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Der adoptierte Großvater: Sophienlust 324 – Familienroman
Der adoptierte Großvater: Sophienlust 324 – Familienroman
Der adoptierte Großvater: Sophienlust 324 – Familienroman
eBook128 Seiten1 Stunde

Der adoptierte Großvater: Sophienlust 324 – Familienroman

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Über dieses E-Book

Die Idee der sympathischen, lebensklugen Denise von Schoenecker sucht ihresgleichen. Sophienlust wurde gegründet, das Kinderheim der glücklichen Waisenkinder. Denise formt mit glücklicher Hand aus Sophienlust einen fast paradiesischen Ort der Idylle, aber immer wieder wird diese Heimat schenkende Einrichtung auf eine Zerreißprobe gestellt.
Diese beliebte Romanserie der großartigen Schriftstellerin Patricia Vandenberg überzeugt durch ihr klares Konzept und seine beiden Identifikationsfiguren.

Das kleine, unmutige und runde Kindergesichtchen verzog sich voll Ablehnung. Furcht spiegelte sich in den dunklen Kinderaugen. Ganz dicht preßte sich das Kind an die Beine seines Vaters. »Komm, Nicole«, lockte Schwester Regine freundlich. In ihrer lieben, mütterlichen Art fand sie normalerweise rasch Kontakt zu Kindern. Doch Nicole schien eine Ausnahme zu sein. Die Kinderschwester Regine Nielsen gab jedoch nicht so schnell auf. »Während dein Vati mit Frau von Schoenecker spricht, zeige ich dir die vielen Spielsachen und unsere Tiere«, versprach sie lächelnd. »Im Wintergarten haben wir einen sprechenden Papagei. Willst du ihn sehen?« Nicole Bucerius klammerte sich noch fester an ihren Vater und schüttelte ernst den Kopf mit den hübschen blonden Locken. »Vielleicht interessieren dich die Häschen und Meerschweinchen mehr. Komm mit, ich zeige dir alles.« Einladend streckte Schwester Regine dem kleinen Mädchen die Hand entgegen. Nicole versteckte ihr Gesichtchen hinter der Bügelfalte der grauen Gabardinehose. Der große, schlanke Mann schaute hinunter, legte besänftigend die Hand auf das Köpfchen des Kindes. »Geh ruhig, Nicole. Wir sehen uns später wieder.«
SpracheDeutsch
HerausgeberKelter Media
Erscheinungsdatum20. Okt. 2020
ISBN9783740972608
Der adoptierte Großvater: Sophienlust 324 – Familienroman

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    Buchvorschau

    Der adoptierte Großvater - Susanne Svanberg

    Sophienlust

    – 324 –

    Der adoptierte Großvater

    Die Kinder geben ihm neuen Lebensmut

    Susanne Svanberg

    Das kleine, unmutige und runde Kindergesichtchen verzog sich voll Ablehnung. Furcht spiegelte sich in den dunklen Kinderaugen. Ganz dicht preßte sich das Kind an die Beine seines Vaters.

    »Komm, Nicole«, lockte Schwester Regine freundlich. In ihrer lieben, mütterlichen Art fand sie normalerweise rasch Kontakt zu Kindern. Doch Nicole schien eine Ausnahme zu sein.

    Die Kinderschwester Regine Nielsen gab jedoch nicht so schnell auf. »Während dein Vati mit Frau von Schoenecker spricht, zeige ich dir die vielen Spielsachen und unsere Tiere«, versprach sie lächelnd. »Im Wintergarten haben wir einen sprechenden Papagei. Willst du ihn sehen?«

    Nicole Bucerius klammerte sich noch fester an ihren Vater und schüttelte ernst den Kopf mit den hübschen blonden Locken.

    »Vielleicht interessieren dich die Häschen und Meerschweinchen mehr. Komm mit, ich zeige dir alles.« Einladend streckte Schwester Regine dem kleinen Mädchen die Hand entgegen.

    Nicole versteckte ihr Gesichtchen hinter der Bügelfalte der grauen Gabardinehose.

    Der große, schlanke Mann schaute hinunter, legte besänftigend die Hand auf das Köpfchen des Kindes.

    »Geh ruhig, Nicole. Wir sehen uns später wieder.«

    Das blonde Mädchen war erst zweieinhalb Jahre alt und damit zu klein, um vernünftigen Argumenten zugänglich zu sein.

    Schwester Regine, die sehr viel Erfahrung mit Kinder hatte, wußte das. »Magst du vielleicht lieber Hunde? Wir haben einen großen Bernhardiner, der gern mit Kindern spielt. Kleine Mädchen wie du können sogar auf ihm reiten. Möchtest du Barri sehen?« Vorsichtig näherte sich Regine Nielsen dem Kind, faßte liebvoll nach Nicoles kleiner Hand.

    Im gleichen Augenblick protestierte die Kleine mit lautem Geschrei. Obwohl sich Schwester Regine sofort zurückzog, schlug Nicole nun weinend um sich.

    »Sie ist sehr scheu, weil sie in den letzten Monaten nur mit meiner Frau und mir zusammen war. Wir sind kaum weggegangen, da meine Frau schwerkrank war«, meinte Philipp Bucerius entschuldigend. Er nahm das Kind hoch, strich ihm beruhigend über den Rücken.

    Denise von Schoenecker betrat die Halle, begrüßte die Gäste in der ihr eigenen charmanten Art. Der Kunsthändler Philipp Bucerius hatte sich telefonisch angemeldet. Der Stimme nach hatte die Gründerin des Kinderheims Sophienlust ihn älter eingeschätzt. Jetzt erkannte sie, daß er etwa Mitte Dreißig sein mußte. Groß und schlank war er, wirkte sportlich und gepflegt. Das dichte dunkelbraune Haar war lieblos zurückgekämmt, das ovale Gesicht blaß. Traurig und ernst war der Blick der dunklen Augen. trotzdem fand Denise diesen Mann sehr sympathisch.

    »Bitte, kommen Sie in mein Büro. Nicole wird sich mit ein paar Spielsachen die Zeit vertreiben, während wir uns unterhalten.«

    Schwester Regine nickte. Sie ging in den Aufenthaltsraum, um eine Auswahl jener Dinge zu holen, die Kinder in Nicoles Alter liebten, und brachte alles ins Büro.

    Doch Nicole Bucerius schenkte den Herrlichkeiten keinen Blick. Sie klammerte sich nur schutzsuchend an ihren Vati.

    »Ich wollte am Telefon nicht über mein Anliegen sprechen«, meinte der Besucher etwas unsicher, als er Denise von Schoenecker gegenübersaß. Nicole kauerte auf seinem Schoß, kuschelte sich dicht an ihn.

    Auch Philipp Bucerius wäre es lieber gewesen, wenn sein Töchterchen nicht Zeuge dieses Gesprächs geworden wäre. Doch durch Nicoles Verhalten ließ sich das nun nicht ändern.

    Philipp sprach leise und stockend. »Meine Frau war herzkrank. Ich wußte das schon vor unserer Heirat. Aber wir hofften beide, daß sich ihr Gesundheitszustand bessern würde. Das war auch der Fall, als Nicole zur Welt kam. Meine Frau hat sich das Baby sehr gewünscht, hat es gegen den Rat der Ärzte ausgetragen. Zunächst schien es, als habe die Freude die Krankheit besiegt. Doch Nicole war kaum ein Jahr alt, als die Anfälle wiederkamen. Diesmal schlimmer als zuvor.«

    Philipp Bucerius seufzte, fuhr dann leise fort: »Ich habe alles getan, was nur möglich war. Ich habe meine Frau zu den besten Ärzten gebracht, habe teure Kuren bezahlt, aufwendige Operationen. Es war alles umsonst. Meine Frau ist… ist gestern in der Herzklinik von Professor Kleinberg gestorben.« Er biß die Zähne zusammen, denn schon wieder stiegen Tränen in seine Augen. Er hatte gehofft, hatte bis zur letzten Minute gehofft, daß seine Frau geheilt werden könnte…

    »Das tut mir aufrichtig leid. Ich weiß, daß Professor Kleinberg ein ausgezeichneter Spezialist ist. Ein Arzt, der beachtenswerte Erfolge erzielt.«

    Das Sprechen fiel Philipp schwer. Wahrscheinlich wäre es ihm unmöglich gewesen, hätte er nicht gespürt, daß Denise von Schoenecker Anteil an seinem Schicksal nahm. Daß sie ihm nicht nur aufmerksam zuhörte, sondern ihn wirklich verstand.

    »Ende dieser Woche ist die Beerdigung, zuvor sind noch allerlei Formalitäten zu erledigen. Und danach muß ich mich wieder mit meinem Geschäft befassen. Ich habe einen Antiquitätenhandel. Da ich mich in den vergangenen Monaten hauptsächlich um meine Frau und um Nicole gekümmert habe, mußte ich den Laden einer jungen Angestellten überlassen. Dadurch entstanden mir Verluste. Hinzu kommen die hohen Arztrechnungen. Ich habe Schulden, Frau von Schoenecker.« Man hörte deutlich heraus, wie unangenehm dem Besucher dieses Geständnis war. »Ich muß nun zusehen, daß ich meine Existenz erhalten kann. Das geht jedoch nicht ohne vollen persönlichen Einsatz. Und deshalb muß ich mich von Nicole trennen. Nun meine Bitte an Sie, Frau von Schoenecker: könnten Sie mein Töchterchen bei sich aufnehmen? Das Kinderheim Sophienlust ist mir sehr empfohlen worden. Man sagt, daß die Kinder hier die Geborgenheit des Elternhauses nicht vermissen, daß sie hier wie in einer großen Familie aufwachsen. Selbstverständlich bin ich gern bereit, die entsprechenden Kosten zu tragen. Nicole soll es gut haben…«

    Wieder preßte Philipp Bucerius verzweifelt die Lippen zusammen. Denn er dachte daran, wie sehr seine Frau das kleine Mädchen geliebt hatte. Ihr letzter Gedanke hatte Nicole gegolten.

    »Nicole kann hierbleiben«, antwortete Denise ruhig und tröstlich. Sie verschwieg, daß das Haus überbelegt war und daß es schwierig sein würde, ein weiteres Kind unterzubringen. »Über die Kosten unterhalten wir uns, wenn Ihr Geschäft wieder floriert. Keine Angst, es gibt keine Nachforderung. Wir haben für Härtefälle einen Fonds, aus dem wir den Unterhalt finanzieren.«

    »Das ist eine große Erleichterung für mich, Frau von Schoenecker. Ich bin Ihnen sehr dankbar.« Unwillkürlich zog Philipp das Kind enger an sich. Die Trennung von Nicole würde ihm nicht leichtfallen. Doch es mußte sein, wollte er seine Existenz erhalten.

    Nicole lehnte sich an ihren Vater, versteckte das Gesichtchen an seiner Brust. Die Spielsachen, die Schwester Regine ausgebreitet hatte, interessierten sie nicht. Sie schien auch das Gespräch der Erwachsenen nicht zu belauschen. Sie suchte nur Geborgenheit bei dem Menschen, der ihr vertraut war.

    »Da Nicole sehr scheu ist, wird es allerdings einige Schwierigkeiten geben. Ich sagte Ihnen ja schon, daß sie nur an meine Frau und mich gewöhnt ist.«

    »Wir haben viele nette Buben und Mädchen hier, mit denen sich Nicole bestimmt rascht anfreunden wird«, meinte die jugendliche Denise von Schoenecker zuversichtlich. »Nicole ist in einem Alter, in dem man Kinder leicht beeinflussen kann. Es wird keine Schwierigkeiten geben. Ihre Tochter wird es gut bei uns haben. Sie wird bestimmt bald genauso munter und fröhlich sein wie unsere anderen Schützlinge.«

    Als ob Denises Worte bestätigt werden sollten, erklang in diesem Moment draußen lautes Kinderlachen.

    »Ich bin froh, daß Sie mir helfen, Frau von Schoenecker. Denn ich wüßte wirklich nicht…« Philipp Bucerius biß sich auf die Lippen, denn er dachte an die traurigen Pflichten, die auf ihn warteten. Er hatte seine Frau geliebt, hatte um ihr Leben gebangt, gezittert und gebetet. Doch sein Flehen war nicht erhört worden. Er mußte Abschied nehmen. Abschied für immer. Welchen Sinn hatte das Dasein eigentlich noch für ihn? Sein Geschäft? Nicole? Der Schmerz um die Lebensgefährtin beherrschte ihn so sehr, daß er nicht nachzudenken vermochte. Am liebsten hätte er sich in eine finstere Höhle verkrochen, um nichts mehr zu sehen und nichts mehr zu hören. Aber das ging nicht. Er hatte Pflichten zu erfüllen.

    Denise von Schoenecker ahnte, was in diesem Mann vorging. Sie wußte auch, daß es sinnlos war, ihm Trost zusprechen zu wollen. Worte konnten diesen Schmerz nicht lindern. Jetzt galt es nur, den Abschied zwischen Vater und Tochter so schmerzlos wie möglich zu vollziehen.

    Denise von Schoenecker, selbst Mutter, hatte einige Erfahrung in solchen Dingen. Sie holte einen schon etwas abgegriffenen Teddybär aus dem Schrank, ließ ihn mit brummiger Stimme reden. Dieses Plüschtier, das schon viele Kindertränen gestillt hatte, verfehlte auch diesmal seine Wirkung nicht.

    Nicole hob interessiert den Kopf, lauschte. Schließlich glitt sie freiwillig von den Knien ihres Vaters, trippelte neugierig zu Denise hin. Die erste Brücke war geschlagen.

    *

    Paul Hansen stellte den Vogelkäfig auf die Fensterbank und sah sich gleichgültig in dem Raum um, der ihm zur neuen Heimat werden sollte.

    Es war ein großes, hübsches Zimmer, hell und freundlich. Ein kleiner Balkon schloß sich an, ein winziges Bad. Die Einrichtung entsprach der eines Hotelzimmers: zweckmäßig, aber unpersönlich.

    Die einzigen persönlichen Gegenstände, die er nun noch hatte, waren der Vogelkäfig und der Koffer in seiner Hand.

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