden Identifikationsfiguren.
Als Denise von Schoenecker den Hörer abhob, meldete sich der Bürgermeister von Grimmau. Denise erinnerte sich sehr gut an den nahen kleinen Ort. Doch sie wusste genau, dass sie dem Bürgermeister von Grimmau noch nie begegnet war.
»Ich wende mich mit einer Bitte an Sie, Frau von Schoenecker. Mit keiner alltäglichen. Das muss ich gleich hinzufügen.«
Als er etwas unsicher wurde und stockte, ermunterte Denise ihn weiterzusprechen. Und so erfuhr sie von einer Gasexplosion, die in Grimmau ein mehrstöckiges neu erbautes Haus in die Luft gesprengt hatte.
»Mehrere Mieter wurden tödlich verletzt«, fuhr der Bürgermeister fort. »Darunter auch das Ehepaar Seifert. Nun hat dieses Ehepaar zwei Kinder. Vier und fünf Jahre alt.«
Denise erschrak. »Sind die Kinder auch verletzt?«
»Nein. Glücklicherweise nicht. Sie waren auf dem Spielplatz, als das Unglück geschah.«
Denise atmete erleichtert auf. Trotzdem vergaß sie nicht, was für ein harter Schicksalsschlag diese beiden Kinder getroffen hatte. »Wo sind die Kinder jetzt?«
»Bei einer alten Frau. Aber dort können sie nicht bleiben. Und damit wäre ich auch schon bei meiner Bitte, Frau von Schoenecker.«
Der Bürgermeister musste seine Bitte nicht erst aussprechen. Denise kam ihm zuvor. »Selbstverständlich nehme ich die Kinder nach Sophienlust«, bot sie ihm an. »Für solche Notfälle ist unser Kinderheim doch da.«
»Es soll ja auch nur vorübergehend sein«, sprach der Bürgermeister schnell weiter. »So lange, bis wir Pflegeeltern für Elfi und Ulrich gefunden haben.«
Denise prägte sich die Namen ein. Elfi und Ulrich. Sie erfuhr, dass das Mädchen vier Jahre alt und der Bub ein Jahr älter war. Dann vereinbarte sie mit dem Bürgermeister,
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Rezensionen für Elfi und Uli suchen die Mutter
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Buchvorschau
Elfi und Uli suchen die Mutter - Bettina Clausen
Sophienlust –143–
Elfi und Uli suchen die Mutter
… und verirren sich im dunklen Wald!
Bettina Clausen
Als Denise von Schoenecker den Hörer abhob, meldete sich der Bürgermeister von Grimmau. Denise erinnerte sich sehr gut an den nahen kleinen Ort. Doch sie wusste genau, dass sie dem Bürgermeister von Grimmau noch nie begegnet war.
»Ich wende mich mit einer Bitte an Sie, Frau von Schoenecker. Mit keiner alltäglichen. Das muss ich gleich hinzufügen.«
Als er etwas unsicher wurde und stockte, ermunterte Denise ihn weiterzusprechen. Und so erfuhr sie von einer Gasexplosion, die in Grimmau ein mehrstöckiges neu erbautes Haus in die Luft gesprengt hatte.
»Mehrere Mieter wurden tödlich verletzt«, fuhr der Bürgermeister fort. »Darunter auch das Ehepaar Seifert. Nun hat dieses Ehepaar zwei Kinder. Vier und fünf Jahre alt.«
Denise erschrak. »Sind die Kinder auch verletzt?«
»Nein. Glücklicherweise nicht. Sie waren auf dem Spielplatz, als das Unglück geschah.«
Denise atmete erleichtert auf. Trotzdem vergaß sie nicht, was für ein harter Schicksalsschlag diese beiden Kinder getroffen hatte. »Wo sind die Kinder jetzt?«
»Bei einer alten Frau. Aber dort können sie nicht bleiben. Und damit wäre ich auch schon bei meiner Bitte, Frau von Schoenecker.«
Der Bürgermeister musste seine Bitte nicht erst aussprechen. Denise kam ihm zuvor. »Selbstverständlich nehme ich die Kinder nach Sophienlust«, bot sie ihm an. »Für solche Notfälle ist unser Kinderheim doch da.«
»Es soll ja auch nur vorübergehend sein«, sprach der Bürgermeister schnell weiter. »So lange, bis wir Pflegeeltern für Elfi und Ulrich gefunden haben.«
Denise prägte sich die Namen ein. Elfi und Ulrich. Sie erfuhr, dass das Mädchen vier Jahre alt und der Bub ein Jahr älter war. Dann vereinbarte sie mit dem Bürgermeister, dass sie die beiden Kinder schon am nächsten Nachmittag abholen würde.
*
Therese Müller war eine alte Frau. Sie lebte allein. Und sie half überall, wo Hilfe gebraucht wurde. Deshalb hatte sie auch nicht gezögert, die beiden verwaisten Kinder vorübergehend zu sich zu nehmen.
Elfi und Ulrich gingen auch sofort mit. »Bist du jetzt unsere neue Tante?«, fragte Elfi neugierig und schaute dabei zu der hochgewachsenen alten Frau empor. »Du siehst ein bisschen böse aus.«
Therese Müller begann zu lächeln. Sie wusste, dass sie einen ernsten und strengen Eindruck machte und dass sich deshalb viele Kinder vor ihr fürchteten.
»Aber ich glaube, du bist gar nicht böse«, plapperte Elfi unbekümmert weiter. »Das sieht nur so aus, weil du so groß bist.«
»Ganz bestimmt«, versicherte Therese der Kleinen. Zugleich fragte sie sich, ob die beiden Kinder überhaupt begriffen hatten, dass ihre Eltern tot waren.
Elfi und Ulrich verstanden es noch nicht. Das sollte Therese Müller schon im nächsten Augenblick erfahren.
»Sind Mutti und Vati auch einverstanden, dass wir bei dir bleiben, Tante Therese?«, fragte Ulrich.
Die alte Frau schluckte. Einen Moment zögerte sie. »Sie sind einverstanden, Ulrich«, sagte sie dann.
»Du musst ihn Uli nennen«, verlangte Elfi. »Wir alle rufen ihn Uli. Hat Mutti dir das nicht gesagt?«
»Doch, doch, natürlich«, sagte Therese schnell. »Ich hatte es nur vergessen.«
»Das darfst du aber nicht wieder tun«, verlangte Elfi treuherzig. »Schau, wir vergessen doch deinen Namen auch nicht.«
Uli nickte. »Dabei hast du uns noch nie besucht. Und wir waren auch noch nie bei dir.« Er schaute an dem zweistöckigen Haus empor, vor dem Therese Müller stehengeblieben war. »Wohnst du da drin?«
»Ja, Uli, da wohne ich. Und für die nächsten Tage ist das auch euer Zuhause.«
»So lange?« Elfi zog staunend ihre kindlichen Augenbrauen hoch. »Wann kommen Mutti und Vati und holen uns?«
Therese Müller wusste nicht, was sie antworten sollte. Sie konnte die Kinder einfach nicht anlügen. Aber die grausame Wahrheit brachte sie erst recht nicht über die Lippen. »Bald«, murmelte sie deshalb nur. Dann nahm sie die beiden schnell wieder bei der Hand, um sie abzulenken.
Das gelang ihr auch. Elfi und Uli staunten über die neue Umgebung. »Bei dir in der Küche sieht es aber ganz anders aus als bei meiner Mutti.«
»Gefällt dir meine Küche nicht?«, fragte Therese und setzte Wasser auf, um für die Kinder Tee zu kochen.
»Muttis Küche ist schöner.« Mit trotzig aufgeworfenen Lippen stand Uli auf der Türschwelle.
»Stimmt.« Elfi nickte. Aber dann tat ihr die fremde Tante plötzlich leid, die richtig unglücklich aussah. Spontan griff sie nach Thereses Hand. »Deine Küche ist auch schön. Mir gefällt sie.«
Uli quittierte den Verrat der Schwester mit einem verächtlichen und lauten Ausatmen. Schon wollte er die Küche wieder verlassen, da sah er, dass die alte Frau seine Schwester neben sich auf die Küchenbank zog. Es sieht ganz so aus, als würde sie jetzt gleich eine Geschichte erzählen, dachte er. Und blieb.
Therese erzählte den Kindern tatsächlich ein Märchen. Sie tat es in dem Bestreben, sie abzulenken. Bis die beiden schließlich so müde waren, dass ihnen schon beim Essen die Augen zufielen.
Doch schon am nächsten Morgen ging die Fragerei weiter. Und die alte Frau erkannte, dass sie zwei so lebhafte Kinder nicht für immer bei sich behalten konnte. Deshalb war sie sehr erleichtert, als der Bürgermeister kam und ihr von seinem Telefongespräch mit dem Kinderheim Sophienlust erzählte. »Frau von Schoenecker will die Kinder schon morgen Nachmittag abholen.«
Dann sprachen die beiden Erwachsenen noch einmal über die verhängnisvolle Explosion, die das Ehepaar Seifert und noch andere Mieter getötet hatte. Sie merkten dabei nicht, dass sich die Tür zum Nebenzimmer leise geöffnet hatte. Erst ein leiser wimmernder Laut ließ Therese zusammenfahren. Rasch drehte sie sich um. Da sah sie Elfi und Uli im Türrahmen stehen.
Elfi weinte leise vor sich hin. Uli hatte dagegen die Lippen trotzig aufeinander gepresst. »Ihr lügt! Unsere Eltern sind nicht tot. Sie kommen wieder.«
Gemeinsam mit dem Bürgermeister versuchte Therese die Kinder zu beruhigen. Doch es gelang ihr nur unvollkommen. Da schickte sie den Bürgermeister schließlich weg. Jetzt konnte sie die verzweifelten Kinder nur auf ihre Weise beruhigen. Sie erzählte ihnen wieder ein Märchen. Ein besonders langes und ergreifendes.
Dabei versiegten Elfis Tränen schließlich doch. Aufgeregt klammerte sie sich an Ulis Hand.
»Erzähl weiter«, bat der Junge, als Therese einmal stockte. »Wo sind die beiden Kinder hingegangen, als ihre Mutti weg war?«
Therese, die sich alle Märchen selbst ausdachte, musste erst überlegen. »Sie sind in den Wald gegangen.«
»Ganz allein in den Wald?«, staunte Elfi. »Warum denn?«
Therese erzählte weiter: »Irgendjemand hatte ihnen verraten, dass es in dem Wald ein schönes großes Schloss gab. Aber es lag ganz versteckt und war nur schwer zu finden.«
»War es leer? Das schöne große Schloss?« Elfi hatte vor Aufregung beide Händchen um die Finger des Bruders geschlungen.
»Nein. In dem Schloss lebte eine schöne Prinzessin. Und diese Prinzessin wünschte sich schon lange Kinder. Aber sie hatte keine. So, und jetzt müsst ihr ins Bett«, schloss Therese. »Morgen erzähle ich euch das Märchen zu Ende.«
»Nein«, riefen Elfi und Uli gleichzeitig aus. Elfi fügte noch hinzu: »Nicht morgen, Tante Therese. Wir möchten es heute hören. Nicht wahr, Uli?«
Der Junge nickte. Auch seine Wangen hatten sich vor Aufregung gerötet. »Haben die Kinder das Schloss gefunden? Und die schöne Frau auch?«
»Prinzessin«, verbesserte Elfi ihn. »Es war doch eine Prinzessin. Vielleicht hat sie die Kinder behalten? Ist sie ihre Mutti geworden?« Gespannt blickte sie zu Therese empor.
Die alte Frau gab sich schließlich geschlagen und sprach weiter. Sie erzählte, dass die Kinder in dem Märchen das geheimnisvolle Schloss im Wald gefunden hatten und dass die schöne Prinzessin ihre neue Mutti geworden war. Dann brachte sie Elfi und Uli schleunigst zu Bett. Denn zu einem zweiten Märchen reichte ihre Kraft nicht mehr aus.
Bevor Therese das Licht löschte, richtete sich Elfi noch einmal in ihrem Bett auf. Ihr Blick war geradezu verklärt. »Gute Nacht, liebe, liebe Tante Therese.« Sie gab der alten Frau einen Kuss. »Das war wirklich das allerschönste Märchen.«
Glücklich ging Therese aus dem Zimmer. Heute werden sie bestimmt gut schlafen, dachte sie, ohne zu ahnen, dass sie mit ihrem Märchen gerade das Gegenteil erreicht hatte.
Elfi und Uli waren so erregt, dass sie lange überhaupt nicht schlafen konnten. Ihre Gedanken kehrten immer wieder zu dem geheimnisumwitterten Schloss aus Thereses Märchen zurück. In ihren Gedanken war dieses Schloss