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Oliver, das Einzelkind: Sophienlust 146 – Familienroman
Oliver, das Einzelkind: Sophienlust 146 – Familienroman
Oliver, das Einzelkind: Sophienlust 146 – Familienroman
eBook127 Seiten1 Stunde

Oliver, das Einzelkind: Sophienlust 146 – Familienroman

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Über dieses E-Book

Die Idee der sympathischen, lebensklugen Denise von Schoenecker sucht ihresgleichen. Sophienlust wurde gegründet, das Kinderheim der glücklichen Waisenkinder. Denise formt mit glücklicher Hand aus Sophienlust einen fast paradiesischen Ort der Idylle, aber immer wieder wird diese Heimat schenkende Einrichtung auf eine Zerreißprobe gestellt.
Diese beliebte Romanserie der großartigen Schriftstellerin Patricia Vandenberg überzeugt durch ihr klares Konzept und seine beiden Identifikationsfiguren.

Andrea von Lehn fuhr in ihrem Wagen die Landstraße entlang, die von Maibach nach Wildmoos führte. Entgegen ihrer sonstigen Gewohnheit, möglichst rasant zu fahren, begnügte sie sich diesmal mit einem sehr gemäßigten Tempo. Das hatte zweierlei Gründe.


Erstens hatte Andrea das Auto erst am Morgen aus der Reparaturwerkstätte zurückbekommen, wo eine verbeulte Stoßstange und ein eingedrückter Scheinwerfer, typische Folgen eines Auffahrunfalles, repariert worden waren. Trotzdem hatte dieser geringfügige Schaden Hans-Joachim von Lehn, Andreas Ehemann, Grund für einige ätzende Bemerkungen geboten. Er hatte dabei die Fahrweise der Frauen im Allgemeinen, und die von Andrea im Besonderen aufs Korn genommen.


Andreas Verteidigung war nur lahm gewesen. Wie hätte sie ahnen sollen, dass die Ampel so plötzlich von Grün auf Gelb wechseln und der Vordermann abrupt anhalten würde?


Hans-Joachim hatte die Diskussion mit einem Kopfschütteln und einem Stoßseufzer beendet, und Andrea hatte sich vorgenommen, in Zukunft besser aufzupassen.


Das tat sie jetzt, denn sie hatte nicht vor, ihrem Mann einen neuerlichen Anlass zum Schelten zu geben. Im Gegenteil, sie wollte ihm beweisen, dass er ihr bitter unrecht getan hatte, dass ihr Fahrstil in Ordnung war.


Der zweite Grund für Andreas langsames Tempo war, dass ihre Gedanken noch bei dem angenehmen Nachmittag weilten, den sie in Maibach verbracht hatte. Es war nett gewesen, einige ihrer alten Schulfreun­dinnen wiederzusehen und mit ihnen über frühere Zeiten plaudern zu können. Natürlich hatten die jungen Frauen nicht nur über die Schule gesprochen, sondern sich auch neueren Ereignissen zugewandt. Andrea hatte von dem Tierheim erzählt, das sie zusammen mit ihrem Mann, der von Beruf
SpracheDeutsch
HerausgeberKelter Media
Erscheinungsdatum7. Juni 2017
ISBN9783740919016
Oliver, das Einzelkind: Sophienlust 146 – Familienroman

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    Buchvorschau

    Oliver, das Einzelkind - Elisabeth Swoboda

    Sophienlust – 146 – Oliver, das Einzelkind

    Sophienlust

    – 146–

    Oliver, das Einzelkind

    Warum er von zu Hause auszog ...

    Elisabeth Swoboda

    Andrea von Lehn fuhr in ihrem Wagen die Landstraße entlang, die von Maibach nach Wildmoos führte. Entgegen ihrer sonstigen Gewohnheit, möglichst rasant zu fahren, begnügte sie sich diesmal mit einem sehr gemäßigten Tempo. Das hatte zweierlei Gründe.

    Erstens hatte Andrea das Auto erst am Morgen aus der Reparaturwerkstätte zurückbekommen, wo eine verbeulte Stoßstange und ein eingedrückter Scheinwerfer, typische Folgen eines Auffahrunfalles, repariert worden waren. Trotzdem hatte dieser geringfügige Schaden Hans-Joachim von Lehn, Andreas Ehemann, Grund für einige ätzende Bemerkungen geboten. Er hatte dabei die Fahrweise der Frauen im Allgemeinen, und die von Andrea im Besonderen aufs Korn genommen.

    Andreas Verteidigung war nur lahm gewesen. Wie hätte sie ahnen sollen, dass die Ampel so plötzlich von Grün auf Gelb wechseln und der Vordermann abrupt anhalten würde?

    Hans-Joachim hatte die Diskussion mit einem Kopfschütteln und einem Stoßseufzer beendet, und Andrea hatte sich vorgenommen, in Zukunft besser aufzupassen.

    Das tat sie jetzt, denn sie hatte nicht vor, ihrem Mann einen neuerlichen Anlass zum Schelten zu geben. Im Gegenteil, sie wollte ihm beweisen, dass er ihr bitter unrecht getan hatte, dass ihr Fahrstil in Ordnung war.

    Der zweite Grund für Andreas langsames Tempo war, dass ihre Gedanken noch bei dem angenehmen Nachmittag weilten, den sie in Maibach verbracht hatte. Es war nett gewesen, einige ihrer alten Schulfreun­dinnen wiederzusehen und mit ihnen über frühere Zeiten plaudern zu können. Natürlich hatten die jungen Frauen nicht nur über die Schule gesprochen, sondern sich auch neueren Ereignissen zugewandt. Andrea hatte von dem Tierheim erzählt, das sie zusammen mit ihrem Mann, der von Beruf Tierarzt war, führte. Sie hatte auch verschiedene Vorkommnisse erwähnt und die Gewohnheiten ihrer vierbeinigen Lieblinge geschildert.

    Von den vierbeinigen Lieblingen war dann das Gespräch auf die zweibeinigen, nämlich auf die Kinder, übergegangen. Stolz hatte Andrea einige Fotos von Peterle, ihrem kleinen Sohn, herumgezeigt. Die anderen Damen hatten natürlich nicht nachstehen wollen und ihrerseits Bilder von ihren Kindern hervorgezogen, um sie herumzureichen.

    Der Nachmittag war wie im Fluge vergangen. Viel zu rasch war die Zeit zum Aufbrechen gekommen.

    »Als Nächste bin ich an der Reihe. Ihr müsst mich bald besuchen«, hatte Andrea die Freundinnen eingeladen und auch sofort einen Termin vereinbart.

    Daran dachte Andrea, als sie jetzt nach Hause fuhr. Sie begann schon zu überlegen, wie sie die Jause gestalten sollte. Da gewahrte sie eine kleine Gestalt, die vorschriftswidrig am rechten Fahrbahnrand entlangtrottete. Ein Glück, dass ich so langsam fahre, schoss es ihr durch den Sinn. Hans-Joachim hat doch recht. Man kann nicht vorsichtig genug sein.

    Andrea überholte den einsamen Wanderer und stellte dabei fest, dass es sich um einen etwa neun- bis zehnjährigen Jungen handelte. Sie hielt an, kurbelte das rechte Seitenfenster herunter und rief dem Kind zu: »Wo willst du denn hin?«

    Da der Junge verdrossen schwieg, fuhr Andrea fort: »Es dämmert bereits. Es dauert nicht mehr lange, dann ist es stockdunkel. Weißt du nicht, dass es gefährlich ist, hier auf der Straße zu Fuß zu gehen? Ein Auto könnte dich erfassen und überfahren.«

    Der Junge zuckte mit den Schultern, schwieg aber. Andrea ließ nicht locker. »Möchtest du ein Stück mitfahren?«, fragte sie. »Komm, steig ein!«

    Der Junge gehorchte. Er setzte sich neben Andrea auf den Beifahrersitz und nahm das unförmige Bündel, das er auf der Schulter getragen hatte, auf den Schoß. Bisher hatte er noch kein Wort geäußert, aber als Andrea ihm ihren Namen nannte und nach dem seinen fragte, erwiderte er höflich: »Ich heiße Oliver Drexler.« Danach verstummte er wieder.

    Andrea fuhr weiter, wobei sie von Zeit zu Zeit ihrem stummen Gefährten einen nachdenklichen Seitenblick zuwarf. Oliver war ein hübscher Junge mit sonnengebräuntem Gesicht, dunkelblondem Haar und großen braunen Augen mit langen gebogenen Wimpern. Beinahe wirkte er wie ein Mädchen. Allerdings war sein Gesichtsausdruck nicht sehr freundlich, sondern eher verschlossen.

    Andrea ließ sich davon nicht abschrecken. »Ich bin gleich zu Hause«, erklärte sie dem Jungen. »Ich wohne an der Grenze zwischen Wildmoos und Bachenau. Wo kann ich dich absetzen?«

    »Ach, irgendwo«, entgegnete Oliver vage.

    Diese gleichgültige Antwort verwunderte Andrea. »Musst du noch weit gehen?«, erkundigte sie sich. »Sag mir, wo du zu Hause bist. Ich bringe dich gern hin. Es macht mir nichts aus, noch ein Stück zu fahren«, erbot sie sich.

    Es folgte eine längere Pause. Endlich bequemte sich Oliver zu einer Auskunft. »Ich wohne in Maibach.«

    »Oh!« Andrea trat auf die Bremse. »Da habe ich dich in die falsche Richtung gefahren. Das tut mir leid. Hast du denn nicht gewusst, dass du dich von Maibach entfernst? Ich habe dich ungefähr drei Kilometer von der Stadt entfernt aufgelesen. Kennst du dich hier in der Gegend nicht aus? Bist du vielleicht erst vor Kurzem hierhergezogen?«

    »O nein, ich wohne schon immer in Maibach«, erwiderte der Junge gelassen.

    Andrea konnte nur staunen. »Aber warum bist du denn in mein Auto eingestiegen?«, rief sie. »Du musst doch gemerkt haben, dass die Richtung nicht stimmt!«

    Oliver nickte, und Andrea war nahe daran, die Geduld zu verlieren. »Nun sag mir, um Himmels willen, wohin du eigentlich willst!«

    »Das weiß ich nicht.«

    Die Trostlosigkeit, die in seiner Stimme lag, veranlasste Andrea, ihn und sein Bündel schärfer ins Auge zu fassen. »Du bist doch nicht etwa von zu Hause fortgelaufen?«, fragte sie argwöhnisch.

    Oliver senkte verlegen den Kopf. Er kam Andrea wie eine Schnecke vor, die sich in ihr Haus zurückzog. Sie wusste nicht recht, wie sie den Jungen aus seiner Reserve herauslocken sollte. Eines war jedoch für sie sicher: Sie hatte mit ihrem Verdacht, dass er von zu Hause fortgelaufen sei, den Nagel auf den Kopf getroffen.

    Andrea schickte sich an, ihren Wagen zu wenden und nach Maibach zurückzufahren.

    »Was tun Sie denn?«, fragte Oliver erschrocken.

    »Ich bringe dich zurück nach Maibach«, erwiderte sie.

    »Nein, das dürfen Sie nicht!« Vor Aufregung klang die Stimme des Jungen schrill und hoch.

    »Soll ich dich vielleicht hier aussteigen lassen und deinem Schicksal überlassen?«, fragte Andrea.

    Ein trotziges »Ja« war die Antwort.

    »Nun sei doch vernünftig«, versuchte Andrea ihn zu beruhigen. »Deine Eltern machen sich gewiss schon Sorgen um dich. Wahrscheinlich suchen sie dich bereits überall.«

    »Nein, das tun die bestimmt nicht«, erwiderte Oliver voll Bitterkeit.

    Andrea ging darauf nicht ein, sondern fragte: »In welcher Straße wohnst du? Ich muss deine genaue Adresse wissen, damit ich dich sicher heimbringen kann.«

    »Ich will aber nicht heim.«

    »Nun benimm dich nicht wie ein dummer Junge«, sagte Andrea und bemühte sich, möglichst streng zu wirken. »Ich muss dich zu deinen Eltern bringen. Was sollte ich denn sonst mit dir anfangen?«

    »Ich könnte mir andere Eltern suchen«, meinte er.

    »Das ist Unsinn. Das sollte ein so großer Junge wie du doch wissen.«

    »Aber sie mögen mich nicht!«

    Andrea konnte unschwer erraten, dass mit »sie« Olivers Eltern gemeint waren. »Das bildest du dir bestimmt nur ein«, sagte sie beschwichtigend. »Wahrscheinlich hast du zu Hause Streit gehabt, aber deswegen muss man nicht gleich davonlaufen. Hast du Angst vor einer Strafe?«, fügte sie hinzu, als Oliver beharrlich schwieg. »Ich glaube, deine Mutter ist vor Sorge um dich schon so außer sich, dass sie froh ist, wenn sie dich wiedersieht, und auf jede Strafe verzichtet.«

    »Nein, Mama ist nicht froh, wenn sie mich wiedersieht«, stellte Oliver betrübt fest. »Sie mag mich nicht.«

    »Das glaube ich einfach nicht«, erwiderte Andrea.

    »Es ist aber so. Ich sage die Wahrheit.«

    Mit Schrecken bemerkte Andrea, dass jetzt Tränen in Olivers Augen standen. Durch den Umgang mit ihrem kleinen Bruder Henrik gewitzigt, wusste sie, dass es Jungen nicht liebten, beim Weinen ertappt zu werden.

    »Deine Mutter mag dich also nicht«, stellte sie daher ruhig fest. »Wieso nicht? Ich meine, wie bist du zu dieser Auffassung gekommen?«

    »Mama war es doch, die mich weggeschickt hat.«

    »Sie hat dich weggeschickt?«

    »Ja, sie hat meine Sachen in ein Leintuch gewickelt und gesagt, ich soll gehen und mir andere Eltern suchen.« Oliver deutete auf das Bündel, das auf seinen Knien lag und jeden Augenblick auseinanderzufallen drohte.

    Sie waren nun beinahe wieder in Maibach angelangt. Andrea hielt an, um den Sachverhalt, der ihr absurd vorkam, zu klären.

    »Was du mir da erzählt hast, ist einfach lächerlich und …«

    »Es ist wahr«, unterbrach Oliver sie. »Bitte, glauben Sie mir, meine Mama wird sich überhaupt nicht freuen, wenn Sie mich zurückbringen. Wahrscheinlich macht sie gar nicht die Tür auf, wenn sie merkt, dass ich es bin.«

    »Das kann ich mir nicht vorstellen.«

    »Es ist aber so. Bitte, bringen Sie mich nicht zu meiner Mutter zurück«, flehte der Junge mit weit aufgerissenen Augen. »Sie …, sie hasst

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