Dich zu spüren
Von Kate Hoffmann
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Über dieses E-Book
Eleanor Thorpe ist am Tiefpunkt angekommen: Sie wurde schon wieder verlassen, findet keinen Job und als wäre das nicht genug, möchte irgendjemand sie auch noch umbringen. Ein wenig Hoffnung schöpft sie, als ein gut aussehender Fremder ihr das Leben rettet! In den starken Armen Liam Quinns fühlt sie sich endlich sicher, beschützt - und begehrt. Wenn sie bloß nicht dauernd dieses Gefühl hätte, unter Beobachtung zu stehen …
Kate Hoffmann
Seit Kate Hoffmann im Jahr 1979 ihre erste historische Romance von Kathleen Woodiwiss las – und zwar in einer langen Nacht von der ersten bis zur letzten Seite – ist sie diesem Genre verfallen. Am nächsten Morgen ging sie zu ihrer Buchhandlung, kaufte ein Dutzend Liebesromane von verschiedenen Autorinnen und schmökerte sie begeistert durch. Zehn Jahre später entschloss sie sich, selbst eine Romance zu schreiben. Kate hatte als Lehrerin, Verkäuferin, Werbekauffrau und in ehrenamtlichen Jobs gearbeitet – aber so richtig glücklich war sie in diesen Jobs nicht. Drei Jahre versuchte sie sich an einem historischen Liebesroman, bis sie zu dem Schluss kam, dass sie dafür nicht die Richtige sei. In dem folgenden halben Jahr verfasste sie eine zeitgenössische Romance, und das gelang ihr auf Anhieb so gut, dass das Manuskript von dem Verlag Harlequin gekauft wurde. Im Jahr 1993 erfüllte sich dann ihr großer Traum: Sie wurde hauptberuflich Romance-Autorin. Kein Wecker, der sie morgens aus dem Schlaf reißt, keine seriösen Kostüme mehr – stattdessen allerdings lange und harte Stunden am Computer. Zurzeit arbeitet sie an ihrem 25. Liebesroman. Sie schreibt für verschiedene Reihen, ist jedoch dem zeitgenössischen Genre treu geblieben. Kate teilt ihr gemütliches kleines Haus mit ihren beiden Katzen Tansing und Tibriz. Sie leben in einem malerischen Dorf im amerikanischen Bundesstaat Wisconsin.
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Buchvorschau
Dich zu spüren - Kate Hoffmann
IMPRESSUM
Dich zu spüren erscheint in der HarperCollins Germany GmbH
© 2003 by Peggy A. Hoffmann
Originaltitel: „The Mighty Quinns: Liam"
erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe TIFFANY
Band 1105 - 2004 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg
Übersetzung: Christian Trautmann
Umschlagsmotive: shutterstock_CURAphotography, GettyImages_NycyaNestling
Veröffentlicht im ePub Format in 07/2018 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783733757991
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
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BACCARA, BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, TIFFANY
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1. KAPITEL
Liam Quinns Nase juckte, als er den moderigen Dachboden betrat. Bei jedem Schritt wirbelte Staub auf. Es roch nach altem Holz, und die Dielenbretter knarrten unter seinen Füßen. In der Ecke stand ein klappriges Sofa aus Rosshaar, und an der gegenüberliegenden Wand entdeckte er einen winzigen Kamin, der nicht mehr in Gebrauch war. Die ersten drei Stockwerke des Hauses in Charlestown wurden gerade renoviert und in Eigentumswohnungen umgewandelt, wie es mit so vielen Häusern in dieser alten Gegend Bostons passierte.
Liam spähte in die Dunkelheit hinter kunstvollen Spinnweben. Irgendwo in den Ecken lauerten bestimmt Fledermäuse, die nur darauf warteten, sich auf ihn zu stürzen. Er hasste Fledermäuse. „Es ist saukalt hier."
„Die Präsidenten-Suite im ‚Four Seasons‘ hat leider keine Fenster zur richtigen Straßenseite", entgegnete Sean trocken.
„Ich hatte ein Date heute Abend. Cindy Wacheski wollte sich mit mir um zehn im Pub treffen."
„Dir werden noch die Frauen in Boston ausgehen, die du mit deinem Charme verzaubern kannst", meinte Sean.
„Zum Glück kommen jeden Tag neue Frauen in die Stadt, scherzte Liam. „Ich könnte dich mit einigen bekannt machen.
Er hob seine Kamera, die um seinen Hals hing, betrachtete seinen Bruder durch die Linse und drückte den Auslöser. „Du siehst aus wie ein Mann, der dringend Sex braucht."
Das Blitzlicht erhellte den dunklen Dachboden. Fluchend hielt Sean sich die Hand vor die Augen. „Das hier ist eine Überwachung. Jeder unten auf der Straße kann den Blitz sehen."
„Klar, bestimmt sind Horden von Touristen auf der Straße, die ausgerechnet zu diesem Haus hochschauen. Liam schüttelte spöttisch den Kopf. „Hättest du dir nicht irgendein Haus mit Heizung aussuchen können? Was könnte sich denn lohnen, auf diesem Dachboden zu fotografieren?
„Nicht hier, sondern auf der anderen Straßenseite. Wirf mal einen Blick dorthin."
Liam nahm sein Teleobjektiv aus der Kameratasche und schraubte es auf die Kamera. Dann ging er zu dem schmutzigen Dachbodenfenster und sah hinaus auf die Straße. Er konnte draußen nichts Besonderes erkennen. Der Gehsteig unten war leer, in der schmalen Straße parkten links und rechts Autos.
„Das ist ein wichtiger Fall, erklärte Sean. „Wenn du mitmachst, kannst du nicht wieder aussteigen. Du musst dich entscheiden.
„Du könntest wenigstens so tun, als wärst du dankbar, entgegnete Liam. „Ich bin dein Bruder und Mitbewohner. Ich bezahle die Hälfte der Miete, räume hinter dir auf und nehme Nachrichten für dich entgegen, wenn du nicht in der Stadt bist. Ich muss dir bei diesem Fall nicht helfen. Ich habe selber wichtige Arbeit zu erledigen. Was, wenn ich einen Auftrag vom ‚Globe‘ bekomme? Als Freiberufler muss man immer verfügbar sein. Letzte Woche hatte ich ein gutes Foto auf Seite drei des Sportteils. Hast du es gesehen?
„Die bezahlen dir Pfennigbeträge. Und die Miete habe ich schon seit drei Monaten nicht mehr von dir gesehen."
„Na ja, im Augenblick bin ich etwas knapp bei Kasse."
„Wenn du diesen Job für mich machst, teile ich mein Honorar mit dir."
Seit er vor vier Jahren wegen chronischer Gehorsamsverweigerung von der Polizeiakademie geflogen war, arbeitete Sean als Privatdetektiv. Von den sechs Brüdern war Sean der am wenigsten zugängliche. Er war schweigsam und verschlossen, ein absoluter Einzelgänger. Die einzigen Menschen, in deren Gesellschaft er sich wohl fühlte, waren seine Brüder, und selbst die wussten meistens nicht, was in seinem Kopf vorging. Seit etwa einem Jahr hatte er sich noch mehr abgekapselt.
Sean hatte sich auf die Beschattung von fremdgehenden Eheleuten und säumigen Schuldnern spezialisiert. Er besserte sein Einkommen auf, indem er im Pub seines Vaters in South Boston bediente. Und wenn er Hilfe brauchte, wandte er sich gewöhnlich an seinen kleinen Bruder. Liam konnte immer ein bisschen zusätzliches Geld gebrauchen.
Sean war der perfekte Privatdetektiv. Ständig beobachtete er die Menschen in seiner Umgebung. Ihr ältester Bruder, Conor, war als der Zuverlässige bekannt und Dylan als der Starke. Brendan war immer schon der Träumer und Abenteurer gewesen. Seans Zwillingsbruder, Brian, liebte das Rampenlicht und war selbstbewusst und gesellig.
Und dann war da noch Liam. Sein Platz in der Familie hatte sich früh herausgebildet, denn er war als Charmeur bekannt. Er war der hübsche Junge, der das Leben spielend meisterte und mehr Freunde und Bewunderer besaß, als er zählen konnte. Schon von klein auf hatte er gelernt, Menschen einzuschätzen und zu durchschauen. Wenn er etwas von ihnen wollte, bekam er es, und meistens war dazu nicht mehr als ein Lächeln oder ein Kompliment nötig.
Vielleicht war es das, was ihn zu einem guten Fotografen machte. Er konnte durch ein Objektiv sehen und eine Geschichte in den Menschen erkennen, die er fotografierte. Leider hielten die Fotoredakteure beim „Boston Globe seine Arbeit für zu „künstlerisch
für eine Tageszeitung.
„Wie viel werde ich denn bei diesem Auftrag verdienen?" wollte Liam wissen.
„Wir arbeiten für eine Bank, erklärte Sean. „Das Management hat herausgefunden, dass eine Viertelmillion fehlt. Sie glauben, dass ein Angestelltenpärchen das Geld unterschlagen hat. Nachdem sie einen der beiden in Boston aufgespürt hatten, wandten sie sich an mich. Wenn wir das Geld finden, bekommen wir zehn Prozent.
Liam stutzte verblüfft. Geteilt durch zwei waren das über zwölftausend Dollar! So viel verdiente er mit seinen Fotos im ganzen Jahr nicht. Mit zwölftausend Dollar konnte man sich eine Menge Filme und Laborzeit kaufen. „Wieso schalten sie nicht einfach die Polizei ein?"
„Weil es schlechte Publicity für die Bank wäre. In sämtlichen ihrer TV-Spots prahlen sie mit ihrer Sicherheit. Es würde schlecht aussehen, wenn sie zugeben, dass das Geld verschwunden ist."
„Na schön, ich bin dabei. Wonach soll ich Ausschau halten?"
Sean trat zu ihm ans Fenster und zog den mottenzerfressenen Vorhang zur Seite. „Sie wohnt dort drüben", sagte er und zeigte auf ein Fenster auf der anderen Straßenseite. Sean reichte Liam ein Foto, das eine durchschnittlich aussehende Frau mit Brille zeigte. Sie hatte die Haare zurückgebunden und trug eine gestärkte Bluse mit einem kunstvoll um den Hals geknoteten Tuch.
„Sie sieht aus wie meine Lehrerin aus der dritten Klasse, Miss Pruitt. Wir nannten sie Miss Prunes, weil sie uns an Dörrpflaumen erinnerte", bemerkte Liam.
„Eleanor Thorpe, Alter sechsundzwanzig, Abschluss mit Auszeichnung an der Harvard Business School. Nahm gleich nach dem Studium einen Job als Bilanzbuchhalterin bei der Intertel Bank in Manhattan an. Sie galt als hervorragende Mitarbeiterin. Vor sechs Wochen kündigte sie ohne erkennbaren Grund und tauchte hier in Boston auf. Sie bewarb sich für einen Job bei einer Bank und wandte sich wegen einer Empfehlung an Intertel."
„Ist das nicht ein wenig merkwürdig für eine Betrügerin, um eine Empfehlung zu bitten?" gab Liam zu bedenken.
„Es lenkt von dem Verdacht ab. Sie wohnt dort drüben im dritten Stock. Alle Fenster gehören zu ihrer Wohnung. Rechts liegt das Schlafzimmer, das Wohnzimmer liegt links. Beobachte, wer sie besucht, was sie macht. Halte jede ihrer Bewegungen fest. Sean gab Liam ein weiteres Foto, diesmal das eines konservativ aussehenden Mannes. „Das ist ihr Partner, Ronald Pettibone, einunddreißig, ihr Kollege bei der Bank. Ich will wissen, ob er auftaucht. Ich brauche Fotos, die die beiden zusammen zeigen.
„Das ist alles? Ich warte bloß auf ihn?"
„Genau. Wenn sie in die Sache verwickelt sind, müssen sie Kontakt zueinander aufnehmen, um die Beute zu teilen. Wenn ich aus Atlantic City zurück bin …"
„Was zieht dich nach Atlantic City?"
„Ein ehebrecherischer Gatte, sagte Sean. „Es geht um viel Geld und eine Klausel über Ehebruch. Die Frau braucht Beweise.
„Wieso lässt du mich nicht den Job erledigen und bleibst stattdessen auf diesem kalten Dachboden, um die Erbsenzähler zu beobachten?"
„Ich will wissen, mit wem sie sich trifft, wohin sie geht", fuhr Sean fort.
„Wieso hörst du nicht einfach ihre Wohnung ab?"
„Dafür kann man ins Gefängnis kommen."
„Für Überwachung nicht?"
„Nein."
„Wie lange wirst du weg sein? Wenn ich nach Atlantic City fliegen würde, würde ich mich mit hübschen Mädchen und beim Spiel amüsieren. Ich kenne diese Lady da unten, die …"
„Es ist rein geschäftlich", unterbrach Sean ihn.
Liam lachte. „Es fällt mir schwer, zu glauben, dass du ein echter Quinn bist. Dazu bist du viel zu brav."
„Ich verbringe nur nicht jeden freien Moment mit der Jagd nach Frauen, konterte Sean. „Ich kann mit meiner Zeit etwas Besseres anfangen.
„He, ich mache keine Jagd nach Frauen. Sie laufen mir nur zufällig hinterher. Und was sie von dir wollen, werde ich sowieso nie verstehen. Vielleicht mögen sie deine distanzierte Art. Oder ihnen gefällt die Herausforderung. Ich kann es kaum erwarten, bis der Fluch der Quinns dich ereilt."
„Wenn ich mich von den Frauen fern halte, wird das nicht passieren, entgegnete Sean. „Du bist derjenige, der sich Sorgen machen sollte.
Liam runzelte die Stirn. „Ich liebe nun mal Frauen. Und wenn ich einfach immer von der einen zur nächsten weiterziehe, kann mich auch keine festhalten."
Trotzdem war Liams Bemerkung über den Fluch der Quinns nur bis zu einem gewissen Grad ein Scherz. In ihrer Kindheit hatte ihr Vater sie vor den Gefahren der Liebe gewarnt und sein eigenes Misstrauen gegenüber Frauen hinter Märchen über die Quinns verborgen. Doch jetzt, nachdem drei von Seamus‘ Söhnen in festen Händen, hatte Seamus verkündet, die drei seien Opfer eines lange zurückliegenden Fluches.
Er hatte dieses neue Märchen eines Abends erzählt, als seine Söhne alle um den Tresen im Pub versammelt waren. Während die drei älteren Söhne gespottet hatten, waren die drei jüngeren nicht so skeptisch gewesen. Liam hatte nicht vor, in die gleiche Falle zu tappen wie Conor, Dylan und Brendan. Er kannte nämlich den Grund, weshalb es Olivia, Meggie und Amy gelungen war, sich einen Quinn zu angeln.
„Rette niemals eine Frau, die in Not ist", murmelte Liam. Aus irgendeinem Grund schien ein Quinn zur Ehe verdammt zu sein, sobald er eine Frau rettete.
„Ich habe dir Bier und Sandwiches mitgebracht, sagte Sean. „Du findest alles in der Kühltasche. Gleich um die Ecke gibt es ein Chinarestaurant mit Essen zum Mitnehmen. Falls du mal weg musst, schalte die Videokamera ein. Ich bin Sonntagabend wieder da, spätestens Montagabend.
„Was soll ich machen, wenn dieser Kerl auftaucht? Soll ich ihn oder sie verfolgen?"
„Ruf mich an. Versuch so viel wie möglich über ihn in Erfahrung zu bringen, welchen Wagen er fährt, welches Kennzeichen er hat, alles, womit wir ihn aufspüren können. Wenn es sein muss, brich in seinen Wagen ein."
„Kann ich dafür nicht ins Gefängnis kommen?" fragte Liam grinsend.
„Nur wenn du dich erwischen lässt", sagt Sean auf dem Weg zur Tür.
Nachdem sein Bruder die Tür des Dachbodens hinter sich zugemacht hatte, wandte Liam sich wieder seinem Job zu und richtete das Teleobjektiv auf die Wohnung im dritten Stock. In allen Zimmern brannte Licht, und seine Zielperson saß im Wohnzimmer. Sie hatte ihm zwar den Rücken zugedreht, doch konnte er erkennen, dass sie ein Buch las.
Plötzlich stand sie auf, in der einen Hand das Buch, während sie mit der anderen wild gestikulierte. Liam fragte sich, mit wem sie da redete, bis er merkte, dass sie Selbstgespräche führte. „Bodenkontrolle, wir haben hier eine Verrückte", sagte er leise.
Er betrachtete ihren Körper durch das Teleobjektiv von oben bis unten. Sie war groß und schlank, ihr dunkles Haar reichte ihr bis auf den Rücken. Sie trug enge verwaschene Jeans, und ihr figurbetontes