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Kleine Adoptivschwester: Sophienlust 190 – Familienroman
Kleine Adoptivschwester: Sophienlust 190 – Familienroman
Kleine Adoptivschwester: Sophienlust 190 – Familienroman
eBook130 Seiten1 Stunde

Kleine Adoptivschwester: Sophienlust 190 – Familienroman

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Über dieses E-Book

Die Idee der sympathischen, lebensklugen Denise von Schoenecker sucht ihresgleichen. Sophienlust wurde gegründet, das Kinderheim der glücklichen Waisenkinder. Denise formt mit glücklicher Hand aus Sophienlust einen fast paradiesischen Ort der Idylle, aber immer wieder wird diese Heimat schenkende Einrichtung auf eine Zerreißprobe gestellt.
Diese beliebte Romanserie der großartigen Schriftstellerin Patricia Vandenberg überzeugt durch ihr klares Konzept und seine beiden Identifikationsfiguren.

Es war noch früh am Morgen. In der Küche des Kinderheims Sophienlust war gerade die Köchin Magda dabei, die ersten Vorbereitungen für das Frühstück der Kinder und des Personals zu treffen. Ulla, das Hausmädchen, ging quer durch die Halle und öffnete das Portal zur Freitreppe. Dann stutzte sie. Sie glaubte ihren Augen nicht trauen zu können. Direkt vor der Tür stand ein tragbares blaues Kinderbettchen.


»Nein«, sagte Ulla leise vor sich hin, »nein, das darf doch nicht wahr sein!« Sie beugte sich zu dem Kinderbettchen hinab, schob die Spitzendecke beiseite und blickte in ein liebliches Kindergesichtchen. Blonde Locken ringelten sich um das Köpfchen. Die Augen waren mit langen dunklen Wimpern bedeckt, die Wangen vom Schlaf rosig angehaucht. Ein winziger Daumen steckte im Mündchen.


Ulla drehte sich hilfesuchend um. In ihren Augen standen Tränen. Wie konnte eine Mutter es nur übers Herz bringen, ihr Kind auszusetzen?


Ulla sah Schwester Regine die Treppe zur Halle herabkommen. »Schwester Regine!«, rief sie, aber die junge Frau hörte sie nicht. »Schwester Regine!«


Die Kinderschwester, die gerade mit ihren Gedanken bei der kleinen Gisela Reimann gewesen war, die vor lauter Heimweh nach ihren Eltern Fieber bekommen hatte, hob erstaunt den Kopf. »Ulla, was ist denn?«, fragte sie, denn die Stimme des Hausmädchens hatte seltsam belegt geklungen.


»Ein Kind, Schwester Regine! Man hat uns ein Kind vor die Tür gelegt. Einfach ausgesetzt!«


Mit eiligen Schritten durchquerte Schwester Regine die Halle. Erschüttert kniete sie neben dem Bettchen nieder. Elke, dachte sie im ersten Moment. Genau so hatte ihre kleine Tochter Elke ausgesehen, bevor sie
SpracheDeutsch
HerausgeberKelter Media
Erscheinungsdatum17. Apr. 2018
ISBN9783740928322
Kleine Adoptivschwester: Sophienlust 190 – Familienroman

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    Buchvorschau

    Kleine Adoptivschwester - Anne Alexander

    Sophienlust

    – 190 –

    Kleine Adoptivschwester

    Von jetzt an sind wir unzertrennlich!

    Anne Alexander

    Es war noch früh am Morgen. In der Küche des Kinderheims Sophienlust war gerade die Köchin Magda dabei, die ersten Vorbereitungen für das Frühstück der Kinder und des Personals zu treffen. Ulla, das Hausmädchen, ging quer durch die Halle und öffnete das Portal zur Freitreppe. Dann stutzte sie. Sie glaubte ihren Augen nicht trauen zu können. Direkt vor der Tür stand ein tragbares blaues Kinderbettchen.

    »Nein«, sagte Ulla leise vor sich hin, »nein, das darf doch nicht wahr sein!« Sie beugte sich zu dem Kinderbettchen hinab, schob die Spitzendecke beiseite und blickte in ein liebliches Kindergesichtchen. Blonde Locken ringelten sich um das Köpfchen. Die Augen waren mit langen dunklen Wimpern bedeckt, die Wangen vom Schlaf rosig angehaucht. Ein winziger Daumen steckte im Mündchen.

    Ulla drehte sich hilfesuchend um. In ihren Augen standen Tränen. Wie konnte eine Mutter es nur übers Herz bringen, ihr Kind auszusetzen?

    Ulla sah Schwester Regine die Treppe zur Halle herabkommen. »Schwester Regine!«, rief sie, aber die junge Frau hörte sie nicht. »Schwester Regine!«

    Die Kinderschwester, die gerade mit ihren Gedanken bei der kleinen Gisela Reimann gewesen war, die vor lauter Heimweh nach ihren Eltern Fieber bekommen hatte, hob erstaunt den Kopf. »Ulla, was ist denn?«, fragte sie, denn die Stimme des Hausmädchens hatte seltsam belegt geklungen.

    »Ein Kind, Schwester Regine! Man hat uns ein Kind vor die Tür gelegt. Einfach ausgesetzt!«

    Mit eiligen Schritten durchquerte Schwester Regine die Halle. Erschüttert kniete sie neben dem Bettchen nieder. Elke, dachte sie im ersten Moment. Genau so hatte ihre kleine Tochter Elke ausgesehen, bevor sie ihr durch den Tod entrissen worden war. Zärtlich berührte Schwester Regine das Kinderköpfchen. Dann rief sie sich energisch zur Ordnung. Sie musste die Vergangenheit vergessen, so schwer es ihr auch fiel. Sie hatte nun eine neue Aufgabe. Die Kinder von Sophienlust beanspruchten ihre ganze Kraft und Liebe. Sie durfte nicht zurücksehen.

    »Helfen Sie mir bitte, das Kind ins Haus zu tragen«, sagte sie zu Ulla und erhob sich.

    Das Hausmädchen nickte. Es wischte sich kurz über die Augen und ergriff dann eine der Tragelaschen des Bettes.

    »Was wird nun mit dem Kind geschehen?«, fragte Ulla.

    »Zuerst bringen wir es einmal zu Frau Rennert. Vermutlich wird es vorläufig in Sophienlust bleiben, wenigstens so lange, bis man die Mutter des Kindes gefunden hat.«

    »Was kann das nur für eine Mutter sein, die ihr Kind hilflos aussetzt?«

    »Wir wissen nicht, was sie zu diesem Schritt getrieben hat. Vielleicht war sie so verzweifelt, dass ihr kein anderer Ausweg einfiel, als sich von ihrem Kind zu trennen.«

    Die Heimleiterin, Frau Rennert, eine ältere, sehr mütterliche Frau, saß bereits hinter ihrem Schreibtisch, als die beiden jungen Frauen mit dem Kinderbett das Büro betraten. »Man hat uns ein Kind vor die Tür gelegt, Frau Rennert«, sagte Schwester Regine.

    »Machen Sie Scherze?«, fragte die Heimleiterin. Sie kam hinter dem Schreibtisch hervor und schaute in das Kinderbettchen, das die beiden Frauen auf einen Tisch gestellt hatten. Behutsam nahm sie das Kind, das noch immer schlief, aus dem Bett. »Vermutlich hat man ihm ein Schlafmittel gegeben.« Frau Rennert reichte das Kind Schwester Regine. »Ich werde sofort Frau Dr. Frey verständigen und Frau von Schoenecker. Versorgen Sie bitte inzwischen das Kleine mit allem Notwendigen.«

    Schwester Regine trug das Kind auf ihrem Arm zum Erste-Hilfe-Zimmer, während Ulla ihr mit dem Kinderbettchen folgte.

    »Ich werde wieder an meine Arbeit gehen«, sagte das Hausmädchen, nachdem es einen letzten Blick auf das Kind geworfen hatte. »Rufen Sie mich bitte, wenn das Kleine aufwacht.«

    »Gern, Ulla«, antwortete Schwester Regine. Sie kleidete das Kind aus. Es trug einen gestrickten Hosenanzug aus blauer und gelber Wolle, dazu ein gelbes Hemdchen. Hosenanzug und Hemd waren Handarbeit. Die weiße Unterwäsche schien unzählige Male gewaschen und gestopft worden zu sein. Nirgends fand sich ein Hinweis auf die Herkunft des kleinen Mädchens.

    Frau Dr. Frey und Denise von Schoen­ecker trafen gleichzeitig im Kinderheim Sophienlust ein. Herzlich begrüßten sie sich. Inzwischen waren auch die Sophienluster Zöglinge erwacht und hatten von dem Findelkind erfahren. Sie stürmten vom Speisesaal aus auf Denise von Schoenecker zu.

    »Dürfen wir das Kind sehen, Tante Isi?«, fragte die zehnjährige Vicky.

    »Wird es bei uns bleiben?«, wollte ihre Schwester Angelika wissen.

    »Wir werden sehen«, wich Denise von Schoenecker aus. »Erst einmal muss Frau Dr. Frey das kleine Mädchen untersuchen. Es könnte ja sein, dass es krank ist und ins Krankenhaus muss.«

    Die kleine Heidi Holsten, der Liebling von Sophienlust, fasste nach Denises Hand. »Tante Isi, kann ich mit dem kleinen Mädchen spielen? Es darf auch meine Kaninchen anfassen.«

    »Das ist aber lieb von dir, Heidi«, meinte Denise und strich der Kleinen über die blonden Haare. »Aber unser Findling muss erst einmal richtig ausschlafen. Nachher dürft ihr alle die Kleine sehen.« Sie folgte Frau Dr. Frey in das Erste-Hilfe-Zimmer.

    »Unzweifelhaft hat das Kind ein Schlafmittel bekommen«, sagte Frau Dr. Frey, während sie das kleine Mädchen untersuchte. »Es gibt Anzeichen dafür, dass die Wirkung nachlässt.« Sie legte das entkleidete Kind auf eine Waage und schrieb dessen Gewicht auf eine Karteikarte. »Soweit ich es bisher beurteilen kann, ist die Kleine kerngesund. Wurde die Polizei schon benachrichtigt?«

    »Ja, sofort nachdem wir das Kind gefunden hatten«, sagte Frau Rennert. »Polizeimeister Kirsch versprach, so bald wie möglich zu kommen.«

    Die Kleine begann sich zu regen. Sie streckte die zierlichen Gliedmaßen und schlug dann die Augen auf, die dunkelbraun waren. Als sie die fremden Frauen über sich gebeugt sah, verzog sie ihr Mündchen zum Weinen. Zwei Tränen kullerten ihr über die Wangen.

    »Wer wird denn weinen wollen?«, fragte Schwester Regine liebevoll und nahm das Kind auf ihren Arm. Zärtlich wiegte sie es hin und her.

    »Mama«, sagte die Kleine klar und deutlich. »Will Mama gehen.«

    »Wie heißt du denn?«, fragte die Schwester und setzte sich mit der Kleinen auf einen Hocker. Gespannt beobachteten die anderen Frauen sie.

    »Mama!«, sagte das Kind wieder. »Mama fort!«

    »Ja, deine Mama ist fort«, sagte Schwester Regine und hielt die Kleine hoch. »Na, wie heißt du, kleiner Schatz?«

    Das Kind jauchzte auf. Es schien ihm zu gefallen, so hoch über dem Gesicht von Schwester Regine zu schweben. Als die Schwester es wieder auf ihren Schoß setzen wollte, rief es: »Noch!«

    »Erst musst du mir sagen, wie du heißt«, forderte Schwester Regine. »Wie sagt denn deine Mama immer zu dir?«

    Die Kleine schien angestrengt zu überlegen. »Talie«, sagte sie dann. »Mamas Talie!«

    »Vermutlich eine Abkürzung«, seufzte Frau Rennert.

    »Aber immerhin schon ein kleiner Hinweis«, meinte Denise von Schoenecker.

    Es klopfte. »Herein!«, rief Frau Rennert.

    Ulla trat ins Zimmer. Sie blickte auf das Kind in den Armen von Schwester Regine und sagte vorwurfsvoll: »Sie wollten mich rufen, wenn es aufwacht. Ich habe es doch gefunden.«

    Schwester Regine stand auf und legte dem Hausmädchen die Kleine in die Arme. »Ich habe Sie nicht vergessen, Ulla. Talie heißt unser kleiner Findling.«

    »Talie, das ist wohl die Abkürzung von Natalie«, meinte Ulla.

    »Natürlich, Natalie!«, rief Denise aus. »Dass wir nicht darauf gekommen sind!«

    »Ich habe einen Schlager mit diesem Titel erst heute Morgen im Radio gehört«, sagte Ulla stolz. »Heißt du Natalie?«, fragte sie das Kind.

    »Talie«, sagte die Kleine. »Mammas Talie!« Sie lächelte und machte dann »Mamam.«

    »Sie hat Hunger.« Denise von Schoen­ecker nahm Ulla das Kind ab. »Dann wollen wir dich erst einmal füttern, kleine Maus.« Sie trat mit der Kleinen in die Halle und wurde sofort von den dort noch immer wartenden Kindern umringt.

    »Oh, ist die aber süß!«, rief Irmela Groote, ein fünfzehnjähriges Mädchen. »Darf ich sie auch einmal halten?«

    »Später«, wurde sie von Denise vertröstet. »Erst muss Talie etwas zu essen bekommen.«

    »Natalie ganz liebes Kind«, sagte das kleine Mädchen und griff mit seinen Händchen in Denises schwarze Haare.

    »Tatsächlich, Ulla hat recht, sie heißt Natalie!«, rief Frau Rennert. Sie wollte Denise von Schoenecker in den Speisesaal folgen, wurde daran aber von Polizeimeister Kirsch gehindert, der soeben eingetroffen war. Sie führte den Polizeimeister in ihr Büro. Wenig später kam auch Denise dazu, die Natalie wieder Schwester Regina übergeben hatte.

    »Alles, was wir von der Kleinen bisher wissen, ist, dass sie Natalie heißt«, sagte Frau Rennert.

    »Ich habe in der Zwischenzeit bereits in Wildmoos Erkundigungen eingezogen«, berichtete Polizeimeister Kirsch. »Keiner kann sich erinnern, gestern eine fremde Frau mit einem kleinen Kind gesehen zu haben.«

    »Vermutlich ist Natalies Mutter erst nachts in diese Gegend gekommen. Sie hat das Kind gebracht und ist gleich wieder fortgefahren.«

    »Aber sie muss zumindestens mit der Anlage des Kinderheimes vertraut sein«, meinte Polizeimeister Kirsch.

    »Ich nehme an, dass sie zuvor genaue Erkundigungen über Sophienlust eingeholt hat. Die Kleine macht keinen verwahrlosten Eindruck«, sagte Frau Rennert. »Ihre Kleidung ist zwar ziemlich ärmlich, aber gepflegt.«

    »Trotz allem ist es eine Rabenmutter«, sagte der sonst so gutmütige Polizeimeister. »Wenn man bedenkt, was dem Kind hätte alles passieren können …

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