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Die Quinns: Eli, der Held
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eBook243 Seiten3 Stunden

Die Quinns: Eli, der Held

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Über dieses E-Book

Für eine TV-Show muss Lucy allein in der Wildnis wohnen, so lautet die Regel. Alles geht gut - bis sexy Outdoor-Typ Eli Montgomery die Hütte betritt. Die Nächte sind so kalt und einsam - und keine Regel ohne Ausnahme …

SpracheDeutsch
HerausgeberCORA Verlag
Erscheinungsdatum24. Dez. 2018
ISBN9783733759919
Die Quinns: Eli, der Held
Autor

Kate Hoffmann

Seit Kate Hoffmann im Jahr 1979 ihre erste historische Romance von Kathleen Woodiwiss las – und zwar in einer langen Nacht von der ersten bis zur letzten Seite – ist sie diesem Genre verfallen. Am nächsten Morgen ging sie zu ihrer Buchhandlung, kaufte ein Dutzend Liebesromane von verschiedenen Autorinnen und schmökerte sie begeistert durch. Zehn Jahre später entschloss sie sich, selbst eine Romance zu schreiben. Kate hatte als Lehrerin, Verkäuferin, Werbekauffrau und in ehrenamtlichen Jobs gearbeitet – aber so richtig glücklich war sie in diesen Jobs nicht. Drei Jahre versuchte sie sich an einem historischen Liebesroman, bis sie zu dem Schluss kam, dass sie dafür nicht die Richtige sei. In dem folgenden halben Jahr verfasste sie eine zeitgenössische Romance, und das gelang ihr auf Anhieb so gut, dass das Manuskript von dem Verlag Harlequin gekauft wurde. Im Jahr 1993 erfüllte sich dann ihr großer Traum: Sie wurde hauptberuflich Romance-Autorin. Kein Wecker, der sie morgens aus dem Schlaf reißt, keine seriösen Kostüme mehr – stattdessen allerdings lange und harte Stunden am Computer. Zurzeit arbeitet sie an ihrem 25. Liebesroman. Sie schreibt für verschiedene Reihen, ist jedoch dem zeitgenössischen Genre treu geblieben. Kate teilt ihr gemütliches kleines Haus mit ihren beiden Katzen Tansing und Tibriz. Sie leben in einem malerischen Dorf im amerikanischen Bundesstaat Wisconsin.

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    Buchvorschau

    Die Quinns - Kate Hoffmann

    IMPRESSUM

    Die Quinns: Eli, der Held erscheint in der HarperCollins Germany GmbH

    © 2015 by Peggy A. Hoffmann

    Originaltitel: „The Mighty Quinns: Eli"

    erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto

    Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

    © Deutsche Erstausgabe in der Reihe TIFFANY HOT & SEXY

    Band 57 - 2016 by HarperCollins Germany GmbH, Hamburg

    Übersetzung: Ralph Sander

    Umschlagsmotive: Harlequin Books S.A.

    Veröffentlicht im ePub Format in 12/2018 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

    E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

    ISBN 9783733759919

    Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.

    CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

    Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:

    BACCARA, BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, TIFFANY

    Alles über Roman-Neuheiten, Spar-Aktionen, Lesetipps und Gutscheine erhalten Sie in unserem CORA-Shop www.cora.de

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    PROLOG

    Eli – sechs Jahre alt – ließ sich von seiner Mutter Annalise Montgomery die zerzausten Haare glatt streichen. „Können wir nach Hause gehen, Mama? Ich mag es hier nicht."

    „Wie kann es nur sein, dass du dich so schnell dreckig gemacht hast?", bemerkte Annalise und sah sich im Park um, bis sie die Spielgeräte entdeckte.

    „Ist ja nur Dreck, sagte Eli. „Ist nicht so schlimm.

    Sie lachte leise. „Aber dieses Treffen ist für Mommy eine wichtige Sache, und du sollst dich von deiner besten Seite zeigen. Also renn nicht rum, als wärst du ein wildes Tier. Das muss alles glatt ablaufen, weißt du?"

    „Ja, Mama."

    Er hob den Kopf und sah zu, wie Annalise ihren Rock glatt strich. Er konnte sich nicht erinnern, seine Mom schon mal in einem Kleid gesehen zu haben. Schon gar nicht in einem so strahlenden Kleid, in dem sie wie eine Prinzessin aussah. Eli war richtig stolz, dass er neben ihr stehen und ihre Hand halten durfte.

    Ihre Hand hatte er auch schon während des Flugs gehalten, der so viele Stunden gedauert hatte, dass er nicht mehr hatte mitzählen können. Es war ein Film gezeigt worden, und es hatte dreimal Essen gegeben. Er hatte nicht im Gang hin und her rennen dürfen, und sechsmal hatte der Mann in der Reihe vor ihnen mit ihm geschimpft, weil Eli gegen seinen Sitz getreten hatte.

    Er hatte gedacht, es würde aufregend und cool sein, in einem Flugzeug zu fliegen, aber es war nur langweilig gewesen. Und jetzt stand ihm das Ganze schon wieder bevor, weil sie zurück nach Colorado fliegen mussten. Aber er wollte nach Hause. Da war Sommer, und wenn er nicht bei seiner Mom war, konnte er bei seiner Grandma in der Hütte oben in den Bergen schlafen.

    So verbrachte er den Sommer am liebsten. Auch wenn ihm das Fliegen nicht gefiel, war er davon überzeugt, dass Nanna Trudie ihn vermisste. Sobald sie wieder zu Hause waren, würde er seine Sachen packen und hinauf in die Berge wandern.

    „So, sagte Annalise. „Ich möchte, dass du dir diesen Mann anschaust. Siehst du ihn?

    Er sah in die Richtung, in die sie zeigte, und entdeckte einen braun gebrannten Mann mit dunklen Haaren und ganz weißen Zähnen. Der Mann lächelte und sah nett aus. Und er konnte Kinder gut leiden, weil er mit zwei Jungs unterwegs war, mit denen er zu den Schaukeln ging.

    „Wer ist das?", fragte Eli, während der Mann die Jungs auf die Schaukeln setzte.

    „Er ist ein sehr berühmter Bergsteiger. Sein Name ist Maxwell Quinn, und er hat viele sehr hohe und sehr gefährliche Berge bestiegen. Ich möchte, dass du dir den Mann einprägst."

    „Geht er mit dir Bergsteigen?", wollte Eli wissen.

    „Manchmal, antwortete sie lächelnd. „Komm, ich stelle ihn dir vor.

    Sie nahm ihn an der Hand und ging zu den Schaukeln. Als sie näher kamen, drehte sich Maxwell um und bemerkte sie. Aus einem Grund, der für Eli keinen Sinn ergab, schickte der Mann die beiden Kinder daraufhin rüber zur Rutsche.

    Eli sah zu den Jungs. Was seine Mutter mit Maxwell zu besprechen hatte, interessierte ihn nicht, also hörte er nicht hin. Es kam ihm aber so vor, als wären die beiden aufeinander wütend. Eli wollte eigentlich fragen, ob er zu den Jungs gehen durfte, aber er wollte Mom und den Mann nicht stören, also ging er einfach wortlos in Richtung Rutsche.

    Die beiden Jungs beobachteten Eli skeptisch, als er zu ihnen kam, aber er war es gewöhnt, dass er auf andere zugehen musste, wenn er Freundschaften schließen wollte. „Hi", sagte er.

    „Hi", gaben die Jungs gleichzeitig zurück.

    „Ich bin Eli."

    „Ich bin Rogan, sagte der eine. „Und das ist mein Zwillingsbruder Ryan.

    Sie redeten in einem seltsamen Akzent, der dem von Maxwell ähnlich war. Das machte es ziemlich schwierig, aber nicht unmöglich, sie zu verstehen. Sie hatten ihn gerade erst gefragt, ob er mit ihnen aufs Karussell wollte, da hörte er seine Mutter nach ihm rufen. Er drehte sich um und sah, dass sie ihn zu sich winkte. Eli sah die beiden Jungs betrübt an und zuckte mit den Schultern. „Ich schätze, ich muss los. Bis dann."

    Bei seiner Mutter angekommen, nahm sie ihn an die Hand und zog ihn eilig hinter sich her in Richtung des Mietwagens, mit dem sie vom Flughafen hergekommen waren. „Warum gehen wir denn schon wieder?", fragte er.

    „Weil wir hier nicht hingehören, murmelte sie. „Wir müssen zurück nach Hause.

    Er drehte sich um und winkte den Jungs zu. Es war bestimmt schön, Brüder zu haben, überlegte er.

    Aber er hatte keine Brüder. Er war ein Einzelkind, und das würde er auch immer bleiben.

    1. KAPITEL

    In der Gegenwart im Monat Mai

    Eli Montgomery ließ seinen Rucksack gleich neben der Ladentür auf den Boden plumpsen, dann streckte er die Arme in die Höhe, um etwas gegen die Verspannungen im Hals- und Schulterbereich zu tun. Seit fast drei Tagen war er jetzt auf Reisen gewesen, und er fühlte sich körperlich wie geistig völlig erschöpft. Jetzt, da er zu Hause war, wollte er nur noch heiß duschen und sich dann in sein bequemes Bett legen.

    Von Kindheit an war es immer wieder ein anderer Ort gewesen, den er als sein Zuhause bezeichnet hatte. Momentan galt diese Bezeichnung für das kleine Apartment über diesem Geschäft in Stone Creek, Colorado, in dem seine Mutter Outdoor-Ausrüstung verkaufte.

    Annalise Montgomery besaß einen Bungalow in der Stadt, aber den hatte sie erst vor ein paar Jahren gekauft, also lange nach der Zeit, als er noch mit seiner Mutter unter einem Dach hatte leben müssen. Sein Apartment kostete ihn keinen Cent Miete, es war groß genug, um seine eigene Outdoor-Ausrüstung unterbringen zu können, und es stellte eine feste Adresse dar, an die seine Gehaltsschecks geschickt werden konnten. Mehr brauchte ein Mann schließlich nicht.

    „Kann ich Ihnen behilflich sein?" Eine hübsche junge Verkäuferin kam auf ihn zu und strahlte ihn mit aufgesetztem Lächeln an. Sie war neu hier.

    „Ja, das können Sie, entgegnete er, „indem Sie mir verraten, ob Annalise heute arbeitet.

    „Leider ist sie momentan nicht hier. Vielleicht kann ich ja etwas für Sie tun."

    „Nein. Wissen Sie, wo ich sie finden kann?"

    „Ich glaube, das geht Sie nichts an", sagte die junge Frau.

    Er schaute auf ihr Namensschild. „Vanessa? Er hielt ihr die Hand hin. „Ich bin Eli, der Sohn von Annalise.

    Sie schnappte erschrocken nach Luft, ihre Wangen liefen tiefrot an. „Oje, das tut mir so leid. Ich … Ich hätte Sie eigentlich erkennen müssen. Auf ihrem Schreibtisch steht ein Foto von Ihnen. Sie sehen sehr … gut aus. Sogar mit Bart."

    Eli fuhr sich durch sein schulterlanges Haar und lächelte verlegen. Seit zwei Monaten hatte er sich nicht mehr rasiert, und es war noch viel länger her, dass er sich die Haare hatte schneiden lassen.

    „Ich rufe sie schnell an, erklärte Vanessa, „und lasse sie wissen, dass Sie hier sind. Sie ist drüben beim The Gorge.

    „The Gorge?"

    „Dem neuen Ski-Resort, das Mr. Baskill baut."

    „Was macht sie denn da? Protestiert sie immer noch?"

    Vanessa biss sich auf die Unterlippe. „Nicht mehr. Genau genommen sind sie und Mr. Baskill …"

    „Ich höre …"

    „Na ja, man könnte wohl sagen, dass die beiden ein Paar sind."

    Eli stutzte. Normalerweise gelang es seiner Mutter nicht, ihn noch mit irgendetwas in Erstaunen zu versetzen, aber damit hatte sie es geschafft. Bei ihrem letzten Telefonat hatte sie noch davon erzählt, wie sie in jeder freien Minute gegen Baskill und dessen neues Ski-Resort kämpfte, das der nahe Stone Creek bauen wollte.

    Er räusperte sich. „Meine Mutter und Richard Baskill sind ein Paar?" Sie hatte den Kerl als eine bedrohliche Mischung aus Darth Vader und Donald Trump bezeichnet – und ein paar Wochen später schlief sie mit ihm?

    „Ich werde sie anrufen, sagte Vanessa. „Bestimmt wird sie herkommen wollen. Sie eilte davon, kehrte aber gleich darauf zu ihm zurück. „Kann ich Ihnen etwas zu trinken bringen? Wir haben einen sehr leckeren organischen Holunderbeerentee. Sie können auch gern von dem neuen Sportdrink E-66 probieren, für den Ihre Mutter wirbt. Obwohl … mir fällt gerade ein, dass der Drink Frauen nach der Menopause mit Östrogen versorgen soll. Das ist dann doch eher nichts für Sie."

    „Danke, ich brauche nichts. Ich suche mir nur was zum Anziehen aus, dann gehe ich nach oben, um zu duschen und um mich zu rasieren. Sie sah ihn verständnislos an. „Ich wohne im Apartment da oben.

    „Ach, das sind Sie? Sie verzog den Mund. „Wir haben da oben ein paar Sachen gelagert. Entschuldigen Sie das Durcheinander, ich werde dafür sorgen, dass bis morgen alles weggeräumt wird. Wieder lächelte sie ihn nervös an. „Legen Sie einfach die Preisschilder von dem, was Sie sich hier aussuchen, drüben auf den Tresen."

    Er und seine Mutter hatten noch nie eine besonders traditionelle Mutter-Sohn-Beziehung gehabt. Sie hatte ihn allein großgezogen, und erst als er fünfzehn war, hatte er erfahren, wer sein Vater war. Aber da war es längst zu spät gewesen, mit dem Mann zu reden, denn der angesehene Bergsteiger und Bergführer Maxwell Quinn war auf dem Everest ums Leben gekommen, als Eli gerade mal acht gewesen war. Aber letztlich war das auch egal, denn für Eli war der Mann nichts weiter als ein Name auf der Rückseite eines verschossenen Fotos.

    Nach Elis Geburt war Annalise ein paar Jahre lang zu Hause geblieben und hatte versucht, für den Jungen in eine traditionelle Mutterrolle zu schlüpfen. Aber kaum hatte sie ihm beigebracht, aufs Töpfchen zu gehen, da war ihre Abenteuerlust wieder übermächtig geworden. Seine Großmutter Trudie Montgomery und sein Großvater Buck Garrison hatten sich von da an um Eli gekümmert.

    Seine Großeltern führten ein genauso unkonventionelles Leben wie seine Mutter. Buck hatte Trudie nie geheiratet, im Gegenteil: Nach der kurzen Affäre, aus der Elis Mutter hervorgegangen war, hatten beide sich wieder ihren Liebschaften gewidmet. Dennoch waren beide bemüht, ihm ein normales Leben zu ermöglichen – Highschool, Sport, herzhafte Mahlzeiten und viel Zeit unter freiem Himmel.

    Eli hatte schon früh gewusst, dass seine Familie anders war. Trudie hatte sich über gesellschaftliche Normen hinweggesetzt und ihre Tochter allein großgezogen. Finanziert hatte sie ihren Lebensunterhalt mit Gelegenheitsjobs, die genug einbrachten, um über die Runden zu kommen. Mit sechzehn war Annalise von zu Hause weggegangen, hatte die Schule hingeschmissen und sich einen Bergsteiger geangelt, den sie in einer Kneipe kennengelernt hatte. Ein paar Jahre später war Trudie in die unberührte Wildnis der Rockies ausgewandert, hatte eine Blockhütte errichtet und war nie wieder in die Zivilisation zurückgekehrt.

    Von da an verbrachte sie ihr Leben damit, Bücher über die Macht der Feministinnen und über die Verbindung zwischen Frauen und der Natur zu schreiben. Ihr kleines Zuhause in den Bergen war so zu einem Symbol für die Unabhängigkeit der Frauen in aller Welt geworden.

    Die meisten Leute in der Stadt hielten Trudie und Annalise für ein bisschen verrückt. Manchmal musste Eli diesen Leuten zustimmen, auch wenn er sie beide nicht als verrückt, sondern als unkonventionell bezeichnete. Immerhin waren sie seine ganze Familie, und er hatte gelernt, sie als das zu akzeptieren, was sie waren: zwei sehr selbstbewusste, starke Frauen, die keinen Mann brauchten, um ein glückliches und erfülltes Leben zu führen.

    Vor sieben Jahren starb schließlich Trudie nach einem tapferen Kampf gegen den Brustkrebs. Nach einem kurzen Krankenhausaufenthalt war sie zum Sterben in ihre Hütte zurückgekehrt, Annalise und Eli beerdigten sie wenig später auf der kleinen Aue, auf der die Hütte stand. Den Sarg hatte Trudie selbst gezimmert. Nach ihrem Tod wurde die Hütte von Wanderern als Zwischenstopp genutzt, die im Arapaho National Forest unterwegs waren. Daneben entwickelte sie sich zur Pilgerstätte für Frauen, die Trudies Beharrlichkeit und Begabung als Autorin bewunderten.

    Wenn Eli daheim war, verbrachte er oft Zeit in der Hütte. Dabei vergewisserte er sich regelmäßig, ob das Dach noch in Ordnung war und ob für die Wanderer genügend Lebensmittel vorrätig waren. Außerdem überprüfte er die Notfallausrüstung auf Vollständigkeit, damit Verletzte schnell behandelt werden konnten. Während viele derartige Berghütten Besetzern oder Vandalen zum Opfer gefallen waren, hatten die Besucher Trudies Hütte genauso verschont wie das Andenken an sie.

    „Annalise ist auf dem Weg hierher", rief ihm Vanessa vom anderen Ende des Ladens zu.

    „Danke", erwiderte Eli.

    Er nahm sich eine Cargohose und ein T-Shirt vom Wühltisch. Das Geschäft seiner Mutter war bei Touristen sehr beliebt, dennoch unternahm sie immer noch Klettertouren überall auf der Welt und führte Wandergruppen an, die sich aus ehemaligen Brustkrebspatientinnen zusammensetzten, um den Kampf ihrer Mutter für Gleichberechtigung und gegen den Krebs zu ehren.

    Außerdem hatte sie eine der landesweit erfolgreichsten gemeinnützigen Einrichtungen zum Thema Brustkrebs gegründet und diente noch immer als Gesicht der Organisation, auch wenn sie sich nie um die täglichen Abläufe gekümmert hatte.

    Eli ging in den hinteren Teil des Ladens, vorbei am Büro seiner Mutter, bis er die schmale Treppe erreicht hatte. Im ersten Stock angekommen bahnte er sich seinen Weg zwischen den Kisten hindurch, mit denen der Flur vollgestellt war. Dabei entledigte er sich Stück für Stück seiner vom Reisen strapazierten Kleidung.

    In der Küche stieß er auf eine Schere, die er ins Badezimmer mitnahm. Dort betrachtete er sich eine Weile im Spiegel und dachte darüber nach, dass er jetzt zum ersten Mal nach Hause gekommen war, ohne bereits den nächsten Abschied auf Zeit geplant zu haben. Normalerweise kannte er schon bei seiner Rückkehr das Datum, an dem er zu seinem neuen Abenteuer aufbrechen würde. In den letzten Jahren war er durch die Anden gezogen, hatte auf einem Fischerboot in Alaska gearbeitet und sich an Bord eines Frachters auf den Weg nach Taiwan gemacht. Für Outward Bound hatte er einige Workshops geleitet, und er war an einer Dokumentation über Surfer auf Hawaii beteiligt gewesen.

    Vielleicht war ja jetzt der Moment gekommen, um sein Leben neu zu bewerten. Er hatte zwar nie eine traditionelle Karriere angestrebt, aber es kam ihm so vor, als müsste er etwas Bedeutenderes leisten als bisher. Seine Großmutter und seine Mutter hatten beide etwas geschaffen, das man getrost als Vermächtnis bezeichnen konnte. Welches Vermächtnis würde er eines Tages hinterlassen?

    Manchen Männern ging es bei ihrer Karriere nur darum, möglichst viel Geld zu scheffeln. Politikern ging es darum, ihre Macht auszubauen. Andere heirateten und gründeten eine Familie, bei der die Kinder zum Vermächtnis wurden. Und dann waren da noch die, die sich von allen anderen abhoben, weil sie fähig waren, das Unmögliche zu leisten, indem sie den höchsten Berg der Welt bezwangen oder ein Heilmittel für eine tödliche Krankheit entdeckten.

    Wann würde er wissen, wo sein Platz in dieser Welt war? Und würde er mit seinem Leben restlos zufrieden sein? Diese Fragen machten ihm jedes Mal am Ende eines Abenteuers zu schaffen, wenn ihm nur noch die Erinnerungen an die Erlebnisse der letzten Wochen blieben. Normalerweise konnte er sie in seinen Hinterkopf verbannen, indem er sich ganz auf ein neues Abenteuer konzentrierte, aber diesmal gab es kein neues Ziel, auf das er sich freuen konnte, um seine trübsinnigen Überlegungen zu ignorieren.

    Sorgfältig schnitt er den Bart kurz, die Haare ließ er aber so lang, wie sie waren. Morgen würde er zum Friseur gehen. Er rieb sich übers Gesicht, dann drehte er in der Dusche den Hahn auf und wartete, bis das Wasser warm genug war, damit er sich unter den Strahl stellen konnte.

    Seit fast zwei Monaten hatte er weder richtig duschen noch baden können, da war der Luxus von heißem Wasser so überwältigend, dass Eli genüsslich stöhnte, als der Wasserstrahl seinen Rücken traf.

    Als er komplett eingeseift war und er Shampoo in seine Haare gerieben hatte, fühlte er sich schon fast wieder menschlich. Der Schaum sammelte sich zu seinen Füßen, als er ihn wieder abspülte und den Wasserhahn zudrehte. Er wischte sich das Wasser aus dem Gesicht, zog den Vorhang zur Seite und griff nach dem Handtuch, das er sich um die Taille wickelte. Dann ging er ins Schlafzimmer, wo er Hose und T-Shirt aufs Bett gelegt hatte.

    „Sieh dich nur an!"

    Seine Mutter saß mit übereinandergeschlagenen Beinen auf der Bettkante, ihr welliges, grau meliertes Haar rahmte ihr Gesicht ein.

    „Himmel, Annalise!" Sofort fasste er nach dem Handtuch, um zu überprüfen, ob es auch wirklich gut zugeknotet war.

    „Ach, komm schon. Ich habe dich mehr als einmal nackt gesehen!"

    „Raus hier", sagte er und deutete auf die Tür.

    Sie sprang vom Bett auf und schlang die Arme um seinen Hals. „Du bist zu Hause! Sie gab ihm einen Kuss auf die Wange und rieb dann über die Stelle, wie sie es auch früher schon gemacht hatte, als er noch ein Kind gewesen war. „Dann hält er länger, murmelte sie – auch ganz so wie früher.

    Er wartete, bis sie die Schlafzimmertür von außen hinter sich zugemacht hatte, und murmelte einen leisen Fluch.

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